Geschichte
Das hätten
sich die alten Mayas und Azteken nicht träumen lassen, dass ihre
braune Kakao-Bohne einmal die Welt erobern würde, denn die Mayas
und Azteken verehrten den Kakaobaum und sahen in ihm ein Geschenk der
Götter und gaben ihm seinen Namen "Cacahuaquchtl". Der Kakaobaum
gedeiht im Schatten der Urwaldriesen und trägt über das ganze
Jahr Früchte, welche direkt am Stamm wachsen und reifen. Die Mayas
waren übrigens diejenigen, denen der Anbau des Kakaobaums in Plantagen
gelang. In der "Gurkenförmigen" Frucht befinden sich zwischen 25
und 50 Samen. Diese Samen waren für die Mayas wie Azteken mehr
wert als Gold. So ist es erklärlich, dass der Genuss des mysteriösen
Getränks aus dem Pulver dieser gemahlenen Samen nur Adligen und
bewährten Kriegern zustand. Natürlich hatte auch dieses Getränk
einen Namen - "xocolatl" - bitteres Wasser. Was zunächst nur den
Göttern und Königen vorbehalten war, mutierte nach der Eroberung
Mittelamerikas durch die Spanier zum "Nektar" der Adligen, reichen Bürger
und des Klerus. Doch
erst die Experimentierfreudigkeit der Europäer machten aus der
"Schokolade", die bis dahin nur als eine Art "Mixgetränk" angeboten
wurde das, was heute landläufig als Schokolade bezeichnet wird.
Allgemein definiert
sich Schokolade als eine Mischung aus Zucker und Kakaomasse, die durch
Mahlen des gerösteten Kakaokerns gewonnen wird. Denken Sie dabei
an die Kaffeebohne, auch die wird zunächst geröstet und dann
gemahlen. Im Anschluss an den Mahlvorgang wird der Kakaomasse die Kakaobutter
abgepresst. Allerdings verbleiben zwischen 10% und 25% Fett in der Rohmasse.
Jetzt
kommt die große Stunde der Rezepturen, denn das Herstellen einer
genussfähigen "Schokoladenmasse" verlangt auch heute noch Fingerspitzengefühl
und langjährige Erfahrung. Dann spielen natürlich noch die
individuellen Wünsche der Kunden eine große Rolle. Je nach
Rezept werden der Kakaomasse noch Kakaobutter, Milch, Sahne, Nüsse,
Früchte und Aromastoffe zugesetzt. Grundsätzlich kann gesagt
werden, dass eine Schokolade um so bitterer schmeckt, je mehr Kakaomasse
in ihr enthalten ist. Wer sich den Genuss von "heißem Trink-Kakao"
gönnen möchte, der muss schon auf richtige Schokolade zurückgreifen,
diese schmelzen und mit Milch kurz aufkochen. Danach wissen Sie, warum
nur die Götter und Könige der Azteken "Cacahuaquchtl" tranken.
Vorkommen und Verarbeitung
Schokolade
wächst nicht an Sträuchern oder Bäumen, wenn auch vielfach
vom Kakaobaum die Rede ist. Schokolade ist ein Endprodukt, dass aus
der Kakao-Bohne gewonnen wird. Und diese wiederum reift in dicken, fleischigen
Früchten an Pflanzen heran, der Kakaopflanze, auch Kakaobaum genannt
. Das dauert 4-5 Monate. Außerdem wachsen die "Kakaobäume"
nur im Tropengürtel rund um den Äquator was bedeutet; hohe
Luftfeuchtigkeit und sehr viel Wärme. Zunächst war der Kakaobaum
auf Mittelamerika, seinem Ursprungsland beschränkt, weshalb die
Azteken und Mayas die Bäume und ihre Früchte wie pures Gold
hüteten. Schon
vor Tausend Jahren verstanden die Azteken die Trennung der Bohnen vom
Fruchtfleisch. Sie wickelten sie in Bananenblättern und legten
sie in die pralle Sonne. Die Gärung sorgte dafür, dass sich
das Fruchtfleisch verflüssigte. Heute nennen wir diesen Vorgang
Fermentierung. Durch diese Maßnahme verringert sich der bittere
Geschmack, und die Bohne verfärbt sich in ihr appetitliches Braun.
Danach trockneten und rösteten die Azteken die Bohnen, um so die
Entfaltung der feinen Aromastoffe zu fördern. Schon damals war
der Herstellungsprozess von Kakaopulver durch höchste Sorgfalt
und Sauberkeit - und durch handwerkliches Können geprägt.
Nach
Trocknung und Röstung zerrieb man die Kakaobohnen zu feinem Pulver.
