Nobel mit echtem Japanlack

- Manfred E. Friedrich -

Mitsubishi baute 1890 das erste japanische Stahlschiff, 1898 das erste japanische Passagierschiff für die Europaroute und 1908 den ersten japanischen Ozeanliner. Zu dieser Zeit rollten auf den Straßen Europas und Amerikas längst die ersten Automobile. Im Land der aufgehenden Sonne aber war die Zeit noch nicht reif für das neue Fortbewegungsmittel der Menschheit. Zumindest nicht, was die Produktion eigener Autos betraf.

Was Autos waren, wussten die Söhne Nippons zwar schon. Aber was da über die in einem eher für Ochsenkarren oder ähnliche Gefährte geeignete Straßen tuckerte, waren ausschließlich Importfahrzeuge. Exakt das passte Koyata Iwasaki, dem damaligen Präsidenten der von Yataro Iwasaki gegründeten „Mitsubishi Steamship Company“ nicht ins japanischen Selbstbewusstsein. Er entschloss sich 1916, ein Team junger und engagierter Techniker mit der Entwicklung eines rundum neuen Automobils zu beauftragen.

Das Ergebnis war so überzeugend, dass Iwasaki in der Mitsubishi-Werft und Maschinenfabrik in Kobe die Serienproduktion anlaufen ließ. Was 1917 als erstes japanisches Auto, mit Stolz gefeiert von den Arbeitern, aus demWerfttor rollte, war eine siebensitzige Limousine, in der ein 2,8-Liter-Vierzylinder-Viertakter mit 35 PS werkelte. Die tragenden Karosserieteile bestanden aus gekehlten Eichenholzstreben, einer Rahmenkonstruktion, die dem Modell A, so die offizielle Bezeichnung, bei geringem Gewicht eine hohe Festigkeit verlieh. Das Finish war beispielhaft. Die Außenhaut der Blechteile war mit echtem Japanlack versehen. Optisch machte das Auto eine Menge her: Graues Dach über der Fahrerkabine, schwarzes Dach über den Fond-Passagieren, rot lackierte Front und Seitenteile sowie Holzspeichen.

Mit dem ersten Mitsubishi tat Japan zumindest einen frühen Schritt über die Schwelle zum automobilen Zeitalter. Es war aber nicht mehr als ein bescheidener Fußabdruck. Obwohl das Auto deutlich günstiger war als alle Importe, ließ es sich nicht verkaufen. Ganze 20 Fahrzeuge sind von 1917 bis 1920 an Kunden ausgeliefert worden. Diese allerdings werden für ihre Besitzer etwas von dem geworden sein, was der Name bedeutet: Mitsu- drei, und -bishi Diamanten.

Mit der Einstellung der Pkw-Produktion endete bei Mitsubishi aber keineswegs die Automobilproduktion. Japans aufblühende Industrie brauchte die Transportmittel zur Beförderung der diversen Handels- und Wirtschaftsgüter. Im Werk Kobe wurde mit der Produktion Lastwagen begonnen, was sich sehr schnell als wichtiger Schritt erwies. Koyata Iwasaki darf auf jeden Fall für sich in Anspruch nehmen, der Pionier der japanischen Autoindustrie gewesen zu sein, die heute mit Namen wie Toyota, Nissan, Mazda und eben auch Mitsubishi in Stückzahlen von Millionen rechnet.





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Text: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, Manfred E. Friedrich
Fotos: © EPS-Schäffler, Mitsubishi
Quelle: Archiv Friedrich

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