von gerd |
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Pakt der Wölfe
Wir schreiben das Jahr 1766. In Frankreich regiert Ludwig XV. und der Geist der Aufklärung weht durchs Land. Aber in der abgelegenen Provinz Gévaudan geht abergläubische Furcht um. Eine grauenvolle Bestie treibt hier ihr Unwesen, etliche Menschen sind ihr bereits zum Opfer gefallen. Handelt es sich tatsächlich um eine Ausgeburt der Hölle oder vielleicht doch nur um einen ganz gewöhnlichen Wolf? Um dies herauszufinden schickt Ludwig XV. den Naturwissenschaftler Grégoire de Fronsac (Samuel Le Bihan) nach Gévaudan. Begleitet wird er von seinem Blutsbruder, dem Indianer Mani (Mark Dacascos). Fronsac ist sich sicher, eine logische Erklärung für die bestialischen Morde zu finden. Doch schon bald muss er feststellen, dass alles viel verworrener ist, als angenommen.
Das Gévaudan ist eine unwirtliche Gegend im Süden des französischen Zentralmassivs. Gerne bezeichnen die Einheimischen das extreme und gleichermaßen harte Klima als "neun Monate Winter, drei Monate Hölle". Die Hochfläche um Ruynes erinnert in ihrer Kargheit an die Schwäbische Alb. Wenn man vor 250 Jahren hier vorbei gekommen wäre, würde die Weiterfahrt zur Lebensgefahr. Inder Umgebung von Sauques gibt es einen Verkehrsweg, der wird von den Einheimischen die "Straße der Bestie" genannt. An der Rue des Tours-Neuves in Sauques erinnert heute das "Musee fantastique" an die Bestie des Gevaudan, die immer noch die Phantasie der Menschen bewegt. Sauques gehört zum Department Haute Loire. Dieses 2.200 Einwohner zählende Städtchen ist eine kleine Metropole. Ein Camping, ein geheiztes Hallenbad, ein überdachter Badesee mit 800qm, ein 2ha großer See zum Surfen finden sich hier und zahlreiche markierte Wanderwege in der näheren Umgebung. Die Innenstadt wirkt angenehm provinziell. Sehenswert ist der englische Turm, ein Rest der alten Stadtbefestigung. 1362 hatten sich wüste Gesellen, vagabundierende, englische Soldaten in der Stadt breit gemacht, die man erst nach vierwöchigen Kämpfen verjagte. Am Ortsende von Sauques grüßt die Statue der "Notre Dame d `Estours".
Ein edler Indianer in Kriegsbemalung meuchelt im Frankreich des 18. Jahrhunderts eine Gruppe von Zigeunern mit Hilfe fernöstlicher Kampftechniken. Keine Frage, die Macher von "Pakt der Wölfe" haben sich nicht gescheut, einen opulenten Mix an Ideen und Mythen zu verwursten. Herausgekommen ist ein "Romeo must die" meets "Winnetou" meets "Der Name der Rose"-Film. Und der ist überraschenderweise ziemlich unterhaltsam, hat man sich denn erst einmal auf das Märchenhafte der Geschichte eingelassen. Mit der Konkurrenz aus Hollywood kann diese wilde Überdosis Popcorn-Kino mühelos mithalten.
Mit einigen aus der Welt des Musikvideos geklauten Gimmicks überbrückt Regisseur Christophe Gans die konventionelle Zeit der Einleitung. Dann kommt es zur ersten Konfrontation mit der Bestie. Von da an lässt er seinen Film nicht mehr zu Ruhe kommen, bis der letzte Schurke das bekommen hat, was er verdient und die Helden der neuen Welt entgegensegeln. Eine Prophezeiung, die sich vermutlich auch für den Regisseur erfüllen wird: Eine bessere Visitenkarte für eine große Hollywood-Karriere hat in den letzten zehn Jahren wahrlich noch kein anderer Europäer abgegeben. Eine wissenschaftlich - korrekte Abhandlung über die tatsächlich existierende Legende der "Bestie von Gévaudan" ist der "Pakt der Wölfe" aber nicht gerade. Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / KörnerFotos: HELKON Film, Marcel Schäffler. |