Am Fuße der Bergriesen – Bad Reichenhall Von der Salzlecke zum Staats- und Weltbad |
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Geschichte
Seit die Menschen Salz entdeckten, hat dieser Stoff ihr Handeln und Streben, ja ihr gesamtes Leben entscheidend beeinflusst. Was eher zufällig als salzige Quelle oder als Salz führende Schicht ans Tageslicht trat, wurde zunächst von Tieren als „Gesundbrunnen“ und „Versorgungsstation“ zur Ergänzung wichtiger Mineralien angenommen. Das machte den steinzeitlichen Menschen neugierig, denn was für Tiere sichtbar gut war, konnte dem Menschen kaum schaden. Und sie behielten recht. In Europa waren es zuvorderst die Kelten, die als erste die Gewinnung des Salzes „nicht dem Zufall“ überließen, sondern planmäßig zu Werke gingen. Später folgten die Römer, und schließlich entstanden aus den ehemaligen Solequellen mächtige Wirtschaftsimperien, die das „Weiße Gold“ weltweit unters Volk brachten. Salz fand als Konservierungsmittel und Speisewürze Verwendung, aber ebenso für die Ton- und Glasfabrikation sowie die Färber- und Gerbereien. In jüngerer Zeit entdeckte letztlich auch die Medizin und Heilbehandlung die vielseitige Wirkung des Salzes in seiner gelösten Form – sprich Sole. Nicht selten entsprangen daher dem Vorhandensein der Salzlager und Solequellen kriegerische Konflikte, die oftmals ganze Landstriche oder Länder verwüsteten. Was als Sediment ehemaliger urzeitlicher Ozeane zu Boden rieselte, durch weitere Ablagerungen verdichtet, gepresst und gefaltet wurde, trat Millionen Jahre später im wahrsten Sinne des Wortes seinen Siegeszug als „Weißes Gold“ an. Auf den Abbau des Salzes, seine Gewinnung und Verarbeitung gründete sich über Jahrhunderte der Reichtum von Reichenhall = das reich an Hall (keltischer Name für Salz) ist und die Stadt weltbekannt machte. Bad Reichenhaller Salz zählt zu den besten Mineralien der Welt und wird heute in vielen Geschmacksvarianten angeboten. Darüber hinaus beliefern die Reichenhaller die gewerbliche Wirtschaft mit großen Mengen Industriesalz. Durchschnittlich verlassen pro Tag 800 bis 1000 Tonnen des „Weißen Goldes“ die neuen Salinen von Reichenhall. Damit wurde die Reichenhaller Salzfabrikation neben dem Fremdenverkehr auch zum regional größten Arbeitgeber. Von der Solequelle zum Staatsbad
Nachdem die bayerischen Herzöge Ende des 15.Jahrhunderts den „Salzkrieg“ für sich entscheiden und damit das Produktions- und Handelsmonopol gewinnen konnten, war der Weg endgültig frei zur ersten Vorindustriellen Massensalzproduktion in Salinen. Großflächig wurde die Sole über gebündelte Weiß- und Schwarzdornzweige geleitet, was ein zerspritzen des Wassers und damit eine Verdichtung des Salzes zur Folge hatte – die Sole sättigte sich mit Salz, bis eine ausreichende Dichte vorhanden war. Im Anschluss begann der Sud in Pfannen und Kesseln, der das überschüssige Wasser verdampfen und das Rohsalz entstehen ließ. Die Erkenntnisse aus der Nutzung und Anwendung der salzhaltigen Quellen zum Wohle des Menschen und bei der Behandlung von Krankheiten verschafften den Reichenhaller Salzsiedern eine zusätzliche, stetig steigende Einnahmequelle. Was folgte war zwangsläufig; Ende des 19.Jahrhunderts wurde aus den Salinenbetrieben Reichenhall ein Weltbad. Schon um 1900 durfte Reichenhall den Zusatz „Bayerisches Staatsbad“ tragen. Die prachtvolle Einbettung in eine virtuose Bergwelt zum einen und die heilende und wohltuende Wirkung der Solequellen und Bäder zum anderen, ließen bedeutende Persönlichkeiten, Künstler, Politiker und sogar Könige den Weg nach „Bad Reichenhall“ finden. Im ehemaligen Curhaus Achselmannstein (heute Steigenberger Hotel Axelmannstein) begann 1846 die sagenhafte zweite Karriere des Ortes Reichenhall. Zunächst standen 15 Fremdenzimmer und 15 Badeeinrichtungen zur Verfügung, woraus sich in mehr als 150 Jahren ein Heilbad von Weltruf entwickelte. Inzwischen zählt Bad Reichenhall mehr als 1,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Neben den traditionellen Kureinrichtungen finden sich in Reichenhall Sanatorien, Hotels, Theater, eine Kunstakademie und ein Spielcasino, was für ein gutes Auskommen bei den Reichenhaller Bürgern führt. Der Fremdenverkehr wurde – Dank des Salzes – zur Haupteinnahmequelle von Bad Reichenhall. Tradition und Moderne
