Sein Leben gehört den FalkenEin Besuch bei Dirk Harders | |
Als wir mit Dirk Harders sein Haus betreten,
hören wir aus dem Wohnzimmer ein heiseres, lautes Krächzen. "Sie haben meine Stimme
erkannt", sagt Dirk, "und nun schreien sie nach Futter...". Gierig
schnappen sie danach, versuchen, es sich gegenseitig aus dem Schnabel zu ziehen. Doch dann,
ganz allmählich, beruhigen sich die Nestlinge, hören auf zu lahnen (nach Futter zu
schreien). Schließlich sind sie satt. "Gleich werden sie umfallen und schlafen, dann habe
ich wieder etwa sechs Stunden Ruhe", sagt Dirk. | |
Dirk Harders, Jahrgang 1961, | |
Besucher merken das schon bei einem Gang durch
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"Es sind Kinder, die sich für die Falknerei interessieren. Mit denen arbeite ich am liebsten - denn sie sind noch richtig begeisterungsfähig und gehen voll auf bei der Zusammenarbeit mit meinen Vögeln", sagt Harders. In den Bücherregalen liegen Zeitschriften und Literatur über die Falknerei. Dazu jede Menge Videofilme zum gleichen Thema. | |
Siehe auch Fotos von Falken und Kinder | |
Doch zunächst wollten wir wissen: Warum widmet sich ein Mann wie Dirk der Aufzucht von Raubvögeln. "Wie bitte ?" unterbricht er unsere Frage.
"Raubvögel?
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Und dann legt er los. "Als ich 14 Jahre alt war, fand ich eine aus dem Nest gefallene Eule. Das faszinierte mich. Ich kaufte mir ein Buch über Greifvögel, las es wieder und wieder. Tief steckte ich meine Nase hinein und meinte, die Vögel förmlich riechen zu können..." Die nächsten Bücher waren Werke über die Falknerei. Dirk: "Als Falknerei oder Beizjagd bezeichnet man die gemeinsame Jagd von Greifvogel, Hund und Falkner. Der Hund, manchmal kommt dazu auch noch ein Frettchen, spüren die Beute auf, zum Beispiel ein Kaninchen. " Sobald das Kaninchen flieht, versucht der Greifvogel, es zu erjagen. Es ist eine ebenbürtige Jagd - da jeder, anders als mit der Jagd per Flinte oder Büchse, seine Qualitäten einsetzt. Kraft, Geschick und Ausdauer entscheiden über Erfolg oder Misserfolg. Meistens gewinnt der Greifvogel - und das schon in Sekunden.
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Als häufigster Beizvogel findet der Habicht bei der Jagd auf Kaninchen, Hase, Fasan, Ente, Taube und Krähe Verwendung. Einige Falkner jagen mit Steinadler (Beute: Hasen, Füchse und Rehe) oder Wanderfalke. (Beute: Fasane, Rebhühner, Enten, Krähen und Elstern. Es waren Nomaden- und Jägervölker in den Steppengebieten Asiens, die wahrscheinlich als erste Falken zähmten, um sie für die Beiz zu gewinnen. Im 5. Und 6. Jahrhundert war die Falknerei dann schon in Europa verbreitet. Karl der Große hielt an seinem Hof in Aachen Beizvögel. Der Diebstahl oder die Tötung eines Falken wurde damals schwer bestraft. Der berühmteste Falkner des Mittelalters war der Hohenstaufer-Kaiser Friedrich II. Sein Buch "Über die Kunst mit Vögeln zu jagen" war DAS Handbuch für alle Edelleute, die den damaligen "In"-Sport betrieben.
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Aus Harders kindlicher Neugier am Falknerwesen wurde
bald eine Mischung aus Liebe und Faszination. Er eignete sich alle Kenntnisse an, die notwendig waren und legte schließlich die Falknerprüfung ab. "Dann arbeitete ich eine Zeit lang in einem Tierpark. Vor Publikum führte ich Falken und andere Greifvögel vor.." Aber diese Arbeit enttäuschte ihn bald. Denn sie entsprach nicht seinen Vorstellungen vom richtigen Umgang mit seinen geliebten Tieren. "Es sind immer die persönlichen Fähigkeiten des Falkners, die seinen Falken formen werden", sagt er.
