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Vaters Auto mal heimlich auf „Spritztour“ gehen, hat schon manch hoffnungsvoller Nachwuchs mehr oder weniger erfolgreich riskiert. Wie oft das aber gestandenen Ehefrauen nachzusagen ist, dürfte sich in keiner Statistik nachlesen lassen. Der erste „Fall“ dieser Art ist zwar nicht polizeilich registriert, aber historisch verbrieft. Und das mit einem Namen, der eng mit dem Automobil verbunden ist: Bertha Benz, Ehefrau eines der beiden Erfinder des motorisierten Fortbewegungsmittels. Und das kam so. 1888 hielt Karl Benz die Zeit für gekommen, seinen Motorwagen auf der „Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung in München zu präsentieren. Vor allem, um angesichts der scheinbaren Unverkäuflichkeit seines Motorwagens diesen der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Er spielte dabei bereits schon mit dem Gedanken, aufzugeben. Doch seine Frau war da anderer Meinung. Sie glaubte unerschütterlich an das Lebenswerk ihres Mannes: „Die Leute kaufen nur die Sachen, die sie kennen. Zeigen muß man ihnen die Ware, dann werden sie schon zugreifen.“ Und sie selbst griff nicht nur zu, sie zeigte es den Leuten auch. Buchstäblich. Mit einer mutigen Blitzaktion spielte sie an einem Augusttag 1888 Automobilgeschichte Bertha Benz wusste, dass in der Garage in Mannheim das bereits fahrbereit entwickelte „Modell3“ des dreirädrigen Benz-Patent-Motorwagens“ stand. Am Morgen jenes Augusttages anno 1888 schob sie, während ihr Mann noch schlief, mit den beiden Söhnen Eugen (15) und Richard (13) heimlich, still und leise das Gefährt aus der Garage. Karl Benz dürfte seinen Augen nicht getraut haben, als er in der Küche einen Zettel „Wir sind zur Oma nach Pforzheim gefahren“ fand – und draußen eine leere Garage. Bertha Benz hatte nicht die Pferdekutsche genommen, sondern den Motorwagen.... Dass die Söhne mit der Bedienung des motorisierten Dreirads schon recht gut und besser bewandert waren als die Mutter, versteht sich. So saß auf dem größten Teil der Fahrt zur Oma der fünfzehnjährige Eugen am Steuer, das eher eine Lenkkurbel war. Über Ladenburg (hier verbrachte Karl Benz die letzten Jahre seines Lebens) und Heidelberg ging die Fahrt nach Wiesloch. Hier fuhr das Trio vor der Stadtapotheke vor. Aber nicht um irgendwelche Mittelchen für den persönlichen Bedarf zu kaufen . Sondern zum Tanken. Denn nur in Apotheken gab es das damals noch „Ligroin“ genannte Benzin. Die historische Apotheke Wiesloch ging damit als erste Tankstelle der Welt in die Geschichte ein. Eine Vergnügungsfahrt wurde die Tour nach Pforzheim allerdings nicht. Für solche Langstrecken war der Benz-Motorwagen noch nicht konstruiert. Als die Antriebsketten dem Daueranspruch nicht Stand hielten, wurden sie in einer Schmiede notdürftig repariert, Werkstätten gab es zu der Zeit natürlich noch nicht. Auch nicht für die schnell verschlissenen Bremsklötze, deren Lederbelag einige Male von Dorfschustern erneuert werden mussten. Und weil Karl Benz seine „Testfahrten“ praktsisch nur auf ebenen Straßen unternommen hatte, machte das 2,5-PS-Motörchen an einer starken Steigung einfach schlapp. Die Benz-Söhne und zwei Bauernjungs schoben das Vehikel mit gemeinsamen Kräften – buchstäblich - über den Berg. Das Trio hat es dann aber bis zum von Mannheim 180 Kilometer entfernten Ziel in Pforzheim geschafft. Es war die erste Fernfahrt der Automobilgeschichte. Und am Lenkrad saß in Abwechslung mit einem ihrer Söhne eine Frau! Karl Benz hat später diese Pioniertat seiner Frau so gewürdigt: „Nur ein Mensch harrte in diesen schweren Tagen, wo es dem Untergange entgegen ging, neben mir im Lebensschifflein aus. Das war meine Frau. Tapfer und mutig hisste sie neue Segel der Hoffnung auf.“ |
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Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Schäffler / FriedrichTextzusammenstellung:
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Schäffler, Manfred E. Friedrich |