Galapagos |
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Wir waren im Paradies. Fast eine Woche lang erlebten wir die Galapgos Inseln vor der Westküste Ekuadors hautnah - oder besser: tiernah. Nicht als Rucksacktouristen - die gibt es ebenfalls - sondern als Passagiere des kleinen Kreuzfahrtschiffs "Santa Cruz". In 46 modern und komfortabel ausgestatteten Kabinen (mit eigenem Bad und WC) finden 90 Gäste Platz. In unserem Fall kamen sie aus 19 verschiedenen Nationen (!) Doch der Reihe nach. Von Deutschland aus führt der Weg ab Frankfurt zunächst zur ekuadorianischen Hauptstadt Quito. Den Zwischenaufenthalt in Caracas mit eingerechnet sind es rund 20 Stunden "von Bett zu Bett". Schon deswegen sollte man unter den Reiseangeboten eines wählen, das vor dem Galapagos-Besuch einige Ruhe- und Erkundungstage für Quito und Umgebung anbietet. Und bedenken: Quito liegt rund 2850 m hoch. Kalt ist es nicht in der "Stadt des ewigen Frühlings", denn sie liegt nahe am Äquator. Aber an die dünne Luft müssen sich viele Besucher erst gewöhnen. Die Stadt, mit offiziell 1,6 Mio. Einwohner, ( tatsächlich sind es über 2 Millionen) , gilt für südamerikanische Verhältnisse als klein. Dafür ist sie über 40 km lang, schlängelt sich wie ein Tatzelwurm über eine nur fünf Kilometer breite Nord-Süd Hochebene. Sehenswertes liegt vor allem in der Altstadt, dem Centro Historico. Von allen Stadtzentren Südamerikas ist es in den vergangenen Jahrhunderten den geringsten Veränderungen unterworfen gewesen. Seit 1978 steht es deshalb auf der Welt-Kulturerbe-Liste der UNESCO. Straßenzüge und Gebäude stammen aus der Zeit der Conquista, der Ära der spanischen Eroberung Lateinamerikas. Ein Teil ist heute autofrei. Geschäft liegt neben Geschäft mit Waren und Souvenirs, die preiswerter sind als im modernen Norden der Stadt. Hier stehen die alten, prächtigen Kirchen wie die Compania de Jésus", an der die Jesuiten von 1605 an rund 163 Jahre lang bauten. Angeblich sieben Tonnen Blattgold schmücken das Innere. Ebenso prachtvoll, aber auf andere Art: Kirche und Kloster San Francisco, dessen herrlicher, zum Verweilen einladender Innenhof von eindruckvollen Kreuzgängen umrahmt wird. Auf dem Platz davor verkaufen bunt gekleidete Indiofrauen ebenso bunte, handgewebte Schals und Ponchos. Sie sind selten teurer als bei uns ein oder zwei Schachteln Zigaretten. Wer einen echten Indianermarkt besuchen will, kann das am besten in Otavalo nördlich von Quito - anderthalb Fahrstunden entfernt. Hier gibt es indianische Handarbeiten jeder Art, vom Schmuck bis zur bunten Hängematte. Unweit davon der Obst- und Gemüsemarkt, den man wegen seiner Ursprünglichkeit auf keinen Fall versäumen sollte. In den Garküchen sind auch gebratene Meerschweinchen zu haben, die in einigen südamerikanischen Ländern wegen ihres leichten Wildgeschmacks als Delikatesse gelten. Der Weg nach Otavalo führt durch eine sattgrüne Landschaft. Bei Glück leuchtet einem die schneebedeckte Kuppe des 5897 m hohen Vulkans Cotopaxi entgegen. Und in der Gemeinde San Antonio de Pichincha genießt manch einer das Vergnügen, sich breitbeinig über eine symbolische Äquatorlinie aus roten Ziegeln stellen - ein Bein in der nördlichen, das andere auf der südlichen Erdhalbkugel. Lohnend auch der Besuch auf einer der typischen Rosenfarmen. Wer in Europa weiß schon, dass nach der Banane langstielige Rosen 300 verschiedener Sorten und Farben den zweitwichtigsten Exportartikel Ecuadors bilden. Per Luftfracht gehen sie täglich auf die Grossmärkte in Amsterdam und Frankfurt. Senor Francisco Vallejo z.B. "erntet" auf seiner zehn Hektar großen Rosenfarm monatlich (!!) 