Die Millionen-Karawane des Caravan |
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Die einen nennen ihn schlicht und einfach Kombi. Die anderen haben sich für diese Spezies in ihrem Programm Namen wie Break, Avant, Variant oder Touring einfallen lassen. Bei Opel heißen sie Caravan, seit es sie gibt. Und es gibt sie seit 1953, als die Rüsselsheimer auf der IAA 1953 (die fand damals noch im Frühjahr statt) den Urahn aller Opel-Kombilimousinen präsentierten, den Olympia Rekord Caravan. Im Herbst des gleichen Jahres stand er dann endlich auch bei den Händlern. Und die ehrenwerte Kundschaft konnte sich von dem überzeugen, was die Werbung versprach: „Mit wenigen Handgriffen sind die Rücksitze umgeklappt – aus dem eleganten, gesellschaftsfähigen Opel Caravan ist ein Transporter von hohem Gebrauchswert und echter Wirtschaftlichkeit geworden.“ Mit dem Olympia Rekord stellte Opel 1953 den Urahn aller Caravans vor.Herz des für damalige Verhältnisse in der Tat ungewöhnlich vielseitigen Fahrzeugs war der gleiche Reihen-Vierzylinder, der im März auch Premiere in der Limousinen Basisversion hatte. Bei 1488 ccm wartete er mit einer Leistung von 40 PS auf, die zeitgemäße 118 km/h (Limousine 120 km/h) Höchstgeschwindigkeit schafften. Bis Tempo 100 aber war schon etwas Geduld gefragt. In Sekunden gemessen genau 40. Der Olympia Rekord Caravan brachte 1000 Kilo Fahrzeuggewicht auf die Waage. Auf gebuckelt werden durften ihm 350 Kilo Zuladung. Opels Konstrukteure hatten bei der Entwicklung des Fahrwerks dafür gesorgt, dass es etwas mehr sein durfte, ohne dass der kleine Lastesel unter dieser Bürde gleich in die Knie ging. Bei gleicher Vorderradaufhängung der selbsttragenden Karosserie mit Doppel-Querlenkern, Schraubenfedern und Stabilisator hatte die Limousine hinten bei starrer Aufhängung drei Blattfedern, der Caravan zwei mehr davon. Der Antrieb erfolgte auf die Hinterräder. Standard war, wie damals üblich, eine Lenkradschaltung. Bei einem Tankvolumen von 31 Litern und einem Durchschnittsverbrauch von 10,5 Litern lag der Aktionsradius um die 300 Kilometer. Er galt wegen seiner besonderen Zuverlässigkeit als die „Ju 52“ unter
den Opel-Kombis – der von 1972 bis 1977 gebaute Rekord D. Ursprünglich eher als Versuch gestartet, erwies sich die Caravan-Idee schon bald als von der Kundschaft zusehends mehr verlangte Alternative zur Limousine. Von der ersten Generation des Olympia Rekord Caravan sind nach einigen Retuschen bis zum ersten Modellwechsel 1957 insgesamt 92 200 Fahrzeuge gebaut worden. Bei diesem Modellwechsel ging Opel vornehmlich auch auf die Kundenwünsche nach mehr Nutzlast ein und erhöhte die Zuladung auf beachtliche 515 Kilo. Zusätzlich wurde auch den Forderungen nach mehr Komfort entsprochen, mit – so der damalige Werbetext – „Wohnzimmer-Proportionen“. Was in der Rekord-Klasse läuft, müsste auch in der unteren Klasse laufen. In der war Opel mit dem Kadett vertreten. Von dem der Baureihe A stand 1962 dann der Caravan 1000 auf den Rädern – und wurde in seiner Klasse prompt zum Trendsetter. 1962 gab es auch den ersten Caravan in der Kadett-Baureihe, der zugleich zum Trendsetter seiner Klasse wurde. Weg vom Nutzfahrzeug-Image zum Familienauto mit Freizeitwert, ist nicht erst eine Erfindung der heutigen Lifestyle-Ära. Die hatte Opel schon 1970. Das Verdienst, den Begriff Kombi beziehungsweise Kombilimousine auf diese Weise völlig neu definiert zu haben, kommt dem 1970 präsentierten und bis 1975 in rund 76 000 Einheiten produzierten Ascona-Sondermodell zu, für das auch ein entsprechender Name gefunden wurde: Voyage (Reise). Ähnliche Sonderausführungen ließ Opel auch in anderen Modellreihen vom Stapel laufen, wie Commodore Voyage, Rekord E Regent oder Kadett Voyage Berlina. Erfolge wurden sie allesamt. Die Reihe der Opel-Kombi-Sondermodelle
eröffnete 1970 der Ascona Voyage An Meilensteinen der Caravan-Historie mangelt es nicht. So stellte der Kadett von der Vorstellung des Modells 1000 im Jahre 1962 bis zur Ablösung durch den Astra einen Produktionsrekord von 1,8 Millionen Einheiten auf. Dazwischen lag der zweimillionste Caravan überhaupt, ein Rekord E Regent im Juli 1980. Genaue Zahlen über die seit 1953 insgesamt produzierten Caravans mit dem Blitzsymbol gibt es leider nicht. Angesichts der Tatsache, dass außer der legendären K-A-D-Serie (Kapitän, Admiral, Diplomat) alle Baureihen vom Kadett über den Rekord bis zum Omega einen Caravan in der Familie hatten beziehungsweise haben, dürfte eine Schätzung von mindestens zehn Millionen eher noch zu niedrig sein. Erst recht, wenn man auch noch die 396 457 auf der Basis des 50er Olympia-Modells mit geschlossener Heckpartie ohne Scheibe entstandenen Einheiten hinzu rechnet.. Damit zählt die Rüsselsheimer Marke unbestritten zu den erfolgreichsten Herstellern dieser Spezies. |
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