Kürbisse –

mehr als nur riesige Früchte


Für uns Kinder waren Kürbisse dick, rotgelb und rund. Aus ihren festen Körpern ließen sich zur Herbstzeit die tollsten Masken und Laternen schneiden – freundlich oder grimmig, lustig oder traurig – der Kürbis war für alles und jegliches zu gebrauchen. Natürlich reiften die Kürbisse an ihren langen, mit ebenso großen Blättern behangenen Krautläufern nicht dazu heran, um nach ihrer Ernte zu einer Laterne oder Maske zu werden. Dazu war und ist diese in der Tat universelle Frucht viel zu kostbar und reich an Fruchtfleisch wie Inhaltsstoffen. Der Kürbis hatte auch schon in meiner Kindheit seinen festen Platz in der Küche und trug durch seine vielseitige Verwendbarkeit zur Bereicherung des Speiseplans bei. Für den Winter lagerte man die mächtigen Früchte sorgsam ein, bevor es an ihre Verarbeitung ging. Ein Teil des Fleisches wanderte klein geschnitten in die Einweckgläser, ein anderer Teil fand sich als Konfitüre, Gelee oder Saft in Gläsern und Flaschen wieder. Die Kerne wurden abgewaschen und getrocknet; ein Teil diente der Anzucht neuer Pflänzchen im Frühling, der Rest wurde verknabbert, geröstet oder aus der Schale gepult und zu Öl gepresst. Die dicke Schale, befreit von Fruchtfleisch und Kerngehäuse, bildete nun das „tragende“ Gerüst für Masken und Laternen, woran sich bis zum heutigen Tag nichts geändert hat. Keine noch so originell, fabrikmäßig hergestellte Kürbisimitation kann es mit einer „echten“ Kürbis-Handschnitzarbeit aufnehmen.


Wer heuer vom Kürbis spricht, der sieht in Gedanken die dicken gelben Gesellen vor sich, deren Gewicht und Umfang nur noch von ihrer sprichwörtlichen Behäbigkeit übertroffen wird. Allerdings werden wir diesen Schwergewichten damit in keiner Weise gerecht, denn die Riesen- oder Zentnerkürbisse, wie sie noch genannt werden, stellen praktisch die Krönung der Kürbisfamilie dar, die derzeit mehr als 900 Sorten umfasst. Kaum vorstellbar, aber Realität. Bedenken sollte man auch, dass sowohl Melonen, Zucchini und Gurken mit ihrer Formenvielfalt zur Familie zählen. Wer Gurken oder Zucchini in seinem Gärtchen kultiviert, der baut tatsächlich eine Kürbisart an. Der Hausfrau, dem Hobbykoch und der Köchin bieten bereits Gurken wie Zucchini eine schier unüberschaubare Palette an Zubereitungsmöglichkeiten (es gibt mehrere Tausend verschiedene Rezepte zur Verwendung in der Küche), die aufzuzählen den Umfang dieses Beitrags sprengen würden. So haben die Kürbisfrüchte es durch ihre außergewöhnliche Vielseitigkeit verstanden, sich in die Herzen und Küchen der Menschen zu schmeicheln, denn ihr dezentes Aroma, ihre Fleischesfülle, ihr Vitaminreichtum und das aus ihren Kernen gewonnene Öl war schon unseren Steinzeitvorfahren, in der Antike und weit davor den Indianern Mexikos bekannt. Aus Südamerika stammt übrigens der gelbe und rote Riese oder Zentnerkürbis, der allenthalben als Synonym für den Kürbis schlechthin steht. Für die Maya und Azteken stellte der Kürbis ein bedeutendes Grundnahrungsmittel dar. Und noch eins muss man sich klarmachen; ohne die Kartoffel Südamerikas, die auf den Schiffen der Entdecker den Weg nach Europa fand, hätte die Entwicklung Europas ganz sicher eine andere Richtung genommen, und auch der Mais als Importfrucht hat sich längst als heimisches Gewächs etabliert. Griechen und Römer kultivierten die kleinen Kürbissorten, die als Rankpflanzen den Weg aus Asien nach Westen nahmen. Die immense Formenvielfalt der Kürbisfamilie ist in ihrem Anbau auf bestimmte klimatische Regionen angewiesen, wenn man die Gesamtheit der Gewächse als Erntegut ausschöpfen will. Tropische und subtropische Regionen fördern die Entwicklung der „Alleskönner“, und wenn der Pflanze dazu noch humusreicher Boden und ausreichend Feuchtigkeit angeboten wird, kennt ihr Wachstum im wahrsten Sinne des Wortes keine Grenzen. Dabei ist der Kürbis nicht unbedingt ein Freund praller Sonne, sondern liebt durchaus angenehme Beschattung, die er sich im „Ernstfall“ selbst verschafft, nämlich durch seine nicht minder großen Blätter, unter denen sich die Prachtkerle nur zu gern verstecken.