Die Entwicklung Bad Reichenhalls hätte ohne das Salz ganz sicher einen anderen Verlauf genommen. Als Salinenstadt kann Reichenhall auf eine Jahrhunderte währende Entwicklung zurück blicken, und selbst Mozart schwärmte 1780 von den „salinarischen Einrichtungen“ und ihrer wohlbekömmlichen Wirkung. Wäre er doch öfters nach Reichenhall gekommen, er könnte heuer noch leben. Von den alten Einrichtungen ist nach mehreren Stadtbränden nichts mehr übrig, und auch das alte Gradierwerk von 1912 existiert nur noch als Teilstück. Im Kurpark der Stadt können Besucher wie Kurende die wohltuende Wirkung der rieselnden Sole hautnah und inhalierend erfahren. Doch blieb es gottlob nicht beim schlichten Einatmen der salzhaltigen Luft. Im Laufe der Jahrzehnte wandelte sich das heilklimatische Bild von Bad Reichenhall. Heute wird dem Kurgast die volle Bandbreite eines Kurortes angeboten, die von Therapien bei Erkrankungen des Atemweges (Bronchitis und Asthma) über die Behandlung von rheumatischen Leiden, Kreislaufbeschwerden und Durchblutungsstörungen bis hin zu einer ausgefeilten Bäderlandschaft führen, wo der Gast Körper und Geist „runderneuern“ kann. Dabei haben die Verantwortlichen auf die Einbindung traditioneller Behandlungsmethoden größten Wert gelegt. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Venuswochen, ein nur für Frauen aufgelegtes Wohlfühlprogramm, das ganzjährig von einem Dutzend Bad Reichenhaller Hotels angeboten wird. Doch damit nicht genug. In der Stadt entsteht zur Zeit ein „Gesundheits-Wohlfühl-Bad“, das in seiner Konzeption und dem damit verbundenen Angebot seines gleichen sucht. 2004 soll es soweit sein – dann fügt Bad Reichenhall einen weiteren Diamant in seine Bäderkrone ein. Freizeit und Fitness
„Charme und Virtuosität“ – zwei oft gehörte Vokabeln - nicht nur bei den Stadtoberen, sondern ebenda von den Gästen und Kurlaubern, die Bad Reichenhall und seiner pittoresken Bergwelt einen Besuch abstatten. Oftmals handelt es sich dabei um „Wiederholungstäter“, die von der Salinenstadt und dem angrenzenden Hochgebirge einfach nicht genug bekommen. Stets ragt es in das Blickfeld des Besuchers – das Gebirg – wie die Einheimischen zu sagen pflegen. Rundum eingefasst, wie ein wertvoller Edelstein – nur offen nach Nordosten dem Lauf der Saalach folgend, so liegt Bad Reichenhall zu Füßen von Hochkönig, Dreisesselberg, Predigtstuhl und Watzmann. Alle Berge aufzuzählen wäre müßig. Am besten – Sie besuchen das Staatsbad Reichenhall und die Salzmetropole, wo ihnen garantiert nicht die Suppe – geschweige denn der Urlaub versalzen wird. Und dann schauen Sie sich alles an – und zwar von oben. Richtig gehört, hinauf geht’s auf den Predigtstuhl mit Deutschlands ältester Kabinenbahn von 1928. Keine Bange, das Verkehrsmittel ist hervorragend gewartet. In 8 ½ Minuten fährt einen die Seilbahn auf den schönsten Aussichtspunkt Bad Reichenhalls. Das Panorama ist einfach grandios, der Ausblick faszinierend. Die verschneiten Alpenriesen glitzern im Sonnenlicht, die Mozartstadt Salzburg liegt zum Greifen nah, und von irgendwoher trägt der Wind das Gebimmel der Kuhschellen an unser Ohr. Wandern, Paragliding, Mountain Biken, Klettern, Drachenfliegen, Reiten, Rafting – oder einfach nur still in der Almwiese sitzen und den Stimmen der Berge lauschen – Bad Reichenhall macht’s möglich. Dem Besucher wie Kurenden bietet die Stadt in der Tat beinahe alles, was den Aufenthalt zu einem Erlebnis werden lässt. Bad Reichenhaller Schätze
