Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland"

"Vogelwarte Helgoland",Wilhelmshaven - Direktor: Prof. Dr. Franz Bairlein

Institut für Vogelforschung


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Die Vogelwarte Helgoland blickte im Jahr 2010 auf ein hundertjährige Geschichte zurück.

Kleine Ringe an Vogelbeinen tragen seit 1910 den Namen Helgoland und den hervorragenden Ruf des Instituts für Vogelforschung (IfV) rund um den Globus.


Die Anfänge der Vogelforschung auf Helgoland


Alles begann im Jahr 1837, als der Kunstmaler Heinrich Gätke erstmals Helgoland betrat. Dort traf er seine spätere Frau – und wurde zum Insulaner.

Seine Leidenschaft für die Jagd war es, die ihn schließlich zur Vogelkunde brachte. Nachdem er im Jahr 1843 ein besonders prächtiges Exemplar geschossen hatte, begann er mit der Anlage einer Vogelsammlung.

Ab 1847 führte Gätke ein genaues ornithologisches Tagebuch, das im Frühjahr 1891 als Epoche machendes Buch "Die Vogelwarte Helgoland" erschien. Als Gätke 1890 seine gesamte Vogelsammlung einschließlich seiner wissenschaftlichen Bibliothek an die Preußische Biologische Anstalt auf Helgoland verkaufte, legte er damit den Grundstein für die spätere Gründung der Vogelwarte Helgoland.


Die Gründung der Vogelwarte Helgoland 1910

Eigentlich kam Dr. Hugo Weigold im Jahr 1909 als Assistent für Meeresforschung an die Biologische Anstalt Helgoland.

Doch auch der Fischereibiologie begeisterte sich schnell für die Ornithologie und überzeugte den Direktor der Biologischen Anstalt, ihn "nebenher" den Vogelzug studieren zu lassen. Am 1. April 1910 war es dann soweit:

Weigold wurde mit der Ausführung ornithologischer Arbeiten betraut. Dieser Tag gilt seither als "Geburtstag" der Vogelwarte Helgoland.


Die Vogelwarte Helgoland bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

Weigold setzte nicht nur die von Gätke begonnenen "Ornithologischen Berichte" fort, sondern machte mit der Beringung von Zug- und Brutvögeln einen entscheidenden Schritt für die Entwicklung der Forschungsarbeit auf Helgoland. 1911 legte er einen "Biologischen Versuchsgarten" auf dem Helgoländer Oberland an. In diesem "Fanggarten" wurden Vögel zunächst mit Netzen gefangen, ab 1920 mit den später weltberühmten Helgoländer Trichterreusen.

Der Nachfolger von Weigold wurde im Jahr 1924 Dr. Rudolf Drost, der die Vogelzugforschung auf Helgoland weiter ausbaute und etliche Zweitberingungsstellen – z.B. in Magdeburg und Schlesien – gründete. So wurden Ende der 30er Jahre jährlich rund 100.000 Vögel mit Ringen der Vogelwarte beringt. Die Beringung wurde auch im Zweiten Weltkrieg fortgesetzt. Zwar wurden die Mitarbeiter der Vogelwarte eingezogen, doch drei Mitarbeiterinnen erhielten den Betrieb aufrecht und schafften sogar einen Rekord, der bis heute hält: Am 12.10.1940 beringten sie 1510 Vögel an nur einem Tag. Erst die massiven Bombenangriffe am 18. April 1945 brachten die Vogelzugforschung – wie das gesamte Leben auf Helgoland – zum erliegen.


Der Neubeginn

Bereits im Juni 1945, kurz nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, eröffnete Drost die "Ausweichstelle der Vogelwarte Helgoland in Göttingen". Seine Bemühungen um einen Wiederaufbau der Vogelwarte waren erfolgreich: Am 1. April 1946 wurde die Vogelwarte vom Oberpräsidium der Provinz Hannover, Hauptabteilung Kultus, übernommen und hieß fortan "Institut für Vogelforschung".
Nach Gründung des Landes Niedersachsen gehörte das Institut zunächst zum niedersächsischen Kultusministerium; heute untersteht es dem niedersächsichen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Eine Bleibe fand das Institut schließlich in Wilhelmshaven, wo frühere Marinegebäude genutzt werden konnten. Auch wenn das Institut in Wilhelmshaven seinen Neubeginn feierte, so blieb es doch immer das Ziel von Drost, auch auf Helgoland weiter zu arbeiten. Im März 1953 war es soweit:

