Wer kennt sie nicht, die Filmchen der frühen Siebziger. Weltberühmte Stars gaben damals ihr Debüt. Ilja Richter, Rudi Carell, Karl Dall – um nur die herausragendsten zu nennen. Die anderen sind mir trotz verzweifelter Denk-Bemühungen nicht eingefallen. Dafür bin ich dem Schicksal unendlich dankbar.
Roy Black, Gott hab ihn selig, er hätte sicher seine Freude daran gehabt, diese Proll Oper mit einigen seiner Heile-Welt Liedchen zu verschönern. Wem diese Klischeesammlung nicht genügt sei getröstet: es kommt noch schlimmer. Slapsticks aus der Mottenkiste des Hollywood Films werden den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts oder dem deutschen Durchschnittskinobesucher angepasst?? Wer außer dem Regisseur weiß das schon. Fast könnte Karl-May bei der Story Pate gestanden haben. Hier das Böse in Gestalt eines fiesen Amis mit Namen Dump – nicht Trump, der es sich in den Kopf gesetzt hat aus dem Natterhorn einen Plastikfunpark zu machen. Notfalls mit Dynamit. Wo so viel Müll herum liegt, fällt der Plastikpark nicht weiter auf. Pech nur – der Berg gehört dem Alpen Öhi, und der will den Steinklotz nicht hergeben.
Zwei Helden der eine deppert, der andere weniger, taumeln von einer hanebüchenen Handlung in die nächste, haben dabei mehr Glück als Verstand und schaffen es sogar, die deutsche Beamten-Bürokratie auszutricksen. Kommt Ihnen bekannt vor. Dick und Doof, Pat und Patachon, Ching und Chong, nur um die bekanntesten zu nennen. Ohne Weiber läuft die Chose nicht, und wer passt besser in die verschneite Welt der Berge als die unsterbliche Heidi, die ihrem Almöhi auch ohne Pflegeversicherung die Edelweißpollen aus dem Gamsbart zupft. Dass der Drehort kurzerhand von Österreich in die Hohe Tatra verlegt wurde, ist auf das schmalbrüstige Budget zurück zu führen. Ischgl oder Sölden hätten den Etat der Filmemacher nach wenigen Tagen weggeschmolzen - wie die Sonne das weiße Gold. Also auf ins preiswerte Filmproduktionsparadies Hohe Tatra der Slowakei.
Gesagt - getan nur ein Häkchen hatte die Sache. Zwischen Sölden und der Tatra klaffen Welten – was Komfort und Ausstattung angeht. Hier konnten die einheimischen Filmkollegen endlich zeigen, was sie auf der Leiste haben. Einfach grandios, wie schnell die Jungs eine Berghütte aus dem Ärmel zaubern. Aber reicht das für einen halbwegs guten Blödel-Film ??
Groteske Verwirrspiele, durchsichtige Gaunereien, Mord und Mordversuch, heißer Sex und banale Liebeleien schleppen die Handlung über Berg und Tal, was sicher nicht nur für das Team am Set eine Strapaze war. Halbnackte Bikinimadeln stürzen sich brav in die weiße Pracht, was nicht nur das Filmteam erzittern ließ. Schließlich handelt es sich bei der Hohen Tatra um das kleinste Skigebiet Europas. Hoffentlich hat die Region diese Attacke überstanden. Was am Set gebraucht wurde, schaffte man aus Prag heran. Schwierigkeiten mit der örtlichen Mafia mussten über einen Dolmetscher geregelt werden, denn die Herren in den dunklen Anzügen waren leider nicht bereit auf ihre Gage zu verzichten. Ob es ein Angebot des Regisseurs an die Ex-Kommunistenmafia auf Mitwirkung im Film gab ist nicht bekannt. Schade – das wäre ein richtiger Gag geworden. So leichtfertig werden einmalige Chancen vertan. Immerhin stotterte der Filmmotor nicht so arg wie Jonas Gruber als Geißenpeter, der am ersten Drehtag nackt in eine Tonne gesteckt und von seiner Heidi entsprechend geschrubbt wurde. Hoffentlich ist der Sprachfehler inzwischen behoben, wegen der Kommunikation mit seiner Freundin.
So weit mir die wahre Geschichte bekannt ist, hat es beim Geißen Peter (Ziegen Peter) nie eine Tonne gegeben. Der stieg als Bub nackend in den Bergbach, wenn das Bad unvermeidlich wurde. Natürlich kann man in der Hohen Tatra kein Sölden oder Ischl erwarten. Da muss dann der Ausstatter ran, der seinen Zauberkasten auspackt. Den Rest erledigt die Trickkiste. Und wenn kein Schnee da ist – macht nichts. Auch da steht die Technik hilfreich zur Seite. Nur beim sabbernden Bernhardiner half auch die Technik nicht mehr. Pech für die Crew – Lassie steht halt nicht jedem zur Verfügung. Dass der Alpen Öhi seiner Unnachgiebigkeit zum Opfer fällt - er will partout nicht seinen Berg verscherbeln - ehrt ihn, nicht die Handlung des Films. Durch diesen feigen Mord finden die zeitweilig zerstrittenen Freund Türlich und Josch endlich wieder zusammen und gehen gemeinsam gegen den habgierigen Dump und seine Helfer vor. Der lässt kurzerhand die Heidi kidnappen und gemeinsam mit der Zeitbombe auf den Berg schaffen. Der soll nämlich weggepustet werden, um Platz zu schaffen für die Plastikillusion a la Disney Land. Wie die Sache letztendlich ausgeht müsst ihr selbst heraus finden. Nehmt also den Gang ins Kino auf euch.
Klamauk um jeden Preis – Hauptsache der Preis stimmt - hinterher. Gefördert wurde der Streifen von der Filmstiftung in NRW. Unser Rat: Packt euren Camcorder ein und nix wie hin zur Filmstiftung NRW. In der Straßenbahn wird euch schon die richtige Story einfallen. Hauptsache sie ist deppert genug. Die Schauspieler alle aufzuzählen wäre müßig und würde den Umfang dieses Beitrags sprengen, aber Axel Stein, Rick Kavanian und Eva Habermann möchte ich schon nennen. Kein Ausdruck von Bewunderung gegenüber den Mimen sondern Ergebnis meiner humanistischen Erziehung. Das der Film von der Warner Bros. präsentiert wird macht ihn nicht besser. Wer allerdings auf die Enkel von Ilja Richter, Karl Dall und Rudi Carell steht, der ist in diesem Streifen bestens aufgehoben.
So sagt Matthias Dinter von seinem Konzept: Wir wenden uns mit diesem Film an junge Männer (wann sind Jungen Männer oder Männer noch jung???) – entsprechend ist die Komik auf ihren Geschmack ausgerichtet. Peinlichkeiten sind da besser platziert als gute Witze.
Wir haben es doch schon lange gewusst: the young generation – eine Sippschaft von Prolls, Faulenzern, Weiberknackern und Saufbrüdern, die ihre Zeit mit geistigem Dünnschiss totschlagen. Na bitte, Komödien sind halt auch immer Geschmacksache. Nur geschmacklos sollten sie nicht sein. Denn wer gibt schon gerne Geld aus für fade Kost.
Im Verleih von Warner Bros.
Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner / Rech
Text: Hans Joachim Rech. Fotos: Warner Bros.
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