Die Zubereitung des Göttergetränks mag uns heute als Ungewöhnlich
erscheinen. Azteken wie Mayas gaben dem Pulver scharfe Gewürze
hinzu, so Chili, Piment und Nelkenpfeffer. In lauwarmes Wasser eingerührt
sollte der Genuss dieses rituellen Getränks zu göttlicher
Kraft und Weisheit führen. Nebenbei - Christoph Kolumbus fiel 1502
vor Honduras ein Kanu in die Hände - randvoll mit Kakaobohnen gefüllt.
Doch erst 1519, mit dem Eindringen der Spanier, war es zum einen mit
der Aztekenherrschaft vorbei, zum anderen trat die Kakaobohne ihren
Siegeszug nach Europa und dann durch die Welt an. Die Azteken waren
im Glauben, dass nach ihren astrologischen Vorhersagen der gefiederte
Schlangengott Quetzalcoatl in jenem Jahr ihrem Volk erscheinen würde,
denn ihm verdankten sie auch das Geschenk des Kakaobaums. Aber
wer da kam war kein Gott, sondern ein Abenteurer und Desperado - Hernando
Cortez mit seinen Leuten. Die Azteken hielten ihn ob seiner glänzenden
Rüstung und seines Federbuschs auf dem Helm schlichtweg für
ihren Gott. Cortez war nicht nur berauscht vom Gold der Azteken, sondern
auch von der Kakaobohne und dem Getränk der Götter. Und er
begriff schnell den enormen wirtschaftlichen Wert der Kakaobohnen, von
denen in Montezumas Schatzkammern Hunderte Millionen lagen. Das ist
alles längst Geschichte und die Rollen im internationalen Kakaoanbau
und Handel sind neu verteilt. Heute gehört Westafrika zu den Hauptexporteuren
von Kakao. Die Rohbohnen werden zum größten Teil über
die Niederlande oder Belgien nach Europa exportiert, wo sie gleich an
der Bohne vermahlen werden, das heißt, die Kakaomasse wird nicht
mehr im Endverarbeitungsland - so Deutschland hergestellt, sondern als
Rohware aus dem Ausland bezogen. Nur
noch wenige Kakao Verarbeiter in Deutschland mahlen direkt von der Bohne,
und der Anteil ist weiter rückläufig. Dennoch ist Deutschland
eines der Hauptexportländer für Schokoladenprodukte in der
Welt, und die süßen Dickmacher aus Old Germany sind im wahrsten
Sinne des Wortes "heiß begehrt". Mehr als 700TSD Tonnen der süßesten
Versuchung werden in jedem Jahr in der Bundesrepublik hergestellt, über
eine Viertel Million Tonnen gehen in den Export in alle Welt. Die Eroberung
der Welt durch die kleine braune Bohne war nur möglich durch die
industrielle Revolution mit Beginn des 19.Jahrhunderts. Jetzt konnten
auch die breiten Bevölkerungsschichten als Konsumenten und Käufer
der Schokolade gewonnen werden. Geschäft ist Geschäft - so
die Devise jener Zeit, Hauptsache der Rubel rollt. Schokolade wurde
in der Tat zu einem Handelsgut wie seinerzeit die wertvollen Gewürze
des Orients, die Stoffe und Lederwaren, welche die Menschen in einen
wahren Sinnestaumel versetzten. An
allen Ecken und Enden versuchten sich die Chocolatiers in der Verarbeitung
des neuen Produktes und boten ihre Kreationen den neugierigen und genussversessenen
Menschen an. Besonders die Schweizer entwickelten auf diesem Gebiet
wahrlich meisterliche Künste, und bald schon war Europa überzogen
von Trinkstuben, Chocolaterien und Konfiserien, in denen Kakao-Schokolade
in allen damals denkbaren Formen angeboten wurde. Die braune Bohne aus
Mittelamerika verwandelte das alte Europa in eine Probier- und Experimentierstube
in Sachen Schokolade, und beinahe täglich verkündeten Marktschreier
und Zeitungen die Erfindung einer neuen Form oder Herstellungsart. Die
Patente auf die Verarbeitung der braunen Kakaomasse schossen wie Pilze
aus dem Boden. Wer als Chocolatier etwas auf sich hielt, konnte mindestens
ein von ihm ganz persönlich entwickeltes und patentiertes Verarbeitungs-
oder Fertigungsverfahren vorweisen. Das hat in der Schweiz bis heute
Tradition, wo am Genfer See ein Chocolatier das Patent auf die Herstellung
der berühmtesten Schuhe der Welt (Miniatur in Schokolade) besitzt,
nämlich der von Charly Chaplin. Einfach genial kann man da nur
sagen. Sie sehen nicht nur gut aus sondern schmecken ebenso vorzüglich.
