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SR, CX, GT oder XL. Das sind auch heute noch gängige Typenbezeichnungen für Automobile. So war es auch bei jenem Modell, das am 1. Oktober 1955 im Grand Palais auf dem Pariser Salon de l´Automobile durch seine eigenwillig-futuristische Form angesichts damals durch die Bank eher konservativer Autotypen erhebliches Aufsehen verursachte. DS nannten sie bei Citroen den von André Lefevre und Flaminio Bertoni unter der Regie von André Citroen geschaffenen in allen Belangen revolutionären Neuling. DS stand dabei für „Desirée Speziale“, gleich spezieller Wunsch. Was immer damit ausgedrückt werden sollte – die zwei Buchstaben wurden schnell so interpretiert, wie DS als ein Wort gelesen wird. Eben „Déesse“. Und das heißt übersetzt nichts anderes als „Göttin“. Zwei Jahrzehnte lang ist die DS als Citroens Topmodell gebaut worden. Von den diversen Göttinnen der Antike dürfte sich keine jemals einem Facelifting unterzogen haben. Die Déesse aus Frankreich musste das mehrfach über sich ergehen lassen, ohne dabei jemals ihr Image verloren zu haben. Ihr von Bertoni geschneidertes göttlich-irdisches Gewand mit dem kühlerlosen Gesicht blieb stets unverwechselbar. Gestartet ist die DS 1955 als Limousine DS 19 mit dem aus dem von André Citroen kreierten Traction Avant stammenden 1,9-Liter, der mit hängenden Ventilen im Viertakt schlug. In den Fahrleistungen kamen bei 60 PS nicht gerade himmlische Gefühle auf. Mehr als 18 Sekunden vergingen, bis die 100 „Sachen“ erreicht waren. Endstation hieß es bei 155 km/h. Mit der gleichen Maschine trat 1957 die ID 19 an, von der es erstmals 1958 einen Kombi „Break“ gab, wie Citroen auch alle künftigen Kombis bezeichnete. Himmlisches „Oben-ohne“-Vergnügen durfte ab 1961 mit einem von Henri Chapron der DS buchstäblich auf den Leib geschnittenen Cabriolet genossen werden. Insgesamt sind in der DS- und D-Familie zehn Triebwerke mit unterschiedlichen Hubräumen und „Pferdestärken“ zum Einsatz gekommen: 1911 ccm/60 PS (DS 19 – 1955 / ID 19 – 1957) – 1985 ccm/84 PS (DS 19 A – 1965) – 2175 ccm/100 PS (DS 21 – 1965) – 1985 ccm/90 PS (DS 20- 1968) – 1985 ccm/98 PS (D-Spécial/D-Super – 1969) – 2347 ccm/110 PS (DS 23 – 1972) – 2347 ccm/126 PS (DS 23 injection – 1972) – 2175 ccm/98-104-110 PS (D-Super 5 – 1073). Eine lange Reihe an Ausstattungsvarianten bot der Kundschaft reichlich Möglichkeiten, bis zum Pretsige und dem High-Luxus-Modell Pallas. Zum absoluten Sahnestück wurde das ebenfalls zur Familie gehörende Modell SM, wobei das M für Maserati stand. Vieles, was Citroen in der DS an damals schon richtungweisender Technik bot, ist erst spät bei anderen realisiert worden. Ungewöhnlich zum Beispiel war das Einspeichenlenkrad. Der zurückgesetzte Tank ist aus Sicherheitsgründen längst Vorschrift. Erstmals wartete ein Großserienfahrzeug mit vorderen Scheibenbremsen auf. Die hydraulische Hochdruckbremse packte bei Vollbremsungen fast schon brutal zu. Die feinfühlige Servolenkung, zu jener Zeit noch ein Privileg voluminöser US-Schlitten, gab die 1125 Kilogramm Auto wie ein leichtes Spielzeug in die Hand. Die DS war allerdings auch eines der letzten großen europäischen Automobile mit Lenkradschaltung. Zugleich aber auch das erste mit den von Michelin entwickelten neuen Stahlgürtelreifen. Das Sensationellste am Fahrwerk war jedoch die Hydropneumatik. Eine Gas-Flüssigkeitsfederung, die die Kombination von Stahlfedern der unterschiedlichsten Systeme mit den dazu gehörigen Stoßdämpfern fast schon antiquiert erscheinen ließ. Dieses Konzept verlieh dem Auto ungewöhnliche Fahreigenschaften und machte es zu einer rollenden Sänfte. Vom Fahrer konnte ab Baujahr 1956 die normalerweise selbsttätige Fahrwerkeinstellung durch eine manuell zu bedienende Niveauregulierung auch selbst beeinflusst werden. Die höchste Bodenfreiheit betrug 274 Millimeter, die niedrigste in abgesenktem Zustand 89 Millimeter. Wie die kleine Schwester 2CV – wem muss man noch etwas über das unvergleichliche „hässliche Entlein“ erzählen! – hat die DS natürlicvh auch Filmgeschichte geschrieben. Insider werden sich dabei zum Beispiel an „Fantomas“ mit Louis de Funès und Jean Marais oder „Das Superhirn“ mit Jean-Paul Belmondo und Bourvil erinnern. Nicht zu vergessen sind auch die überzeugenden sportlichen Auftritte und Erfolge zum Beispiel bei der Rallye Monte Carlo 1959 und 1966. Insgesamt sind bis 1976 von der „Göttin“ mit dem Markenzeichen des Doppelwinkels fast 1,456 Millionen unter die Menschen gebracht worden. Einer von ihnen war Frankreichs Staatspräsident de Gaulle. Er überlebte 1961 im Auto dank göttlichem Schutz ein Attentat. Die DS übrigens auch, trotz zerfetzter Reifen... |
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