Heute

Es braucht sein gerüttelt Maß an Zeit, bis sie sich zeigt – die Krabbenstadt Büsum. Acht Stunden Bahnfahrt und drei Umsteigen lagen dazwischen. Büsum Bahnhof – kaum zu glauben. Wir heben die Nasen in den Wind. Das duftet doch genau wie – Krabben. Exakt. Vom Geruch des Meeres weit und breit nichts zu schmecken. Dafür ist die Luft erfüllt vom appetitanregenden Aroma des berühmtesten Tieres einer deutschen Nordseestadt – der Büsumer Krabbe. Aber deswegen sind wir eigentlich nicht hergekommen. Büsum hat doch mehr zu bieten, als nur Krabben und Fischgeruch.

In der Tat. Im Jahre 1837 erhält Büsum offiziell den Zusatznamen Nordseebad. Seit dieser Zeit hat sich viel getan, besonders im Kurbetrieb, der nach modernsten heilpädagogischen Erkenntnissen geführt wird. So im neuen Wellnessbereich mit Hamam, Sauna, Ayurveda, Serail Bad oder Saline – in den Büsumer Kureinrichtungen wird alles geboten, was Herz und Seele des Menschen wieder in Einklang bringt. Die Büsumer beschränken ihre Aktivitäten natürlich nicht nur auf stationäre Anwendungen im Kurbereich. Daneben wirbt ein Meerwasserwellenbad um die Gunst der Gäste, wenn die Nordsee gar zu wild die Wogen rollen lässt. Kunst und Kultur präsentieren sich allenthalben in Museen und Ausstellungen. Wen der Wind hinaus zieht auf See, der ist im Büsumer Hafen am rechten Ort. Kutterfahrten längs der Küste und Törns hinauf bis nach Helgoland bereichern das Programm. Hinter sturmflutsicherem Deich wurde ein riesiger Sandstrand aufgespült, und auf den weitläufigen Deichwiesen tummeln sich zu fast jeder Jahreszeit die Strandkörbe und Touristen. Das Wort Ebbe bezieht sich hier keineswegs auf den finanziellen Zustand der Stadt oder ihrer Besucher, sondern auf ein faszinierendes Schauspiel, das im sechs - Stunden Rhythmus die deutsche Küstenlandschaft seit Jahrtausenden prägt.

Auch Büsum ist durch die Arbeit des Meeres entstanden. Was vor langer Zeit als Binseninsel in der Nordsee seinen Anfang nahm, präsentiert sich heut als schmucke, weltoffene Kurstadt, wo jeder nach seiner Fasson glücklich werden kann. Und wo Herz und Seele im Einklang schwingen, da schmeckt das Essen und Trinken besonders gut. Zahlreiche typische Restaurants offerieren dem Gast ein reichhaltiges Angebot aus der Speisekammer des Meeres, wie es köstlicher nicht sein kann. Und zu vorgerückter Stunde, wenn es noch gemütlicher wird in der Büsumer Gastronomie Szene, wenn der Klönschnack auf Hochtouren läuft, dann kommen die Geschichten auf den Tisch, die das Leben der Büsumer über Jahrhunderte bestimmt haben und noch bestimmen. Der Gastwirt Karl Heinz Kolle, Besitzer und Chefkoch von „Kolles Alter Muschelsaal“ plaudert dann aus dem Nähkästchen bis die Ohren glühen. Geschichten von trinkfesten Fischern machen die Runde. Anschreiben ließen die Rauhbeine bei seinem Großvater über den Winter, wenn der Fang ruhte. Was die Burschen aber nicht davon abhielt zu zechen bis die Schwarte knackte. Einer schaffte von der Frühe bis in die Nacht 52 Grog. Das sind 2,5 Liter Rum am Tag. Die Seefahrt macht nicht nur lustig sondern auch durstig. Vom Freiheitskampf der Dithmarscher ist dann die Rede, die den räuberischen Dänen erfolgreich zeigten was eine Harke ist. Unabhängig war das Land, stolz auf seine Vergangenheit und Tradition. Aber irgendwann wird alles ein Opfer des Fortschritts oder von Menschen, die noch einen Tick cleverer sind und die Zeichen der Zeit früh genug erkennen. Schlechter ist es den Büsumer dadurch nicht ergangen, und so haben sie sich halt arrangiert. Mit großem Erfolg. Heute zählt Büsum zu einem der renommiertesten Heilbäder der deutschen Nordseeküste. Tagesausflügler, Urlauber und Kurgäste lassen die jährlichen Übernachtungszahlen in den Millionenbereich klettern. Das Bettenangebot im privaten wie gewerblichen Bereich beschert den Büsumer Hoteliers und Pensionswirten auch in der Vor- und Nachsaison oftmals ein volles Haus. Wolfgang Decker vom Hotel Friesenhof registriert diese Entwicklung mit Freuden. Sein Hotel steht in bester Lage, nur drei Gehminuten vom feinsten Sandstrand entfernt. Ferien oder Kurlaub im Herbst und Winter in Büsum erfreuen sich auch bei Familien mit Kindern zunehmender Beliebtheit, denn nicht nur das Angebot an kulturellen, kulinarischen, gesundheitlichen und kindgerechten Arrangements ist hervorragend. Die kalte, klare Nordseeluft ist gesättigt mit Sauerstoff , Mineralien und das zuträgliche Reizklima mobilisiert Körper und Geist auf höchstem Niveau. Darüber hinaus ist Büsum der ideale Standtort zur Erkundung des Hinterlandes, das reich ist an Geschichte, Kultur und vielen kleinen Sehenswürdigkeiten, die auf den ersten Blick nicht unbedingt das Highlight der Region darstellen, dem aufmerksamen Betrachter jedoch ihre wahre Größe und Schönheit offenbaren.

