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Der Niederrhein Park
Plantaria - Die Vogel-
und Blumenwelt Kevelaer

von Hans Joachim Rech

Die Tropen sind am Niederrhein

Glauben Sie nicht? Na ja - anfangs hatte ich auch meine Zweifel. Niederrhein und Tropen. Klingt so wie Ananas und Altbier. Gar nicht verkehrt, denn beides ist im "flachen Land" nahe der holländischen Grenze zu finden. Genau in Tristeren, das gehört zu Kevelaer, einem weltberühmten Wallfahrtsort. Kevelaer liegt am linken Niederrhein zwischen Geldern und Goch und ist der Besuchermagnet der Region schlechthin. Nicht nur wegen der vielen frommen Pilger, die Tag und Nacht in der Stadt anzutreffen sind. Und hier, unter den Augen des Allmächtigen, findet man die Tropen? Tatsache. Warum also viel Geld ausgeben, jede Menge Stress und Ärger auf sich nehmen, wenn Sie sich Ihre Träume vom Paradies unter Palmen und Südseesonne vor der Haustür erfüllen können?

Das Ganze nennt sich Niederrheinpark Plantaria, die Vogel- und Blumenwelt in Kevelaer am Niederrhein. Hier ist alles etwas großzügiger, weiträumiger; nicht nur die Freilufthallen für die exotischen Flugkünstler, die mit ohrenbetäubendem Gekreische durch die Lüfte sausen und ihre Kunststücke vorführen. Papageien, Aras, Sittiche, Loris, Keas und Amazonen. Der komplette gefiederte Hochadel ist im Australien-Haus anwesend - und sich seiner herausragenden Rolle wohl bewusst. Der Besucher ist nur Gast - und merkt das sehr schnell, wenn ihm die großen Vögel näher kommen als dies zunächst gedacht war. Fast alle Erdteile sind vertreten; artentypisch sowohl in Flora als auch Fauna. Lediglich auf die Pinguine haben die Verantwortlichen in diesem Vogelpark verzichtet, denn die passen trotz ihres aristokratischen Habitus nun wirklich nicht in die Tropen. Australien, Afrika, Asien, Nord- und Südamerika, und alle fallen stimmgewaltig in das Lied ein...
"Alle Vögel sind schon da..."

Donnerwetter, beeindruckend ist das schon. Gleich im Dutzend umschwärmen mich im Afrika-Haus die Graupapageien, in spielerischer Jagd gefolgt von Rosenköpfchen und Alexandersittichen. Sekunden später heißt es kehrt oder besser Flug Marsch. Jetzt spielen die Grauen die Jäger. Anders dagegen die Kakadus und Keas im australisch-ozeanischen Refugium. Handzahm ist noch untertrieben. Die gefiederten Flug- und Kletterkünstler müssen das Spielen und die Neugier erfunden haben, anders ist ihr Verhalten nicht zu erklären.

Alles und jegliches wird beharrlich untersucht und sofort in den Spieltrieb eingebaut. Auch die Sonnenblende meines Fotoapparates, der ich mit einem säuerlich verzogenen Gesicht nachsehe. Ein Inkakakadu lieh sich das gute Stück kurzfristig aus. Seine Vogelkollegen interessierten sich ebenfalls, und schon rieselten aus hoher Warte kleine Kunststoffstückchen zu Boden; die Reste meiner Sonnenblende wurde mir geschreddert zu Füßen gelegt.

Gott sei Dank waren diese Rabauken die Ausnahme. Die meisten Vögel verhalten sich den Besuchern gegenüber durchaus gesittet und wohlgesonnen, was die zahlreichen Kinder durch ihr nicht minder lautes Kreischen auszugleichen versuchten. Großvögel wie Nandus und Emus sind über jeden verbalen Ausbruch erhaben. Ihre Gelassenheit wird nur noch übertroffen von einer Schar kosmopolitischer Gänse, die fern allen Trubels ihren Kopf ins Gefieder stecken und schlafen was die Schnäbel hergeben. Ganz anders die stolzen Pfauen im Asienhaus, die wie Ballettkünstler umher laufen und ihr prachtvolles Rad nur zu gern zur Schau stellen.

