Der Sommer war sehr groß.... sagt Rilke in seinem schönen Gedicht. Hätte er einige unserer Sommer erlebt, dann würde die berühmte Zeile vielleicht anders lauten. Oder Rilke wäre nach Antigua gefahren. Denn die schöne Insel, eine der Kleinen Antillen, bietet Sommerwetter zu jeder Jahreszeit. Und wenn es mal wirklich regnet, dann kurz, warm und erfrischend. Nicht umsonst sprechen die Einheimischen vom "flüssigem Sonnenschein..."
Wir von Urlaubsspass haben uns für Sie auf Antigua umgesehen. Auf einer Fläche von 280 Quadratkilometern ist das nicht so schwierig - entspricht sie doch weniger als einem Drittel der Größe Hamburgs. Trotzdem ist es auf Antigua abwechslungsreicher als auf manch anderem Eiland gleicher Größe. So rühmt sich die Insel, an seiner 144 Kilometer langen Küstenlinie 365 Badestrände zu besitzen - einen für jedes Jahr. Eingeweihten gilt Half Moon Bay als schönster Strand, auch gut für Surfer, weil sie sich zum Atlantik öffnet. Für alle Strände gilt: sie sind für jedermann zugänglich, selbst diejenigen vor superluxuriösen Hotels. Das liegt vielleicht daran, dass Antigua erst in den 60ger Jahren von einigen reichen Amerikanern "entdeckt" wurde und erst viel später von den großen Reiseunternehmen. Da war "Abschotten" von Strandresidenzen bereits verpönt.
Heute gibt es auf Antigua rund 3600 Gästezimmer aller Kategorien. Zu den Luxushotels gehören das "Sandals" an der beliebten Dickenson Bay im Nordwesten. Hier liegen aber auch viele kleinere Hotels, und im Hinterland zahlreiche Restaurants. Das "Jolly Beach Resort", erst im Dezember 2000 nach aufwendiger Modernisierung und Erweiterung ist die größte Anlage ihrer Art auf Antigua. Ein weißer Traumstrand, auch für Kinder ideal, zwei große Schwimmbäder, 462 Zimmer - davon 78 als sogenannte Superior rooms. Es ist, wie viele Hotels, ein sogenanntes "all inclusive" resort und liegt etwa 7 Meilen von der Hauptstadt St. John`s entfernt. Im Übernachtungspreis sind Vollpension, Wein am Abend sowie softdrinks enthalten.
Und natürlich der Punsch, den man sich an den beiden Freiluftbars selber mixen kann - die Flasche Antigua-Rum steht dazu stets kostenlos bereit. Außer den Buffet-Tischen unter freiem Himmel gibt es für die Mahlzeiten auch einen Grillpavillon, ein italienisches, ein griechisches und ein Seafood-Restaurant. Gerne wird das "Jolly Beach " von deutschen Gästen frequentiert. Vielleicht auch deshalb, weil der "Resident Manager" eine Deutsche ist. Barbara Pfeiffer kümmert sich persönlich um ihre Belange und Wünsche. Es gibt auf Antigua aber, kleine Ferienanlagen wie das "Mango BayHotel" an der Ostküste oder das "Hawksbill Beach Hotel" oder das exclusive"Coco Bay Resort".
Doch Halt ! Vor der Erkundungstour lohnt ein kurzer Spurt durch die Geschichte: zum Beispiel die Kapitel über Zucker, Sklaverei und Admiral Nelson in James Michener's Buch "Karibik". Dann wird manche Ruine Antiguas urplötzlich lebendig, egal ob Fort, Kaserne, Hafenmauer oder Windmühle. Ureinwohner waren Caribe-Indianer. Am 3. September 1625 werden Antigua, die Schwesterinsel Barbuda und andere Eilande der Karibik unter den "Schutz der Krone von England" genommen. Ab 1632 siedeln die ersten Engländer auf Antigua. Danach bekriegen sich in den Gewässern Briten, Spanier, Franzosen und Holländer. Das wahre Regiment in der Karibik und auch auf Antigua führt jedoch fast 200 Jahre lang das Zuckerrohr, das Kolumbus 1493 von den Kanarischen Inseln importiert hatte. Die Zuckerbarone, mit Landschlössern in England und Stadthäusern in London erwarben immensen Reichtum, die aus Afrika importierten schwarzen Sklaven (zeitweilig 82 % der Bevölkerung Antiguas) mussten sich buchstäblich zu Tode schuften. Der Zucker, den sie ernteten, war bitter. Nach Berechnungen des britischen Historikers Henry Hobhouse forderte jede Tonne Zucker, die Europa erreichte, das Leben eines Sklaven. Immerhin: heute hat Antigua wieder rund 65.000 Einwohner. 91 Prozent davon afrikanischer Herkunft. Staatsoberhaupt ist die Königin von England, die durch einen Generalgouverneur vertreten wird.
