Wenn das die alten Römer wüssten Mit dem Fahrrad längs des Limes - Der Deutsche Limes Radwanderweg: Von Rheinbrohl bis Aschaffenburg. |
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Toll
trieben es die alten Römer, soviel ist bekannt. Die meisten zu Fuß,
wenige auf dem Rücken edler Pferde und noch weniger konnten
eine Sänfte oder gar einen von Pferden gezogenen Wagen ihr
eigen nennen. Die Rede ist hier selbstverständlich von der
örtlichen Fortbewegung im römischen Reich. Komfort
gab es nur für die Begüterten, während das
Gros der Bevölkerung eher bescheiden lebte. Gottlob hat sich
da im Laufe der Jahrtausende einiges geändert. Heute muss niemand mehr sein
Bündel schnüren um auf Schusters Rappen von A nach B
zu kommen. Gleichwohl besinnen sich immer mehr Menschen auf die
klassische Art der Überwindung von Distanzen. Und das ist gut
so, denn wer den Limes, den antiken Grenzwall der Römer in Deutschland aus
nächster Nähe erkunden will, der muss entweder
wandern oder – auf dem Sattel eines Fahrrades den Limes
Radwanderweg abradeln. Das ist seit dem April 2002 möglich,
denn da wurde das letzte Teilstück des Deutschen
Limes-Radwanderweges eröffnet. Von Rheinbrohl bei Bad
Hönningen bis Aschaffenburg. Dieser Abschnitt wird auch der
Obergermanische Limes genannt. Wir hatten das Vergnügen, bei
der Eröffnungsfahrt dabei zu sein. Historie
Rund 550
km ist er lang, der ehemalige Grenzwall der Römer, der von
Rheinbrohl nahe Bad Hönningen bis zur Donau bei Einig verlief.
Bislang sind 900 Wachttürme, bzw. ihre
Überreste lokalisiert, ausgegraben oder restauriert worden. An
einigen Stellen wurden zum besseren Verständnis der
Gesamtanlage und auch zur Anschauung Wachttürme aus jener Zeit
nachgebaut. Alle stehen zur Besichtigung offen und sind teilweise mit
Museen ausgestattet. Neben den Wachttürmen bildeten 120
Kastelle das Rückgrat des Limes Grenzwalls. Entgegen
früherer Lehrmeinungen, die im Limes einen reinen
Verteidigungswall sahen, ist es heute unstrittig, dass dieses Bauwerk
in erster Linie dazu gedacht war, den einströmenden
Warenverkehr und die in ihrem Tross nachfolgenden Menschen zu
"kanalisieren" zu kontrollieren. Bad Hönningen
Hier
beginnt offiziell der Limes-Radwanderweg. Gleich nach dem Thermalbad
sehen
Sie die große Hinweistafel, die auf den Anfang der Strecke
hinweist. Wie viele kleinen Städtchen am Mittelrhein ist auch
Bad Hönningen stark geprägt vom Weinanbau. Darüber
hinaus lebt das Heilbad von seiner Thermalquelle, die im
venezianischen Stil neu erbaut wurde und den Besuchern den Eindruck
mediterraner Lebensfreude vermittelt. Zudem bieten
Außensaunen, auf Gondeln installiert, dem Besucher das
Vergnügen uneingeschränkten Freiluftsaunierens. Nur
wenige Minuten sind zu radeln, und schon werden Sie des Wachtturms Nr.
1 in Rheinbrohl ansichtig. Prachtvoll restauriert bietet er zu allen
Jahreszeiten einen imposanten Anblick. Die Rheinbrohler Bürger
gingen noch einen Schritt weiter, und riefen die ehemalige Kohorte 26
wieder ins Leben, die vor rund 2000 Jahren im Rheinischen
Schiefergebirge hand anlegte, um Erze und Baumaterial zu gewinnen.
Alljährlich veranstalten die "Legionäre" mehrere
Spektakel, die den Zuschauern lebendig gewordene Geschichte vor Augen
führen. Hillscheid-Höhr-Grenzhausen
Mit dem
Römerturm von Hillscheid haben sich die Verantwortlichen des Vereins Deutsche
Limesstraße Aalen/Württemberg selbst ein Denkmal
gesetzt. Er ist der größte Turm im
gesamten Limes Verlauf auf deutschem Boden. Zusätzlich wurde
ein Infocenter eingerichtet, das umfassend Information vorweist. Wer den Limes
abradelt, der sollte auf keinen Fall den Besuch des Turms von Hillscheid außen
vorlassen. Die lieblichen Höhen des Taunus bestimmen nun den
weiteren Verlauf der Tour, die uns Richtung Bad Homburg/Hessen
führt. Dort befindet sich das größte
rekonstruierte Kastell des Limes, die Saalburg. Kein geringerer als Kaiser Wilhelm II ordnete die
Rekonstruktion des ehemaligen Römerkastells an. Die Saalburg
ist zugleich auch der markante Höhepunkt der
Limesradwanderung, wenngleich noch viele weitere
archäologische Kostbarkeiten auf uns warten. So ein
Teilstück des Limes kurz vor der Saalburg, das in
Originaltiefe und mit Palisade versehen wieder hergerichtet wurde.
Leider ist der Limes nicht mehr durchgängig vorhanden.
Teilweise wurde er eingeebnet oder durch waldpflegerische
Maßnahmen zerstört. Bad Homburg
Die Stadt
geht nicht auf eine römische Siedlungsgründung
zurück,
sondern ist neueren Datums, die ins frühe Mittelalter
zurück reicht. Sehenswert in jedem Fall der Kurpark, das alte
Wilheminische Kaiserbad und das Schloss aus dem 17. Jahrhundert. Die
Spielbank ist weniger ein architektonisches Juwel, aber sie ist halt seit dem
19.Jahrhundert da und gilt als Urmutter der Spielbanken schlechthin.