Wer es weniger adlig, aber nicht weniger aufregend und interessant findet, der liegt oder sitzt bei den Hühnern, besser gesagt "Rassegeflügel", genau richtig. Zuschauen wie Eier gelegt werden oder wie die stolzen Hähne einherschreiten, während ihre Hennen ausgiebige Sandbäder nehmen. Alles bietet der Vogel- und Blumenpark. Das Enten im Gänsemarsch die Spazierwege kreuzen - ohne anzuhalten - versteht sich von selbst. Schließlich sind wir Menschen nur Gast in ihrem Reich und haben uns entsprechend zu benehmen.

Wem nach zwei, drei oder mehr Stunden der Sinn nach weiterer Abwechslung steht, der sei herzlich eingeladen die allseits bekannten und besonders bei Kindern beliebten Vierfüßler, wie Esel, Ziegen, Schafe, Schweine und Kaninchen im Streichelpark zu besuchen, einer beeindruckenden Hallen- und Freiluftanlage, in der sich Mensch und Tier gleichermaßen wohlfühlen.

Nicht minder großflächig arrangiert präsentieren sich prachtvolle Blumen- und Stauden Arrangements, welche die Wegeeinfassungen, Rondells und Rabatten in virtuoser Weise drapieren. Das Kernstück der Anlage ist die große Blumenhalle mit den Café-Terrassen und Themenhäusern, die je nach Jahreszeit und Themenschwerpunkt geöffnet sind, und somit das Erleben einer exotischen Natur zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Über den naturbelassenen, großen See, der sich wie eine Schlange um die Vogel- und Themenhäuser windet, spannt sich eine hölzerne Brücke im Stil asiatischer Baumeister.

Wer nun glaubt, dass sich alles in kataloggepflegten Bahnen bewegt, der irrt gewaltig. Die Wildblumenwiesen nehmen den größten Flächenanteil für sich in Anspruch, und wenn Sie im Mai oder Juni nach Kevelaer-Twisteden kommen, dann wissen Sie warum. Ausgedehnte Wanderwege mit Rastmöglichkeiten gleich im Dutzend vermitteln in der Tat den Eindruck, als befände man sich auf einem Dschungelpfad, wo einen jeden Augenblick Shirkan der Tiger, Balu der Bär oder die Schlange Ka erwartet. Für Kinder wie Erwachsene ist ein Ausflug in die Plantaria Vogel- und Blumenwelt ein tagesfüllendes Erlebnis, für das Sie sich auch wirklich einen Tag Zeit nehmen sollten.

Die Anfahrt ist völlig problemlos, Autobahnen (A 57/A 40) queren die Region, und über die B 9 gelangt man von Krefeld über Geldern und Lüllingen direkt nach Twisteden. Der Park ist ganzjährig von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Wer sich vorab informieren möchte, der wirft rasch einen Blick ins Internet: www.plantaria.de.

Von der Plantaria Vogel- und Blumenwelt ist es nur noch ein Katzensprung zu den historischen Perlen des Niederrheins wie Kleve, Xanten und Nimwegen. Und mit ein bisschen Glück trifft man sogar einen Falkner. Die offene, mit Hecken, Gehölzinseln und Waldflecken durchsetzte Niederrheinlandschaft, ist ideales Jagdgebiet für die pfeilschnellen Greifvögel.



Niederrheinpark Plantaria
Vogel- und Blumenwelt Kevelaer
Am Scheidweg 1-5, 47624 Kevelaer-Twisteden
Internet: www.plantaria.de



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Fotos: Hans Joachim Rech, Marcel Schäffler.

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