Besucher von heute starten im klimatisierten Leihwagen zur Inselerkundung. Die Strassen sind gut, die Karten übersichtlich, mit Englisch kann man sich auch in kleinen Dörfern durchfragen. Am besten gleich zu "Betty`s Hope" im Osten von Antigua, um das richtige "Feeling" zu bekommen. Es ist eine 1650 gegründete, wieder restaurierte und von der UNESCO geförderte Zuckerplantage aus Sklavenzeiten. 300 Jahre lang gehörte das einst 675 Hektar große Anwesen der aus Gloucestershire in England stammenden Codrington-Familie. Auf dem Gelände befindet sich heute die einzige noch funktionierende Plantagen-Windmühle der Karibik. Mit Hilfe solcher Mühlen, (allein auf Antigua ist der Standort von rund 114 ehemaligen Exemplaren bekannt), wurde früher der Saft aus dem Zuckerrohr gequetscht.
Von "Betty`s Hope" ist es nur eine kurze Fahrt zum Aussichtspunkt Shirley Heights. Hier sieht man noch die Reste der britischen Artilleriefestung. Besucher und Einheimische schwärmen, es sei der schönste Platz der Insel. Tief unten liegen die beiden natürlichen Häfen Falmouth Harbour und English Harbour. Sie sind im April eines jeden Jahres Sammelpunkt der schönsten und schnellsten Yachten der Welt. Denn dann findet die im Jahr 1988 vom Hamburger Kapitä"n Uli Prüsse ins Leben gerufene 3-tägige "Classic Yacht Regatta" statt, und die viel ältere "Antigua Sailing Week". Wenn man Glück hat, liegt auch gerade der Kreuzfahrtsegler "Royal Clipper" vor Anker. Der schwedische Reeder Mikael Krafft hat ihn nach dem Vorbild der legendären "Preussen" , einem der berühmten P-Liner (Peking, Pamir, Padua) der Hamburger Laeisz-Reederei gebaut. Wenn sich die 52 Segel der "Royal Clipper" unter Führung einer ihrer deutschen Kapitäne im Wind blähen ist das ein Anblick, den man nicht mehr vergisst.
Unten im English Harbour befindet sich auch der aus dem 18. Jahrhundert stammende, liebevoll restaurierte Reparatur-und Versorgungshafen von Horatio Nelson (Nelson`s Dockyard). Von 1784 bis 1787 befehligte der damals erst 26-jährige im Auftrag der Britischen Admiralität die "Northern Division der Leeward Island Station". Für die einen ist Nelson heute ein Nationalheld, für die anderen ein paragraphenreitender "Komisskopp" und Mitgiftjäger.Ständig in Geldnot soll der später weltberühmte Sieger der Seeschlacht von Trafalgar sogar jahrelang den Verlust der Sehfähigkeit eines Auges vorgetäuscht haben, um eine höhere Rente zu beziehen. Zu Nelsons Zeiten galt English Harbour als "Grab der Engländer: Kein Schatten, zu viel Rum, zu viele Frauen." Auch der junge Nelson fürchtete um Gesundheit und Leben: er ließ auf seinem Schiff ein Fass Antigua-Rum mitführen, um darin notfalls seine Leiche bis zur Überführung nach England zu konservieren. Heute ist der Dockyard ein offizielles "Monument der Seegeschichte". Neben einer Reihe von Restaurants und Souvenirläden bietet er vor allem ein besuchenswertes historisches Museum.