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Noch schlimmer sind für Harders jene "Naturfreunde",
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Dann gehen wir in den Garten zu den Volieren. Sie ähneln zwei mit den Stirnseiten zu einander gestellten, fensterlosen Baracken. Jede ist etwa neun Meter lang und oben zu zwei Dritteln "offen", bzw. durch ein Drahtgitter abgeschlossen. Aus dem kleinen Flur zwischen den beiden Volieren dringen Musik und Durchsagen eines Radiosenders. "Der läuft Tag und Nacht, damit sich die Vögel an Umweltgeräusche gewöhnen", sagt Harders. Nach einer Gewöhnungsphase nahm Harder seine Dana fast täglich aufs freie Feld und ließ sie fliegen. "Doch eines Tages war Dana weg. Ich weiß es noch wie heute: es war 21 Uhr, am 1. Juni 1998. Dana kam einfach nicht zum gewohnten Rendezvous-Platz. Ich ging noch einige male dorthin, suchte auch tagsüber nach ihr, doch dann musste ich mich damit abfinden: Dana hatte sich verstoßen... so nennt man das, wenn ein Greifvogel ausreißt. Ich war ziemlich am Boden zerstört, nicht wegen des finanziellen Verlustes, sondern weil ich sie lieb gewonnen hatte. "
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Dann, fünf Tage nach dem geplatzten Rendezvous, kam abends gegen 22 Uhr ein Anruf aus Nord-Dänemark. Es meldete sich das Falkner-Ehepaar Frank und Penele Hansen. "Vermisse Sie eine Falke?" fragten sie. Hansen hatte Dana schon am Tag nach ihrem Verschwinden bei einem Nachbarn auf dem Hof gesichtet und eingeholt (eingefangen), 387 km weit von Hademarschen entfernt. "Ungewöhnlich, dass ein Saker-Falke an einem einzigen Tag eine so weite Strecke zurücklegt," sagt Dirk. Da Dana beringt war, hatten die Dänen ihn verständigen können und überglücklich konnte er das Tier abholen.
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Doch bald darauf, am 6. Februar 1999, verschwindet Dana nach dem morgendlichen Start ein weiteres mal. Zum Glück trägt Dana bei allen Freiflügen an einer Schwanzfeder einen etwa 10 Gramm leichten Peilsender. Mit neuer Batterie sendet er rund 128 Stunden lang ein Piepsignal aus, bis zu 70 Kilometer weit. Dirk: "Ich fuhr mehrere Tage lang etwa 5.000 km durch die Gegend, empfing mit meiner Antenne auch mehrmals ein Signal und hoffte, dass Dana irgendwo aufbaumt. Aber sie blieb verschwunden.."
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Dirk gab in Fachblättern einige Suchanzeigen auf, 30 Minuten später saß sie wieder auf seinem Handschuh, als sei nichts gewesen. "In der ganzen Zeit (ein Saker-Falke in Top-Kondition wiegt etwa 1.250 Gramm) hatte Dana nur 8 Gramm an Gewicht verloren", sagt Dirk nicht ohne Stolz. Und sieht darin einen weiteren Beweis für seine Methode der artgerechten Aufzucht: er hatte das Tier vor seinem Abenteuerausflug weder überfüttert, noch hatte es seinen Jagdinstinkt verloren.
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Aus Dänemark besorgte Dirk Harders ein Männchen für Dana. Kurz vor unserem Besuch bei ihm hatte Dana fünf Eier gelegt. Drei davon waren nicht befruchtet gewesen, doch aus den anderen beiden Eiern waren zwei Junge geschlüpft. Um sicher zu gehen, dass ihnen nichts zustößt, hatte Dirk die weitere Aufzucht persönlich übernommen. In einem Brutkasten - eine anstrengende Sache ! Aber vielfach belohnt durch die Freude, die seine Falken ihm und anderen geben.
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Dirk ist ein Idealist, von denen wir mehr gebrauchen könnten. Öffentlichkeitsarbeit in einem Vogelpark sieht er nicht als Broterwerb an, sondern als Aufklärungsarbeit - um den nicht ausreichenden gesetzlichen Schutz für die Greifvögel zu erwirken. Die Greifvogelbestände in Nordeuropa sollen wieder wachsen - nachdem sie - nicht zuletzt durch DDT und andere Umweltgifte - in den Sechzigerjahren fast vom Aussterben bedroht waren: Durch die verschiedensten Umweltgifte wurden die Eischalen der Gelege dünner, die Eier zerbrachen häufig beim Bebrüten. Embryonen starben ab, Vögel wurden unfruchtbar. Besonders schlimm traf es die Wanderfalken. Deren Bestände brachen auf der gesamten Nordhalbkugel in den Jahren 1950 und 1970 fast zusammen. Damals gab es in Deutschland nur noch 360 Wanderfalken-Horste. Heute ist die Art zwar immer noch gefährdet: Die Bestände sind aber Dank Falknern wie Dirk Harders und einiger anderer Idealisten wieder am Wachsen..
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Was zu einem guten Falkner gehört ?
"Verantwortungsbewusstsein für die Tiere, Geduld, Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl. Vor allem muss man lernen, die Dinge aus der Sichtweise seines persönlichen Greifvogels zu verstehen, " sagt Dirk.
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Dirks großes Vorbild ist der ehemalige Hamburger Tierarzt Prof. Dr. Christian Saar. Der begann in den 60ger Jahren mit Versuchen, die vom Aussterben - oder besser gesagt von der Ausrottung bedrohten - Wanderfalken unter Haltungsbedingungen zu züchten. Fast alle Experten waren skeptisch. Schließlich gehören Falken, Habichte und Adler zu den scheuesten Geschöpfen der Erde . Doch 1974 gelang Saar die Aufzucht von sechs Wanderfalken im Brutkasten. Drei Jahre später waren es schon 22 . In den folgenden Jahren züchteten Falkner wie Dr. Saar in Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten in Deutschland etwa 2.500 Wanderfalken. Den größten Teil davon haben sie erfolgreich ausgewildert.
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Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Red.-Büro Jürgen Steinbach | |||
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Foto: © EPS Schäffler •
Text Zusammenstellung: © EPS Schäffler | |||
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