Ein weiß-blauer Diamant

Vor fünfzig Jahren begann die Legende des BMW 507

Neon Auto

 

BMW und Sportwagen – das waren schon vor 1945 zwei eng zusammen gehörende Begriffe. Zum Beispiel mit dem 328, dem der Volksmund wegen seiner über die Motorhaube gespannten Lederriemen den fast liebevollen Beinamen „Lederhosen-Bayer“ verlieh. Als Porsche 1950 mit dem 356 und Mercedes 1954 mit dem 300 SL den Blutdruck nicht nur deutscher Sportwagenfans in die Höhe trieb, mussten die Münchner auch etwas für ihre Klientel tun. Und sie taten es. Auf der IAA im September 1955 stand ein Roadster mit der Typenbezeichnung 507. Aber das Publikum fragte sich: Das sollte ein BMW sein? Diesem Auto fehlte doch etwas BMW-Typisches – die berühmte Niere. Der weißblaue Propeller auf der Nase wiederum ließ keinen Zweifel – es war ein BMW! Ein Bayer jedoch war er nicht, zumindest was seine Entwicklung betrifft. Da war er ein Amerikaner. Kolportiert wird zumindest diese Geschichte: Max Hoffmann, US Importeur von BMW und anderen europäischen Nobelmarken, waren einige Entwürfe eines BMW-Sportwagens vorgelegt worden, der seiner Meinung beim amerikanischen Publikum kein Rad auf die Erde bringen würde. Die Idee eines solchen Fahrzeugs hielt er allerdings für durchaus realisierbar. Aber das konnten seiner Meinung nach am Besten die renommierten italienischen Couturiers.


Doch da gab es einen Deutsch-Amerikaner Albrecht Graf Goertz, der sich in den Staaten einen Namen als Industriedesigner gemacht hatte. Und auch als Gestalter von Automobilen für kleinere Karosseriefirmen in den Staaten. Als er von Hoffmanns Plänen Wind bekam, wollte er beweisen, dass nicht nur die Italiener rassige Sportwagen bauen können. Und er bewies es, entwickelte die Pläne für einen offenen Zweisitzer und schickte diese nach München. Um es kurz zu machen: In der BMW Chefetage funkte es auf Anhieb: Das war genau das, was man brauchte, um an die große Sportwagentradition anzuknüpfen. Es funkte nicht nur, es strahlte. Dieses Auto wurde ein weiß-blauer Diamant.


Wie gesagt: Der Prototyp stand 1955 auf der IAA in Frankfurt. Aber es sollte noch ein gutes Jahr dauern, bis aus der Präsentation eine Produktion wurde. Die begann im November 1956, als am Autohimmel ein neuer Stern aufging (es gibt eben auch Autos, die ihn nicht auf der Nase tragen müssen). Das registrierte auch die Fachpresse. Wie zum Beispiel die Motor-Revue in einer Ausgabe 1957: „Der BMW 507 ist formal gänzlich ungewöhnlich. In seinem Äußeren von einem geradezu herausfordernden Sport-Appeal, exakt aussehend wie die Vorstellung von etwas ganz Schnellem.“


In dem Maßanzug, in dem der 507 nun antrat, steckte ein ganzes Bündel an BMW- Technik aus verschiedenen Modellen. Das von Fritz Fiedler konstruierte Kastenrahmen-Chassis war bei auf 2480 Millimeter verkürztem Radstand von der großen Limousine 502 übernommen worden. Die Vorderräder waren einzeln aufgehängt, die hintere Starrachse verfügte über Zug- und Schubstreben in Längsrichtung sowie einen querliegenden Stabilisator (Panhardstab). Die dem 507 von Anfang an bescheinigte hervorragende Straßenlage wurde später durch den Einbau von Koni-Hochleistungsstoßdämpfern noch optimiert.


Unter der flachen Motorhaube mit dem durch eine Strebe geteilten doppelten Kühlergrill arbeitete der aus dem 502 stammende 3,2-Liter-Achtzylinder mit einer Verdichtung von 7,5:1 und zwei Fallstrom-Doppelvergasern. Der Motor war mit dem exakt abgestimmten Viergang-Schaltgetriebe verblockt. Die Kraft der 150 PS stand für eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h und wurde von hydraulischen Servo-Vierrad-Trommelbremsen, ab August 1958 mit Scheibenbremsen vorn sicher unter Kontrolle gehalten. Als abso-lutes Novum hatte der 507, was damals noch keiner hatte – eine verstellbare Lenksäule


Das Platzangebot für die offene Zweierbeziehung (das Verdeck war vollversenkbar, angeboten wurde auch ein Hardtop für 1500 DM) war für Roadsteransprüche sogar großzügig bemessen. Hochgelobt wurde neben Fahrleistung und Fahrverhalten vor allem auch der für einen Sportwagen überdurchschnittliche Fahrkomfort. Auch das Handling entsprach selbst höchsten Erwartungen.


Wer das Roadstervergnügen pur im BMW 507 genießen wollte, musste schon zu den „Gutbetuchten“ mit einem entsprechenden Kontostand gehören. Der Bayern-Diamant kostete beim Einstand stolze 26 500 Mark, nach einer 1957 erfolgten Preiserhöhung um 2 000 Mark im letzten Produktionsjahr schließlich 29 950 Mark. Im März 1959 verließ der letzte 507 das Produktionsband.


Über die Gesamtzahl schwanken die Angaben zwischen 251 und 254. Die meisten Exem-plare dieses Klassikers unter den Nachkriegsautos existieren noch. Wohlbehütet und gepflegt. Und gelegentlich von ihren Besitzern mit Stolz auf Oldtimer-Paraden präsentiert. Als Rarität, die auch aus heutiger Sicht unbestritten zum Schönsten gehört, was je vom weiß-blauen Propeller geziert wurde.




Internet: BMW Historisches Archiv


Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Schäffler / Friedrich

Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, Manfred E. Friedrich
Fotos: © EPS-Schäffler
Quelle: BMW AG

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