Da war doch mal was – wenn ich mich nur daran erinnern könnte. Verdammter Suff. Und dann noch Auto fahren. So kann es enden, wenn es enden soll.
Die Geschichte eines Drehbuchautors der fünfziger Jahre in Hollywood. Mitten in der düsteren McCarthy Ära. Das war der Kommunistenjäger in den USA. So eine Art Großinquisitor des zwanzigsten Jahrhunderts. Peter heißt das hoffnungsvolle Nachwuchstalent, hinreißend verkörpert durch den etwas schlaksig-staksig wirkenden Jim Carrey. Drehbuchautoren – nicht nur die in Hollywood, sind ein notwendiges Übel, was übrigens für die meisten Autoren gilt. Sie leben von der Gnade des Verlegers oder Produzenten und haben ihr Honorar im Grunde gar nicht verdient. Was die Schreiber jedoch nicht davon abhält hartnäckig an den Rockschößen ihrer Brötchengeber zu kleben, so wie Kaugummi unter einer grobporigen Kreppsohle. Schriftsteller – dazu gehören auch Drehbuchautoren, sind extrem lebenshungrige Organismen, die jede Gelegenheit zum Überleben im gnadenlosen Konkurrenzkampf nützen. Auch mit Heißdampf oder ätzenden Chemikalien ist dieser speziellen Lebensform nicht beizukommen. Der Film Peter ist so ein Typ, der den Studiobossen in naiver Unbekümmertheit sein Meisterwerk offeriert. Ein beinahe tödlicher Fehler. Es geht um die Verteilung gewaltiger Summen, um Einfluss und Posten. Da ist Kreativität des Einzelnen eher hinderlich es sei denn, sie stammt von den Bossen selbst. Statt seines Meisterwerks muss er das Drehbuch für einen drittklassigen Schinken schreiben, der tatsächlich fertig gestellt wird und in die Kinos kommt.
Die Story ähnelt in verblüffender Weise jener rabenschwarzen Tragikomödie „Barton Fink“ der Gebrüder Coen mit John Torturro und John Goodman, wo es um einen ebensolchen Drehbuchautor geht, der zwischen den Mühlsteinen der Studiogewaltigen zerquetscht wird. Jene Story spielt Anfang der Vierziger gleichfalls in Hollywood. Zufall oder Absicht ???
Unabhängig davon fließt die Geschichte vom verwirrten Findelkind munter weiter, denn die Wirklichkeit des amerikanischen Lebens jener Tage holt den virtuosen Schreiber erbarmungslos ein. Gefeuert heißt das Zauberwort – fristlos entlassen. Rein zufällig steht sein Name auf der „Schwarzen Liste“ des McCarthy. Erst Lust dann Frust. Der gebeutelte Autor lässt sich vollaufen und ballert anschließend mit seinem Auto in den Fluss.
Später wird der Junge am Strand gefunden und vom greisen Keller in den Ort Lawson geführt. Ein Mitbürger erkennt in ihm seinen tot geglaubten Sohn Luke aus Weltkriegstagen. Da sich Peter an nichts erinnert, bleibt ihm nichts anderes übrig als diese Rolle zu spielen. Luke trifft auch gleich seine Jugendliebe Adele wieder, die sich inzwischen zur Anwältin mauserte und von flammend vorgetragenen Verteidigungsreden träumt. Ein rauschender Empfang wird Luke bereitet, doch das Misstrauen einiger beginnt die aufkeimende Freude zu zersetzen. Statt Liszt auf dem Klavier schlägt Luke/Peter einen mitreißen Jazzrhythmus an, der die Zuhörer begeistert.
Harry – Lukes/Peters Vater, will nun das marode Majestic – ein Kino – renovieren. Die Gelder fließen und die Premiere wird mit jenem Film eingeleitet, für den Luke/Peter einst das Drehbuch schrieb. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Luke/Peter erkennt seine wahre Identität, sein Ersatzvater Harry bricht sterbend zusammen, und auch die Kommunistenjäger haben erneut seine Spur aufgenommen. Nach Harrys Beerdigung wird er auf offener Straße von den Agenten verhaftet. Seine vermeintlichen Freunde lassen ihn skrupellos fallen. Das Majestic verwaist. Ein Angebot des Senatsausschusses soll Peter einen neuen Anfang garantieren, wenn er den Verräter mimt. Seine Freundin Adele rät ihm dringend von diesem Kuhhandel ab. Der Tag der Vernehmung steht an. Peter ist völlig mutlos. Die maßgeschneiderte Aussage liegt bereits vor ihm auf dem Tisch. Einfach vorlesen und fertig. Doch die Mitglieder des Ausschusses halten sich nicht an die Abmachung...
Regisseur Frank Darabont breitet mit hochklassig motivierten Schauspielern das Bild einer von Misstrauen, Lüge und Verrat vergifteten Gesellschaft vor uns aus. Niemals sonst in den USA wurden die Rechte seiner Bürger so mit Füßen getreten, wurden Einzelne und Gruppen derart denunziert und von staatlichen Organen bespitzelt, bedroht, verhaftet und in den Ruin getrieben. Hunderte nahmen sich Aufgrund der Repressalien das Leben. Die McCarthy Ära gehört zu einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der USA. In dem kleinen Küstenstädtchen Ferndale hat Darabont seinen Traum vom Traum des Peter verwirklicht. Die Darsteller agieren gefühlvoll in einem poetischen Melodram, einem cineastischen Vergnügen der Extraklasse.
Im Verleih von Warner Bros.
Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner / Rech
Text: Hans Joachim Rech. Fotos: Warner Bros.
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