Wer sich über die Büsumer Geschichte hautnah informieren will, für den ist der Besuch des „Museum am Meer“ im Fischereihafen ein Muss. Von der Binseninsel über die ersten Deiche, die Gründung des Heilbades, die Fischerei und das Strandleben bis in diese Tage ist alles hervorragend und mit viel Liebe zum Detail präsentiert. Weithin sichtbar überragt der rot-weiße Leuchtturm an der Einfahrt zum Hafen die Häuser der Stadt am Meer, die durch Heilbad, Krabben, den ewigen Kampf mit dem Meer und ihre wechselhafte Geschichte weltbekannt wurde.

Umland

Dithmarschen – Land zwischen Meer und Geest. Im Westen begrenzt durch die Nordsee, im Norden, Osten und Süden durch Eider, den Nord-Ostsee-Kanal und die Geest, dem ehemaligen Spül- und Küstensaum der Nordsee und Relikt der letzten Eiszeit. Ein altes, kulturträchtiges und historisches Land. Dem Meer abgerungen im Laufe eines Jahrtausends. Wer von Brunsbüttel über Marne, Meldorf nach Büsum oder Heide fährt kann sich wohl kaum vorstellen, dass hier vor wenigen Hundert Jahren noch die Wellen der Nordsee plätscherten. Heute schreiten Störche, Graureiher und Wildgänse stolz über fette Weiden, auf denen losgelöst aus Zeit und Raum, Kühe, Schafe und Bullen grasen oder einfach den Tag verdösen. So ändern sich die Zeiten und die Dinge.

Wesselburen

Bekannt vor allem durch den Dramatiker Friedrich Hebbel, der hier 1813 geboren wurde. Werke wie Judith und Maria Magdalena sind weit über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt. Über den Dichter, sein Leben und Werk erfährt der Besucher beinahe alles im örtlichen Hebbel-Museum unweit der nicht weniger bekannten St.Bartholomäus-Kirche. Der Sakralbau aus dem 12.Jahrhundert fällt weithin sichtbar durch seinen Zwiebelturm auf, eine für Norddeutschland völlig atypische Bauform. Angelehnt an russische Vorbilder. Nach mehreren Bränden erhielt die Wesselburener Kirche 1738 ihr heutiges Aussehen. Gönnen Sie sich nach Museum und Kirche einen Spaziergang durch den Ort, der durch seine verwinkelten Gassen, verspielten, alten Häuser den Hauch vergangener Zeiten lebendig werden lässt.

