Camping heute - |
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Auf den ersten Blick betrachtet könnte man der Versuchung erliegen und sagen: sowohl als auch. Camping machen, Kampieren im Freien, Zelten fahren; das waren unsere Begriffe von Freisein, sich unbeschwert fühlen, weg von den häuslichen Zwängen auf Zeit, frische Luft unter Gleichaltrigen genießen. Das Hauszelt im Seesack, Spirituskocher und Feldgeschirr, ein paar Decken und die Zahnbürste – und dem Abenteuer Zelten oder Camping stand nichts mehr im Wege. Rauf auf das Moped, und ab ging die Post hinaus ins Grüne auf den Zeltplatz, der seinem Namen alle Ehre machte. Wohnwagen und Wohnmobile waren damals rar, die Spitzen der Zelte gaben den Ton an. Doch nicht nur Zeltplätze fanden unser Interesse. Es genügte oftmals die Wiese oder Weide eines Bauern oder ein schattiges Plätzchen unter hohen Bäumen. Niemand scherte oder beschwerte sich, wenn man nur anständig fragte und um Erlaubnis bat. Die Leute auf dem Land freuten sich über jeden Besuch aus der „Stadt“, denn der brachte Neuigkeiten mit, die erst viel später den Weg zu den Dörflern fanden. Preiswert kamen uns die „schönsten Wochen“ des Jahres, denn es ging uns hauptsächlich um den Spaß an der Sache. Man lernte Gleichgesinnte kennen, befand sich inmitten einer großen Familie, die sich Zelt- oder Campingfreunde nannte, und in der das Wort Freundschaft und Kameradschaft einen ganz besondere Bedeutung genoss, einen hohen Stellenwert besaß. Protzerei und Angabe war verpönt, davon ab, wir hatten ohnehin nichts, mit dem wir angeben oder protzen konnten. Der Austausch von Erfahrungen, Adressen, Hinweisen und guten Zeltplätzen genoss Priorität. Zum Mittag oder Abend hin verbreitete der klassische Eintopf seinen Duft, der sich wie ein himmlischer Schleier über die kleine Zeltstadt legte, der Einigkeit und Kameradschaft schuf, ohne die Individualität zu verdrängen. Alkohol war tabu, eine Cola oder Pepsi genügte vollkommen. Zwischen den Büschen oder außerhalb des Zeltplatzes riskierten wir mal eine Zigarette – und unsere Lebensfreude schien grenzenlos. Lieder wurden gesungen wie in alten Zeiten. Aus jedem Zelt erklang ein Instrument; Gitarre, Blockflöte, Mundorgel und Harmonika gehörten zur Standardausrüstung eines Zelters, daran führte kein Weg vorbei. Kofferradios waren zum einen sündhaft teuer, zum anderen konnten die quäkenden Lautsprecher in keiner Weise unserem „Gesang“ standhalten. An den Wochenenden spielte hin und wieder eine Combo im örtlichen Wirtshaussaal oder brachte unter der dörflichen Tanzlinde ein Ständchen. Wir erkundeten die Berge, Täler und Wälder, machten uns mit der Geschichte unserer Heimat vertraut, zelteten rund um den Nürburgring – die vorbeisausenden Flitzer zum Greifen nah, badeten in glasklaren, verwunschenen Seen, und zum Abend hin trafen wir uns alle am Lagerfeuer, lauschten atemlos den Erzählungen der „alten Hasen“ und genossen die glitzernde Pracht eines Sternenhimmels, wie er für uns nicht schöner hätte sein können. Aus all dem entstanden Freundschaften, die ein Leben lang andauern können. Zum Frühstück gab es ein Körbchen frischer Hühnereier von der Bäuerin, das Stück fünf Pfennig, dazu zwei Liter noch warme Kuhmilch, für zwei Groschen. Kommissbrot und Sanella Blockmargarine dienten als Unterlage in der Pfanne, und zur Not schmeckten die Eier auch ohne Brot. Und das stille Örtchen stand etwas Abseits zwischen Holunderbüschen, eine kleine Holzbude mit dem berühmten Herzchen als Türöffnung. Gäbe es eine Zeitmaschine so würde ich nicht zögern sie zu nutzen, um noch einmal diese herrlich ungezwungene Zeit des Zeltens jener Jahre zu erleben, und sei es auch nur für einen Tag. Mit zunehmendem Alter steigerte sich mit dem eigenen Einkommen der Wunsch mehr zu sehen und damit auch die Lust, weiter entfernte Ziele