Aus Staub bist du gemacht….

Terrakotta Armee schlug dem Vergehen ein Schnippchen

Terrakotta Armee


China ToursFür uns Normalsterbliche trifft diese biblische Feststellung eher zu als für das, was chinesische Brunnengräber vor 35 Jahren im Dorf Xiyang bei der Suche nach Wasser im wahrsten Sinne des Wortes „zufällig“ entdeckten. Bei ihren Grabungen stießen sie auf eine feste Lage Lehm, die sich im nachhinein als der tönerne Rückenpanzer eines Kriegers entpuppte. Die Überraschung war nicht gering, und Entdecker der Terrakotta Armeedie braven Bäuerlein (Foto links) malten sich vielleicht in Gedanken den Fund eines Goldschatzes aus.

Dass sie einen Schatz freilegten, der mit Gold nicht aufzuwiegen ist, konnten die Männer zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Immerhin fanden sie den ersten Krieger der Terrakotta-Armee, der gemeinsam mit Tausenden anderer Terrakottakameraden das Grab des ersten chinesischen Kaisers Qin Shihuangdi eskortiert.

Dieser erste Kaiser regierte in der Zeit von 259 bis 210 vor der christlichen Zeitrechnung. Über zwei Jahrtausende blieb diese gewaltige Grabanlage unberührt und geriet praktisch in Vergessenheit. Euphorisch äußern sich Archäologen aus aller Welt, welche die Nekropole als einzigartig, als das „Achte“ Weltwunder bezeichnen, als ein „Zweites“ Tal der Könige wie im historischen Ägypten.

In der Tat, die Dimensionen sind immens, denn die Gesamtfläche der Soldatengruben, ein-schließlich Königsgrab und weiterer Anlagen, erstreckt sich über ein Gebiet von mehr als 50 Quadratkilometern nahe Stadt Xiyang. Inzwischen gehen die Archäologen einstimmig davon aus, dass noch weit mehr im Boden schlummert, als das bisher entdeckte.

Von chinesischer Seite wurde erst ein bescheidener Teil der rund 200 Gruben freigelegt, die das Kaisergrab umgeben, welches immer noch im Dornröschchenschlaf verharrt. Was an Schätzen in diesem Grab und darüber hinaus noch im Boden liegt, darüber kann man nur spekulieren. Nach den bisher gemachten Funden ist man im Lager der Archäologen und chinesischen Kollegen auf noch größere Sensationen eingestellt.

Der Grund dafür liegt nicht nur im Grab des ersten Kaisers, sondern in der Masse von mehreren Hundert Grabhügeln, die allein in der Provinz Shaanxi in den Himmel ragen. Unter diesen befinden sich nach derzeitigem Erkenntnisstand die Grabstätten etlicher Kaiser, welche das Geschick Chinas fast 1000 Jahre bestimmten.

Immerhin ist es Besuchern aus der ganzen Welt inzwischen möglich, derzeit über Eintausend restaurierte Tonkrieger zu bewundern. Teile dieser weltberühmten Armee gingen sogar schon auf Tournee durch einige Museen der Welt. Neben Duplikaten wurden sogar Originale ausgeliehen, so in das Museum Markkleeberg nahe Leipzig, das als erstes deutsches Museum überhaupt Originalstücke in seinen Räumen präsentieren konnte.

Bei aller Ausgrabungsfreude unter den Archäologen, die fast schon an einen Grabungsmarathon erinnert, halten die Chinesen die Zügel fest in der Hand und lassen nichts anbrennen. Die nationale und internationale Geschichte der Archäologie hat nachdrücklich alle Fehler und Versäumnisse dokumentiert, welche im Laufe der Vergangenheit gemacht wurden. Die Zeiten eines Heinrich Schliemann oder Howard Carter, die sich mit Hacke und Schaufel gnadenlos durch den Boden fraßen, sind gottlob längst vorbei. Hier und heute will man bei der Freilegung, Bergung und Restaurierung der Tonkrieger-Armee (Foto links und rechts) und dem Kaisergrab alles und jegliches mit größter Sorgfalt und Sicherheit bewerkstelligen. Aber ob das Regentengrab jemals geöffnet wird und wenn ja – wann, kann zur Zeit überhaupt nicht gesagt werden.

Darüber können noch Jahrzehnte verstreichen. Die chinesischen Archäologen und die Behörden gehen mit derart sensiblen Dingen sehr behutsam um und messen dem Denkmalschutz höchste Priorität bei, damit ergebnislose oder „Gut-Glück-Grabungen“, wie sie in der Vergangenheit an der Tagesordnung waren, von vorneherein ausgeschlossen oder minimiert werden. Grabungen, gleich welcher Art, verändern, beschädigen oder zerstören sogar immer den Boden und die darunter liegenden Schichten, mag man auch noch so rücksichtsvoll und besonnen vorgehen.