Dr. Wolfgang Jungfer wurde nach Helgoland geschickt und die "Inselstation Helgoland" gegründet. Rund ein Jahr später begann sein Nachfolger, Dr. Gottfried Vauk, mit dem Wiederaufbau des Fanggartens, der schließlich 1960 fertig gestellt wurde. Eine wesentliche strukturelle Erweiterung erfuhr die Inselstation dann 1957 mit der Einweihung eines Institutsgebäudes. Anlässlich des 75. Gründungsjubiläums im Jahr 1985 kam ein zweites Gebäude dazu. 1988 verließ Dr. Vauk die Inselstation, seitdem ist Dr. Ommo Hüppop Leiter der Vogelwarte Helgoland.


Das Institut und die Vogelforschung in der Gegenwart


Das Institut für Vogelforschung Vogelwarte Helgoland (IfV) hat auch heute noch die zweigliederige Struktur:

Der Hauptsitz befindet sich in Wilhelmshaven-Rüstersiel und beherbergt neben fünf wissenschaftlichen Arbeitsgruppen die Verwaltung, eine Bibliothek, die zu den bedeutendsten ornithologischen Fachbibliotheken Europas zählt, die Beringungszentrale und die Heinrich-Gätke-Halle, die als Ausstellungs- und Lehrveranstaltungsort genutzt wird.

Die historische Vogelsammlung von Heinrich Gätke ist heute in Wilhelmshaven im Wattenmeerhaus der Öffentlichkeit zugänglich. Die Inselstation Helgoland ist die Außenstation des Instituts und befindet sich – wie vor ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg – wieder auf dem Helgoländer Oberland.

Seit dem 1. November 1990 wird das Institut von Professor Dr. Franz Bairlein geleitet. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Vogelzugforschung, die entsprechend am Institut einen neuen Aufschwung nahm und noch heute international führend ist. Hinzu kommen der Schwerpunkt Populationsbiologie sowie Projekte zur Umweltforschung. Die Populationsbiologie erforscht die zeitliche und räumliche Bestandsentwicklung und –dynamik von Vogelbeständen.

Die demographischen Zusammenhänge zu verstehen, ist nicht nur von grundsätzlicher Bedeutung für das Verständnis biologischer Prozesse, sondern auch essentielle Grundlage für Vorhersagen zur Entwicklung der Bestände gefährdeter Arten und damit für nachhaltige Schutzkonzepte. Die ornithologische Grundlagenforschung hat vielfältige Beziehungen zur angewandten Umweltforschung.

Die ökologischen Langzeitstudien des Instituts selbst sind auch Umweltbeobachtungen und lassen vielfältige Aspekte aktueller Umweltforschung bearbeiten, z.B. zu den Ursachen von Bestandsveränderungen, zur Rolle von Umweltgiften oder zu den möglichen Folgen globaler Klimaerwärmung für die Vogelwelt. Die Langzeitdaten zum Vogelzug auf Helgoland sind diesbezüglich weltweit einzigartig, da nirgendwo sonst Vogelzug über einen so langen Zeitraum so standardisiert untersucht worden ist.

Neben der wissenschaftlichen Grundlagenforschung betreibt das Institut mit der Beringungszentrale Helgoland die Vogelberingung in den nordwestlichen Bundesländern.

Rund 260 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich in der wissenschaftlichen Vogelkennzeichnung.

Seit Aufnahme der Beringung durch die Vogelwarte Helgoland vor 100 Jahren wurden nahezu 9 Millionen Vögel von insgesamt 585 Arten (oder unterscheidbaren Unterarten) beringt, von denen bisher von 307 Arten etwa 250.000 Wiederfunde vorliegen. Sie verteilen sich fast über die ganze Welt.

Vogelwarte

Tel.: +49 4725 / 640 - 20
Terminvereinbarung über Vogelwarte Helgoland

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Internet: Vogelwarte Helgoland


Kontakt

Prof. Dr. Franz Bairlein
Tel. 04421-96890
www.vogelwarte-helgoland.de


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Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler
Fotos: © EPS-Schäffler / Jürgen Steinbach
Quelle: Institut für Vogelforschung, "Vogelwarte Helgoland" Wilhelmshaven, Direktor: Prof. Dr. Franz Bairlein
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Layout und Gestaltung: Schefisch 20.06.2010