anzusteuern. Es war die große Zeit der Motorräder und Vespas. Zum Auto reichte es nicht, aber ein Motorrad ließ uns praktisch alle Sorgen vergessen, denn die motorisierten Zweiräder trugen uns ohne Murren über Hunderte Kilometer in ferne Regionen und wieder nach Hause zurück. Eine Fahrt nach Österreich oder Frankreich war für uns damals in der Tat eine „Weltreise“. Und das alles mit Zelt, Decken, Kochgeschirr und Faltboot auf dem Sozius. Allmählich aber unaufhaltsam begannen sich die Veränderungen bemerkbar (Foto links)zu machen, Veränderungen, die das Gesicht des Zeltens oder Campens nachhaltig prägen und bestimmen sollten. Dieser Vorgang hält bis in diese Zeit an und wird sich fortsetzen, solange sich diese Erde dreht. Die Ansprüche an das Zelten, an die Ausrüstung, den Zeltplatz, über dessen Eingang immer häufiger der Name „Campingplatz“ (Bad Kreuznach-Ebernburg Foto links) zu lesen war, an das eigene Fahrzeug, denn Autos begannen die Straßen zu beherrschen, die Nachbarschaft auf dem Platz, die An- und Abfahrt sprich gute Erreichbarkeit, die Lage des Platzes und vor allem die Qualität – all diese Forderungen an einen Campingplatz setzten ein Räderwerk in Gang, das sich Anfangs beschaulich-gemächlich drehte und mit den Vorstellungen der Menschen Schritt hielt. Alles sollte besser, komfortabler und schöner – aber auf keinen Fall teurer werden, denn schließlich machen wir ja Urlaub auf dem Campingplatz und nicht in einem Drei-Sterne Hotel, zu jener Zeit das Maß aller Dinge. Der Erholwert eines Campingplatzes setzte nun zum Sprung in die Spitzengruppe der Wohlfühlskala an. Heil- und Mineralquellen taten das ihre dazu und verwandelten kleinere und kleinste Ortschaften über Nacht in prosperierende Bäder und Kurorte. Idyllische Lagen an beschaulichen Flüsschen wie der Nahe, machten Camping mit einem Mal auch für Italien- und Spanienfans interessant, und das mit gutem Recht. Von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen setzte ein wahrer Campingplatz-Marathon ein, der durch die Bewertungskataloge einschlägiger Klubs zusätzlich angeheizt wurde. In unseren Nachbarländern verlief diese Entwicklung vor dem Hintergrund landschaftlicher und kultureller Sehenswürdigkeiten, die allemal eine Reise, wenn auch nur mit Zelt oder Camper, wert waren. Deutschland und Europa erinnerte sich jener Traditionen, die seit dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts weite Teile der Bevölkerung erfassten und zu einem Umdenken in Sachen Ferien und Freizeit führten(Foto links und rechts). Die Wandervogelbewegung in Deutschland setzte hier wichtige Markierungssteine, die Gründung des Deutschen Jugendherbergswerk zog Generationen Jugendlicher und Erwachsener in ihren Bann, der bis heute anhält. All dies trug auch zur nachhaltigen Entwicklung des Zelt- und Campingwesen nach dem Zweiten Weltkrieg bei. Preiswert Urlaub machen, viel sehen und erleben, Menschen kennen lernen und die Schönheit der Welt in sich aufnehmen. Zelten und Campen – das war die Geldspar-Alternative zu den teuren und vornehmen Hotels, an die wir zu keiner Zeit auch nur einen Gedanken verschwendeten. Zelten und Campen – das war unsere Welt – und es war eine wunderschöne Welt. Das waren unsere Wünsche, die sich im Grunde bis heute nicht veränderten, auch wenn sich das Umfeld, in dass wir uns eingebettet haben, ein völlig anderes ist. Einmal Camper - immer Camper, so sagt man in Insiderkreisen. Da mag einiges dran sein. Dennoch; Zeltplätze wie wir sie noch erlebten, gibt es schon lange nicht mehr, weder dem Namen nach noch in der Realität. Campingplätze heute, das sind Präsentationsparks für Hightech Fahrzeuge in einer Umgebung mit einer Hightech Ausstattung, in der man den Sinn und die Bedeutung des Zeltens und Campens in seiner ursprünglichen Form vergeblich sucht, sie existiert nicht mehr und fiel