Das Ebro Delta – |
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Ohne Wasser gibt es kein Leben, das ist auf unserem Planeten von der Natur so eingerichtet. In den Weltmeeren der Ozeane befinden sich ungeheure Mengen dieser kostbaren Flüssigkeit. Durch Einstrahlung der Sonne verdunstet ein Teil dieses Wassers und steigt als Wasserdampf in höhere Regionen auf, wo sich der Dampf abkühlt, erneut zu Wasser wird, um dann als Wolke irgendwo auf der Welt abzuregnen. Geschieht das über Land, so sucht sich das Wasser einen natürlichen Ablauf, und falls keiner vorhanden, bildet sich zunächst ein größer werdender See, bis dieser zur Stelle mit der größten Neigung abfließt. Auf diese Weise entstehen zunächst Rinnsale, dann Bäche, aus denen sich kleine – später größere Flüsse bilden, die schließlich auf ihrem Lauf einen Strom entstehen lassen, der seine Wasser fasst immer in ein offenes Meer ergießt. Auf seiner Wanderung durch das Land nimmt der Fluss in seinem Wasser all das auf, was ihm von den Bächen und Rinnsalen zugetragen wird oder was sich an seinen Ufern ansammelt; Minerale, Schlamm, Geröll, Holz, Wurzelwerk, Tiere und Humus. Je schneller und intensiver der Regen niedergeht, um so wilder und entfesselter werden die Kräfte des Wassers, die schließlich alles und jegliches mitreißen, was ihnen im Wege steht. Große Mengen an Sinkstoffen führen die Fluten mit sich, die sich nach Erreichen der Ebene spürbar beruhigen, langsamer werden, und ihre mitgeführte Fracht im Mündungsbereich des Flusses – in seinem Delta ablagern und es somit beständig vergrößern. Dort, wo der Mensch dem natürlichen Drang des Flusses keine Grenzen setzte, kann man auch heute noch die Faszination der Deltabildung aus nächster Nähe beobachten. Vielerorts wurde jedoch die anmutige Wildheit des Flusses in das Korsett ökonomischer Vorgaben gepresst, wo kaum noch Platz ist für die vitale Urkraft des Deltaflusses. Gottlob hat inzwischen eine Veränderung in der Denkweise des Menschen eingesetzt, und die Betrachtungen über ein Delta unterliegen nicht mehr nur der Ökonomie, sondern werden nun hinlänglich bestimmt durch die ökologischen Gegebenheiten, der sich der Mensch, wenn er überleben will, anpassen muss. Wer in Europa ein Flussdelta erleben möchte, dem bieten sich dazu mehr Möglichkeiten als es auf den ersten Blick scheint. Die eindrucksvollsten finden wir im Schwarzen Meer – Mündungstrichter der Donau sowie im Mittelmeer – das Delta des Nils, der Rhone, des Po, des Guadalquivir und des Ebro. Unser Interesse gilt einem der interessantesten Flüsse der Iberischen Halbinsel, dem spanischen Fluss Ebro, dessen Quellgebiet in den Kantabrischen Bergen im Nordwesten Spanien liegt, nur einen „Katzensprung“ vom Atlantik entfernt. Dennoch hat sich Mutter Natur anders entschieden und ließ den Ebro seinen Weg quer durch Spanien ins Mittelmeer finden, wo sich seine Wasser zwischen Barcelona und Valencia an der Costa Dorada (der Goldküste) ins Mittelmeer ergießen. Dort begann er geruhsam aber unaufhörlich mit der Ausbildung seines Deltas, welches heute zu einer der landschaftlich schönsten, artenreichsten und ökologisch wertvollsten Regionen Spaniens und des gesamten Mittelmeerraumes zählt. Das Ebro Delta ist noch jung; nach der letzten Eiszeit vor rund 11000 Jahren legte der Ebro den Grundstein für dieses ökologische Kleinod. Schon früh erkannte der Mensch, dass ihm das Delta aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit viele Vorteile bot (Fischreichtum), für die er die wenigen Nachteile – Überschwemmungen, schwierige Zugänglichkeit - gerne in Kauf nahm. Vor allem war es die Fruchtbarkeit des Bodens, welche die frühzeitlichen Sammler und Jäger sesshaft werden ließ, doch erst die Völker der Antike begannen den Wert, der ihnen das Delta bot, umfassend zu nutzen. Einhergehend mit der Gründung kleiner Ortschaften und Häfen begann sich langsam aber stetig das Antlitz des Deltas zu verändern. Die Urbarmachung des Schwemmlandes erforderte eine nachhaltige Wasserregulierung, die zwangsläufig Eindeichungen nach sich zog. Dass aus dem Landesinneren ins Delta einströmende Wasser floss nicht mehr wild und ungezwungen ins Meer hinaus, sondern folgte dem „Willen des Menschen“, der seine Kraft für den Betrieb von Mühlen, seine Mineralstoffe und Schlämme zur Düngung des Bodens und die aufgestauten Wassermassen zur Bewässerung (Schöpfrad) entfernter Regionen und Felder außerhalb des Deltas nutzte. Um in Zeiten geringer Niederschläge nicht auf dem „Trockenen“ zu sitzen, errichteten die Spanier am Oberlauf des Ebros Stauseen, über die sich eine gleichmäßige Wasserversorgung von Land und Leuten einrichten ließ. Daran hat sich bis in diese Tage nicht all zu viel geändert wenn man von der Tatsache absieht, dass die Landwirtschaft im Delta dynamisiert wurde, die