Long Walk Home - Der lange Weg nach Hause


Geschichte

So weit die Füße tragen - auf australisch. Oder besser gesagt - in Aborigine (englisch). Der Titel eines Buches von Doris Pilkington, deren Ureinwohner-Name Nugi Garimara ist. Es ist die Geschichte einer Odyssee, gekennzeichnet von gnadenloser Rassenpolitik im Australien des 20.Jahrhunderts. Erklärtes Ziel dieser Politik war es, alle Mischlingskinder von Ihren Eltern wegzureißen, um sie in "staatlichen Heimen" zu willfährigen, englischsprechenden Heloten (Haushaltssklaven oder Farmarbeitern) abzurichten. Das hat in der Geschichte der englischen Kolonialpolitik seit Jahrhunderten Tradition. Schließlich ist das britische Empire nicht durch gutes Zureden und Gentlemen like entstanden, sondern durch gnadenlose Kolonialkriege und ein grausames Besatzungsregime. Die Geschichtsbücher sind voll davon, man muss es nur zu lesen gewillt sein. Um den Hintergrund dieses Films zu verstehen ist es wichtig zu wissen, was Australien vor dem Einfall der Engländer war - nämlich die angestammte Heimat der ältesten Kultur dieses Planeten - der Aborigines.

Nach der Entdeckung durch W.Janszoon und L.V. de Torres umsegelte Abel Tasman Australien. 1770 begann mit der Ankunft von James Cook ein Albtraum für die Aborigines, der bis zum heutigen Tag anhält. Der Engländer stahl kurzerhand das Land "Neusüdwales" den Ureinwohnern, diplomatisch umschrieben nennt man das "in Besitz nehmen". Von da an ergoss sich ein nicht enden wollender Strom an kriminellem Auswurf übelster Art nach Australien; es diente den Engländern bis 1865 als Strafkolonie. Die Ureinwohner hat man übrigens niemals gefragt, ob sie damit einverstanden waren. Die wurden kurzerhand umgebracht, wenn sie sich gegen die Überschwemmung ihres Landes mit Mördern, Räubern, Dieben und Ehebrechern zur Wehr setzen wollten. Nicht anders erging es den Indianern Nord- und Südamerikas.
Gegen Ende des 18.Jahrhunderts landeten die ersten freien Kolonisten bei Sydney. Aus dem nun einsetzenden Zustrom bildeten sich 6 englische Kolonien, die sich am 1.1.1901 zu einem Bundesstaat im britischen Empire zusammenschlossen. Damit war das Schicksal der Aborigines besiegelt. Heute leben in Australien etwa 17 Millionen Menschen, davon rund 200000 Ureinwohner. Bezeichnend für das Denken der "weißen Zivilisatoren" ist die Beschreibung der Ureinwohner Australiens, wie man sie etwa bei einer ungewöhnlichen Tierart vornimmt, und wie sie in vielen Lexika in nachfolgend ähnlichem Wortlaut bis heute zu finden ist.

Die australischen Ureinwohner (englisch Aborigines), etwa 200000 an der Zahl, leben zum größten Teil in Reservaten, aber auch auf Missionsstationen Missionsstationoder Viehfarmen. Sie sind die Angehörigen einer sehr altertümlichen Art der Menschheit und schubweise nach Australien eingewandert und mithin Angehörige der australischen Rasse. Ihre Art gliedert sich in zahlreiche Stämme, die - wenn sie nicht gehindert werden, in Horden von 20 bis 200 Menschen als Jäger durch das Land streifen. Angeführt werden sie von den Stammesältesten. Bumerang und Speer sind ihre typischen Waffen. Sie wohnen in Höhlen und verfügen über einen ausgeprägten Totenglauben, einhergehend mit einem außergewöhnlich reichhaltigen Mythenschatz. Die meisten Stämme gaben ihr traditionelles Stammesleben "gezwungener Maßen" auf."

Phillip NoyceJa liebe Leser, das ist ein Teil unseres Beitrages zur Anpassung der "Wilden" an die Zivilisation.
Die Erfahrungen, das jahrzehntelange Leid und Elend, hat Nugi Garimara, die Tochter von Molly, in diesem Buch stellvertretend für alle Aborigines niedergeschrieben. Der australische Regisseur Phillip Noyce nahm sich dieses Themas an und schuf ein filmisches Meisterwerk, ein Epos von fundamentaler Dichte und Tragik, das in einem Atemzug genannt werden kann mit Filmen wie "Doktor Schiwago" "Der mit dem Wolf tanzt" "Der Schatten des Kriegers".

