GIFHORN - Die Mühlenstadt in der Südheide
Ein Privatmann erfüllt sich einen Traum:
Schon um 8 Uhr starten wir an diesem etwas diesigen Frühjahrsmorgen in Richtung Gifhorn am südlichen Rand der Lüneburger Heide. Bald schon liegt das schöne Lüneburg und kurz darauf auch Ülzen hinter uns. Als wir wenig später unser Ziel erreichen, reißt die Wolkendecke auf und die Sonne strahlt warm vom Himmel auf uns hernieder. Genau das richtige Wetter für eine Fahrt auf einem "Torfstecherfloß" auf dem romantischen Flüßchen Ise. Wie es sich gehört, begießen wir unsere Ankunft mit einem Glas "echtem Gifhorner Moorwasser" und schaukeln dann gemütlich in das berühmte Mühlenmuseum des Herrn Wrobel hinüber. Auf einem riesigen, von Seen und Teichen durchzogenen Areal - man spricht von insgesamt zehn Hektar Flache - hat sich ein Privatmann einen langgehegten Traum erfüllt. Es gelang dem von Mühlen jeder Art faszinierten Horst Wrobel, der Stadt dieses Projekt schmackhaft zu machen, so daß Gifhorn ihm das besagte Gelände überließ und hier eine künstliche Seenplatte schuf. Was sich jetzt stolz "Internationaler Mühlenpark - Wind - und Wassermühlenmuseum" nennt - begann im Mai 1980 bescheiden mit der Abbenroder Mühle aus dem Landkreis Braunschweig. Inzwischen ist die Zahl auf zehn Originalmühlen aus allen Teilen Europas angewachsen. "Guck mal, das sind zwei typisch spanische Windmühlen", rufen mehrere Besucher am Eingang entzückt aus beim Anblick der beiden schneeweißen Mühlen mit den Segeln zwischen den Speichen. Was hier als "typisch" spanisch erkannt wurde entpuppt sich dann aber als ganz typisch griechisch, denn beide Mühlen stammen von der Ägäis - Insel Mykonos! Zur Einstimmung in diese einzigartige Welt empfiehlt sich der Besuch der großen Ausstellungshalle, in der Mühlenmodelle aus aller Herren Länder maßstabgerecht nachgebildet und detailliert erklärt sind. Hier finden wir auch die Mühle aus La Mancha, gegen deren Flügel der wackere Don Quijote weiland so heldenhaft anfocht.
...aus dem Leben eines Taugenichts
Vom langen Holzsteg der ungarischen Wassermühle schweift der Blick über den See mit den kleinen bunten Booten und hinüber zum üppig blühenden Ufer. Ein sanfter Wind streift durch das Schilf und treibt das Räderwerk der umliegenden Mühlen an. Eine Eichendorfsche Idylle, die längst entschwundene Schultage und das Leben jenes Taugenichts heraufbeschwört, der unter den Flügeln der väterlichen Mühle in den Tag hineinträumte. Ein Traktor rollt langsam, aber geräuschvoll über den Sandweg und holt uns unsanft in die Wirklichkeit zurück. Moderne Gerätschaften sind halt notwendig, um das Gelände in tadellosem Zustand zu halten.
Was wäre ein Mühlenmuseum, das diesen Namen auch verdient, ohne die legendäre Sanssouci - Mühle in Potsdam, deren Geklapper dem Alten Fritz einst den Schlaf raubte? Vor uns erhebt sich eine besonders schöne, zumal sehr große Windmühle, die Horst Wrobel für die schönste ihrer Art in ganz Deutschland hält. Man mag kaum glauben, daß es sich hier um einen Nachbau des längst zerstörten Originals handelt. Von hier aus führt ein direkter Weg hinüber zur ukrainischen Mühle mit ihrem trichterartigen Unterbau und später - sozusagen als Krönung - zur russisch - orthodoxen Holzkirche des Heiligen Nikolaus in Gifhorn. Sie ist eine Kopie der im 18. Jahrhundert erbauten Christi - Verklärungskirche aus dem zentralrussischen Dorf Kosljatjewo. Jetzt ist es aber Zeit für eine Verschnaufpause.Frisch gebrühter Kaffee und Streuselkuchen aus dem historischen Steinbackofen des Mühlenparks runden diese einzigartige Besichtigungstour ab.
Eine liebenswerte kleine Stadt
Gifhorn die Ende des 12. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnte Siedlung, ist heute ein beschauliches Städtchen mit einer Reihe sehenswerter, liebevoll restaurierter niedersächsischer Fachwerkbauten und stolzer Bürgerhäuser mit Stilelementen der Renaissance. Wir besuchen unter fachkundiger Führung das Historische Museum Schloß Gifhorn, nachdem man uns mit der Geschichte des hier einst ansässigen Adelsgeschlechtes vertraut gemacht hat. Beeindruckend ist die Architektur des ältesten Schloßtraktes mit dem halbkreisförmigen Giebel sowie die Schloßkapelle, über deren Altar ein Gemälde des bekannten zeitgenössischen Künstlers Johannes Grützke hängt.
Inzwischen ist es 17 Uhr geworden. Petrus meint es heute gut mit uns. Der Himmel ist azurblau, und die Abendsonne taucht das stille Gewässer vor dem Schloß in goldenes Licht. Im "Deutschen Haus", einem urgemütlichen "Landidyll" - Hotel, lassen wir uns zum Essen nieder. Bevor wir den Speisesaal betreten, wird uns ein Cocktail gereicht. Hier das Rezept von "Caroline": 2 cl Grapefruitsaft, 1 cl Orangensaft, 1,5 cl Johannesbeersaft und 4 cl Tonic. Benotung: Wunderbar erfrischend. Anschließend machen wir uns mit großem Appetit über den frisch in der Nachbarschaft gestochenen Spargel her. Platten mit saftigem Katenschinken und Schnitzel machen die Runde. Dazu wird ein köstlicher, herber Frankenwein gereicht. Während des opulenten Mahles tauschen wir die Erlebnisse des heutigen Tages aus und kommen übereinstimmend zu dem Schluß, daß Gifhorn und sein Mühlenmuseum mehr als nur eine Reise wert sind.
Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner
Rückfragen bitte an eps-schaeffler(at)gmx.de
Bitte beachten Sie, das sämtliche Photos und Texte dem Urheberrecht unterliegen und nicht für Veröffentlichungen verwendet werden dürfen, Mißbrauch wird daher strafrechtlich verfolgt. Alle Orts-, Zeit-, und Preisangaben sind ohne Gewähr. (Text: Uta Buhr -Auswärtige Presse-/ Fotos: Marcel Schäffler und Tourismus GmbH Gifhorn / Layout u. Gestaltung: Andreas Schefisch).
|