Walnuss Lorenz

Der Pfälzer mit den dicksten Nüssen

 

Da steht er stolz und selbstbewusst, ein Kerl wie ein (Walnuss) Baum. Lorenz Schäffler aus Kreis Kirchheimbolanden in der Pfalz streckt uns die Hand entgegen – gefüllt mit Walnüssen, die nicht von dieser Welt zu stammen scheinen. Und doch sind sie die Frucht eines ganz normalen „Nussbaumes“, der sich hinter dem 48 jährigen zu imposanter Größe aufreckt. Gepflanzt hat er ihn eigenhändig als kleines Bäumchen vor zehn Jahren, das er von seinem Schwiegervater erhielt. Mittlerweile hat Schäfflers Walnussbaum (Júglans régia) eine Höhe von über zehn Metern erreicht, immerhin ein Drittel seiner möglichen Wuchsgröße. Somit wird die Ernte der Tennisballgroßen Walnüsse! zu einer echten Herausforderung, denn wem aus dieser Höhe eine Nuss auf seine Nuss fällt, dem gehen möglicherweise die Lichter aus. Ganz sicher wird Lorenz Schäffler seinen Kopf und die Köpfe seiner Gäste entsprechend zu schützen wissen, wenn die Erntezeit naht. Dann hat Lorenz alle Hände voll zu tun, denn im Schnitt erntet der fleißige Pfälzer zwischen 300 und 400 Nüssen pro Saison. Natürlich möchte der Leser erfahren, warum Lorenz die dicksten Nüsse in der Pfalz von seinem Walnussbaum pflückt? Die Antwort ist so einfach, dass man sie kaum für möglich hält. Kuhmist oder Kuhfladen, den älteren Lesern aus eigener handfester Erfahrung bekannt, den Jüngeren und Kindern zumindest vom Kinderbauernhof oder vom Urlaub auf dem Lande. Im Frühjahr und Herbst verpasst Lorenz Schäffler seinem Nussbaum eine saftige Kuhmistpackung, welche den Walnussbaum so richtig auf Trab bringt. Hinzu kommt noch der Nährstoffreiche Untergrund, der auf die Überschwemmungen der Alsenz zurück geht und dem Bäumchen zusätzlichen Treibstoff liefert. Kuh- und Pferdemist, das ist bei Gärtnern und Gartenliebhabern hinlänglich bekannt, erzeugt durch seine Verrottung im Boden Wärme. Wer also im Frühsommer Tomaten, Erdbeeren, Zucchini oder Paprika ernten will, der sollte seinen Pflänzchen die nötige Starttemperatur gewähren. Doch zurück zum Walnussbaum.


