Flotter Rheinländer
Ford Capri - Ein Kultauto wird 40

- Manfred E. Friedrich -

 

Der Käfer aus Wolfsburg war das Auto, mit dem wir Deutschen nach den Kriegsjahren begannen, die Welt zu entdecken und zu erleben. Und das hieß in erster Linie Bella Italia. Der Kölner Tochter eines amerikanischen Autokonzerns aber blieb es vorbehalten, einem deutschen Auto den Namen zu geben, der diese Sehn- süchte nach Sonne, Strand und Palmen jener Insel dokumentierte, die Rudi Schuricke so romantisch besungen hat: Vor vierzig Jahren präsentierte Ford den Capri.


Vier Jahre vorher hatte Mutter Ford in den USA ein Auto vorgestellt, das seinem Namen gerecht wurde und alles buchstäblich über den Haufen rannte, was man bislang als „Ami-Schlitten“ kannte. Der Mustang sprach eine Käuferschicht aus allen Einkommensklassen an, die sowohl Wert auf Komfort als auch auf Sportlichkeit legte. Und in genau diese Richtung sollte zielen, was fast parallel dazu in Köln entwickelt wurde. Colt sollte er heißen der sportliche Rheinländer. Aber den Namen hatte bereits Mitsubishi gepachtet. Und so wurde er eben der Capri. Klang ja auch besser, die Welt romantisch zu erobern (siehe oben), statt sich die Straßen freizuschießen...


Im Januar 1969 fand der erste öffentliche Auftritt auf dem Brüsseler Autosalon statt, der zweite wenige Tage später in der Bonner Beethovenhalle. Und auf den ersten Blick durfte konstatier werden: Dieses Auto wies unverkennbar Ähnlichkeiten mit dem Mustang auf: Lange und breite (aber nicht protzige große!) Schnauze, kurzes strammes Hinterteil. Das zeigten der Konkurrenz, als der Capri Mittel- und Anziehungspunkt des Ford-Stands auf der IAA war, bereits 75 000 Exemplare auf Europas Straßen.


Stichwort: Der flotte Rheinländer durfte für sich in Anspruch nehmen, schon damals ein „Europaauto“ zu sein. Er lief nämlich nicht nur in im Kölner Stammwerk, wo 86 Millionen DM in neue Produktionsanlagen investiert wurden, von den Bändern, sondern auch in Halewood. Dort wurden ihm Motoren aus dem britischen Ford-Programm implantiert. In der Technik war er nicht gerade das, was man heute innovativ nennen würde. Die McPherson-Federbein-Vorderachse und die starre Hinterachse an Halbelliptik-Längsblattfedern konnten im Fahrverhalten natürlich nicht die exzellenten Werte des großen US-Bruders Mustang erreichen. Da verhielt sich der Capri auf holpriger Fahrbahn schon eher wie ein ungezähmtes Pony. Aber das irritierte die Käufer nicht. Die fanden hier das Auto, das sie –zumindest optisch – in den Kreis derer einreihte, die sich selbst ein sportliches Image schaffen wollten.


Der Capri startete mit sage und schreibe 52 Motor- und Ausstattungs.- Varianten: 1300, 1500, 1700 (GT), 2000 und 2300 (GT) standen für die Hubräume bei einer Leistungsskala von 50 bis 108 PS. 22,7 Sekunden brauchte der 1300 mit 50 PS, der 108 PS starke 2300 GT schaffte es in 10,8 Sekunden. Keine Werte, die aus heutiger Sicht vom Hocker reißen. Aus anderem Holz geschnitzt war da der 1970 präsentierte und das bis dahin sportlichste Auto der Kölner überhaupt, der 2600 RS mit 150 PS in einer Rennversion mit Kugelfischer-Einspritzung und Sportfahrwerk. Ein Auto für Enthusiasten, Puristen und sportlich ambionierte Fahrer. Diese Rennsemmel kostete allerdings mit 15.800 DM auch mehr als das Doppelte des Basismodells, das für 6.995 DM zu haben war (ein Super-Schnäppchen,! wie man das heute bei so einem Auto nennen würde!)


Im August 1973, dem erfolgreichsten Jahr der Capri-Historie überhaupt, reihte er sich in den „Klub der Millionäre“ ein Die Präsentation des Capri II fiel zwar ausgerechnet in die Zeit der Ölkrise .Aber der Neue brachte alles mit, um der Erfolgsspur des Vorgängers zu folgen. Neben der Überarbeitung des Stylings war es vor allem ein für diese Zeit beachtlichres Sicherheitsaket: Stahlgürtelreifen, Stabilisatoren, Scheibenbremsen, Bremsraftverstärker und elektrische Scheibenwischer, alles war serienmäßig an Bord. Die von einem Gasdruck-Federbein bediente Heckklappe und umklappbare Rücksitzlehnen machten den Capri zum familienfreundlichen Kombi-Coupé.


Es gab schließlich einen weiteren Modellwechsel: 1978 mit der Vorstellung des Capri III., der dem Kölner mit Halogen-Doppelscheinwerfern und einem integrierten Frontspoiler ein neues Gesucht gab. Bei dieser Gelegenheit straffte Ford auch das Programm. So wurde der nicht mehr ins sportliche Image passen 1,3-Liter mit zuletzt 54 PS aussortiert. An Motoren standen nur noch zwei 1,6-Liter-Reihen-vierzylinder und drei V6 von 2,0 bis 3,0 mit Leistungen von 68 bis 139 PS im Angebot, das 1981 mit einem 2,8-Liter V8 und 160 PS nochmals aufgestockt wurde. Siebzehn Jahre lang wiesen die Sterne von 1969 an exakt 1.900.678 Capris den Weg in die automobile Welt, ehe 1986 die Sonne zumindest am Produktionshorizont versank. Aber bis heute nicht für die stolzen und glücklichen Besitzer eines dieser Fahrzeuge, die in die Kategorie der Kultautos gehören.


Dass der Capri sich erfolgreiche auch im Motorsport etabliert hat, versteht sich von allein. Am Anfang stand hier der bereits erwähnte RS 2600, die Steigerung war der zunächst 400 starke legendäre Turbo Capri von 1978, den 1980 die Kölner-Rennflunder „Super Capri“ mit 580 PS noch toppte. Die Namen der Fahrer, die für Ford in der Tourenwagen-Europameisterschaft, der Deutschen Automobil-Rennsportmeisterschaft sowie beim 24-Stunden-Klassiker von Le Mans und bei den 24 Stunden im belgischen Spa-Francorchamps den Capri zu Erfolgen pilotierten, sprechen für sich: Dieter Glemser, Jochen Mass, Hans-Joachim Stuck, Klaus Ludwig und ManfBildtextered Winkelhock.





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Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Friedrich
Fotos: © EPS-Schäffler, Friedrich, Ford
Quelle: Manfred E. Friedrich

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