1,5 Millionen Rosen. Und 300.000 Hektar Rosenplantagen gibt es in Ecuador. Das Haus des Rosenbauers in Cayambe ist ein prächtiges Beispiel alt-ekuadorianischer Wohnultur. Musterbeispiele dafür sind aber vor allem die zu romantischen Landhotels umgebauten Haciendas überall im Lande, deren einstige Besitzer noch ihre Möbel, Tapeten und Deckenvekleidungen aus Frankreich bezogen. In einem dieser Hotels, der Hosteria de la Ciénega, wohnte mehrere Wochen lang Alexander von Humboldt. Der deutsche Forschungsreisende wird im Lande mehr verehrt als heute in Deutschland. "Aber machen wir uns nichts vor", sagt unsere Begleiterin Rosío, "die meisten Ecuador-Besucher kommen wegen der Galapagos. Und sind zunächst einmal erstaunt über Lage, Ausdehnung und - Bewohner!" Der Archipel liegt 1000 km westlich der ekuadorianischen Küste im Pazifik. Und nicht nur Tiere leben auf ihm, sondern stellenweise auch Menschen, wie etwa auf Santa Cruz oder San Cristobal . Die 13 größeren und sechs kleineren Inseln am Äquator, weitere 40 Inselchen und rund 200 Felsen sind über ein Gebiet verstreut, das mit 45.000 qkm Fläche um gut ein Drittel größer ist als Nordrhein-Westfalen ! Alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs, und haben ein Alter zwischen ein und fünf Millionen Jahren. Zusammen haben sie eine Landfläche von etwa 8.000 qkm, und davon wiederum bilden 97 Prozent den Galapagos Nationalpark. Das heißt unter anderem: Wer die verschiedenen Besuchspunkte betritt, darf dies nur in Begleitung der Parkangestellten. Er muss auf den markierten Wegen bleiben, darf keine Pflanzen, Tiere oder Samen mitbringen - und keine mitnehmen. Rauchen ist nicht gestattet, das Berühren der Tiere ebenso wenig. Denn die Galapagos sind trotz der Zutraulichkeit von Meerestieren und Vögeln kein Streichelzoo. UNESCO, Parkbehörde und ekuadorianische Regierung achten darauf, dass dies so bleibt. Auch die Zoologische Gesellschaft Frankfurt trägt seit 1968 kontinuierlich zum Schutz des einmaligen Inselarchipels bei. Besuchszeit auf den Inseln ist wegen des milden äquatorialen Meeresklimas (im Schnitt 25 Grad) das ganze Jahr. Zu welcher Jahreszeit man aber reisen und welche der Inseln man besuchen will, hängt davon ab, welche Vegetation und vor allem welche Tierarten man sehen will ! Darüber sollte man sich vor Reiseantritt informieren. Denn auch jede Insel ist anders, hat ihre eigene Fauna und Flora. Grund ist das unterschiedliche Alter der Inseln, vor allem aber das Zusammentreffen mehrerer kalter und warmer Meeresströmungen. Von Dezember an zum Beispiel steigt die Temperatur auf einigen Inseln bis Mai auf allmählich 30 Grad . Regenfälle verwandeln lavagraue Sträucher und Büsche in üppiges Grün. Ab Juni nimmt die Temperatur bis November wieder ab auf angenehme 23 bis 26 Grad. Im August wird das Wasser kälter, erreicht etwa 18 Grad. Das Meer wird etwa stürmisch. Entsprechend diesem Wechsel ändert sich auch das Verhalten der Tier- und Vogelwelt. Im Januar beginnen sich die fast schwarzen Meeresechsen grün und rot zu verfärben, die Land-Leguane auf der Isabela beginnen sich zu paaren, die grüne Meereschildkröte taucht an den Stränden zur Eiablage auf. Die Seelöwen bekommen ihre ersten Junge, auf den Inseln Espanola und Santiago beginnt die Balz der Seefalken. So ist also nicht immer Balzzeit bei den Fregattvögeln oder Blaufußtölpeln, nicht auf jeder Insel gibt es Meeresechsen, Pinguine oder Schildkröten. Aber überall gibt es genug von der einen oder anderen Tier- oder Vogelart zu erleben: Wir schnorcheln über einem dichten Schwarm kleiner Meeräschen. Die Sichtweite unter Wasser beträgt bis zu 25 Meter. Plötzlich schießt neben uns ein Seelöwe auf Beutejagd vorbei, Am Grund der kleinen Meeresbucht weidet eine Riesenschildkröte zwischen Seegras. Nach einer Viertelstunde Schnorchelbeobachtung geben wir die Hoffnung auf, sie auftauchen zu sehen. Expeditionsleiter Burkhardt , genannt Buggy : "Die können bis zu drei Stunden unter Wasser bleiben". Wenig