Am Anfang war „Jakob“

- Manfred E. Friedrich -

 

Volvo begründete den Automobilbau in Schweden

Im Jahre 1927 machten ein Amerikaner schwedischer Abstimmung namens Charles Lindbergh und sein einmotoriges Flugzeug „Spirit of St. Louis“ weltweite Schlagzeilen mit dem 33-Stunden-Flug von New York nach Paris. Im gleichen Jahr, genau am 14. April, rollte aus einem Fabriktor im Göteborger Vorort Lundby ein Schwede lupenreiner schwedischer Abstammung, ohne dass die Welt von ihm überhaupt Notiz nahm, geschweige denn ihm Schlagzeilen widmete. Sein Name war „Jakob“, die offizielle Typenbezeichnung OV 4, der erste in Schweden gebaute Pkw- ein Volvo.

In den frühen zwanziger Jahren wurde der schwedische Automarkt fast ausschließlich von US-Importen beherrscht. Was Assar Gabrielsson, den Verkaufsleiter der Svenska Kugellager Fabriken SKF, angesichts des Blicks auf die Entwicklung auf dem europäischen Festland nicht ruhen ließ. Gemeinsam mit seinem Partner Gustaf Larson begann er die Entwicklung eines schwedischen Autos für die Schweden. Als Motorenhersteller hatten sie Pentaverken in Skevde, für die Aufbauten die Karosseriefabrik Freyschuss in Stockholm ausgeguckt. 1926 stand dann auch der erste Prototyp auf den Rädern.

Weil die erste Testfahrt am 25. Juli stattfand, der in Schweden als Jakobstag gefeiert wird, fanden sie auch den passenden Namen. Nach dem Firmennamen mussten sie ebenfalls nicht lange suchen. Den gab es nämlich schon seit 1915 mit der von SKF gegründeten, aber nie aktiv in Erscheinung getretenen Patentgesellschaft AB Volvo. Ein für einen Kugellagerhersteller treffender Begriff, übernommen aus dem Lateinischen: Volvo - „Ich rolle“.

Natürlich brauchte Schwedens erstes Automobil noch ein unverwechselbares Markenzeichen. Es prangte als diagonal verlaufender Pfeil in einem Kreis mitten auf dem hohen Flachkühler. Die Entscheidung für dieses – heute so genannte – Logo fiel in Anlehnung an das schwedische Zeichen für Eisen.

Das Auto, mit dem die neue Volvo AB in die Zukunft rollte, hatte einen Hier 1944-ccm-Vierzylinder mit 28 PS bei 2000 U/min, der es bei empfohlener Reisegeschwindigkeit von 60 km/h auf eine Spitze von 90 km/h brachte. Geschaltet wurde über ein Dreigang-Getriebe mit Mittelschaltung. Von den Montagestraßen – die Fließbandproduktion von Ford in den USA war in Schweden noch ein Fremdwort – wurden zwei Versionen des „Jakob“ geschoben: OV 4 Openvagn und PV 4 als geschlossene Limousine. Beide hatten das gleiche Fahrgestell, eine Rahmenkonstruktion mit Starrachsen vorn und hinten mit Halbelliptikfedern bei einem Radstand von 295 cm. In einem Punkt hinkte Volvo, das einmal zu einem besonderen Begriff für Sicherheit werden sollte, der Entwicklung hinterher. Während die meisten Automobilhersteller Vierradbremsen immer mehr als Standard einsetzten, wurden die 28 „Pferde“ von Jakob nur über die Hinterräder abgebremst.

Der OV 4 wurde für 4.800, der PV 4 für 5.800 Schwedenkronen angeboben. Bei der geschlossenen Limousine entschied sich Volvo für das Weyman- Verfahren. Das Holzskelett der Karosserie wurde mit Kunstleder oder –gegen 200 Kronen Aufpreis – mit echt Leder bespannt.

Im Premierenjahr sind gerade mal 297 Fahrzeuge ausgeliefert worden, überwiegend OV 4. Das heißt bei einer Belegschaft von 66 Mann nicht einmal ganz viereinhalb Stück pro Kopf.. Dass ausgerechnet ein skandinavischer Hersteller angesichts der heimischen Witterungsverhältnisse mit einem „Oben –ohne“-Auto ins Rennen um die Gunst der Käufer ging, war schon etwas verwunderlich. Aber Volvo schaltete schnell: Bereits 1928 wurden die Produktionspläne geändert, 200 bereits fertige offene Karosserien verschrottet und an ihrer Stelle 200 geschlossene Limousinen gebaut.

Ein Verkaufsschlager wurde Schwedens erstes Auto jedoch nicht. Bis zur Produktionseinstellung 1929 entstanden insgesamt 205 offene OV 4 und 721 PV 4, diese aber bereits mit Vierradbremse. Der Vollständigkeit halber sind auch noch 521 auf der Basis von Jakob gebaute 1,5-Tonnen Leichtlaster LV 40 zu erwähnen.






Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Schäffler / Friedrich

Text: ©Ermasch - Presse - Service, Schäffler, Manfred E. Friedrich
Fotos: ©EPS-Schäffler, Volvo
Quelle: Manfred E. Friedrich, Volvo

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