Friedrichskoog

Seehundstation – die Pflegestube der Heuler

Knopfaugen, Stupsnase – ein wenig traurig der Blick. Das Gesicht eines Seehundbabys, auch Heuler genannt. Geboren auf der Sandbank, verlassen von der Mama wegen übermäßiger Störungen, gelandet in der Obhut des Menschen. Die Frauen und Männer in Friedrichskoog geben sich seit vielen Jahren alle Mühe, und der Erfolg ihrer Arbeit gibt ihnen recht. Hunderte junger Seehunde wurden durch die selbstlose Hilfe einiger weniger vor dem sicheren Tod gerettet und erfolgreich ausgewildert. In der Station erfährt der Besucher alles über die Aufzucht der Tiere, die Erforschung ihres Wesens und Lebensraumes sowie Möglichkeiten und Maßnahmen zum Schutz der Tiere. Vor allem für Kinder ist ein Tag in Friedrichskoog ein elementares Erlebnis, das Sie Ihren Kleinen – und sich selbst - unbedingt gönnen sollten.

Tiebensee-Oesterwurth

Der Land & Leute Erlebnispark

Getreu dem Motto – „Jetzt könnt Ihr was erleben“ - lassen die Betreiber des Parks im wahrsten Sinne des Wortes die Sau heraus. Anfassen ist gerade zu eine Pflicht, denn nichts mögen die Vier- und Zweibeiner lieber als eine streichelnde Hand. Und wenn nebenher auch noch ein Leckerlie abfällt, um so besser. Aber nicht nur mit streicheln und füttern können große und kleine Besucher hier den Tag verbringen. Eine Fahrt mit der Eisenbahn ist obligatorisch. Ruderboot fahren, Pony reiten und die Erkundung des Abenteuerspielplatzes ergänzen das Angebot. Hinzu kommt ein gut bestücktes Museum, das erschöpfend Auskunft gibt über die Arbeit und das Leben auf dem Lande. Na denn viel Spaß.

Naturzentrum Katinger Watt

An der deutschen Nordseeküste ist das Watt und das Meer allgegenwärtig. Wattwandern und Kutschfahrten bei Ebbe von einer Insel zur anderen sind allseits bekannte und nicht selten lautstarke Attraktionen. Wie wäre es zur Abwechslung mit der Erkundung des Watts unter Anleitung erfahrener Biologen und Naturschützer? Fernab von Strandtrubel und Kurbetrieb dem wirklichen Werden und Vergehen in diesem einzigartigen Lebensraum ganz nahe sein. Seltene Pflanzen, Vögel und Wattbewohner aus nächster Nähe beobachten. Im Naturzentrum Katinger Watt im Bereich der Eidermündung ist dies über das gesamte Jahr möglich. Ein wirklich lohnenswertes Ausflugsziel für alle Jahrgänge.

Kirchspiel und NaTour Centrum Lunden

Gleich drei Höhepunkte bietet dieser Ort nahe der Grenze zwischen Dithmarschen und Holstein. Zum einen die St.Laurentius Kirche aus dem 12.Jhdt., die im Laufe ihrer Geschichte mehrfach verheerenden Feuern zum Opfer fiel, einer Art Tradition, wenn man die Lebensläufe der Kirchen – nicht nur in Dithmarschen und Schleswig-Holstein verfolgt. Aber der Bürgerwille obsiegte stets über die Naturgewalt oder menschlichen Zündelwillen. Besonders beeindruckend in diesem Bauwerk ist die Orgel aus dem 19.Jhdt. Es ist ein Genuss dem Spiel des Organisten auf diesem Instrument zu lauschen, wenn er sein Handwerk versteht.

Der zweite Höhepunkt stellt zweifellos der Geschlechterfriedhof Lundens dar. Angelegt nach dem Muster der schottischen Clans, ließen sich hier die wohlhabenden Bauerngeschlechter der Umgebung aus dem 15./16.Jhdt angemessen in gemauerten Grüften beisetzen. Immerhin herrschten sie in der Dithmarschen und regierten sogar mehr als Hundert Jahre die Bauernrepublik, sehr zum Missfallen der Feudalherren.

Der Dritte im Bunde ist das NaTour Centrum und Museum Lunden. In einer beeindruckenden Multimediaschau wird dem Besucher die Entstehung einer der jüngsten Landschaften der Erde in der Eider-Treene-Sorge Niederung in Bild und Ton vermittelt. Im Naturerlebnisraum bietet eine Informationsschau dem Besucher den visuellen Eintritt in die Welt der Lundener Niederung im Wanderpark Lunden und seinen angrenzenden Gebieten. Eine ganz besondere Attraktion ist das integrierte Heimatmuseum, das mit herausragendem eigenen Bestand sowie wechselnden Ausstellungen ganzjährig das Leben der Menschen in dieser Region präsentiert.