den Ansprüchen einer Wohlstandsgesellschaft zum Opfer, in der Prestigedenken und Besitzstand den Lebensalltag bestimmen – auch in der „schönsten Zeit“ des Jahres. Campingplätze heute, das sind drei bis fünf Sterne Hotels, in denen die Gäste horizontal nebeneinander statt vertikal übereinander in den eigenen vier Wänden logieren. Entsprechend Sternenmäßig sind auch die Preise, sowohl für den Stellplatz als auch die Extras. Wer heute in Deutschland und auch in weiten Teilen Europas Urlaub auf dem Campingplatz machen will, muss sich – was die Preise angeht - warm anziehen. Die Zeiten der preiswerten Ferien auf dem Lande als Alternative zu teuren Hotels sind längst passé. Das fängt schon mit der Grundausstattung an. Wohnwagen heißen heute Caravan, ein motorisierter Caravan nennt sich Reisemobil. Zu ersterem benötige ich zusätzlich eine angepasste Zugmaschine, letzterer fährt aus eigener Kraft. Die Preise für beide bewegen sich mittlerweile in Schwindelerregenden Höhen – kein Ende abzusehen. Dieser Entwicklung und den gestiegenen Ansprüchen mussten sich die Campingplatzbetreiber in Deutschland und Europa anpassen, wollten sie zum einen diese zahlungskräftige Klientel und zum anderen den Anschluss an die Spitzengruppe nicht verlieren. Einstellungspreise auf Campingplätzen während der Saison für einen Caravan oder ein Reisemobil für die Dauer von vier Wochen, je nach Lage und Ausstattung des Platzes, können durchaus einen drei- bis vierstelligen Eurobetrag verschlingen. Wer sich keinen Caravan oder kein Reisemobil leisten kann, aber auf das Erlebnis Campingplatz nicht verzichten will, dem bietet sich die Möglichkeit eine ihm gemäße Bleibe auf Zeit anzumieten. Vom Steilwandzelt mit Caravan bis hin zum Fünf-Sterne Bungalow(Foto oben rechts) steht alles zur Verfügung. Camping – Camping, wie hast du dich verändert. Ungeachtet dessen boomen Ferien auf dem Campingplatz über alle Ländergrenzen hinweg – ein Schwimmen gegen den Strom des Massen-Pauschaltourismus. Mann und Frau will beweglich, will unabhängig sein von starren Hotelzwängen. Heute hier und Morgen da – wenn der Sinn danach steht, ohne auf die Annehmlichkeiten der modernen Zeit zu verzichten. Das ist Camping heute – das ist das Ausleben einer Sehnsucht, das ist Nomadentum auf Zeit in all seinen farblichen Nuancen und Abstufungen. Die jeweiligen Regionen werben mit einem kaum noch überschaubaren Produktangebot, in dem nichts ausgelassen und alles wie jegliches vorhanden ist, was den Campingurlauber irgendwie interessieren könnte. Das Städtchen Möckmühl an der Jagst, ein mittelalterliches Fachwerkjuwel (Foto links) mit Burg und Bergfried, Stadtmauer und Wehrgang hat satte 1200 Jahre auf seinem historischen Buckel, aber ist dennoch kein bisschen verstaubt oder langweilig. Möckmühl an der Jagst, das sind nicht nur prachtvolle alte Häuser, eine trutzige Burg und liebe Gastgeber; einer der bekanntesten früheren Bürger Möckmühls war kein geringerer als Götz von Berlichingen „der Ritter mit der eisernen Hand“. Darüber hinaus ist Möckmühl weit über die Region hinaus für seine traditionellen Kanufahrten auf der Jagst bekannt, die den Touristen oder Wassersportler durch ein weitgehend, von Umbaumaßnahmen unberührtes Flusstal tragen. Auch sonst gibt es in diesem Teil Deutschlands mehr als genug Abwechslung, die Ferien im eigenen Wohnwagen oder mit dem Reisemobil lohnen. Rad- und Wanderwege durchziehen das Land wie Spinnenfäden und führen sie in verträumte Örtchen, wo die Zeit in einem anderen Taktschlag tickt. Widdern, Neudenau, Jagsthausen mit Götzenburg, wo schon die Römer siedelten und das liebliche Schöntal mit Schloss und Kloster. Erholung pur für Leib und Seele. Da können und wollen die Campingplatzbetreiber nicht zurückstehen und ihren Teil vom touristischen Budget für sich vereinnahmen. Campingplätze in diesen