Die
Elmau, ein Kleinod im Werdenfelser Land, zählt zu den letzten, noch
weitgehend stabilen Hochtälern der deutschen Alpen und ist mithin von
großer ökologischer Bedeutung. Dass es sich in der Elmau auskömmlich
leben lässt, wussten schon unsere Vorfahren, die sich mehr oder weniger
häuslich einrichteten. War auch die Arbeit hart, so entschädigte doch
die hörbare Stille einer unberührten Natur und ihre weihevolle Schönheit,
die bis zum heutigen Tage erhalten blieb. Daher wundert es nicht, dass
sich die bayerischen Herzöge und Könige für diesen "Herrgottswinkel"
interessierten, allen voran Ludwig II, der in Nachbarschaft zur Elmau
seine "phantastischen Luftschlösser" Neuschwanstein, Herrenchiemsee
und Linderhof erbauen ließ.
Nun - was dem Märchenkönig recht war, konnte seinen Bürgern oder Zugereisten
nur billig sein. So sah es Johannes Müller aus Riesa/Elbe, wo dieser
1864 geboren wurde. Mithin kein Bayer, sondern ein Preuße! Sei's drum
- es hat trotzdem funktioniert. Jetzt werden Sie neugierig fragen, was
um alles in der Welt hingehauen hat. Hier ist die Geschichte von Schloss
Elmau, die untrennbar mit dem Namen und der Person des Johannes Müller
verbunden ist. Wie Sie zweifelsfrei erkennen können, ist Schloss Elmau
ein sehr junges Schloss, was ihm aber keineswegs schlecht zu Gesicht
steht. Wuchtig beherrscht der Vierkantbau die weitläufigen Wiesen der
Elmau.
Ein weithin sichtbarer Blickfang der hochaufragende Glockenturm inmitten
schützender Mauern, wenngleich die Struktur und Bauart des Schlosses
eher an einen Vierkanthof des ausgehenden 18.Jahrhunderts erinnert.
Dennoch - die Anleihen am architektonischen Grundaufbau eines Schlosses
sind unverkennbar, was allein schon die Dimension des Baus beweist.
In die Winkel der Mauerstöße schmiegen sich wie Schwalbennester verspielte
Erkertürmchen, die den Anspruch des Gebäudes ein Schloss zu sein nachhaltig
einfordern. Die späteren Anbauten haben zwar das Gesamtbild der Anlage
verändert, an der Konzeption und Ausrichtung des Gebäudes als Schloss
jedoch nicht rütteln können. Aber zurück zum Müller Johannes.
Theologie
studierte er, machte seinen Magister in Philosophie, was ihn jedoch
nicht daran hinderte zuerst mit den Geisteswissenschaften und dann mit
der Kirche zu brechen. Sein zukünftiges Arbeitsfeld lag im wahrsten
Sinne des Wortes auf der Straße. Ihn trieb ein starkes Bedürfnis Lebens-
und Glaubensfragen in der Öffentlichkeit zu diskutieren, was den bis
dahin unbekannten Mann in wenigen Jahren über die Grenzen Deutschlands
hinaus populär machte. Dem unangepassten Geist war alles zuwider, was
irgendwie nach Einengung oder Beeinflussung roch. Er ließ sich in keine
"geistige" oder "gesellschaftliche" Zwangsjacke stecken, stattdessen
strebte er mit seinen Gästen das Erlebnis der Vollkommenheit in freier
Natur an, übte sich in Tanz und Musik, um so anderen Menschen Lebensfreude
zu schenken und neue Ufer anzustreben.
Um
die Jahrhundertwende ergänzten zahlreiche Bücher und seine Zeitschrift
"Grüne Blätter" das unermüdliche Schaffen des Freigeistes, der nach
immer neuen Räumen und Sphären suchte. Das Angebot zur Nutzung von Schloss
Mainberg bei Schweinfurt kam wie gerufen, doch 1912 kaufte Johannes
Müller - Schloss Mainberg platzte aus allen Nähten - das Gut Elmau mit
den umliegenden Wiesen unter der Bedingung, dass er den Bau eines Schlosses,
nämlich Schloss Elmau realisieren konnte. Mit dem Schlösserbau ist das
so eine Sache, besonders in Bayern. Seit den Erfahrungen mit Ludwigs
II "Traumvillen", die den Staat und Steuerzahler Unsummen kosteten und
beinahe zum Ruin führten, beäugten die zuständigen Land- und Kommerzienräte
die Vorgänge mehr als kritisch.
