Markus Schaub
Herr der Mühlen (Rückblick)

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«2007 - nach 23 Jahren sei es genug, sagte sich der Ostermundiger Markus Schaub, Grossmeister im Mühlespiel, und trat als Präsident an der ordentlichen Hauptversammlung des Mühlespiel Vereins Bern zurück.

Hanni Studer «Ich bin kein Informatiker und daher mit den heutigen Gegebenheiten nicht vertraut. Ich bin froh, wenn ich auf dem Computer immer die richtige Taste erwische.» Markus Schaub wünscht sich trotzdem eine bessere Nutzung der elektronischen Möglichkeiten, um dem Mühlespiel zu mehr Attraktivität zu verhelfen und das Weiterbestehen des Vereins zu sichern. Ideen hätte er schon noch, aber die Umsetzung möchte er den Jüngeren überlassen. Nach wie vor werde er aber mit Rat dem Verein der Berner Mühlespieler zur Verfügung stehen. Für seine Verdienste wurde er denn auch einstimmig zum Ehrenpräsidenten gewählt. Das Palmarès von Mühlespiel-Grossmeister Markus Schaub ist beeindruckend.

Es gibt weltweit kein Spieler mit einem vergleichbaren Leistungsausweis. Vor einem Jahr errang er im Mühlespiel seinen hundertsten 1. Platz in über achtzig Turnieren. Darunter befinden sich je ein Welt-, Europa- und Schweizermeistertitel, zwei Mal gewann er das German-Mühle-Open, und etliche Vereinsmeistertitel kommen noch hinzu. Noch vor dem WM-Titel errang Markus Schaub 1992 Grossmeisterehren. Mehrmals gehörte er auch zu den geehrten verdienstvollen Sportlern in Ostermundigen. Wissen gegendie Medizin getauscht Begonnen hatte alles im Sommer 1977 auf dem Bärenplatz in Bern.

Er spielte gegen die Lokalmatadorin und verlor haushoch. Er begriff nicht, was er falsch machte, und bat einen alten Spieler um Rat. Dieser wollte seine Tricks nicht verraten. Schaub liess nicht locker und nutzte geschickt ein dringendes Bedürfnis des Alten. Dieser brauchte nämlich rezeptpflichtige Magentabletten und just diese konnte ihm Schaub als Belohnung in Aussicht stellen. Der Tausch Wissen gegen Medizin trug Früchte, studieren und üben der Spielzüge eine halbe Nacht lang ebenfalls, und am nächsten Tag gewann er gegen seine Gegnerin vom Vortag.

Nun packte ihn das Spiel vollends, seine Spielzüge wurde immer variantenreicher und ausgeklügelter und er spielte immer erfolgreicher. 1995 nahm er zusammen mit einer Schweizer Delegation erstmals an einer Weltmeisterschaft in England teil und holte sich gleich den Titel nach Bern. Schaub kommt ins Schwärmen, wenn er an dieses WM-Turnier zurückdenkt. «Für die Bewohner des Dörfchens Hutton-le-Hole in der Grafschaft York war es das Ereignis des Jahres.

Die Kinder hatten schulfrei, die Stadtmusik von York spielte und der Bürgermeister persönlich eröffnete die Weltmeisterschaft.» Obschon die Schweizer die besten Mühlespieler stellen, gilt das Mühlespiel in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit weniger als beispielsweise Schach. Dies erlebte auch sein jetziger Nachfolger an der Spitze des Vereins. Alain Flury, Grossmeister und mehrfacher Europameister, wurde anlässlich der Sportlerehrung der Stadt Bern vom Moderator mit den Worten «Adieu Herr Mühlestein» verabschiedet. «Er nahm sich nicht einmal die Mühe, sich seinen Namen zu merken», empörte sich Markus Schaub, «das zeigt die Wertschätzung unserem Sport gegenüber.» Mein Talent ist einGeschenk Gottes Nicht zuletzt haben auch Perfektion, Ordnung und Konstanz den heute 54-Jährigen in den Olymp des Mühlespiels gehoben.

Bescheiden sagt der Mühle-Champion: «Ich bin nicht stolz auf meine Titel, aber glücklich. Ich habe die Titel geschenkt bekommen, indem Gott mir mein Talent gegeben hat.» Heute spielt er nicht mehr mit dem gleichen Ehrgeiz, er gibt sein Wissen gerne weiter und konzentriert sich darauf, junge Spieler auszubilden.

Auch für die Leser der Grauholz-Post hat er einige Tipps auf Lager. Wer sich nicht gleich einen routinierten Spieler als Gegner aussucht, hat als Anfänger Chancen, wenn er folgende Punkte beachtet:

• Das Gegenüber beginnen lassen. Wer den letzten Stein setzt, hat einen leichten Vorteil. Wer beginnt, hat dagegen ein höheres Verlustrisiko.

• Die Steine auf die Mittel-Kreuzpunkte setzen. Von diesen Punkten gibt es am meisten Zugmöglichkeiten (vier).

• Die Steine nicht in die Ecken stellen (nur zwei Zugmöglichkeiten).

• Sich beim Setzen nicht Zugmöglichkeiten eigener Steine verstellen, die auf Kreuzpunkten stehen.

• Dafür sind beim Setzen möglichst die Zugmöglichkeiten des Gegners zu verbauen.

