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Schwarz, kreisrund und mit einem großen Loch in der Mitte. Was ist das? Natürlich die „Dampfmaschin“ des liebenswerten Physikpaukers Bömmel alias Paul Henckel aus der „Feuerzangenbowle“. Die ist hier nicht gemeint. . Sondern der Autoreifen. Ohne den es das komfortable Auto von heute nicht gäbe. Und den Reifen gäbe es nicht, wenn das nicht entdeckt worden wäre, was ihn überhaupt erst zu einem Reifen macht – der Gummi. Den wiederum gäbe es nicht, wenn es nicht etwas anderes geben würde – den Kautschuk als Basis des Gummis. Wie so oft in der Geschichte stößt man auch auf der Suche nach dem Ursprung des Kautschuks wieder einmal auf die Spuren der alten Ägypter. Es mag eine Frage der Auslegung bei antiken Reliefzeichnungen sein, ob die kugelrunden Gegenstände in den Händen der dargestellten Personen als Bälle waren oder irgendwelche unbekannten Spielzeuge. Anders verhält es sich mit den Aufzeichnungen des ebenso berühmten wie berüchtigten spanischen Eroberers Fernando Cortes aus dem Jahre 1519. Darin berichtet er über „seltsame Spiele“ am Hofe des Inkakönigs Montezuma, dass mit Bällen gespielt wurde, die auf unerklärliche Weise wie von fremder Hand dirigiert wieder vom Boden zurücksprangen. „Cahuchu“ nannten die Indianer den Stoff, aus dem diese Bälle bestanden – was soviel bedeutete wie „fließendes Holz“ oder „Träne des Baumes“. Noch vor Cortes aber hatte ein anderer Europäer Bekanntschaft mit diesem elastischen Stoff gemacht – Christoph Columbus, der auf seiner zweiten Entdeckungsreise (1493 bis 1496) auf Haiti (Hispanola) landete. Der Geschichtsschreiber Antonio de Herrera, der Columbus auf dieser Reise begleitet hatte, berichtete von einem „elastischen Harz“, aus dem die Eingeborenen Kügelchen formten und damit spielten. In Europa dauerte es nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen bis Mitte des 18. Jahrhunderts, ehe die Bedeutung des in Anlehnung an den indianischen Namen Cahuchu inzwischen Kautschuk genannten Stoffs erkannt wurde. Wesentlichen Anteil daran hatte der französische Wissenschaftler Charles Marie de la Condamine mit seiner Denkschrift „Rélation Abrégée d´un Voyage fait dans l Interieur de l´Amerique Méridionale“ Darin stellte er erstmals die Methoden der Indios zur Kautschukgewinnung dar, die sich bis auf den heutigen Tag im Prinzip nur geringfügig verändert haben. Der „Hevea brasiliensis“, eben der Kautschukbaum, wird durch Einschnitte in die Rinde angezapft. Dabei läuft dann die „Träne des Baumes“ heraus. Aber auch la Condamine vermochte es noch nicht, diesen Stoff elastisch zu machen. Dazu bedurfte es – wie so oft bei Erfindungen – wieder einmal des Zufalls. Es war an einem Septembertag 1839 in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut. Da experimentierte ein Eisenwarenhändler namens Charles Goodyear erneut mit einem Gemisch aus Kautschuk und Schwefel, wie er es zuvor aus reiner Experimentierfreude ohne ein bestimmtes Forschungsziel schon mehrfach getan hatte. Dabei fiel ihm das Gemisch aus den Händen, landete auf einer heißen Herdplatte, verbrannte jedoch nicht, sondern verband sich zu einer elastischen Masse. Der Gummi war entdeckt. Charles Goodyear ließ sich seine Zufallserfindung, deren weltweit zukunftsträchtiger Bedeutung er sich natürlich nicht annähernd bewusst war, als „Metallisation“ patentieren. Erst der Engländer William Brockdon verwendete später erstmals den Begriff der Vulkanisation, bei dem Vulcanus, der römische Feuergott, Pate stand. Goodyear hatte mit seiner Erfindung den Weg für die Nutzung des Kautschuks auf den verschiedensten Gebieten bereitet. Er selbst aber hat, wie viele andere Entdecker und Erfinder ebenso, von seine Erfindung nichts gehabt. Er musste schließlich auch noch das Patent verkaufen und starb, hochverschuldet, 1860 einsam und verlassen im Alter von nur 60 Jahren. |
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Schäffler, Manfred E. Friedrich |