Mit Helm und Lampe durch die Erdgeschichte

Spannende Zeitreise im Schieferbergwerk



Es geht abwärts 16 Meter tief, direkt unter die Genovevaburg im Zentrum der Eifelstadt Mayen. Räumlich ist es ein Katzensprung in Deutschlands einziges Schiefer-Erlebnis-Bergwerk, erdgeschichtlich eine gigantische Zeitreise in die Vergangenheit. Urzeittiere übersäen die in blaues Licht getauchten Wände, Wellenrauschen dringt ins Ohr. Vor 400 Millionen Jahren erstreckte sich in der Eifel das devonische Meer. Heute gehören die verschlungenen Gänge zum Deutschen Schieferbergwerk, dem einzigen dieser Art in Deutschland.

Sachkundeunterricht geht in Mayen unter die Haut. Im Deutschen Schieferbergwerk, das zum aufwändig umgebauten Eifelmuseum gehört, gibt es keine verstaubten Vitrinen und keine langweiligen Schaukästen. "Die jahrtausendealte Geschichte von Land und Leuten in der Eifel ist einfach spannend. Und genau so wollen wir sie auch darstellen", beschreibt Mayens Oberbürgermeister die Absicht, die hinter diesem einzigartigen Museum steckt. Das Ergebnis ist ein Abenteuer unter Tage eines für alle Sinne.

Sehen, hören, fühlen, staunen: Über einen Aufzug gelangen die Besucher in eine Welt für Männer, Maschinen und Dynamit. Es tropft, die Luftfeuchtigkeit beträgt 90 Prozent. Mit Grubenhelm und Schutzjacke ausstaffiert beobachten Besucher auf einem Monitor fasziniert die Sprengung der Stollen, weichen den unermüdlichen Wassertropfen aus, tasten Schieferblöcke ab, klettern auf Gerüste und atmen gespannt die konstant acht Grad kühle und klare Luft ein. Auf Knopfdruck rattert und poltert es. Moderne Klang- und Lichtinstallationen machen Unmögliches möglich auf engstem Raum, ohne störenden Kabelsalat und absolut wasserdicht. Dazu gehört auch eine simulierte Lorenfahrt durch den Stollen die Attraktion für Groß und Klein. Dabei verstärkt die Technik nur die natürliche Faszination, die in diesem Reich der Bodenschätze eindeutig das Bild bestimmt.


Wer sich in den unterirdischen Gängen auf die Spuren der Bergleute heftet, erfährt schon nach wenigen Metern, dass sich Handwerk auch unter Tage stark verändert hat. Wo noch bis vor einigen Jahrzehnten der seidig glänzende Stein von Menschenhand aus dem Berg gesprengt und mit Muskelkraft bearbeitet wurde, kommen jetzt vor allem Maschinen zum Einsatz. Hightech hat das Traditionsgestein Schiefer wieder zu einem begehrten und preiswerten Baustoff für Dach und Fassade gemacht. Doch bei aller Mechanisierung sind die formgebenden Prozesse qualifizierte Handarbeit geblieben: Jede Schieferplatte wird von Hand gespalten und in Form gebracht. Und wer einmal unter der Genovevaburg war, weiß auch wie’s geht.

Die Zeitreise durch die Schiefergeschichte führt 340 Meter durch das Stollen-Labyrinth vorbei an alten Loren, Seilsägen, einem riesigen Schreitbagger und 20 Kilogramm schweren Presslufthämmern. Anfassen ist ausdrücklich erlaubt. Harte Arbeit und tückische Gefahren gibt es unter der Burg nicht dafür Spezialeffekte, Leuchtkästen mit Bildern und Comics sowie historische Urkunden. Sie erzählen mit Schnörkeln und Siegeln von der bewegten Geschichte des Bergbaus in der Eifel und von der hohen Qualität des geförderten Rohstoffes, der bis heute als Moselschiefer Dächer in aller Welt schmückt.