Das ist doch auch schon was. Darüber hinaus war Bad Homburg im
17.Jhdt. auch Hauptstadt des Landes Hessen, bevor Kassel diese
Rolle übernahm. Ohne Zweifel liegt Bad Homburg in
landschaftlich reizvoller Umgebung. In die Ausläufer des
Taunus eingebettet ist die Stadt der ideale Standort für
individuelle Unternehmungen. Sei es Kurlaub, seien es Ferien oder
Events, oder einfach nur die Lust auf einen Tapetenwechsel; Bad Homburg
bietet allen Erholungssuchenden das entsprechende Ambiente. Radwandern
in den Taunuswäldern, Heißluftballonfestivals,
Reiten, Trekking, Jogging oder Ausflüge in den Hessenpark. Die
Angebotspalette ist wirklich beeindruckend und macht Bad Homburg zu
einem beliebten Ausflugsziel. Butzbach
Der
weitere Verlauf des Limes-Radwanderweges führt uns nun nach
Butzbach, einem idyllischen Fachwerkstädtchen, wo die
Römer ebenfalls ein großes Kastell unterhielten.
Leider ist von der ehemals mächtigen Anlage fast nichts mehr
erhalten. Die Rekonstruktion in Form eines Modells ist jedoch im Museum
Butzbach neben zahlreichen anderen Unikaten aus dieser Zeit zu
besichtigen.
Im Nachbarort Echzell ist das Erbe der Römer wesentlich besser
erhalten. Neben einem Römerbad gleich bei der Ortskirche,
findet der interessierte Besucher das Museum Echzells,
untergebracht in der ehemals ältesten Apotheke der Region.
Hier wird nicht nur die Heimatgeschichte umfassend dargestellt, sondern
auch noch die Hinterlassenschaft aus römischer Zeit mit
Sorgfalt und Detailkenntnis erklärt. Die Jupitersäule
vor dem Museum wurde erst in den Neunziger Jahren auf einem nahen Feld
bei Erntearbeiten gefunden und in der Museumswerkstatt restauriert.
Über all die Museen, Kastelle und Wachttürme wollen
wir die Lieblichkeit der Landschaft nicht zu kurz kommen lassen. Durch
eine prachtvolle, weich gerundete Landschaft mit prallen
Streuobstwiesen, gelb blühenden Rapsfeldern und bunten
Blumenwiesen radeln wir in das Bingenheimer Ried, das eine virtuose
Artenvielfalt beherbergt. Ein unbedingtes Muss auf Ihrer Radwandertour. Neben
Weißstorch, Kleiner Rohrdommel und Wanderfalke haben sich
zahlreiche Wasservögel und andere Schilfbewohner sowie
Bodenbrüter eingefunden. Ringelnatter, Bergmolch und
Moorfrosch gehören ebenso dazu wie Schilfrohrsänger
und Rohrweihe. Von einem Aussichtsturm lässt sich dem Treiben
der Tiere in Ruhe zusehen. Die anschließende Waldfahrt
beschert uns nochmals außergewöhnliche Relikte aus
römischer Zeit, während wir weiter längs des
Limes radeln und schließlich über Florstadt,
Altenstadt und Hammersbach nach Erlensee-Rüdingen gelangen, wo
die Reste eines Römerbades zu besichtigen sind. Hanau
Gelegen
an der Einmündung der Kinzig in den Main. Das beherrschende
Gebäude der Stadt ist Schloss Phillipsruhe. Hanau wurde vor
allem
durch seine Edelmetallverarbeitung bekannt. Die Kleinstadt ist in jeder
Hinsicht gut für einen Abstecher, wenn Sie im Verlauf Ihrer
Radwanderung auf Aschaffenburg zufahren. Sehenswert ist in jedem Fall
das ehemalige Kasernengelände, das im Zuge der
Landesgartenschau in eine lebensfreundliche Wohn- und Parklandschaft
umgewandelt wurde. Machen Sie auf jeden Fall einen Abstecher nach
Hanau-Steinheim mit seinem mittelalterlichen Fachwerkkern und der
beeindruckenden Stadtmauer. Aschaffenburg
Wir verlassen Hessen und nehmen Kurs auf
Aschaffenburg, das bereits in Bayern liegt. Damit ist zwar das Ende
dieser Tour gekommen, nicht aber des Limes-Radwanderweges, denn der
zieht sich nochmals rund 350 km bis zur Donau hin. Auch mit der bislang
zurück gelegten Strecke können wir vollauf zufrieden
sein. Aschaffenburg am und über dem Mainufer
gelegen, verfügt über unzählige, reizvolle
Ecken und Plätze, die zu beschreiben dieser Beitrag nicht
ausreicht. Deshalb sollen an dieser Stelle nur stellvertretend die
bedeutendsten Bauwerke genannt werden. Zuerst natürlich das
Schloss Johannisburg, eine Mischung aus Renaissance und Barock,
erbaut im ausgehenden 16.Jahrhundert. Des weiteren die beeindruckende
Parkanlage, der Blick auf die Mainauen und Teile der Altstadt.
Unbedingt sehen sollten Sie die Villa Pompejanum, die nur unweit des
Schlosses im 19.Jahrhundert erbaut wurde. Sie ist eine Nachbildung des
römischen Bau- und Wohnstils, der bei den Ausgrabungen in
Pompeji und Hercanuleum entdeckt wurde. Zum Abschluss empfehle ich
Ihnen noch einen kurzen Abstecher zur Steinbildhauerschule, die sich
nur wenige Gehminuten vom Schloss entfernt befindet.
Verein Deutsche Limes Strasse Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / KörnerText: Hans Joachim Rech. |