Auf Shirley Heights findet jeden Sonntag von 16 Uhr bis 22 Uhr eine Barbecue-Party statt. Hier treffen sich Touristen und Einheimische, Weiß und Schwarz. Fleisch kauft man am Grill, Bier an der Bar, und alles wird sechs Stunden lang begleitet von Steelband-Musik im Karibik- und Reggae-Sound. Dabei wartet jedermann essend oder auch tanzend auf den Sonnenuntergang. Und manch ein Tourist hofft auf den geheimnisvollen "grünen Blitz". Der huscht angeblich in dem Moment über das Wasser, in dem die Sonne darin eintaucht. Manchmal zieht es auch prominente Dauergäste der Insel nach Shirley Heights - wie etwa den Schauspieler Robert de Niro, (der auf der Insel ein Wassergrundstück von 12.000 qm mit Villa und vier Gästehäusern besitzt), oder James Coburn, Claudia Schiffer, Eric Clapton, David Copperfield, George Harrison oder Liam Neeson. Auch ohne sie: Shirley Heights ist ein MUSS für jeden Antigua-Gast. Auf dem benachbarten Dow`s Hill können Besucher in einer Multimedia-Show die Geschichte der Insel erleben.
A propos Steelband-Musik: wer sehen will, wie aus gewöhnlichen lackierten Ölfässern die melodischen Klangkörper mit dem typischen Karibik-Sound entstehen sollte Eustace "Gaystocks" Harris besuchen. Hinter seinem weißen Häuschen stapeln sich die 55-Gallonen Behälter, aus denen der Meister mit Schweißbrenner, Eisensäge, Hammer - und viel musikalischem Gehör die Musiktrommeln unterschiedlichster Größen und Tonskalen zusammenhämmert. Dabei erfährt man auch: die melodische Blechtrommel, die in den Vierzigerjahren auf Trinidad "erfunden" wurde, ist das erste, eigenständige Musikinstrument seit dem 1841 vorgestellten Saxofon des Franzosen Adolphe Sax. "Aber Steeldrums zum Leben zu erwecken ist eine Wissenschaft für sich", sagt "Gaystocks". Er fertigte schon viele Trommeln für berühmte Steelbands an, etwa für das "Hell`s Gate Steel Orchestra", das "Halycon Steel Orchestra" oder die "Harmonites". Manche Bands bestehen aus bis zu 80 Trommeln. Ihr Auftritt lockt fast ebenso viele Besucher an, wie der jährliche Karneval (Juli/August). Er gilt als der farbigste in der Karibik, und fast wähnt man sich in Rio. Fast jeden Monat gibt es ein grosses Fest oder eine große Veranstaltung: Yachtregatten, den Karneval, Reit- und Springturniere, Golfmeisterschaften, das Internationale Heißluftballon-Festival, und jährlich das große "Calypso Spektakular", eine Calypso Show aus der Karibik.
Bei der Rundfahrt sollte man keinesfalls den mit fast 406 m höchsten Punkt der Insel auslassen: Boggy Peak in den Shekerley Mountains. Unterwegs, wie überall, stehen am Wegesrand oder auf freiem Feld die kleinen, buntgemalten "Chattel Houses" der einheimischen Bevölkerung. Chattel ist die englische Bezeichnung für bewegliches Hab und Gut - denn die Sklaven schleppten solche Häuser früher zu den abzuerntenden Zuckerrohrfeldern mit. In den "Bergen" von Antigua ist es merklich kühler, die Vegetation satt und grün. Am Weg verkauft eine schwarze Schöne die "schwarze Ananas". Die Frucht ist eine Insel - Spezialität: kleiner als die Ananas von Hawaii, aber saftiger und viel aromatischer. Vom Vergleich mit den Früchten auf europäischen Obstständen ganz zu schweigen.
Aber im Urlaub ist natürlich vor allem Baden und Wassersport angesagt - und wo ginge das besser als im kristallklaren Wasser der Sandstrände. Wer nicht selber schnorchelt, kann eines der Glasbodenboote mieten, eine feucht-fröhliche Fahrt auf dem Piratenschiff "Jolly Roger" unternehmen oder mit als Parasailer am Fallschirm übers Wasser gleiten.
Auf einiges sollte man achten: An den Stränden auf Seeigel auf Korallenbänken, die aber in dem kristallklaren Wasser gut zu sehen sind. Äußerst selten, aber gefährlich, sind die fingergroßen Skorpionfische, die sich gern auf Felsbrocken verstecken. Haie und Rochen sind nur weit ausserhalb des Riffs.