So exotisch wie ihr Aussehen, so Fantasiereich sind auch ihre Namen, durch die sie ihre Form und Farbe nachdrücklich herausstellen. Doch nicht alle Kürbisse werden zum Verzehr angebaut. Vermehrt finden sich zur Herbstzeit kleine und größer Arrangements sogenannter „Zierkürbisse“, kleine, knuffelige Gewächse, die allein schon durch ihr Aussehen Anlass zur Heiterkeit und Freude geben, was das Kaufbedürfnis des Menschen animieren hilft. Namen wie Aladin, Atlantischer Riese, Großer Mond, Weiße Wolke, Goldherz, Butternut, Hokkaido, Türkenturban, Pattison, Rondini und Flaschenkürbis stehen für Vertreter einer Pflanzenfruchtfamilie, die aus dem gesunden Leben des Menschen nicht wegzudenken ist. Wer nun glaubt, dass es der Kürbis damit genug sein lässt, irrt sich. So fand die Wissenschaft heraus, dass Obst und Gemüse weit mehr anzubieten hat, als Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Mithin enthalten die Pflanzenstoffe wie Farbe, Duft, Aroma und auch der Zellaufbau des Fruchtkörpers ein gewaltiges Arsenal an lebens- und gesundheitsfördernden Wirkstoffen, die der Pflanze und Frucht enormen Nutzen leisten bei ihrer Vermehrung, dem Wachstum und dem Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten. Was der Pflanze nützt, was sie schützt und resistent macht gegen Krankheiten und Umwelteinflüsse, kann auch dem Menschen dienlich sein. Der Kürbis zählt zweifellos zu jenen Gewächsen und hat seine, dem Menschen wohltuenden Eigenschaften, seit Jahrtausenden unter Beweis gestellt. Und was dem Menschen gut tut, kann seinen Nutztieren kaum schaden. So fressen selbst Gänse mit Vorliebe das schmackhafte Fleisch der „Dicken“, aber auch Ziegen und Schafe stehen diesem leckeren Schmaus nicht abgeneigt gegenüber.


Heutzutage schmückt sich die Haute Cousine mit dem Kürbis wie mit einem Lorbeerkranz, und in vornehmsten Häusern gehört es zur Selbstverständlichkeit, dass als Vorsuppe immer häufiger der Kürbis in der Terrine schwimmt. Immer mehr Köche stellen saisonal ihre komplette Küche auf den Kürbis ein und bieten, ergänzt durch die regionale Küche, eine beeindruckende Rezept- und Gerichtsvielfalt an, die den Riesen zum Kaiser krönt, so wie es ihm letztlich gebührt. In südlichen Ländern widerfährt dem Kürbis noch eine weitere Ehrung; er dient köstlichen Getränkemischungen als natürlicher Behälter, aus dem sich hervorragend schöpfen lässt. Selbst für Obstreiche Saft- oder Weinbowlen stellt der Kürbis seinen wohlgerundeten Leib zur Verfügung, wobei er sein eigenes Aroma, den Duft seines Fruchtfleisches dezent an den flüssigen Inhalt abgibt. Der Kürbis, viel mehr als nur ein roter oder gelber Riese; neben seiner eindrucksvollen Erscheinung, an der kein Weg vorbeiführt, überzeugt er vor allem durch seine universelle Vielseitigkeit, die ihn zu einem der besten natürlichen Freunde des Menschen gemacht hat. Nicht umsonst wurde der Kürbis – botanisch Cucurbita pepo (Gartenkürbis) – zur Arzneipflanze des Jahres 2005 gewählt. Der Extrakt aus seinen Samen hilft bei Harnwegerkrankungen und Prostataleiden. Dabei gab es eine Zeit, in der man die Zukunft des Kürbis eher düster sah. Gottlob ist das vorbei, denn das Ernährungsbewusstsein des Menschen hat sich gewandelt, und die Freundschaft zu den dicklich-rundlichen roten, gelben, grünen, weißen und gestreiften Früchten hat inniger Zuneigung und vielleicht sogar einer besonderen Art von Liebe Platz gemacht. So bringen bundesweit einzelne Züchter, aber auch die Einwohner ganzer Dörfer ihren Respekt und ihre Wertschätzung gegenüber dieser beeindruckenden Rankpflanze zum Ausdruck. Da beschränkt man sich nicht allein auf die Zurschaustellung und Präsentation zahlreicher Sorten, sondern verschafft den Kürbissen in der Tat künstlerische Auftritte, die sogar mit nationalen und internationalen Preisen geehrt werden. So finden in den USA – wo sonst – jährliche Wettbewerbe zum Thema „wer hat den größten Kürbis im Land“ statt. Ein Züchter namens Joe Jutras schoss dabei den Vogel ab. Sein „Riese“ brachte es sage und schreibe auf 1689 englische Pfund, umgerechnet etwa 766,8 kg, also mehr als eine dreiviertel Tonne. Selbst als Christbaumdekoration stellen sich Kürbisse gerne zur Verfügung. Die kleinen Flaschenkürbisse lassen sich hervorragend in die Zweige von Tannen und Fichten hängen. Sie sehen, der Kürbis ist viel mehr als nur eine riesige Frucht.






Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Schäffler / Rech

Text: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, Hans Joachim Rech
Fotos: © EPS-Schäffler, Hans Joachim Rech
Quelle: EPS-Schäffler, Hans Joachim Rech

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