von Hans Joachim Rech | |||
Die Drei-Flüsse Stadt Hannoversch Münden
"Wo Werra sich und Fulda küssen - sie ihren Namen büßen müssen, und hier entsteht durch diesen Kuss - Deutsch bis zum Meer der Weserfluss" Dreiflüsse Stadt
So die Inschrift auf dem berühmten Weserstein, der im 19. Jahrhundert am Zusammenfluss von Fulda und Werra bei Hannoversch Münden aufgestellt wurde. Und genau im Dreieck zwischen diesen Flüssen, auf einem Werder (Flussinsel), ließen sich schon zweitausend Jahre zuvor die Römer nieder. Dennoch ist Hannoversch Münden in seinem Ursprung keine römische Siedlung, vielmehr unterhielten die südländischen Gäste an dieser Stelle einen Handelsplatz, von wo aus sie mit den Germanen den kleinen Grenzverkehr probierten. Nach dem Fiasko im Teutoburger Wald hatten die Römer dann andere Sorgen und zogen sich aus den Wäldern des Weserberglandes zurück. Ihnen folgten im Laufe der Zeit flussaufwärts neue Siedler nach. Mönche und Nonnen ließen sich nieder, Klöster wurden gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung von Hannoversch Münden existiert aus dem 11. Jahrhundert und lautet "Villa Gimundin = Gemünden". Übrigens - der Name Weser ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern geht auf die römische Namensgebung "Wisuriaga" zurück, die Bezeichnung für den Werrafluss, der lange Zeit als eigentlicher Weserquellfluss angesehen wurde. Mündens Aufstieg
Doch erst im 13. Jahrhundert kam Münden - wie es bis sich bis dahin noch nannte, so richtig in Fahrt. Die Ursache dafür lag in der Verleihung des Stapelrechtes, eines besonderen Handelsprivilegs. Jeder durchreisende Kaufmann musste seine Ware den Mündener Bürgern drei Tage lang zum Kauf anbieten. Da klingelten die Kassen, und der Wohlstand schien keine Grenzen zu kennen. Handel und Schifffahrt gediehen, die Mündener wurden reicher und reicher, und der städtische Hausbau boomte. Ein Fachwerkhaus, schöner als das andere, schoss aus dem Werderboden, und bald schon eilte Münden der Ruf eines "Fachwerkjuwels" voraus, was zusätzliche Investoren, Kauf- und Baulustige in das Wesergebirge zwischen Reinhards- und Bramwald zog. Krieg und Naturgewalt Vielleicht hat der Reichtum den Mündenern den Blick auf die Realitäten verstellt, jedenfalls war schlagartig Schluss, als Tilly, ein General des Dreißigjährigen Krieges, die Stadt zunächst belagerte. Die Mündener wähnten sich ob ihres Reichtums sicher und feierten ausgelassen das Pfingstfest. Tilly fühlte sich gedemütigt und stürmte die Stadt. Fast alle Einwohner wurden ermordet, die Stadt ausgeraubt und geplündert. Wie durch ein Wunder entging Münden jedoch der Brandschatzung, und nur das Stapelrecht sorgte dafür, dass sich die Stadt von diesem furchtbaren Schlag erholen konnte. Aber noch andere Schicksalsschläge trafen die Einwohner Mündens; zum einen die Pest und fast regelmäßig - die verheerenden Hochwasser von Fulda und Werra. An zahlreichen Häusern sind die Hochwassermarken der Jahrhunderte eingetragen, und so manchem Bürger stand das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Weg in die Neuzeit
Mit dem Beginn der Industrialisierung und Kanalisierung der Flüsse, vor allem dem Bau großer Talsperren, wurden die unberechenbaren Wässer gebändigt und regulierbar. Die Eisenbahn löste den Treidelverkehr ab, und in Münden kehrte langsam aber unaufhaltsam Beschaulichkeit und Ruhe ein, denn die Zeit der großen Packhöfe und Umschlagplätze war endgültig vorbei. Geblieben ist ein Fachwerkensemble von einmaliger Schönheit, eingebettet in eine phantastische Gebirgskulisse, die Erholung und Regeneration pur verspricht. Weitläufige Naturparks geben der anmutigen Landschaft weitestgehend Sicherheit vor Zersiedlung und gewerbsmäßiger Nutzung. Hannoversch Münden erlebt seine zweite Blüte, denn die architektonische und historische Hinterlassenschaft zieht jährlich Hunderttausende Besucher in ihren Bann. Ein Anziehungspunkt der besonderen Art ist die Figur des berühmten Dr. Johann Andreas Eisenbart, der zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert auch in Hannoversch Münden praktizierte - und hier starb. Sein Andenken wird in den jährlich stattfindenden Eisenbart Spielen lebendig gehalten. Und davon ab - sein ärztliches Können war weithin gerühmt, was seine Kollegen jedoch nicht davon abhielt, das berüchtigte, mehrstrophige Spottlied zu dichten. "Ich bin der Doktor Eisenbart
