Sie nannten ihn Bulli

Der VW Käfer stand Pate beim ersten Europa-Van

Es hätte ihn vielleicht nie gegeben, wenn nicht Ende der 40er Jahre der niederländische VW-Importeur Ben Pon bei einem Besuch in Wolfsburg Idee und Konzept eines Kleintransporters auf Käfer-Basis präsentiert hätte. Und es hätte ihn wohl ebenso wenig jemals gegeben, wenn an der Konzern spitze nicht Heinrich Nordhoff mit Weitblick erkannt hätte: Hier ist die Chance, das zu verwirklichen, was in der aufstrebenden deutschen Nachkriegs wirtschaft besonders die zahlreichen Kleinbetriebe in Handwerk und Gewerbe brauchen – ein wirtschaftliches und in allen Belangen zuverlässiges Nutzfahrzeug für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke. Was bietet sich da besser an als eben der VW Käfer.


Dass dessen Karosserie dafür nicht geeignet ist, steht außer Frage. Erforderlich ist vor allem eine höhere Ladekapazität als das Minimum unter der Käfernase. Pons Lösung ist ein Kastenaufbau auf dem Käfer-Chassis, mit dem sich eine Zuladung von mindestens 700 Kilo schaffen lässt, die in der Endausführung dann sogar 750 Kilo erreicht.


Das Käfer-Chassis ist allerdings nach Nordhoffs Überzeugung für die Auf gaben eines Kleintransporters nicht ausgelegt. Ergo lässt der Chef seine Entwicklungsabteilung das Fahrwerk entsprechend verstärken. Zugleich soll auch die Bodenfreiheit für den eventuellen Einsatz abseits befestigter Straßen erhöht werden. Kein Problem: VW hat ja noch etwas aus der Vergangenheit – den Kübelwagen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht, der mit einer strafferen Aufhängung der Vorderachse ausgerüstet war, die bei voller Beladung auch die Fahrstabilität garantierte.


Den passenden Motor braucht VW nur aus den Regalen des Käfers zu nehmen: 1131 ccm Hubraum, 25 PS, 90 km/h „Spitze“, nach gut 30 Sekunden. Der Verbrauch liegt so zwischen 9 und 10 Litern. Das Antriebskonzept ist natürlich identisch mit dem, das Professor Ferdinand Porsche, der „Vater“ des Volkswagens, entwickelt hatte: Heckmotor und Heckantrieb.


Am 8. März 1950 herrscht in Wolfsburg Geburtstagsstimmung: Als „Typ 2“ rollt der erste Kleintransporter vom Band, noch ausschließlich als spartanisch ausgestatteter Kastenwagen. Aber schon vier Monate später steht neben dem Kombi (Typ 23) auch der erste Bus (Typ 22) auf den Rädern, als Sieben-, Acht- oder Neunsitzer. Und damit wird der vom Volksmund kreierte Kosename „Bulli“ endgültig zum populären Begriff für die gesamte Baureihe, die ab 1956 im eigens dafür errichteten neuen Nutzfahrzeugwerk in Hannover-Stöcken produziert wird.


Im Nachkriegs-Deutschland wachsen nun auch die Wünsche nach Freizeit. Und damit auch nach entsprechenden fahrbaren Untersätzen. Dass gerade der VW Bulli schon in den frühen „50ern“ die Spuren dafür einfahren würde, ahnte man damals wohl selbst in Wolfsburg nicht. Letztlich ist der Bulli zum Urvater zumindest der europäischen Campmobile und Motorcaravans geworden. Vor allem durch den bereits 1951 vorgestellten legendären Samba-Bus, der zum Trendsetter dessen wurde, was Jahrzehnte später unter dem Sammel begriff „Lifestyle“ eine ganze Fahrzeug-Klasse charakterisieren sollte.


Generationenwechsel und zahllose Detailveränderungen haben den Weg des Bulli bis ins 21. Jahrhundert geprägt. Auch in der Technik, die vom simplen Kastenwagen anno 1950 bis zum High Tech Modell des Jahres 2007 die Entwicklung eines halben Jahrhunderts dokumentiert. Dies alles vom Ur-Bulli mit Boxermotor über Diesel-Aggregate, luftgekühlte Benziner und Wasser boxer bis zu den umweltfreundlichen Motoren unserer Tage. Das Antriebskon zept mit Heckmotor und Heckantrieb aber hatte vier Jahrzehnte Bestand und wurde erst 1990 abgelöst.


Alle Änderungen im Detail aufzulisten, würde statt dieses Beitrags ein ganzes Buch füllen. Mit Den High Tech Nachkommen des Urvaters von 1950 aber wird die Geschichte des Bulli fortgeschrieben. Wie die des Urvaters Käfer durch den New Beetle.






Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Schäffler / Friedrich

Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, Manfred E. Friedrich
Fotos: © EPS-Schäffler, Archiv Volkswagen
Quelle: Manfred E. Friedrich

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