Der pfiffige Müller war derweil sehr aktiv und gewann das Wohlwollen
der Elsa von Michael-Haniel, der späteren Gräfin von Waldersee. Damit
war eine sehr bedeutende und wichtige Partnerin bei der Verwirklichung
des geplanten Projektes gewonnen. Und so kam es schon im Jahr 1913 zur
Grundsteinlegung und Baubeginn. Der Architekt Carlo Sattler, Müllers
Schwager, leitete den Aufbau, der trotz der Kriegswirren Pfingsten 1916
eröffnet wurde. Nur ein Jahr später wurde dem rastlosen Helfer in Sachen
Nächstenliebe der Ehrendoktor der Universität Berlin verliehen. Die
folgenden Jahre widmete sich Johannes Müller ausschließlich seinen freigeistlichen
Ideen, vor allem der kulturellen Entwicklung und Förderung junger Menschen,
die in Schloss Elmau ein zweites Zuhause fanden.
Und dann kamen die harten Jungs in den schwarzen Uniformen, denn mit
den Nazis war das so eine Sache. Viele waren dagegen, sehr viele sogar,
aber nicht minder viele, sehr viele arrangierten sich. Schließlich wollte
man nicht nur leben, sondern auch überleben. Als
Nachwuchsgeneration steht uns ganz sicher nicht das Recht zu über unsere
Vorfahren zu urteilen in der Art, warum habt ihr geschwiegen? Warum
habt ihr nicht aufgeschrieen, euch gewehrt? Fragen über Fragen - Analyse
ja - Beurteilung auch noch, aber keine Verurteilung, schon gar nicht
im Kollektiv. Niemand sollte sich hier erheben und über alle stellen
und von sich sagen, ich hätte das alles anders gemacht.
Ich hätte mich gewehrt. Edle Motive durchaus, aber zwischen Denken und
Handeln klafft nicht selten die grässliche Schlucht der Todesangst,
vereinfacht auch innerer Schweinehund genannt. Wer weiß denn wirklich,
wie es in den Köpfen der Menschen jener Zeit ausgesehen hat? Das sind
größtenteils alles Vermutungen, die sich auf Aussagen einzelner stützen.
Natürlich - hinterher ist man immer schlauer, besonders die ganz Schlauen,
die immer schon alles besser wussten.
Wie sollte sich Johannes Müller verhalten, wie hat er sich verhalten?
Fest steht, dass er kein Parteimitglied war, wie die meisten Deutschen
übrigens. Zudem kritisierte er schon 1933 in der Öffentlichkeit den
Antisemitismus der Nazis und die Verfolgung von Menschen, die sich den
Dogmen der Führung nicht unterordnen wollten. Auch war Müller kein Freund
der Nationalsozialisten, woraus er bei seinen Reden und Vorträgen keinen
Hehl machte. Auf der anderen Seite war Müller ein Kind des 19.Jahrhunderts,
verhaftet in Idealen, dem Traum von Romantik, von Freiheit für Körper
und Geist. Trotz aller innermenschlichen Gegensätze und Widersprüche
hielt er Hitler für den Retter des Abendlandes, das sich schier unlösbaren
Problemen gegenüber sah, so der Arbeitslosigkeit, dem bedrohten Frieden,
der zerbröselten inneren Sicherheit und der Bedrohung durch den Bolschewismus.
Die Nazis ließen Müller überwachen und bereiteten seine Verbringung
in das KZ Mauthausen vor, aber die schützende Hand einer höheren Stelle
verhinderte dies. Allerdings war es nun mit seinen öffentlichen Auftritten
vorbei. Die Kriegslage und dramatischen Ereignisse an allen Fronten
und im Inneren des Reiches, sowie eine drohende Beschlagnahme des Schlosses
durch die SS, veranlassten den Freidenker Müller das Schloss Elmau dem
Oberkommando des Heeres als Erholungsheim für Fronturlauber anzubieten.