Deltafläche großflächig dem Reis- sowie Obst- und Gemüseanbau vorbehalten ist. Gleichwohl, und das ist anerkennenswert, wurden Reservate geschaffen und große Flächen unter Naturschutz gestellt. Für viele heimische Wasservögel, Zugvögel und andere Tierarten ist das Ebro Delta einer der herausragendsten Rückzugs- und Überwinterungsgebiete auf der Iberischen Halbinsel. Mit einer Fläche von 320 qkm steht diese Flussmündung in ihrer ökologischen Bedeutung in Europa ganz oben an. Wo Menschen durch ihre Hände Arbeit Erfolg haben und zu Wohlstand kommen, sind unerwünschte Nutznießer nicht weit. Um sich der Banditen, Piraten und anderem Gesindel zu erwehren, errichtete man zahlreiche Wehranlagen an den Ufern des Ebros, die als markante Landmarken dem Reisenden in diesen Tagen die Orientierung erleichtern. Bis auf die Stadt Amposta und Sant Carles de la Ràpita gab es im Delta noch bis ins 19.Jahrhundert hinein keine nennenswerten Ortschaften. Der Grund dafür war einfacher Natur: Anopheles maculipennis Meigen (Fieber- oder Malariamücke). Nach der Trockenlegung der Überschwemmungsgebiete und der Ausrottung der Fiebermücke stand der großflächigen, landwirtschaftlichen und urbanen Erschließung des Deltas nichts mehr im Wege. Heutzutage reguliert sich der Wasserstand des Deltas über Kanäle, Schleusen, Pumpen, Seen und Meerwasserverdunstungsflächen. Im Delta und angrenzenden Mündungsgebiet des Ebro floriert der Obst- und Gemüseanbau (Mirabelle, Kiwi, Weintraube, Zitrone, Aubergine, Bohne, Tomate, Zucchini) auf höchstem Niveau. In den zum Teil winzigen Küstendörfern wie Gambrils, landen die Fischer allmorgendlich ihren Fang an; Meeresfrüchte, die in Vielzahl und Qualität ihres gleichen suchen. Der Besuch des „Mercado“ ist Bestandteil des spanischen Lebens, der dörfliche und städtische Begegnungstreffpunkt, um sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Gamba, Sardine, Venus- und Schwertmuschel, Dorade, Aal, Wolfsbarsch und Goldbrasse. Zentrale Grundlage der Ebro-Küche ist der Reis, der dem Gast in zahlreichen Varianten zubereitet wird. Wie der Reis, so gehört der Wein in Spanien zum Essen dazu. Leichte und bekömmliche Roséweine lassen selbst einfache Gerichte zu einem Festessen werden. Doch spielt die Musik nicht nur im Delta des Ebro, auch im Hinterland begegnet dem Reisenden, der dem Lauf des Flusses ins Landesinnere folgt, die virtuose Vielfalt einer an Kultur und Tradition reichen Region. Ob Iberer, Römer, Christen, Muslime, Tempelritter – sie alle schrieben sich in das unvergängliche Buch der Geschichte ein, und noch in diesen Tagen künden zahlreiche Burgen, Kastelle, Kirchen, Kapellen und prähistorische Artefakte von der Schicksalslandschaft Spaniens, wie die Ebro Region auch genannt wird. Verwunschene Wege durchziehen das Land beiderseits des Ebros, steil aufragende Gebirge wechseln mit wild-romantischen Schluchten, hinter denen sich völlig überraschend der Liebreiz eines vergessenen Tales offenbart. Bestimmt die mediterrane Küche die Küstenregion Kataloniens, so dominiert im Hinterland eher deftig-kraftvolle Hausmannskost, die durch Wurst- und Teigwaren, Gemüse, Hammelfleisch sowie Wild bestimmt wird. In den geschützten Tallagen reifen auf Plantagen Orangen, Zitronen und Oliven heran, die zu den besten in der Ebro-Region zählen. Für den Touristen hält diese Region Kataloniens eine Vielzahl an Angeboten bereit; ein gutes und ausreichend dimensioniertes Beherbergungsangebot versteht sich da von selbst. Ob Pension, Hotel oder Campingplatz, in der Ebro-Region kann jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Für Wanderer und Biker steht Spanien im wahrsten Sinne nach allen Seiten offen; Rad-Wanderungen durch das Delta zählen zu den Höhepunkten, die der naturverbundene Tourist dort erlebt. Sonnenanbeter, Surfer, Wasserski und Segler kommen eben so auf ihre Kosten, wie die Freunde der mediterranen „Unterwelt“, die Taucher. Fährbetriebe schippern mit ihren Booten ausflugswillige Besucher in die zugänglichen Gebiete des Naturparks Ebro-Delta, wo Fauna und Flora aus nächster Nähe in Begleitung eines Naturführers (Rangers) betrachtet werden kann. Wem irgendwann einmal die Beschaulichkeit des Delta-Lebens nicht mehr genügt, dem sei der Besuch von Deltebre, Sant Jaume d’Enveja, Amposta oder Tortosa empfohlen. Oder eine Fahrt entlang der Katalanischen Küste, an der sich die Fischerdörfer und Marinas wie Perlen aneinander reihen. Die Ebro-Region ist eine Urlaubslandschaft für jeden Geschmack und für jede Jahreszeit. Die Tourismusbüros der Generalitat de Catalunya, das Spanische Fremdenverkehrsamt Berlin und die Deutschen Reisebüros geben gerne Auskunft auf ihre Anfrage. Information und Quellennachweis:
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- Presse - Service,
Schäffler, Hans Joachim Rech |