kurier die Leut nach meiner Art, mach dass die Blinden wieder gehen und das die Lahmen wieder sehn" Dr. Eisenbart hatte eine - zur damaligen Zeit, fast schon revolutionäre Einstellung. Er nahm seinen ärztlichen Eid und Auftrag sehr ernst und behandelte alle Menschen - Reiche, Arme, Adel, Klerus, Bürger, Bettler und Tagelöhner. Dadurch zog er sich den Hass seiner Kollegen zu die nichts unversucht ließen, ihm zu schaden. Doch alle Schmähungen und Spottverse erreichten nur das Gegenteil - Eisenbart wurde im gesamten deutschsprachigen Raum berühmt. Touristenmagnet in landschaftlicher Schönheit
Hannoversch Münden kann auf mehr zurück blicken, als nur auf Fachwerkhäuser, Kirchen, Reste der Stadtmauer und die berühmte Tilly Schanze oberhalb der Stadt auf dem Rücken des Reinhardswaldes. Wandern Sie hinauf und genießen Sie von dort oben einen unvergleichlich schönen Blick auf die Stadt, das Weserbergland und eine grandiose Flusslandschaft. Ein Besuch des Welfenmuseums im gleichnamigen Schloss lohnt sich in jedem Fall. Die prachtvolle Ausstellung der Mündener Fayencen gibt einen Eindruck davon, was sich die Bürger haben einfallen lassen, um ihren Reichtum weiter zu mehren. Oder der forstbotanische Garten auf den ehemaligen Wallanlagen mit mehr als siebenhundert, teilweise sehr alten, verschiedenen Bäumen und Gehölzen, ist in jedem Fall einen ausgedehnten Spaziergang wert. Unter den wuchtigen Kronen mächtiger Eichen und Eschen lässt es sich vorzüglich ausruhen und träumen. Wer gerne in die Luft geht, kann das in Münden umgehend erleben. Reste der Stadtmauer sind in einigen Türmen noch erhalten, die sich weithin sichtbar, bis zu dreißig Meter, über das Dächergewirr erheben. Empfehlen kann ich den Besuch des Museums für Arbeit im ehemaligen Fährenpfortenturm. Hier betrieb die Firma Haendler und Natermann bis in die achtziger Jahre hinein die industrielle Hagelschrothherstellung im Turmgießverfahren. Schrote werden aus Blei gegossen und dienen der Füllung von Schrotpatronen zu Jagdzwecken. Wie das alles funktioniert, wird ausführlich vor Ort erklärt. Heute haben Maschinen bei Haendler und Natermann, dem größten Arbeitgeber der Stadt, diese Arbeit übernommen. Wo viel gearbeitet wird, da wird auch viel gefeiert. Das ist nur gerecht. Zu jeder Jahreszeit "muss" der Gast damit rechnen, in eines der farbenfrohen Altstadtfeste zu geraten, die durch das Ambiente der mittelalterlichen Stadt die Vergangenheit wie in einem Bilderbuch lebendig werden lassen. Freizeit, Spaß und Ferienglück
Wer nach all dem Feiern die überflüssigen Pfunde loswerden will, für den hält das Umland der Stadt alles bereit, was sich das Herz erträumt. Gleich drei Radfernwanderwege treffen sich in Hannoversch Münden, und der berühmteste aller deutschen Radfernwege, der Weserradwanderweg, nimmt hier seinen Anfang. Fast 500 Kilometer führt die Strecke durch idyllische Dörfer, eine beinahe paradiesische Flusslandschaft, durch Berge, Täler und Auen, bis schließlich in Bremerhaven das Ende dieser einmaligen Ferntour erreicht ist. Wen es nicht an die Küste zieht, der nimmt die andere Richtung, den Werraradweg hinauf nach Eisenach oder längs der Fulda nach Kassel oder Fulda. Wem die Strampelei auf dem Drahtesel zu anstrengend erscheint, der lässt sich von den Wellen der Flüsse durch die herrliche Landschaft tragen. Wassersport wird auf Weser, Werra und Fulda ganz groß geschrieben. Drei-Flüssekreuzfahrten gehören zum täglichen Programm, und wer ein bisschen Zeit mitgebracht hat, der kann von Hannoversch Münden aus bis Bremen schippern. Längs der Ufer und im Hinterland etablierten sich schon vor Jahrzehnten die Freunde des Campings, und wo einst erste Einmann-Zelte vom freien Leben in Mutter Natur kündeten, leuchten heute die weißen Dächer der Wohnwagen und Wohnmobile. Das wandern ist nicht nur des Müllers Lust, denn die Wegstrecken durch die rauschenden Wälder des Weserberglandes sind schier endlos. Auf Schusters Rappen findet im Weserbergland jeder einen Weg nach seinem Geschmack. Auf dem Rücken der Pferde soll ja das Glück dieser Erde liegen. Zumindest im Naturpark Münden, wo das Angebot an Reitmöglichkeiten auf gutmütigen Vierhufern oder an Kutschfahrten beeindruckt. Wer weniger bodenständig ist und sich lieber den Lüften anvertraut; auch ihm kann geholfen werden. Heißluftballone, Gleitschirm- und Segelfliegen - alles ist möglich im Land zwischen Weser, Werra und Fulda, wo sich Hannoversch Münden als der ideale Ziel- und Startpunkt empfiehlt.
Touristik Naturpark Münden e.V. Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / KörnerFotos: Hans Joachim Rech, EPS Schäffler, Tourismus Naturpark Hann. Münden. |