Ein gewisser Johann Baptist Rathscheck war es, der 1793 eine Schiefergrube in der Eifel erwarb und mit Geschäftssinn und Weitblick Schiefergeschichte schrieb. Schnell erkannte der Betreiber einer Ölmühle im Nettetal die Bedeutung des Baustoffes. Anfangs wurden die Platten im Tagebau gewonnen, doch Rathscheck entdeckte bald: Die besten Qualitäten liegen tiefer in der Erde. 1830 ließ er die ersten Stollen in die Berge treiben, und 1870 läutete die erste Dampfmaschine die Mechanisierung im Bergbau ein: Sie betrieb den ersten Förderschacht. Heute befinden sich in und bei Mayen im Tal der Nette die beiden modernsten Schieferbergwerke Europas.

Rathschecks Bergleute waren es auch, die im Zweiten Weltkrieg den so genannten Burgstollen unter der historischen Genovevaburg als Luftschutzbunker in den Fels trieben. "Dort überlebten Hunderte die Luftangriffe auf ihre Stadt darunter auch einer der berühmtesten Söhne Mayens: Mario Adorf erinnert sich an die Bombennächte, die er dort als Jugendlicher erlebte", erzählt Ewald A. Hoppen, der Mitinitiator des neuen Deutschen Schieferbergwerkes. Er trug dazu bei, dass die Anlage unter der Genovevaburg nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und in ein erlebnisreiches Museum umgestaltet wurde.

Leben und Erleben im liebenswerten Mayen Steine schrieben in der Eifel Stadtgeschichte


Mayens Geschichte ist heiß: Sie beginnt mit feuerspeienden Bergen und glühender Lava aber sie hat ein Happyend. Denn heute ist das Land fruchtbar, und die Leute sind freundlich. Die Eifelstadt selbst gibt sich mit seinen 20 000 Einwohnern liebenswert zum Leben und Erleben, zum Sehen und Shoppen. Oder einfach zum Genießen.

Die Geschichte Mayens ist aber auch steinalt und sie wurde von Steinen geschrieben. Es sind Schiefer, Lava und Basalt, die seit Jahrhunderten die Hauptrolle im wirtschaftlichen Leben der Stadt spielen: Schiefer landet aus den Tiefen der Erde auf den Dächern der Welt. Lava ist auf den Straßen noch immer auf der Überholspur, und harter Basalt schützt Häfen vor hohen Wellen. Die Welt der alten Steine entstand vor 400 Millionen Jahren in einer Zeit der brodelnden Vulkane, der mächtigen Korallenriffe und der subtropischen Temperaturen.

Seine geologische Geschichte kann Mayen nicht verleugnen. Und weil dies auch niemals Absicht war, erzählen das Eifelmuseum in der Genovevaburg und das Deutsche Schieferbergwerk 16 Meter darunter Geschichten und Geschichte über Eifel und Schiefer. Alles ohne langweilige Schaukästen, sondern immer spannend und immer zum Anfassen und Ausprobieren. Ein Abenteuer für alle Sinne erwartet die Besucher unter Tage, denn im Schieferbergwerk wurde im 340 Meter langen Stollenlabyrinth mit Spezialeffekten der Alltag der Bergleute rekonstruiert. Die Attraktion für Kinder und Erwachsene gleichermaßen: eine simulierte Lorenfahrt durch verschlungene Gänge.

Vor den Toren der Stadt, direkt im Zentrum des Vulkanparks, liegt das Mayener Grubenfeld. Es ist das älteste Steinbruchgebiet Europas und beschreibt, wie bis zum 20. Jahrhundert Basaltlava abgebaut wurde. Nichts Angestaubtes, sondern etwas sehr Ästhetisches beherbergt der Skulpturengarten auf dem Grubengelände. Künstler aus aller Welt haben die Werke während des Lapidea-Natursteinsymposiums erschaffen, das längst ein fester Programmpunkt im Veranstaltungskalender ist.

In Mayen haben jedoch nicht nur Vulkane ihre Spuren hinterlassen, sondern auch Kelten und Römer. Die Gründung der ersten Ansiedlung geht rund 3000 Jahre vor Christus zurück, und schon damals spielte Basalt eine Rolle. Erst wurden Mörser und Mühlensteine, Säulen und Sarkophage gebaut, später dann eine Festung auf dem Katzenberg. Sie sollte Schutz vor plündernden Germanen bieten, wurde selbst zerstört und teilweise wieder aufgebaut.