später, beim Sonnenbad am weißen Sandstrand legt sich schnaufend ein Seelöwe nur einen Meter neben uns nieder... Die verschiedenen Landgänge vom Schlauchboot aus, meist zwei bis drei am Tag, erfolgen in kleinen Gruppen von etwa einem Dutzend Teilnehmern und einem Begleiter. Manche Anlandungen sind "trocken" - d.h. man betritt einen Steg, andere sind "nass" , man steigt in flachem Wasser aus. Bei den anschließenden Wanderungen über Sand oder Lavaboden kommt es schon mal vor, dass Seelöwenjunge neugierig an den Hosenbeinen der Touristen; Meerechsen (kürzer als ein Unterarm und somit viel kleiner als der Eindruck, den manche Postkarten erwecken wollen) lassen sich beim Sonnebad nicht stören, wenn man sich für ein Foto neben sie setzt; ruhig bleiben Fregattvögel oder Tölpel auf ihren bodennahen Nestern sitzen, brüten oder füttern ihre Junge, auch wenn zehn Touristen drum herum stehen. "Ungeniert" balzen Fregattvogel-Männchen mit ihren roten Kehlsäcken, und Tölpelmännchen zeigen gelangweilten Bräuten Gunst erheischend ihre blauen Füße, Nur auf den Galapagos findet sich ein Platz, auf dem Pinguine neben Flamingos leben. Und nur auf einigen der Inseln kann man zur richtigen Jahreszeit Schildkröten bei der Paarung oder Eiablage beobachten. Die bekannteste Schildkröte allerdings lebt auf der Darwin-Forschungsstation auf Santa Cruz. Das ist "Lonesome George", 150 Jahre alt und einziges bekanntes Exemplar seiner Spezies. Auf der Jagd nach Suppenfleisch und Schildpatt wurden alle seine Artverwandten ausgerottet. Wer noch ein Weibchen finden sollte, dem winken 10.000 Dollar Belohnung. Mindestens 100 Jahre sind noch Zeit dafür... Keine der Exkursionen ist anstrengend,. Auch nicht der Aufstieg zum Gipfel der Insel Bartolome. Die Wanderung ist kurz (etwa 600 m), geht aber über 365 Treppenstufen und Stege. Sie führt vorbei an Lavaformationen der verschiedensten Art und an so genannten Pionierpflanzen, der ersten Vegetation nach einem Vulkanausbruch. Von den 607 Pflanzenarten wurden fast 60 % als Samen im Kot von Vögeln herbeigetragen, 32 Prozent vom Wind und 9 Prozent durch die verschiedenen Strömungen. Der Mensch soll im Gegensatz zu früher, als die massenhafte Vermehrung ausgesetzter Ziegen die gesamte Vegetation zu vernichten drohte, nicht mehr in diese Entwicklung eingreifen. Parkbehörde, Regierung und UNESCO achten darauf, dass die Zahl von 120.000 Galapagos-Besuchern pro Jahr vorläufig nicht überschritten wird. Diese Zahl wird nächstes oder übernächste Jahr erreicht sein. Was dann kommt, weiß noch niemand so recht zu sagen... Viele Galapagos-Besucher verbringen nach einer kurzen oder großen Rundreise durch den Archipel vor dem Rückflug nach Quito noch einige Tage im schönen Finch-Bay Hotel. Es liegt, kürzlich neu eröffnet, an der Academy Bay auf Santa Cruz. Spätestens hier, bei Ruhe und Entspannung, übermannt einen die Erkenntnis: "Du warst im Paradies ! Du warst im Garten Eden!". Dunkel erinnert man sich an die Schöpfungsgeschichte, wo in den ersten Tagen Mensch und Tier noch friedlich nebeneinander existierten. Diese Erkenntnis ist dann eigentlich der Höhepunkt der Reise. Tipps: Seit dem Absturz der inflationären Landeswährung "Sucre" ist der US-Dollar Zahlungsmittel. Genug mitnehmen, kleine Stückelung, denn nicht an allen Geldautomaten werden EC-Karten akzeptiert. Nur einige Geschäfte, Geldwechsler und Hotels nehmen den Euro-Banknoten an. Wegen der Höhe von Quito evtl. den Hausarzt nach Verträglichkeit bzw. Hilfsmitteln fragen. Für die Strände Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, Kopfbedeckung, Badeschuhe. Schnorchel und Flossen gibt es an Bord. In den Städten und öffentlichen Verkehrsmitteln Achtung vor Taschendieben! Den Rucksack vor (!) der Brust tragen.
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