Ideen und Vermarktung
Schokolade
einfach nur als Trinkgenuss zu verabreichen wäre diesem edlen Produkt
viel zu wenig an Ehre. Wir könnten uns dann zwar alle wie Götter
und Könige fühlen, aber was ginge uns letztlich an Genuss
verloren. So war es fast schon genial, dass sich findige Geschäftsleute
und Reklamemacher - so hießen die PR Manager damals, zusammensetzten,
um über die Wünsche und Vorstellungen der Kunden beim Produkt
Schokolade zu reden. Welche Erwartungen sollte die Schokolade im Kunden
befriedigen, welche Genüsse und Wünsche anregen und erfüllen?
Hier ging es also nicht mehr nur um irgendeine Form, in die Schokolade
zu gießen ist, sondern um "Marketing". Berühmt und weltbekannt
für feinste Schokoladen und Konfiserieartikel wurden die Berliner
Schokoladenhersteller, allen voran Sarotti - die mit dem Mohren. Den
Mohren entlieh man kurzerhand dem Straßennamen, denn der Herstellungsbetrieb
befand sich in der Mohrenstraße. Heute gehört das Traditionsunternehmen
zum großen deutschen Schokoladenhersteller Stollwerck in Köln.
Nicht nur in Deutschland, in
ganz Europa setzte ein wahres Wettrennen ein um die schönsten und
originellsten Kreationen in Sachen Schokolade. Zwei Figuren machten
weltweit das Rennen und sind allen anderen Mitstreitern um Lichtjahre
vorausgeeilt:
der Osterhase und der Weihnachtsmann.
Kein anderes aus Schokolade hergestelltes Produkt kann es an Formenvielfalt
und Individualität mit diesen Klassikern der Kakaoverarbeitung
aufnehmen. In jedem Jahr überraschen die Hersteller, Chocolaterien
und Konfiserien kleine wie große Kunden mit einem Feuerwerk an
Neuigkeiten und liebevoll gestalteten Produkten, die wir vom ersten
Augenblick an in unser Herz schließen, und deren Verzehr wir,
solange es eben geht, vor uns herschieben. Allerdings stößt
diese "Lebenszeitverlängerung" beim naschenden Nachwuchs auf wenig
Verständnis. So
sind es denn auch die Kinder, die sich losgelöst von jeglichen
Zwängen nur einem Drang hingeben: dem Genuss der Schokolade, in
welcher Form auch immer diese zum "Vernaschen" angeboten wird.
Traditionell
finden wir Schokolade als rechteckige Platte, unterteilt in zahlreiche
kleine Blöcke, die sich leicht ausbrechen lassen. Mittlerweile
bieten die Hersteller sowohl runde als auch quadratische Ausgaben dieses
Bestsellers an, einige sogar in Blechdosen. Darüber hinaus in fast
allen Produkten der "süßen Verführungen", die uns als
Kunden zur Verfügung stehen. Ob
Praline, ob Gebäck, ob Keks oder Kuchen, ob Torte oder Pudding,
ob Eis oder Likör - die Welt der Schokolade ist im wahrsten Sinne
des Wortes universal. Doch bei den Zugaben beschränkt man sich
schon lange nicht mehr nur auf die klassischen Zutaten. Da findet sich
Gemüse ebenso wie rassiges Gewürz, da buhlen exotische Früchte
mit nordischen Blütenblättern, und wo dem letzten Gaumenkitzel
keine Grenzen gesetzt sind, wird den Zauberern rund um die Schokolade
ganz sicher noch einiges einfallen. Wenn Sie nicht auf einen Zauberer
warten wollen, dann versuchen Sie doch selbst Ihr Glück. Wie wäre
es mit Rotwein und Schoko? Ich kann Ihnen sagen, da läuft Ihnen
das Wasser am Gaumen zusammen bei soviel Genuss. Oder bereiten Sie ein
Menü mit erlesenen Zutaten vor. Vielleicht Lamm oder zarten Fasan.
Dazu
Gemüse mit Schokolade, einfach himmlisch. Es gibt immens viele
Variationsmöglichkeiten, Sie müssen Sie nur ausprobieren.
Viel Spaß dabei.