Damit war der Zug für Johannes Müller endgültig abgefahren. Nach dem
Krieg wurde er in einem Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger
verurteilt, das Schloss beschlagnahmt und wechselnden Nutzungen unterworfen.
Johannes Müller starb 1949. Erst im Jahre 1951 wurde das Entnazifizierungsverfahren
gegen ihn eingestellt, das beschlagnahmte Schloss an die Haupterben
zurück gegeben.
Seit 1951 befindet sich die Elmau mit Schloss im Familienbesitz der
Müller Elmau GmbH, die von einem Beirat aus dem Kreis der Gäste beraten
und kontrolliert wird. Aus diesem Engagement gingen weitere Stiftungen
hervor, so der Stifterverein Elmau e.V. und Stifterverein Elmau gemeinnützige
GmbH sowie der gemeinnützige Freundeskreis Elmau e.V, die allesamt das
ideelle Erbe des Schlosses Elmau - die Förderung der Kultur auf ihre
Fahnen geschrieben haben.
So finden sich heute in Schloss Elmau Studenten aus aller Welt wieder,
die hier Musik und Tanz studieren. Schloss Elmau genießt ob dieser Tradition
einen Weltruf, der durch die Mitarbeit von Yehudi Menuhin, Wilhelm Kempff,
dem Amadeus Quartett und Benjamin Briten mitbegründet wurde. Schloss
Elmau hat sich längst zu einer kulturellen Drehscheibe von internationaler
Bedeutung entwickelt, und so zählen die mehr als 150 Veranstaltungen
jährlich zu den Höhepunkten im Bereich Kammermusik und Tanz. Darüber
hinaus steht Elmau namhaften Firmen - so Roche - mit seinen Räumlichkeiten
zur Verfügung, die regelmäßig Journalisten aus Deutschland zu den international
bekannten Elmauer Gesprächen einladen.
Oberstes Credo der guten Schlossgeister ist es eine Atmosphäre zu schaffen,
in der sich die anwesenden Gäste wie zu Hause fühlen können. Dem entspricht
auch die Qualität des Schlosses Elmau, die sich durchaus mit der eines
fünf-Sterne Hotels in familienfreundlicher Atmosphäre messen kann. Im
Hause steht den Gästen ein Hallenbad, eine Sauna und der Wellnessbereich
mit Massage zur Verfügung. Zahlreiche Kurse ergänzen das Beschäftigungsangebot.
Nicht
nur im Schloss findet der Schöngeist und Erholung Suchende die gewünschte
Erquickung; die nähere und sogar weitere Umgebung bieten ein schier
unerschöpfliches Reservoir an Sehenswürdigkeiten, Naturschönheiten und
kulturellem Erbe. Hinweisen möchte ich an dieser Stelle auf Garmisch-Partenkirchen,
Mittenwald, die Wieskirche, Hohenschwangau,
Kloster Ettal, den Eibsee, natürlich die Zugspitze, den Walchensee und-und-und.
Sie sehen, das Angebot ist beinahe grenzenlos. Noch mehr Informationen
erhalten Sie über die Homepage von Schloss Elmau.
Das Sommer- und Wintersportangebot ist zeitgemäß. Neben Tennis, Reiten,
Wandern und Mountainbikes im Sommer, hält der Winter mit Langlauf, Ski
Alpin, Snowboard, Eishockey, Eislaufen, Eisstockschiessen und Rodeln
alle bedeutenden Sportarten bereit. Völlig gratis haben Sie ein unvergleichliches
Panorama auf das Zugspitzmassiv, auf den Alpengarten und das Wettersteingebirge.
Wanderwege in allen Längen und Schwierigkeitsgraden durchziehen das
Gebirge, viele von ihnen beginnen in der Elmau und führen Sie in Regionen,
die Ihnen völlig neue Lebenseinsichten schenken. Nur von allein gehen
müssen Sie schon. Viel Vergnügen und gute Erholung in Schloss Elmau
und seiner prachtvollen Umgebung.
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