Tagen vermitteln den Eindruck eines Miniparadieses , wo Erholung, Gesundheit und Entspannung (Wellness, Healthcare und Relaxen) pur zu haben ist, wo quirliges Treiben und Abgeschiedenheit, Individualität und Kollektivität einträglich neben- oder miteinander unter einem Dach oder mehreren Dächern lustvoll gedeihen können. Selbstverständlich gibt es auch noch die weniger „anspruchsvollen“ Campingplätze, wobei es sich jedoch keinesfalls um „Abstellflächen“ für „Grashüpfer“ handelt. Wer den Rad- oder Fußweg ins naheliegende Dorf nicht scheut, um sich seine Brötchen zu holen, wer auf den Supermarkt, die Disco und Kneipe auf dem Platz verzichten kann, wer kein TV-Programm benötigt, um sich wohl in seiner Haut und auf eben diesem naturbelassenen Platz in naturnaher Umgebung gut zu fühlen, wer all die Extras in Form von Sterne Bewertungen nicht zum Campingurlaub braucht, der ist mit einer gepflegten Platzanlage, mit sauberen und funktionieren Sanitäreinrichtungen und einer angemessenen Stellplatzgröße vollauf zufrieden (Foto links). In den Nebentälern der europäischen Hochgebirge zum Beispiel, finden sie noch diese, vom Anspruchsdenken kaum „berührten“ Campingplätze. Grundsätzlich kann gesagt werden; Campingurlaub heute, das ist die Fortsetzung des heimischen Lebens in all seiner Vielfalt außerhalb der eigenen Wohnung in anderer Umgebung. Und das Leben heute ist – wie wir alle längst erfahren haben, eine teure Angelegenheit, wenn man denn so leben will, wie es vorgelebt wird. Der Traum vom preiswerten Campingurlaub ist ausgeträumt. Man muss realistisch genug sein sich das einzugestehen. Eine andere Frage ist die des immer noch anzutreffenden Individualismus der einzelnen Camper querbeet durch Deutschland und alle Schichten. Für vier Wochen im Jahr logiert der Manager(Foto rechts) neben dem Facharbeiter, der Oberarzt neben dem Truckfahrer, der Rentner neben dem Pensionär(Foto links oben). Es ist Gleichheit, das Du und Hilfsbereitschaft angesagt, zumindest für vier Wochen. Aus den eingestellten Caravans und Reisemobilen lässt sich heutzutage nicht mehr leichtfüßig auf eine bestimmte Klassenzugehörigkeit schließen. Und noch etwas bleibt wohltuend anzumerken; zahlreiche Campingplätze befinden sich seit Jahrzehnten in Familienbesitz oder werden von Privatbetreibern in Eigenregie hervorragend geführt. Das tut gut zu wissen und baut nachhaltig Vertrauen auf, aus dem letztlich eine dauerhafte Freundschaft werden kann. Wenigstens das ist dem Wandel von den Zelt- zu den Campingplätzen (noch) nicht zum Opfer gefallen. Ein kleines Stück Nostalgie hat sich tatsächlich in das 21. Jahrhundert gerettet und behauptet sich tapfer (Camping im Bauernwagen Foto rechts).Schon deshalb macht es Spaß zu campen, auch wenn wir alle dafür tiefer in die Tasche greifen müssen. Wer sich umfassend über Camping in Deutschland und Europa informieren will, dem sei der ADAC Camping Caravaning Führer empfohlen. Die aktuellen und vor Ort recherchierten Informationen lassen keine Wünsche offen und machen den ADAC Camping Caravaning Führer zum idealen Berater und Begleiter auf allen ihren Campingreisen. Oder sie greifen auf die erweiterte Ausgabe des ACSI Campingführers Deutschland zurück, der ihnen ebenso umfangreiche Informationen zum Camping machen in Deutschland und Europa bietet. Die nachfolgenden Anschriften bieten ihnen auch eine Vergleichbarkeit der regionalen bzw. überregionalen Campingplätze. In der erweiterten ACSI Campingführer Ausgabe Deutschland zum Beispiel, können sie sich auf einen Blick umfassend über alles informieren, wo und wie Camping in Deutschland und Europa möglich ist. Quellennachweis:
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Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Schäffler / RechText: ©Ermasch
- Presse - Service,
Schäffler, Hans Joachim Rech |