Anna und der König
Mitte des vorigen Jahrhunderts gab es im viktorianischen England für eine alleinstehende Mutter, gerade verwitwet, aus nicht gerade schwerreicher Familie, relativ schmale Zukunftsperspektiven. Eine zweite Hochzeit mit einem gnädigen Versorger vielleicht, oder eine schlechtbezahlte Arbeit. Auf jeden Fall keine Reise in den Fernen Osten, soviel ist sicher. Der jungen Witwe Anne Leonowens (Jodie Foster) aber waren solche Konventionen schnurz, sie packte Sprößling und Siebensachen und machte sich auf ins Königreich Siam - das heutige Thailand -, um dort für den damaligen König Mongkut (Chow Yun-Fat) als Übersetzerin und Erzieherin seiner 58 Kinder und seines Harems zu arbeiten.
Der Kultur - Crash könnte kaum schlimmer gewesen sein. Denn auch wenn die junge Anna eine für ihre Zeit außergewöhnliche Entscheidung getroffen hatte, war sie doch ein Kind ihrer christlichen Kultur, bis aufs Blut davon überzeugt, daß Großbritannien der Nabel der Welt sei, Europa der Kopf und der Rest der Welt! In erster Linie sehr unzivilisiert. Die rigiden viktorianischen Wertmaßstäbe saßen so fest wie das täglich mit Sorgfalt bis oben geschürte Korsett.
König Mongkut wiederum war es ebenfalls nicht gewohnt, sein Weltbild zu hinterfragen - umso mehr, als er der oberste Herrscher eines zutiefst patriarchalischen Reichs war. Nicht unbedingt die geeignete Basis, um sich von einer jungen, selbstbewußten Frau nur irgendwas sagen zu lassen. Schon die erste Begegnung der beiden war geprägt von entschlossenem Unverständnis: Anna sah Mongkut als komischen, hektischen kleinen Wichtigtuer. Und für Mongkut war Anna eine vorlaute, eigensinnige alte Jungfer. Trotzdem entwickelte sich zwischen diesen so grundverschiedenen Menschen tiefer Respekt und Freundschaft. Ob es Liebe war, darüber ließ die echte Anna Leonowens, die in zwei Büchern ("Romanze im Harem" und "Ein englisches Kindermädchen am Königshof von Siam") über ihr bewegtes Schicksal erzählt, das gespannte Publikum im Ungewissen.
"Anna und der König" wird den Zuschauer wegen seiner exotischen Schauplätze, prachtvollen Paläste, ein märchenhafter Herrscher - kurzum eine völlig andere Welt sofort in den Bann ziehen. Weil die thailändische Regierung Majestätsbeleidigung witterte (im Film wird dargestellt, daß per Gesetz sogar Mongkuts Frauen und Kinder vor ihm auf allen Vieren herumkriechen mußten), erhielt die Filmcrew für die Originalschauplätze keine Drehgenehmigung. Nachdem das Team Schauplätze in ganz Asien, einschließlich Bali und Borneo, begutachtet hatten, fiel die Wahl auf Malaysia.
Der gesamte Palast von König Mongkut mitsamt seiner ganzen marmornen Pracht und Herrlichkeit wurde nachgebaut. Quer durch das Land von Penang an die Strände der traumhaft schönen Langkaawi Insel und in die malerischen Urwalddörfer um das südliche Ipoh, transportierte die Crew ihre Kameras.
Wie bei allen historischen Epen waren für "Anna und der König" aufwendige Schauplätze und Kulissen nötig. Tausende von Statisten und fast schon ein ganzer Tierpark wurden für die vielen prunkvollen Szenen benötigt. Die wohl beeindruckendste Kulisse ist der Königspalast selbst, der im Drehbuch als farbenprächtiges Monument von außergewöhnlicher Architektur beschrieben wird. Jedes Detail des Originalpalastes wurde dokumentiert. Thailändische Berater halfen bei Entwurf und Bau des Filmpalastes, um ihn authentisch zu gestalten und dafür zu sorgen, daß auf Rituale und Traditionen Rücksicht genommen wurde. Thailändische Künstler gestalteten die Verzierungen des Palastes, wie Wandmalereien, Guruda - Skulpturen, den Tempel des berühmten Smaragdbuddas, die Chedi-Terassen (thailändische Variante der Pagode), die Kreuzgänge und Kralahomes Arbeitszimmer. Auf dem 140 Hektar umfassenden Gelände des Clearwater Sanctuary Golfclubs bei Ipoh in Malaysia arbeitete ab November 1998 eine Crew von fast 3000 Arbeitern, Bildhauern, Malern und anderen Künstlern von morgens bis abends. Mit einer Grundfläche von fast drei Hektar waren das die größten Nachbauten für einen Film seit Cleopatra.
In "Anna und der König" hat alles gigantische Ausmaße. Die überwältigenden Landschaften und der historische Hintergrund werden dem Zuschauer ein beeindruckendes Kinoerlebnis bescheren.
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