Die Walnuss ist ein Einzelgänger und liebt keine aufdringliche Nachbarschaft. Durch spezielle Absonderungen hält sie sich die Mitbewerber auf einen Platz an der Sonne auf Distanz. Nur als Solitärbaum entfaltet sie ihre vollkommene Dominanz, Pracht und Erhabenheit. Im Frühling und Sommer unter einem Walnussbaum sitzen zählt zu den schönsten Erlebnissen, die einem Menschen widerfahren. Nicht umsonst hegten und pflegten schon die Germanen, Kelten und Steinzeitmenschen die Walnuss, der sie übernatürliche Kräfte, verschiedene Zauber und heilende Wirkung nachsagten. Ursprünglich stammt die Walnuss aus Asien, von wo aus sie ihren Siegeszug um die Welt antrat. Im Römischen Reich wurde die Walnuss sehr geschätzt, kultiviert und in weiter Verbreitung angepflanzt. Noch heute finden sich in Südeuropa (Frankreich, Italien und Spanien) Alleen, die nur aus einer einzigen Baumart bestehen – der Walnuss. Auch wenn der Gedanke nahe liegt, die Walnuss hat nichts mit dem Meeressäuger zu tun. Ihren Namen verdankt sie unseren Vorfahren, den Germanen. Diese lebten in Nachbarschaft zu den Galliern, die sie Walche nannten. Aus dem heutigen Frankreich fanden damals die Nüsse und Bäume ihren Weg über den Rhein – und schon war die „Walchenuss oder Walnuss“ geboren. Zwar hat der Kern der Walnuss einen Fettanteil von rund 60%, aber hierbei handelt es sich ausschließlich um sehr gesunde Fette, die in keiner Weise zur Gewichtserhöhung führen. Man muss bedenken, dass unsere Vorfahren als Sammler und Jäger über Jahrtausende ihren Nahrungsbedarf auch aus den Kernen der Walnuss deckten. Bei uns auf dem Lande war es üblich, dass der Brautvater dem Brautpaar einen Nussbaum in den Garten oder vor das Haus pflanzte. Denn nicht immer war der Tisch gut gedeckt, und so mancher Zeitgenosse verdankt sein Überleben in strengen Wintern den Kernen der Walnuss. Doch liefert die Walnuss nicht nur schmack- und nahrhafte Kerne; aus selbigen lässt sich ein trefflich mundendes und sehr bekömmliches und wertvolles Öl pressen, das der heimischen Küche zu großer Ehre gereicht. Nicht umsonst wurde die Walnuss zum Baum des Jahres 2008 gewählt. Leider Gottes sind die alten Traditionen vielfach in Vergessenheit geraten, und irgendwann stand der Walnussbaum im Wege, weil das Haus erweitert, eine Garage oder Straße gebaut werden sollte. Auch die Möbelindustrie hat steten Hunger nach dem traumhaft gemaserten Holz der Walnuss. Besonders begehrt ist das Wurzelholz bei Büchsenmachern, Künstlern und Kunsttischlern. Die Neuanpflanzungen hinken hinter dem massiven Rückgang her, allenthalben strecken exotische Einwanderer oder schnell wachsende Nadelhölzer ihre Zweige in den Himmel. Gerade in der heutigen Zeit, wo sich die Menschen erneut auf den wahren Wert ihres Seins und der Natur besinnen, sollte die Anpflanzung heimischer Nutzgewächse absoluten Vorrang haben vor Bäumen und Gehölzen, die ständig nach Pflege und Betreuung verlangen. Der Walnussbaum ist ein robuster Krieger, ein Einzelkämpfer, der im Himalaja in Höhen bis zu 3000 Metern anzutreffen ist. Ein Grund mehr, diese zuverlässige, widerstandsfähige und langlebige Pflanze in den eigenen Garten zu setzen.


Wer heute in den Geschäften nach Walnüssen Ausschau hält, der findet praktisch nur zwei Sorten; die Kalifornischen Walnüsse und jene, die aus Europa (Frankreich, Italien, Spanien etc.) zu uns kommen. Zwei Drittel der Walnuss Weltproduktion stammen inzwischen aus Nordamerika(Kalifornien). „Jovis glans“ – Jupiternuss, so nannten die Römer die Walnuss, welche zu bestimmten Feiertagen silbern oder golden angemalt wurden. Wir hängen heuer gleichfalls verzierte Nüsse in den Christbaum oder legen sie auf die Gabenteller. Nicht nur die Römer glaubten daran, dass der Geist der Götter in den Nüssen zu finden ist; entsprechend hoch war der Verzehr – und teuer die Nuss. Vieles hat sich seither gewandelt, allein die Majestät des Walnussbaumes, die Schmackhaftigkeit seiner Früchte und die Einzigartigkeit seiner Lebensweise sind uns erhalten geblieben. Treue zu sich selbst – für den Walnussbaum gelebtes Leben – für Lorenz Schäffler der Beweis einer aufrechten Freundschaft, die ihm sein Walnussbaum in jedem Jahr mit mehreren Hundert dicken Nüssen dankt. Die Pfalz ist nicht nur für dicke Nüsse gut, auch die Reben bestockten Hänge bescheren Einheimischen wie Gästen pralle Trauben von erlesener Qualität und Geschmack, wie sie andernorts schwerlich zu finden sind. Dass die daraus gekelterten Weine zu den Spitzenprodukten des deutschen Weinbaus gehören, versteht sich von selbst. Lorenz Schäffler sieht das alles mit der ureigenen pfälzischen Gelassenheit. „Bei uns in der Pfalz und in meinem Garten ist halt Vieles ein wenig anders.“ Das gilt übrigens auch für die Brombeeren, Äpfel und andere Obstsorten, aus denen neben köstlichen Konfitüren erstklassige Säfte und vor allem hervorragende Weine hergestellt werden. Dem schließt sich das liebe Federvieh schnatternd an das, so habe ich den Eindruck, gleichfalls eine Nummer größer ist. Bei Lorenz Schäffler fühlen sich eben nicht allein die Pflanzen wohl. Der Mann hat das richtige Gefühl für Grünes, Tiere und Menschen.






Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Rech

Text: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler, H. J. Rech
Fotos: © EPS-Schäffler, Hofmann, M. v. Bünau
Quelle: © EPS-Schäffler

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