Kleiner Hinweis
in Sachen Nährwert: bei der Schokolade handelt es sich um ein hochangereichertes,
fett- und zuckerhaltiges Produkt, das wirklich nur in Maßen genossen
werden sollte. Sei
die Verlockung auch noch so groß, bescheiden Sie sich auf den
Genuss des ersten Stückchens, denn eine normale Tafel hat es in
sich; 550 Kalorien. Andererseits will ich Ihnen die Freude an der Schokolade
nicht vergällen. Schokolade macht lustig, das ist erwiesen. Außerdem
wirkt sie wohltuend auf Herz- und Kreislauf des Menschen. Rundum betrachtet,
verzehrt jeder Bundesbürger im Schnitt 8,2 Kilogramm Schokolade
pro Jahr. Einsame Spitzenreiter - wer sollte es anders sein - sind die
Schweizer mit 10,2 Kg.
Rekorde
Schlag nach
bei Guinness - da
steht es drin. Im Buch der Rekorde natürlich. Es ist schon Wahnsinn,
was die Leute sich einfallen lassen um nicht in Vergessenheit zu geraten.
Nun -sagten sich die Chocolatiers, was den einen recht ist, kann uns
nur billig sein. Also ging man flugs ans Werk. Heraus kam neben der
größten Tafel aus Schokolade von 70 qm der größte
Osterhase der Welt - natürlich auch aus Schokolade, fast vier Meter
hoch - und er steht - in Berlin. Und weil es so schön ist, gleich
noch zwei weitere prachtvolle Erzeugnisse aus Schokolade; die Gedächtniskirche
und der Reichstag. Sie sehen, Schokolade ist nicht nur ein Verzehrprodukt,
sondern kann auch ein idealer plastischer Werkstoff für angehende
Konfiserie-Architekten sein. Vielleicht ist das sogar der Tipp für
Sie - heimwerken mit Schokolade. Und dann zu Weihnachten auf den Adventsmarkt
damit. Mit Ihren originellen Ideen kommen Sie sicher ganz groß
raus. Und wenn nicht, na - dann bleibt Ihnen zumindest die süßeste
Versuchung der Welt. Guten Appetit. Doch denken Sie daran; der wirkliche
Genuss beginnt dort, wo der Verzicht anfängt.
Schokoladenerinnerung
Jeder
von Ihnen hat irgendwann einmal seine erste Schokolade probiert und
dabei ganz individuelle Eindrücke und Erfahrungen gesammelt. So
wie Ihnen erging es unzähligen Menschen vor Ihnen, die sich dem
Genuss des "braunen Getränks" oder eines "herben Stückes"
hingaben. Große und bekannte Zeitgenossen huldigten dieser süßen
Versuchung, so Mozart, Goethe und auch Schiller. Doch trösten Sie
sich, die Geschmäcker und Empfindungen sind gottlob grundverschieden,
und Ihren ganz persönlichen Eindruck vom ersten Mal kann Ihnen
ohnehin keiner nehmen. Mein erster Kontakt mit Schokolade war flüssiger
Natur, abgefüllt in kleine Glasfläschchen, die in einem mit
Wasser gefüllten Blechkasten aufgewärmt wurde. Schulspeise
nannte sich das in der Nachkriegszeit und getrunken wurde die Brühe
mit Kakaogeschmack zwischen Ruinen, die immer noch nach Russ und Tod
rochen. Erst mit 9 Jahren wurde es ernst. Da
nahm ich Kontakt zur richtigen Schokolade auf. Mein Klassenkamerad war
in ein Mädchen unserer Klasse verliebt, konnte oder wollte sich
aber der Holden nicht in seinen Worten nähern. Also spielte ich
den Postillion de Amour. Ich schrieb lustig-liebevolle Gedichte, fast
schon Lyrik, die er dann seiner Angebeteten zusteckte. Dafür bekam
ich jedes Mal ein Stück "Schwarze Herrenschokolade", die der Knabe
seinem alten Herrn aus dem Schreibtisch stibitzte. Irgendwann war die
Liebschaft zu Ende oder auch die Schokolade, jedenfalls benötigte
der Junge meine Schreibkünste nicht mehr, und andere Verliebte,
die einen Schreiber brauchten, gab es nicht in der Klasse. Da blieb
mir nichts anderes übrig, als auf die jährlichen Feste wie
Geburtstag, Ostern und Weihnachten zu warten. Heute - mehr als 50 Jahre
später kann ich sagen, das Warten auf die jährlichen Festtage,
verbunden mit dem Genuss der herbbitteren Herrenschokolade möchte
ich um nichts in der Welt missen. Es sind die drei Tage, an denen ich
Schokolade mit allen Sinnen genieße. Versuchen Sie es doch auch
einmal, es ist wunderschön.
Internet:
www.infozentrum-schokolade.de
www.theobroma-cacao.de |