Literatur Heute

Buchbesprechung Hollywood Animal von Joe Eszterhas

Stars, Skandale und Affären – so der Untertitel des im random house entertainment Verlag erschienenen Buches. Alles und jegliches über Hollywood?? Weit gefehlt – eher die intime Bestandsaufnahme eines Drehbuchautors, der als Mitfahrer auf dem Wahnsinnskarussell einer aus den Fugen geratenen Filmindustrie sein Glück suchte. Und er fand es. Allerdings zahlte er einen hohen Preis dafür. Kehlkopfkrebs und Entziehungskur war die eine Seite, der Verlust an Gefühlen und Wertvorstellungen die andere.

Der kleine Joe, gebürtiger Ungar, kam als Einwanderer nach dem zweiten Weltkrieg mit seinen Eltern in die USA. Seine Eltern mühten sich redlich, um als nützliche Mitglieder der amerikanischen Gesellschaft anerkannt zu werden. Joe mutierte vom erfolglosen Erstklässler im Laufe der Jahre zum Journalisten einer Zeitung in Cleveland/Ohio. Er nährte seine Familie redlich, aber der junge Mann fühlte sich zu höherem geboren. Er veröffentlichte ein Buch und als ihm das Wasser bis zum Hals stand, sandte der Himmel ein Wunder in Gestalt eines Telefonanrufes aus Hollywood. Dort war man auf sein Buch aufmerksam geworden und interessierte sich nun für den jungen Mann als Drehbuchautor. Alles weitere können Sie in dem Wälzer nachlesen, der es immerhin auf knapp 900 Seiten bringt. Hatten Sie ein schwere Kindheit? Welch ein Glück, dann können Sie dieses Buch verstehen, denn auch ich hatte einiges auszuhalten. Gleicher Jahrgang – gleiche Prügel.

Zweifellos gehört Eszterhas zu den ganz großen Drehbuchautoren der Hollywood-Filmindustrie. Filme wie Sliver, Das Messer, Flashdance und Basic Instinct basieren auf seinen Drehbuchvorgaben. Diese seine Eigenschaft beherrscht das Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Wer an Drehbuchlesen gewöhnt ist, wird an diesem Band ganz sicher seine helle Freude haben. Joe Eszterhas ist in seiner Wortwahl unkonventionell und direkt, ganz im Stil seiner Drehbücher. Einprägsame, mitreißende Aussagen – kurz und knapp, dabei oftmals hintersinnig, tiefgründig und abstrus . Der Autor referiert viel und intensiv über die Begegnungen mit Produzenten, Stars und Regisseuren, die in seinem Leben eine Rolle spielten. Nicht minder intensiv lässt er uns an seinen Ausschweifungen und Eskapaden teilhaben – ob wahr oder erfunden bleibt außen vor. Jedenfalls ist er als Drehbuchautor von aufregenden Frauen nicht minder angetan als Produzenten und Regisseure. Wenn es in seinem Buch einmal nicht um einen bestimmten Filmstoff oder ein bestimmtes Drehbuch geht, dann dreht sich alles um Rauchen, Saufen und Vögeln. Und natürlich Koks, der in der illustren Hollywood Gesellschaft zum Lebensinhalt gehört wie die Luft zum Atmen. Wie in einem drittklassigen Einakter beschreibt er seinen persönlichen Kleinkrieg mit Sylvester Stallone, eine Passage, die in der Tat lesenswert ist. Gewöhnungsbedürftig ist der plötzlich Orts- und Themenwechsel, für einen Drehbuchautor das Salz in der Suppe, was allerdings des Lesers Hingabe an den Stoff arg strapaziert.

Lesenswert, das gilt auch für das Gesamtwerk, obwohl es stressig ist andauernd in der Leseart eines Drehbuches die Gedankengänge des Autors nachzuleben. Denn davor hat Joe Eszterhas sein Buch nicht schützen können – er hat es im Stil eines Drehbuches geschrieben. Schade her vom Inhalt, der einen richtigen Roman verdient hätte. Ansonsten gibt es für all die Freunde der Yellow Press sicher noch das eine oder andere zu finden, was noch nicht oder nicht so bekannt war.

Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, Hans Joachim Rech
Fotos:
© EPS-Schäffler,
Umschlaggestaltung Design Team München und Chip Kid
Umschlagfoto Naomi Eszterhas
Quelle:
Umschlaggestaltung Design Team München und Chip Kid,
Umschlagfoto Naomi Eszterhas

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