Handlung des Films

Mr.A.O.Neville, Chief Protector of Aborigines in West-Australien, treibt seine Rassentrennungspolitik gnadenlos voran. Alle Mischlingskinder, die aus Verbindungen zwischen Weißen und Aborigines hervorgingen, werden ihren Müttern und Familienclans weggenommen und in spezielle Heime geschafft. Dort beginnt dann ihre "Australisierung oder Englisierung". Ziel dieser "Umerziehung" ist die Abrichtung der Betroffenen zu Hausangestellten und Farmarbeitern, mithin zu modernen Sklaven. Diesem barbarischen System fallen auch die Kinder Molly Craig, ihre Schwester Daisy und ihre Cousine Gracie zum Opfer. Ihr neues "Zuhause" ist das Camp Moore River, 1500 Meilen von ihren Familien entfernt. Mollys einziger Gedanke - die Flucht. Die Mädchen türmen aus dem Camp und laufen hinaus in die endlose Weite des australischen Kontinents. Als Orientierung dient der "Kaninchen-Schutzzaun" der ganz Australien durchzieht. Die Polizei und ein erbarmungsloser Spurensucher mit Namen Moodoo ist ihnen auf den Fersen. Der Weg nach Jigalong ist weit...

Längs des Zaunes geht die Flucht, das wissen auch die Jäger. Aber Molly und den Mädchen gelingt es die Verfolger abzuschütteln, vorerst. Jetzt bleibt nur noch der Weg durch die Wüste, wenn sie ihren Häschern entkommen wollen. Das erkennt auch Moodoo, und er befiehlt seinen Leuten den Rückmarsch, denn ein Überleben in der Wüste hält er für unmöglich. Molly, Daisy und Gracie stoßen auf einen Lagerarbeiter, der die Mädchen mit einer Lüge nach Wiluna in die Falle schickt. Angeblich soll dort die Mutter von Gracie warten. Nach einem Streit über die rechte "Strategie" beschließen die Kinder den Weg nach Wiluna anzutreten.
Prompt wird Gracie eingefangen und zurück in das Camp gebracht. Molly und Daisy können nur hilflos zusehen und müssen ihre weitere Flucht allein planen. Der einzige Weg zu ihrer Rettung führt durch die Wüste. Und den Kindern gelingt, was niemand für möglich gehalten hat - sie schaffen den Weg durch die Todeszone. Ihr Verfolger Moodoo zollt den Kindern ob dieser ungeheuren Leistung Respekt und beendet die weitere Suche. Nach mehr als drei Monaten erreichen Molly und Daisy den Raum Jigalong und schließlich ihre Mütter. Mit großem Bedauern legt weit entfernt A.O. Neville den Fall zu den Akten.
Diese Geschichte hat sich tatsächlich ereignet, so wie Tausende andere in Australien und weltweit. Geschichten, die niemals erzählt wurden und deren Tragik für immer von dieser Welt aufgesogen wurde.

Produktion

Basierend auf dem Buch der Doris Pilkington, die darin die Geschichte ihrer Mutter und Tanten beschreibt, die gegen Ende der Dreißiger Jahre die im Grunde aussichtslose Flucht durchführten. Der Regisseur Phillip Noyce wurde durch die Drehbuchautorin Christine Olsen auf das Buch aufmerksam gemacht. Für den Australier wurde dieses Drehbuch zu einer - wie er sagte "Offenbarung". Nach Durcharbeitung des Stoffes war es Noyce klar - diesen Film muss ich machen.

Dreharbeiten

Einen Film drehen wollen ist eine Sache, die richtigen Darsteller finden eine andere. Jetzt begann die berühmt-berüchtigte Suche nach den "drei kleinen Nadeln im Heuhaufen". Insgesamt acht Casting Agenturen durchstreiften den australischen Kontinent, ein gigantisches Vorhaben. Schließlich kamen 16 Kinder in die engere Auswahl, und zum Schluss fiel die Wahl auf Everlyn Sampi, Laura Monaghan und Caitlyn Lawford.

Ein Glücksgriff, wie sich bei den anschließenden Probeaufnahmen und dem ersten Zusammenspiel zeigte. Die australische Schauspielerin Rachel Maza kümmerte sich hingebungsvoll um die Kinder und bereitete sie sehr behutsam und mit noch mehr Einfühlungsvermögen auf ihre kommenden Aufgaben vor. Leider fiel Caitlyn Lawford für den weiteren Dreh aus, da das Kind von starkem Heimweh geplagt wurde und den Stress am Set nicht verkraften konnte. Sie wurde ersetzt durch Tianna Sansbury, die eigentlich als Besetzung für Nebenrollen vorgesehen war.

