Thüringen ? Zu jeder Jahreszeit ! |
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Urlaub zwischen Natur und Kultur
Verkehrsverbindungen für Eilige:Autobahn A4 , Abfahrt Waltershausen, bis Tabarz noch 5 km südwestliche Richtung. Alle grösseren Orte Thüringens sind über diese Autobahn am schnellsten zu erreichen, ebenso Städte wie Leipzig, Dresden oder Meißen im Nachbarland Sachsen. Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner
Rückfragen bitte an eps-schaeffler(at)gmx.de | |
Wir alle kennen das Problem: Urlaub in Deutschland ? Sehr schön ! Aber was, wenn es regnet? Nun, mit Thüringen haben wir, egal bei welchem Wetter, eigentlich nie falsch gelegen. Scheint die Sonne, ob im Sommer oder Winter, dann geniessen wir die herrliche Natur. Schmuddelt es mal richtig, dann ist im Umkreis von ein bis anderthalb Autostunden mehr an Kultur zu sehen und zu erleben, als in manch fernem, teurem Urlaubsland.
Die Praxis: wir suchen uns ein Apartment mit Kochmöglichkeit in einem nicht zu grossen Ferienort. Das ist preiswerter, ruhiger und vor allem grösser als ein Zimmer in einem Stadthotel. Diesmal entschieden wir uns für Tabarz (rund 4.500 Einwohner) am Nordhang des Thüringer Waldes, Höhenlage: 600 bis 900 m, gute Luft, Kurmöglichkeiten, Wanderwege und dazu Thüringens grösstes Erlebnisbad. Paradiesisch warm, und in Marschweite unseres Quartiers. In weniger als einer Autostunde die Städte Gotha, Erfurt, Eisenach mit der Wartburg, Jena, Gera und natürlich Weimar ! Dazu die Fachwerkstadt Schmalkalden mit dem Lutherhaus, oder auch Meiningen mit dem Max-Reger - Musikmuseum, und... und... und...
Jede dieser Städte ist engstens verbunden mit deutscher, ja europäischer Kulturgeschichte. Jährlich gibt es überall zahllose Veranstaltungen und Ausstellungen und immer ist irgendwo irgendeine historische Berühmtheit zu feiern: Goethe, Schiller, Bach, Luther - es findet sich immer wer in Thüringens Geschichte. Und wenn es gerade mal keine Jubiläen gibt, dann feiern die Thüringer mit ihren Gästen das Elchfest (in Elxleben), das Kuhschwanzfest (in Eisfeld) oder das Schlittenhundrennen (in Masserberg).
Doch der Reihe nach. Statt Dominikanischer Republik oder Mallorca, statt Fernreise - Stress und übervollen oder bestreikten Flughäfen wählten wir den "Weg über die Dörfer". Ganz gemütlich mit dem Auto über Landstrassen zweiter oder dritter Ordnung, weitab von jeder Autobahn. Die wenigsten Menschen ahnen. was es am Rande so zu entdecken gibt, wenn man sich die Zeit nimmt oder als Pensionär die Zeit hat. Mit ein wenig Planung und der täglichen Vorausbestellung (vom Picknickplatz per Handy) findet sich selbst in der Hochsaison eine preiswerte Hotelpension für die folgende Nacht.
In Tabarz war es für eine Woche die Pension "Bergblick". Einst Privatvilla des Leibarztes von DDR - Präsident Wilhelm Pieck, später zusammen mit zwei anderen Villen auf dem mehrere Hektar großen Hanggrundstück Erholungsheim für STASI-Bonzen. 60 qm für uns alleine, schönste Aussicht aus Wohn- und Schlafzimmer und hinter uns nur noch Wald und sanfte Stille.
Und es war hier, dass sich Richard Wagner zu seinem Tannhäuser inspirieren ließ. Theodor Fontane weilte 1873 sieben Wochen in Tabarz - im "Gästehaus" eines Webers namens Schack. Es war "eine Lattenlaube, gackernde Hühner und meckernde Ziegen um mich herum". Noch im gleichen Jahr begann der Berliner Unternehmer Carl Spindler den Kurort touristisch aufzubauen. Die Älteste erhaltene Kurliste (von 1876) nennt bereits 710 Besucher. Gäste aus Paris, London, Wien - und selbst Moskau sind darunter. Der Verfasser des berühmten "Struwwelpeter" gar, Sanitätsrat Dr. Heinrich Hoffmann aus Frankfurt/Main, war zehn Jahre ständiger Kurgast in Tabarz.
Wer sich mehr als den durchschnittlichen "Rundweg" von acht bis 10 km Länge zutraut, kann sich den "Rennsteig" oder einen Teil davon vornehmen. Das ist Thüringens berühmter Höhenwanderweg - seit der Wende wieder in voller Länge von 168 km zu begehen. Besonderer Anziehungspunkt ist der 916,5 m hohe Inselsberg. Er ist nicht der höchste, aber angeblich der schönste Berg Thüringens. Von Tabarz aus kann man ihn besteigen - (Schwierigkeitsgrad der ca. 7 km: anspruchsvoll). Müheloser erreicht man ihn mit dem "Inselsberg - Express", einer Miniaturbahn. Am Ziel lädt der Gasthof "Stöhr" zum Verweilen auf der Aussichtsterasse ein. Bei gutem Wetter bietet sich vom Plateau dieses 148 ha großen Naturschutzgebiets ein freier Blick über die bewaldeten Hügel bis hin zur Rhön oder dem Brockenmassiv.