Und die Hauptstadt ? St. John`s mit dem Tiefwasserhafen für die vielen luxuriösen Kreuzfahrtschiffe wirkt in deren Schlagschatten ein wenig ärmlich und auf den ersten Blick enttäuschend. Vom Wohlstand der Touristen können die meisten Einheimischen nur träumen. Einen kleinen Anteil daran versuchen sie durch den Handelmit Souvenirs von Kitsch bis Kunst zu erwerben. Dazu verkaufen Sie für die Einheimischen frisches Obst und Gemüse aus eigenem Anbau, und Fleisch aus eigener am Straßenrand vorgenommener Schlachtung. Vom Wohlstand träumt auch der deutschsprechende Fotograf Frank mit seinen "briefmarkengroßen" aber wirklich künstlerischen Fotos. Nach Ansicht von "Mehrfachbesuchern" die vor allem aus Kanada und den USA nach Antigua kommen, ist die Stadtauf dem"ständigen Weg der Besserung". Besichtigen sollte man die Kathedrale St. John`s, am besten während einer Hochzeit. Zu den interessantesten Gedenkplatten im Inneren gehört diese: "Sir Anthony Musgrave, geboren auf Antigua am 31.August 1828, gestorben in Brisbane 9. Oktober 1888, nach erfolgreicher Laufbahn als Gouverneur von St. Vincent Neufundland in Britisch-Kolumbien, Natal, Südaustralien, Jamaica und Queensland..." Auch diese wenigen Zeilen sind ein Teil Kolonialgeschichte des British Empire.
Natürlich gibt es auch Negatives. Billig ist Antigua nicht - für einen Dia-Film zahlt man umgerechnet, fast das Fünffache des in Deutschland üblichen Preises, für ein Bier rund sieben US-Dollar. Der Rat: Hotelurlaub sollte man deshalb "all inclusive" buchen. Außerdem: im Sommer ist eine Reise nach Antigua preiswerter als im Winter. So hat auch manch eine einheimische Familie Mühe, über die Runden zu kommen - nicht wenige Familienväter haben deshalb gleich mehrere Jobs. Trotzdem ist die Fröhlichkeit und Freundlichkeit größer als auf manch anderer Karibikinsel. Ärgerlich sind die hohe Flughafengebühr für Touristen bei der Abreise, und die Tatsache, dass einem am Post- oder Bankschalter für das Eintauschen von Reiseschecks Gebühren abgenommen werden. Für Telefonate verlangen manche Hotels einen Aufschlag von 50%. Wer bei der einheimischen Fluglinie Gepäck aufgibt, sollte sich vergewissern, dass auf dem "label" der richtige Zielort angegeben ist - sonst landet das Gepäck womöglich auf einer anderen Insel. Zollkontrollen gibt es auch, und der Besitz von Marihuana wird mit empfindlichen Geldbussen oder auch Gefängnis geahndet.
Wer noch mehr erleben will: zehn Flugminuten sind es für eine Tagestour zur 45 km weit entfernten Schwesterinsel Barbuda. (nur 1200 Einwohner). Sie bietet unbebaute Strände (der längste davon 22 Kilometer) mit rosa Korallensand und dazu ein Vogelreservat mit Tausenden von Fregattvögel. Zur Paarungszeit leuchten ihre großen Atemsäcke wie knallrote Luftballons aus den Mangrovenbäumen. Schöner leuchtet eigentlich nur die Sonne wenn sie abends hinter den Palmenstränden an der Westküste Antiguas versinkt.
Anreise:
Mit dem April ist die Hauptsaison auf Antigua zu Ende, die Preise schrumpfen und manchen Badestrand hat man dann wieder bis Anfang Dezember fast fürsich allein.
Viele Fluggesellschaften fliegen die Insel an, einige auch im Sommer, und viele Veranstalter haben sie in ihrem Programm. Wer einen Kurzbesuch per Schiff bevorzugt: amerikanische und deutsche Kreuzfahrtschiffe ("Aida") oder die von deutschen Kapitänen geführten Grossegler der "Star Clippers"-Reederei sind regelmäßige Gäste.
Einreise:
Pass und Nachweis einer bezahlten Rück- oder Weiterreise erforderlich.
Ausreise:
Wer mehr als 24 Stunden auf der Insel war zahlt 20 US-Dollar Ausreisesteuer.
Währung:
1 US Dollar sind etwa 2,6 Eastern Caribbean Dollar(ECB). Kreditkarten werden in größeren Anlagen und Geschäften akzeptiert.
Trinkgeld: auf Hotel- und Restaurantrechnungen werden automatisch 10% Service zur gerechten Verteilung an das Personal aufgeschlagen, sowie eine Steuer von 8,5 %. Man muss nicht aufrunden, kann aber für eine besonders gute Leistung eine extra Trinkgeld geben.
Stromspannung 110 Volt, manche Hotels haben jedoch zusätzlich 220 Volt-Steckdosen.
Kontakte:
|