St.Peter-Ording

Wir verlassen Dithmarschen und nehmen Kurs aus St.Peter-Ording, dem nach Sylt wohl mondänsten Kurbadeort an der Nordfriesischen Küste. Dabei können Sie die Bundesstraße über Tönning nehmen oder die Strecke über das Eider-Sperrwerk. Gönnen Sie sich den kleinen Umweg über die Sturmflutbarriere – sie kommen in den Genuss eines beeindruckenden Bauwerks. St.Peter-Ording konnte im Jahre 2002 die Gründung seines Seebades vor 125 Jahren feiern. Das war 1877. Die offizielle Bezeichnung lautet Nordseeheil- und Schwefelbad. Doch keine Angst – es stinkt nicht nach selbigem. Die Luft in und um St.Peter – so wird der Ort von den Einheimischen genannt (die gibt s noch), ist erstklassig und von bester Qualität. Dafür sorgt nicht nur die Nordsee mit unablässigem Nachschub. Auch die umgrenzenden weitläufigen Kiefernwälder tragen ihren Teil dazu bei. Die Attraktion von St.Peter-Ording ist zweifellos der feinmehlige Sandstrand. Mehr als acht Kilometer lang und im Mittel tausend Meter breit. Platz genug für all die kleinen und großen Architekten, den Traum ihrer Sandburg Wirklichkeit werden zu lassen.

Wenn Sie auf Ihrer Strandwanderung auf kolossale Gebilde stoßen, die sich auf mächtigen Baumstämmen himmelwärts recken, so sind das nicht die Bauwerke keltischer Ureinwohner, sondern schlichtweg Einrichtungen der Stadt St.Peter-Ording. Allerdings haben es diese „Pfahlbauten“ in sich. „Arche Noah“ und "Doris Strandcafe", so lauten die Namen für kulinarische Anlaufpunkte zwischen Meer und Deich. In „Doris Strandcafe“ betreibt seit mehr als dreißig Jahren das selbe Wirtspaar tagein - tagaus kulinarischen Dienst am Kurlauber und Tagesgast. Originale, die so manche Nacht- und Nebelstory zu erzählen haben. Von dort oben haben Sie einen phantastischen  Ausblick auf den Leuchtturm von Westerhever. Neben Strand und Pfahlbauten bietet St.Peter-Ording einen ausgefeilten Kurbetrieb, der dem von Büsum in nichts nachsteht. Ob Thalasso, Schlick, Schwefelsohle, Meerwasser oder Meeresalgen Therapie – in St.Peter kurt jeder nach seiner Seeligkeit. Wem therapieren nicht genügt, dem bieten Schwimmbäder und Saunen, Bewegungsmaßnahmen und Massagen zusätzliche Betätigungsfelder, um Körper und Geist ins rechte Lot zu rücken.

Was für den medizinischen Bereich gilt, hat selbstverständlich auch seine Gültigkeit für die örtliche Gastronomie und das Bettenangebot:

Höchstes Niveau bei durchaus besucher- und familienfreundlichen Preisen. Davon können Sie sich im Hotel Eickstädt überzeugen, das in waldreicher Umgebung am Ortsrand von St.Peter stets das passende Zimmer und ein prachtvolles Büfett für Sie bereit hält.

Sehenswert sind in jedem Fall die weiteren Ortsteile Böhl und Dorf. In St.Peter-Dorf blieb der ursprüngliche Charakter des ehemaligen Fischerdorfes mit seinen Ried gedeckten Häusern größtenteils erhalten. Viel Vergnügen auf Ihren Entdeckungsfahrten durch Dithmarschen und Schleswig-Holstein – und – gute Erholung allerorten.

Text: Hans Joachim Rech.
Fotos: EPS Schäffler, Barbara Narazny-Rech, Lothar Dufke Lunden, Kur- und Tourismus Service Büsum, Seehundstation Friedrichskoog, Hebbel Museum Wesselburen, Land + Leute Erlebnispark Oesterwurth, Tourismus Agentur Schleswig-Holstein.

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