Vor 350 Jahren, als es hier noch Bären gab, wuchs im Tal überreich der Bärenlauch: im Frühjahr machte Meister Petz damit seine Wurmkur. Heute gibt es in einigen Restaurant, zum Beispiel im "Alten Schwan" in Erfurts Altstadt, die pikante Lauchschaumsuppe.
Letztes Jahr als Weltkulturstadt gefeiert hat sich die einstige Herzogsresidenz besonders herausgeputzt. Was gibt es da nicht alles zu sehen: das Schloss und das Stadtmuseum im Berttuchhaus, Goethes und Schillers Wohnhäuser - mit Museum - am Frauenplan, Goethes Gartenhaus im herrlichen Park an der Ilm. Und Schloss Belvedere mit der Orangerie.
Weimar war Wirkungsstätte so berühmter Persönlichkeiten wie Franz Liszt, Christoph Martin Wieland oder Lucas Cranach. In seinem ehemaligen Wohnhaus befindet sich heute u.a. eine Bildergalerie. Selbst der historische Friedhof lohnt hier einen Besuch, mit Gedenkplatten und Gräbern berühmter Bürger. In der Fürstengruft ruhen Goethe und Schiller, aber auch die Weimarer Großherzogin Maria Palowna, Tochter des russischen Zaren Paul I. In Weimar lebte auch Friedrich Nietzsche - und später Baldur von Schirach, der Verführer einer ganzen Vorkriegsgeneration. Ein Besuch in der Gedenkstätte des KZs Buchenwald vor den Toren der Stadt sollte deshalb auch an die dunkle Vergangenheit der Kulturstadt erinnern.
Am ersten Regentag war Gotha angesagt. Wir fuhren von Tabarz aus nicht mit dem Auto, sondern mit Deutschlands schönster Überland - Strassenbahn.
Seit dem 17. Juli 1929 schaukelt die Thüringer Waldbahn ihre Gäste beschaulich in einer knappen Stunde durch die Landschaft bis zum Gothaer Hauptbahnhof. Seit die Braunkohlenzeit vorbei ist, hat die Stadt langsam wieder Farbe bekommen. Ständig wechselnde Ausstellungen im mächtigen Barockschloss Friedenstein sorgen für wachsende Besucherzahlen. Außerdem beherbergt das Schloss ein theatergeschichtliches Denkmal von europäischem Rang: eine weitgehend erhaltene barocke Bühnenmaschinerie, die älteste in Europa.
Wer Eisenach besucht, tut es meistens wegen der Wartburg. Böse Zungen sagen, die heisst nur deshalb so, weil man wegen der vielen Besucher so lange auf Einlass warten muss. Aber das gilt nur für die Hauptsaison. Wem das Warten tatsächlich zu lange währt, kann genug anderes sehen: das barocke Stadtschloss (in dem Goethes Freundin, die spätere Charlotte von Stein, geboren wurde). Oder das ehemalige Gasthaus "Goldener Löwe", in dem August Bebel und Wilhelm Liebknecht die Sozialdemokratische Arbeiterpartei gründeten, und das auch Stammlokal des Dichters Fritz Reuter war. Am Frauenplan steht das Bachhaus, im Haus der Familie Cotta lebte der junge Luther von 1498 bis 1501 als Schüler.
Erfurt ist eine weitere Perle im thüringischen Städtebau, und war uns ebenfalls mehrere Tagesausflüge wert. Reich wurde die Stadt im Mittelalter durch den Waid, eine Pflanze, aus der man einen blauen Farbstoff gewann. Die Lager- und Junkerhäuser sind noch überall zu sehen. Im Krieg unzerstört und vom DDR - Verfall allmählich wieder genesend sind heute ganze Strassenzüge als "historisches Denkmal" eingestuft.
Kenntlich sind sie durch rote Namensschilder oder rote Hausnummern. Am berühmtesten: die Krämerbrücke über die Gera. Es ist die einzige mit früheren Händler - Häusern bebaute Brücke nördlich der Alpen. Ebenso berühmt: die wiedereröffnete Universität mit den Bursenhäusern (Logis) der Studenten und der Dom mit der gleich daneben errichteten Severi - Kirche. Wer Glück hat, kann die "Gloriosa" hören, eine der grössten Glocken - die wegen eines (allerdings geflickten) Risses nur selten geläutet wird.
Die Gebäude aus den sechziger Jahren stehen teilweise unter Denkmalschutz, weil sie typisch sind für die Architektur jener Jahre. Im Jahr 2000 erfolgte eine aufwendige Restaurierung und eine gärtnerische Neugestaltung grosser Flächen der über 35 Hektar umfassenden Parkanlage. Hier liegt - mit 6.000 qm - das grösste ornamental gestaltete Blumenbeet Europas. Ein Tropenhaus, ein Kakteenhaus, ein Gebäude mit lebenden Schmetterlingen, ein Gartenmuseum und ein Gewächshaus für die Riesenseerose Victoria cruziana (einmalig in Deutschland) sind weitere Sehenswürdigkeiten. Wenn Sie viel Zeit haben, können sie verfolgen, wie sich in einer Woche ein Blatt von bis zu zwei Meter Durchmesser bildet.
Kinderspielplatz Thüringens, mit Kletterfelsen und Seilbahn, einer Riesenrutsche und Bootscootern. Im Spätsommer gibt es ein Lichterfest - mit Tausenden von flackernden Kerzen, die die Wege beleuchten - und einem grossen Feuerwerk. Nicht zu vergessen die verschiedenen Aufführungen zu Füssen des Doms.