Bis zum Jahr 1291 mussten sich die Mayener gedulden, bis Rudolf von Habsburg dem malerischen Ort die Stadtrechte verlieh. Erzbischof Heinrich von Finstingen war es, der bereits im Jahr 1280 als Schutz vor Feinden die sagenumwobene Genovevaburg oberhalb des Marktplatzes errichtete. Genutzt hat es wenig, denn 1689 wurde Mayen von französischen Truppen fast völlig zerstört trotz Burg und einer acht bis zwölf Meter hohen Mauer, die Mayen damals umschloss.

Noch heute prägen historische Gemäuer das Stadtbild. Zum Beispiel der 34 Meter hohe Goloturm der Genovevaburg, der als stummer Zeuge einer wechselvollen Geschichte die Stadt überragt. Gut erhalten sind auch Mühlen- und Vogelturm sowie die Stadtmauer mit dem restaurierten, bis zur Burg begehbaren Wehrgang. Wahrzeichen der Stadt ist jedoch der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute Schiefe Turm der St. Clemens-Kirche. Konstruktion und Witterung haben den Turm aus dem Lot gebracht um genau 1,70 Meter.

Das Alte Rathaus ist da schon standhafter, wenn es auch erst im Jahr 1717 zum krönenden Abschluss der Wiederaufbauphase entstand. Heute werden hinter schmuckem Fachwerk Touristen informiert. Und die kommen nicht nur wegen der Geologischen- und Vulkanologischen Führungen, der Museen oder der malerischen Innenstadt mit den vielen, vielen Geschäften. Sie kommen auch wegen der Märkte nach Mayen.

Neben Wochen-, Kram-, Handwerker-, Bauern- und Trödelmarkt erweist sich vor allem der Lukasmarkt als Publikumsmagnet. Er gehört zu Mayen wie der Schiefe Turm und die Genovevaburg, überdauerte sechs Jahrhunderte und ist längst heimliches Wahrzeichen der Stadt. Und die befindet sich in jedem Oktober im Ausnahmezustand. Denn mehr als 300 000 Besucher reisen an zu einem tierischen Vergnügen mit Pferde- und Schafmarkt, Showprogramm, Vergnügungspark samt Riesenrad und buntem Markttreiben.

Überhaupt verstehen sich die Mayener auf große Inszenierungen. In eigener Intendanz bietet ein Ensemble namhafter Künstler von Anfang Juni bis Mitte August Schauspielkunst vom Feinsten unter freiem Himmel: Die Burgfestspiele begeistern vor der romantischen Kulisse der Genovevaburg jedes Jahr mehr als 35 000 Zuschauer. Für den Kultursommer Rheinland-Pfalz ist das die Krönung für das liebenswerte Mayen eine weitere Facette.

Wundern und wandern ist auch vor den Toren der Stadt möglich. Im Naturschutzgebiet Nettetal lockt eine Tour entlang eines erloschenen Lavastroms, und am Kloster Maria Laach suchen fast zwei Millionen Menschen pro Jahr Ruhe und Erholung. Doch sie finden nicht nur Kirche und Kloster, Türme und Arkaden, sondern auch den Laacher See mit glasklarem Wasser und einem herrlichen Rundblick. Lohnenswert ist außerdem ein Blick ins Schloss der Schlappen: Wer in dicke Filzpantoffel schlüpft, darf das barocke Schloss Bürresheim erkunden.

Ein Tag am Drehzahllimit lockt am Nürburgring: Hier können Otto-Normal-Fahrer einmal Kurs auf Michael Schumacher nehmen und im Renntaxi rasante Runden drehen. Wer lieber in die Pedale tritt, erobert per Pedes den Rundkurs am Ring. Die Natur hat hier eine 30 Kilometer lange Strecke mit Höhen und Tiefen erschaffen.

Tourist-Information:
Stadt Mayen
Altes Rathaus
56727 Mayen
http://www.mayen.de

Kontakt:
Deutsches Schieferbergwerk
Genovevaburg
56727 Mayen
www.deutsches-schieferbergwerk.com


Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / K. W.Vick

Textzusammenstellung: EPS-Schäffler / K. W. Vick
Fotos: EPS-Schäffler / Deutsches Schieferbergwerk
Quelle: Deutsches Schieferbergwerk

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Layout und Gestaltung: Andreas Schefisch. 05/2004