• Beim Setzen keine Mühlen legen. Wer die erste Mühle macht, verliert in der Regel.

 

Biographie des Mühlespiel-Grossmeisters Markus Schaub


• 21.2.1951 in Davos, Schweiz

 

War zuerst im Fussball tätig (ab 1968). Spielte aber eher schlecht als recht. Kam mit den lateinamerikanischen Spielsystemen besser zurecht als mit den Anderen. Gewann 1971 in Davos/CH mit einer seiner Mannschaften, dem FC Central-Davos, den er ab 1970 trainierte, einen Pokal. Diese Elf war vorwiegend mit Italienern, Spaniern und Jugoslawen bestückt. Durchstieg innerhalb dieses Teams alle Stufen vom Benjamin bis zum Ehrenpräsident. Dabei erlernte er das taktische Verhalten und wie man eine Mannschaft trainiert, coacht und führt, was er später in sein mühlespieltaktisches Verhalten übertrug. Das sollte ihm beim Ausbilden von Mühlespielern sehr von Nutzen sein. Ab 1972 trainierte und coachte er Damenmannschaften und gewann mit diesen bis 1980 einige Damen- und zwei Mixt-Fussball-Turniere.

Begann 1977 mit dem Mühlespiel, war zuerst Schüler von Franz Frutig (defensiv/destruktive Spielweise) und M Martin Romang (von 1978 bis 1982), auf dessen Initiative die beiden am 08.12.1978 mit 70 Mitbegründern den Mühlespielverein Bern (MVB) ins Leben riefen. Präsidierte diesen Verein von 1982 bis 2005. Ist seit dem 27.1.1990 Ehrenmitglied und seit dem 29.1.2005 Ehrenpräsident desselben. Erlernte bei Romang eine kreativere, offensivere Spielart sowie die Verteidigung von gewissen Doppelmühlevarianten und durch regelmässige Trainings die Grundlagen sowie das Analysieren des Mühlespiels.

Bildete sich ab 1983 zuerst bei GM Hans Schürmann (Mitautor des im Ravensburger Taschenbuch-Verlag 1980 erschienen Büchleins „So gewinnt man Mühle“) und später zusätzlich noch mit anderen Spitzenspielern wie M Robert Abbühl weiter. Begann am 01.12.1979 mit dem turniermässigen Mühlespiel. Gewann am 14.05.1982 sein erstes Mühlespiel-Turnier sowie erstmals die Jahreswertung des MVB, welche er bis heute total 15 Mal (1982-1986, 1988-1992, 1998, 2000-2002, 2006), -Spieler des Milleniums- für sich entschied. War von 1982 bis 1995 die dominierende Figur der Mühlespielszene und ab 1977 dauernd auf öffentlichen Mühlespielplätzen der Schweiz anzutreffen, hauptsächlich auf dem Bären- und Bellevueplatz in Bern und ab 1996 auch in Ouchy/Lausanne. Stellte Mitte der achtziger Jahre zwei Rekorde auf: Verlor in Turnieren 14½ Monate lang kein Spiel und gewann 13 Turniere in Folge, womit er den zuvor von GM Manfred Nüscheler gehaltenen Rekord von 11 Turniersiegen innerhalb des Vereins verbesserte.

Erfüllte 1992 die Grossmeisternorm des Welt-Mühlespiel-Dachverbandes (WMD). Gewann 1995 den Weltmeistertitel im britischen Hutton-le-Hole/York sowie im Jahre 2000 an der Lenk/Schweiz den Europa- und Schweizer-Meistertitel sowie die German-Opens 2000 und 2001 in Herzberg (Harz), Deutschland. Bildete diverse Spielergrössen wie GM Alain Flury, (Europameister 1997-1999/2002-2006 und Schweizer Meister 1997-1999 und 2002-2007) welcher zur Zeit die dominierende Figur im Mühlespiel ist , -hatte einen Auftritt in Gabriela Amgartens Quiz „Risiko“ von TV SFR DRS 1- ), M Christian Hugi (1995 Vize-Weltmeister sowie 3. der Europa-/Schweizer-Meisterschaft 1996), M Daniel Lehner und M Robert Abbühl u.a. aus. Schaub gewann (wie GM Adrian Wenger, dieser schon 1996) mit der EM/SM weltweit alle Turniere, an denen er mitspielte, mindestens einmal.

Ist seit 1984 ohne Unterbruch Leader der Ewig-Bestenliste der Welt (siehe www.muehlespiel.ch.)

War 1996 und 1997 Vize-Weltmeister und 1996-1999, 2001 und 2002 Vize-Europa- und Vize-Schweizer Meister sowie 2003 und 2004 Dritter dieses Wettbewerbes. (Seit 2005 fanden die Europa- und Schweizer Meisterschaften getrennt statt). War 2006 Vize-Schweizer Meister. Gewann am 18. November 2006 sein 90. Turnier und wurde am 07. Februar 2004 zum 100. Mal Erster. Nimmt heute nicht mehr an der EM teil, gibt aber seine reiche Turnier- und Spielerfahrung in Form von Mühlespielunterricht weiter.



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Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler
Fotos: Markus Schaub
Quelle: Markus Schaub

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Layout und Gestaltung: Schefisch 14.12.2007