Die Stadt ist durchsetzt mit Brunnen und Bachläufen, liebevoll „Bächle“ genannt, wo sich ideale Sitz-Gelegenheiten bieten, um dem beschaulichen Flanieren in den Parks und Fußgängerzonen noch gelassener seine Aufmerksamkeit zu widmen. Freunde des Fachwerks und alter Häuser kommen voll auf ihre Kosten. Wem es also nicht nach höheren Weihen gelüstet, der ist bodenständig ebenso gut bedient. Bad Reichenhall hält für jeden Geschmack das Passende bereit. Ob Kurpark, Theater, Spielbank, Hallen- und Freibäder, die Kunstakademie in der Alten Saline oder die verspielte Altstadt mit ihren urigen Kneipen, Cafes und Restaurants; überall findet der Gast das ihm Genehme. Besuchen Sie die alte Saline aus dem 19.Jahrhundert, ein Meisterwerk der Architektur und Technik. Steigen Sie hinab in die Reichenhaller Unterwelt, wo Solepumpen seit 150 Jahren unbeeindruckt vom Fortschritt ihren Dienst versehen. Wer sich künstlerisch versuchen möchte, dem bietet die Reichenhaller Akademie das rechte Ambiente in historischen Räumen. Heiß geht es in der Reichenhaller Glashütte her, wo Sie Ihr individuelles Wunschglas sogar selbst blasen können. Ich habe es ausprobiert – und es funktioniert tatsächlich. Wenn Sie nach dieser schweißtreibenden Arbeit Erfrischung suchen, dann sollten Sie das Rupertusbad mit seinem prachtvollen Garten aufsuchen. Vornehm – aber ebenso erfrischend, geht es im Steigenberger Hotel Axelmannstein zu. In diesem prachtvollen, ehemaligen Kurhotel aus dem 19.Jahrhundert, wird der Dienst und Service am Gast ganz groß geschrieben. Hallenbad, Sauna und ein herrlicher Park schaffen ideale Voraussetzungen zur Erholung und Gesundung. Antworten auf Fragen über die Lebensweise unserer Vorfahren finden Sie im Heimatmuseum der Stadt, und wer sich ganz genau über das Salz und seine Bedeutung für die Region informieren will, dem bietet das Salzmuseum in der Alten Saline erschöpfend Auskunft. Aber damit nicht genug. Jeder Gast erhält nach seiner Ankunft im Hotel ein Gutscheinheft, die „Juno-Card“ mit 25 Bons. Die berechtigen ihn zur einmaligen kostenlosen Nutzung fast aller städtischen und teilweise außerstädtischen Einrichtungen. Und die reichen von einer Fahrt mit der Kabinenbahn über den Besuch des Theaters, eines Konzertes, der Hallen- und Freibäder, von Tennisstunden, Kaffee und Kuchen, Champagner, eine Fahrt über den Königssee bis hin zu den zahlreichen Museen Reichenhalls. Die Verantwortlichen beweisen mit ihren Angeboten und Arrangements immer wieder ihre Weitsichtigkeit, wenn es um das Wohlbefinden des Gastes in Bad Reichenhall geht. Übrigens – wussten Sie, dass das Stammhaus der berühmten Mozartkugeln der Marke Reber in Bad Reichenhall seinen Sitz hat? Lassen Sie sich verführen von den sinnlichen Gaumengenüssen der Konfiserie, wie sie vollendeter anderswo kaum zu finden ist. Und mit ein wenig Glück treffen Sie sogar auf den Meister selbst, der hin und wieder im Restaurantgarten des Reber-Hauses aufspielt. Nicht minder reizvoll die verträumte Umgebung der Stadt, wo die versteckten Perlen Bayerns nur darauf warten von Ihnen entdeckt zu werden. Bayerisch Gmain mit der Schlafende Hexe, dem Hoch König und dem Hoher Göll erweisen Ihnen ihre Reverenz. Thum- und Saalachsee locken Sommer wie Winter zu reizvollen Ausflügen. Berchtesgaden mit seinen Salzschaubergwerken, dem Watzmann und Königssee sind die weiteren Höhepunkte im Collier der Region. Nehmen Sie teil am Brauchtum der Reichenhaller - es ist lebendig reich - nicht nur an Hall. Kurzum – Bad Reichenhall hat nicht nur Salz und Kurbetrieb zu bieten, sondern ein Vielfaches dessen, das zu beschreiben der Platz in diesem Beitrag nicht ausreicht. Genießen Sie Bad Reichenhall, genießen Sie seine fast schon märchenhafte Geschichte, genießen Sie die Berge, das schöne Bayernland, und erfreuen Sie sich an einem herrlichen Flecken unverfälschter Natur im Herzen Deutschlands. Informationen: Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / KörnerText: Hans Joachim Rech. |