Kenneth Branagh als Chief Inspector A.O.Neville sagte Phillip Noyce seine Mitarbeit prompt zu, was für alle Beteiligten ein ungeheuer aufwühlendes und emotionales Erlebnis war. Das Kenneth Branagh für diese Rolle gewonnen werden konnte, sah der Produzent David Elfick als großen Glücksgriff an, denn die Erfahrung Branaghs - besonders als Besetzung in Shakespeare-Stücken, machte ihn für diesen Film zur Symbolfigur eines menschenverachtenden Systems. So gerieten die Szenen des Kindesraubs allen Anwesenden am Set zu dem Erlebnis schlechthin, denn die grausame Vergangenheit wurde schlagartig bittere Realität.

Einzelschicksale

Molly ging die Ehe ein und wurde zweifache Mutter. 1940 ergriff man sie erneut und verschleppte sie mit ihren Kindern nach Camp Moore River. Im Januar 1941 floh Molly erneut und ging den gleichen langen Weg zurück nach Jigalong, wobei sie ihre 18 Monate alte Tochter Annabelle trug. Die ältere Tochter Doris blieb im Camp zurück. Mit Ehemann Toby und Tochter Annabelle wohnten sie in Balfour Down Station. Drei Jahre später nahm man Molly ihr Kind weg. Sie hat Annabelle nie mehr wieder gesehen. Dreißig Jahre nach der gewaltsamen Trennung, 1971, fielen sich Molly und Tochter Doris in die Arme. Doris war es schließlich, welche die Geschichte ihrer Mutter aufschrieb als Vermächtnis für die "gestohlene Generation" - so die Bezeichnung für alle Kinder, die in jener Zeit der Rassenpolitik der australischen Regierung zum Opfer fielen.
Gracie wurde in Wiluna gefangen und ins Camp zurück geschafft. Dort erhielt sie einen neuen Nachnamen: Jigalong. Man bildete sie zur Haushaltshilfe aus. Anschließend arbeitete sie für verschiedene Farmer. Mit dem Lagerarbeiter Harry Cross ging sie die Ehe ein und hatten sechs Kinder. Später trennte sich Gracie von ihrem Mann. Sie starb 1983 und hat Jigalong nie mehr wieder gesehen.

Daisy zog mit ihrer Familie in Richtung Jimalbar, im späteren Verlauf in eine Aborigine-Kommune nahe dem Lake Naberu. Aus Daisy wurde ebenfalls eine Haushaltshilfe gemacht, die für diverse Farmer schuftete. Sie verheiratete sich mit Kadibil, einem Lagerhelfer und hatte vier Kinder mit ihm. Als ihr Mann starb wurde sie Haushälterin und Köchin in der Kalundi Seventh Dy Adventist Mission. Dort blieb sie bis zur Schließung der Mission im Jahre 1970. Daisy lebt heute mit ihren Kindern und deren Familien in Jigalong.

Gesetz

Das "Allgemeine Kinderfürsorgegesetz" machte es bis in die 70er Jahre des 20.Jahrhunderts möglich, das Aborigine-Kinder, vor allem aber Mischlinge, gewaltsam ihren Familien entrissen werden konnten. Diese Praktiken hatten mithin schon vor dem Germanisierungswahn der Nazis in Australien Tradition. Der Sinn und Zweck dieser Maßnahme lag zum einen darin, das familiäre Netzwerk der Aborigines zu zerstören und zum anderen in der Absicht, für die Farmer und Bürger des Kontinents billige Arbeitskräfte bereit zustellen.

Desweiteren sollte der Rassenanteil der Aborigines konsequent reduziert und gegen Null geführt und letztlich von der weißen Rasse aufgesogen werden. Durch diesen grauenhaften Akt ist praktisch jede Aborigine Familie betroffen wenn man bedenkt, dass schätzungsweise 100000 Kinder Zwangsassimiliert wurden. Der katastrophale Zustand in dem sich heute das Volk der Aborigines befindet, ist überwiegend auf die "Kolonial- und Befriedungspolitik" der weißen Eroberer zurück zuführen, zu dem das "Allgemeine Kinderfürsorgegesetz " einen entscheidenden Anteil beitrug. Selbsthass, Alkoholismus, Entfremdung von den Traditionen ihrer Ahnen, Entwurzelung und Verlust ihrer Kultur sind in diesen Tagen die bestimmenden Elemente im Leben der Aborigines.