In China gehen die Archäologen ganz andere Wege, um dem Boden seine verborgenen Geheimnisse zu entlocken. Magnetismus heißt das Zauberwort. Spezialgeräte (Magnetometer), ähnlich die der Kampfmittelräumdienste und Schatzsucher, kommen zum Einsatz, mittels derer unterirdisch lagernde Mauern, Holzpflöcke oder Metalle sichtbar gemacht werden, ohne einen Spatenstich zu investieren.

Dieses erprobte Verfahren stieß bei den chinesischen Gastgebern auf großes Interesse, und der Nachweis der Funktionalität ließ nicht lange auf sich warten. Schon bald wurde die sehr gut erhaltene Gartenpalastanlage des Kaisers Qin Shihuangdi bestimmt. So umfassend aufschlussreich, dabei einfach und schonend kann Archäologie sein.

Aber die Archäologie legt naturgemäß nicht nur Artefakte und Überreste längst vergangener Kulturen frei, sondern zeichnet gleichermaßen ein kulturelles, ethisches und soziales Bild jener Menschen – ob Herrscher oder Untertan. So auch im Fall des ersten chinesischen Kaisers, der den Überlieferungen zufolge ein Despot extremsten Ausmaßes gewesen sein muss. Er schuf zwar das größte, von ihm beherrschte Reich des Altertums, doch um das zu erreichen, ging er über Berge von Leichen.

Millionen Chinesen standen unter seiner Knute, schufteten für den Herrscher Qin Shi(Foto Links), und nicht wenige schaufelten sich bei dieser Malocherei ihr eigenes Grab. Allein zum Bau seines Grabmals wurden Hunderttausende Menschen herangezogen – antike Zwangsarbeiter, von denen etliche zum Dank für Baufortschritt in regelmäßigen Abständen hingerichtet wurden.

Im Schatten der kaiserlichen Grabpyramide entdeckten die Forscher Dutzende Nebengräber, in denen die Archäologen die sterblichen Überreste von Frauen und Männern lokalisierten, bei denen es sich möglicherweise um Personen aus dem engsten Umfeld des Kaisers handelte. Darüber hinaus fanden sich in den Kammern zahlreiche Tierkadaver. Der erste Kaiser wollte offensichtlich auch im Jenseits die Geselligkeit und das üppige Leben als Herrscher weiter pflegen.

Mochte er sich auch in seiner Eigenschaft als erster Kaiser und Gewaltherrscher zu Lebzeiten in die Geschichte einmeißeln; gegen Ende seiner Herrschafts- und vor allem Lebenszeit ergriff ihn eine immer intensivere Angst vor dem eigenen Tod, wie es uns auch aus dem abendländischen Kulturkreis von Diktatoren und Gewaltherrschern bekannt ist.

Allein sterben, das war nicht nach seinem Sinn. Also sollten seine treuesten Krieger mit ihm in das Reich der Schatten eingehen – antiker Massenmord auf höchster Ebene. Dieses Vorhaben wurde ihm, auf welche Weise auch immer – ausgeredet, und so standen seine Krieger in voller Montur den Künstlern Tag und Nacht Modell, die dann die lebensgroßen Terrakotta Figuren schufen, jede übrigens ein Unikat (Wagenlenker links – Offizier rechts).

Hunderte Künstler schufen in Tag- und Nachtarbeit ein individuelles, antikes Gesamtkunstwerk, wie es in dieser Geschlossenheit, Qualität und in diesem Umfang auf dieser Welt nicht ein zweites Mal existiert.

Hernach erhielten Krieger, Pferde, Wagen und alles Zubehör die entsprechende Bemalung, um anschließend in vorbereitete Gruben gestellt zu werden. Diese wurden dann mit schwerem Gebälk verschlossen und zugeschüttet. So überdauerte die Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers die Jahrtausende, um schließlich bei Arbeiten zum Bau eines Brunnens erneut das Licht dieser Welt zu erblicken.

Doch nicht nur die Chinesen verstanden sich auf das Brennen von Ton zur Fertigung beeindruckender und künstlerisch hervorragender Werkstücke, welche die Jahrtausende überdauerten.

Aus dem antiken Hellas (Griechenland), aus den Palästen der Achäer, der Trojaner, Etrusker, Perser, Phönizier, Babylonier, Römer und Ägypter blieben der Nachwelt zahlreiche „Terrakotta“ Zeugnisse erhalten, die in Sammlungen, Museen und Ausstellungen die Menschen weltweit in ihren Bann ziehen.


Information:
China Tours Hamburg
Wandsbeker Allee 72
22041 Hamburg

Internet: www.ChinaTours.de


Erläuterungen zu Fachbegriffen
Terrakotta - aus dem Italienischen Terra Cotta – feste Erde; irdenes Material (Ton, das durch erhitzen (brennen) aushärtet und wasserfest wird. Je nach handwerklichem Geschick und angewandter Technik kann Terrakotta bemalt und anschließend nochmals erhitzt werden, damit die Farbe lasiert.


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Quelle: Chinatours Hamburg / Kleber PR Frankfurt

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