Musik


Der Soundtrack von Peter Gabriel verleiht diesem Film einen zusätzlichen dramatisch-tragischen Hauch. Der Komponist glänzte bereits mit Musik zum Film wie "Die letzte Versuchung Christi". Nach 10 Jahren Bühnenstille ist er wieder da. Ein große Deutschland- und Europatournee wird ihn seinen Fans nachhaltig in Erinnerung bringen.

Filmcrew

Phillip Noyce konnte bereits durch "Blockbuster" im internationalen Filmgeschäft Furore machen, so "Die Stunde der Patrioten" und "Das Kartell" (mit Harrison Ford) und "Todesstille" mit Nicole Kidman.
Rachel Maza überzeugt als Dramaturgin ebenso wie als Schauspielerin und gehört zu den gefragtesten Mimen in Australien. In Filmen wie "Heartland" und "Naked Frontier" legte sie brillante Proben ihres Könnens ab.
Christine Olsen, die Neuseeländerin, machte sich als Produzentin für Radio- und Fernsehdokumentationen einen Namen. Zahlreiche Filme wurden weltweit auf Festivals aufgeführt und sicherten ihr begehrte Preise dieses Genres.
David Elfick spielt in der Oberliga, sowohl als Produzent wie auch als Regisseur. Ob Film oder Fernsehen - seine Projekte garantieren stets Aufsehen und Anteilnahme, was sich in der Anhäufung von Preisen ausdrückt, die er national und international einheimste.

Schauspieler

Kenneth Branagh als Mr. A.O. Neville. Der Shakespeare Mime begann seine Karriere an der Royal Shakespeare Company in London. Später tat er sich auch als Regisseur bei Filmproduktionen hervor. Mit Kollegen wie Robert de Niro und Francis Ford Coppola spielte und drehte Branagh Filme wir "Mary Shelley's Frankenstein". Auszeichnungen und Preise machen ihn zu einem ganz großen des Filmgeschäfts.
Everlyn Sampi, 1988 in West-Australien geboren, hat noch drei ältere Brüder und eine jüngere Schwester. Ihr Leben verbrachte sie in einer Aborigine-Kommune. Sie besucht die Anglikanische Community High School. In den Ferien lebt sie in Djarindjin, wo sie gerne angelt. Ihre Mutter traf Phillip Noyce und das Casting Team in Broome. Das Schicksal stellte eine entscheidende Weiche.
Laura Monaghan ist vier Jahre jünger als Everlyn und stammt aus Süd-Australien. Phillip Noyce fiel das Mädchen bei der Sichtung eines Videobandes auf, welches in der Port Headland Primary School aufgenommen wurde. So kam Laura zum Film.
Tianna Sansbury rückte aus der zweiten Reihe nach vorn, nachdem Phillip Noyce kurz vor Beginn der Dreharbeiten Caitlyn Lawford aus dem Set nehmen musste. Tianna war bereits beim Casting für kleinere Nebenrollen vorstellig und überzeugte Phillip Noyce vor allem durch ihr Improvisationstalent.
David Gulpilil kam in Arnhem Land im nördlichen Territorium 1953 zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er in einem Aborigine-Stamm nordöstlich des Kakadu-Nationalparks, wo seine Vorfahren bereits Tausend Jahre ansässig waren. !969 startete Gulpilil seine Schauspielerkarriere, die ihn mit internationalen Größen in Filmen wie "Die letzte Flut" "Der Stoff aus dem die Helden sind" "Dark Age" und "Crocodile Dundee" brillieren ließ. Darüber hinaus gehört Gulpilil zu den besten Tänzern und Musikern traditionellen Tanzes und des Didgeridoo. Zahlreiche Preise konnte der beliebte Künstler für sich gewinnen.

Drehort

Weitestgehend an den Originalschauplätzen in Australien

Preise und Auszeichnungen


Der Film "Long Walk Home" konnte seit 2002 insgesamt 8 internationale Preise gewinnen, so den Edinburgh International Film Festival Publikumspreis und London Critics Circle Film Awards für Director of the Year.


    

Der Fotoredakteur Marcel Schäffler (Urlaubsspass.de) mit dem Regisseur Phillip Noyce zur Preview des Films im Abaton Kino Hamburg Anfang 2003.

Phillip Noyce und Marcel Schäffler Im Abaton Kino Hamburg



Fotogalerie zum Film








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Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Körner / Rech

Text: © © Ermasch - Presse - Service / Schäffler / Hans Joachim Rech.
Fotos: © EPS-Schäffler / CENTRAL Film Vertrieb GmbH / ARSENAL Filmverleih GmbH
Quelle: CENTRAL Film Vertrieb GmbH / ARSENAL Filmverleih GmbH

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