Reisen ohne Risiko ? Das gibt es nicht !
Im vergangenen Jahr machte ein Münchner Paar Urlaub in Kenia. Mann und Frau erkrankten an Malaria - und starben wenige Wochen nach der Rückkehr in die Heimat; der Tierfilmer Olaf Ullman aus Frankfurt/Oder bricht im vergangenen Herbst nach der Rückkehr von Dreharbeiten in der Republik Elfenbeinküste zusammen und stirbt. Die Untersuchung ergibt: Ullman war zwar gegen Gelbsucht, aber vermutlich nicht gegen Gelbfieber geimpft, dessen Virus ihn nun dahingerafft hatte; eine 23-jährige Studentin aus Schwäbisch-Hall besucht unter anderem Ghana. Sie erkrankt an Lassafieber. Am 15. Januar dieses Jahres, wenige Tage nach ihrem Rücktransport, ist sie tot...
Extrem-Beispiele ? Sicherlich. Aber Ausnahmen ? Keineswegs. Denn Reisen ohne Risiko gibt es nicht. Und das Risiko steigt. Denn im Gegensatz zu früher gibt es immer mehr Fernreisende; immer häufiger werden "exotische" Gebiete zum Reiseziel, und statt wie einst gemächlich per Bahn oder Schiff in andere Klimazonen zu gelangen, schaffen wir das heute innerhalb weniger Stunden. "Das ist fast so, als werfe man ein Glas aus dem Eisschrank in heisses Wasser. Es platzt - oder es bekommt zumindest einen Sprung", sagt ein Hamburger Reisespezialist...
...Hinzu kommt: Fernreisen sind etwas Alltägliches und als "last minute"-Urlaub auch etwas Spontanes geworden. Da bleibt für gründliche Vorbereitungen kaum Zeit. Allenfalls besteht eine Versicherung, die aber meist nicht ausreicht. Meist genügt ein Blick in den Hotelprospekt, der Koffer schnell gepackt - und im Übrigen verlassen wir uns darauf, das "alles ja organisiert ist". Irrtum.
Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) in einer ihrer routinemässigen Informationsmeldungen zu Beginn dieses Jahres: Malaria in der Dominikanischen Republik, Gelbfieber in Goiaz, Brasilien, Hirnhautentzündung in der Zentralafrikanischen Republik; Cholera in Madagaskar, Meningitis in Ungarn und Rumänien, Zecken-Alarm auf Sizilien, Dengue-Fieber in Costa Rica..." Gefahren lauern also nicht nur im tiefsten Afrika, sondern auch in europäischen oder karibischen Urlaubsgebieten, oder in Fernost."
Das Tropeninstitut München rät: "Um gefährliche Krankheiten mit langfristigen Folgen für die Gesundheit zu vermeiden, sollte man vor jeder Fernreise unbedingt einen fachkompetenten Arzt konsultieren". Was bedeutet: nichteinmal der Hautarzt und schon garnicht das Reisebüro genügen als Ansprechpartner. Und Ratschläge sollte man zudem nicht nach sondern VOR einer Buchung einholen, und dann auch befolgen. Doch die wenigsten tun das, egal ob alt oder jung. Wir schnallen uns zwar an, sobald wir uns ins Flugzeug setzen. Aber Rücksicht auf den Kreislauf ? Mitnichten. Also auf zum horror-trip, wie er nicht sein sollte !
Nehmen Sie z.B. lieber zwei Koffer mit statt einen schweren, um sich nicht zu überheben. Geflogen wird mit einem Kabinendruck, der einer Höhe von etwa 2.200 bis 2.600 Meter über dem Meeresspiegel entspricht. Für den gesunden Organismus ist das kein Problem. Zu bedenken ist jedoch: Rauchen erhöht die persönliche Kabinendruckhöhe um bis zu 1000 m !! Alkohol geht in verdünnter Luft schneller ins Blut; bei Speisen mit Blähwirkung dehnt sich das Gas in dünnerer Luft um den Faktor 1,2 bis 1,5 aus. Die Folge: Leibkrämpfe. Auch wer an Herz- oder Lungenkrankheiten oder an Blutarmut leidet, muss mit verstärkten Beschwerden rechnen. Eine Stirnhöhlenentzündung kann bei geringerem Aussendruck unerträgliche Schmerzen verursachen, ebenso schlecht versorgte Zähne.
Wer zu bestimmten Zeiten Medikamente einnehmen muss, achte auf die Zeitverschiebung ! Vier Uhr nachmittags in Florida ist in Deutschland schon zehn Uhr nachts. Ausserdem: solche Medikamente gehören ins Handgepäck - denn ein Koffer kann immer mal verloren gehen oder verspätet eintreffen. Leider geschieht es auch allzu oft, dass am Urlaubsort und in Ferienlaune die vorgeschriebene, regelmässige Einnahme von Medikamenten vergessen wird. Man fühlt sich ja so wohl ! Wer mit Spritzbesteck ins Ausland reisen muss - z.B. als Diabetiker - sollte eine entsprechende ärztliche Bescheinigung (möglichst in Englisch) mitführen. Sonst hält man ihn in Afrika oder in der Karibik womöglich für einen Junkie. Wer unter Krampfadern, geschwollenen Beinen oder Rheumatismus leidet, wird Langstreckenflüge als unangenehm empfinden. Regelmässiges Auf- und Abgehen im Flugzeug verringert die Thrombosegefahr. Wegen der trockenen Luft sollte man viel Flüssigkeit zu sich nehmen - Tee oder Wasser. Und trotz Filteranlagen bei der Luftversorgung: was Fluggäste in den vorderen Sitzreihen ausatmen, das atmen jene in den hinteren Sitzreihen ein. Nirgendwo schwirren so viel Bazillen herum wie an Bord eines Verkehrsflugzeuges.
Bei ausgeprägter Herzschwäche, einem kurz zurückliegenden Schlaganfall, bei angina pectoris, bei Brustschmerzen in Ruhe, bei Blutarmut, Epilepsie oder einem Pneumothorax und frisch eingegipsten Knochenbrüchen sollte man Flüge vermeiden. Für Operierte gibt es sogar Empfehlungen, wie lange sie nach dem Eingriff damit warten sollten. Prostata: 3 Wochen; Magen/Darm: 6 Wochen. Lungenflügelamputation: 3 bis 9 Monate !
Jeder Sonnenbrand ist ein Schritt hin zum Hautkrebs, das hat sich herumgesprochen. Aber auch Hitze ohne direkte Sonneneinstrahlung kann gefährlich sein. Die Hitzetoleranz ist zwischen dem 20. und 35.Lebensjahr am grössten, danach nimmt sie rapide ab. Hitze und Feuchtigkeit in Verbindung mit größeren Anstrengungen können infolge von Wasser- und Salzverlust zu einem Hitzekollaps oder zu einem gefährlichen Hitzschlag führen. Patienten mit Schilddrüsenproblemen sollten sich deshalb überlegen, ob sie in tropische Länder reisen. Denn bei ihnen ist die Hitzetoleranz deutlich herabgesetzt.
Vor allem aber sollten alle Impfvorschriften für ein Urlaubsgebiet beachtet werden. Wolfram Tannhäuser, ärztlicher Leiter von " Medical Helpline Worldwide ": "Die Leute unterschätzen das Risiko oder werden falsch beraten." Und Müller-Sacks, ein Fachmann für Tropenkrankheiten: "Viele Malariafälle werden erst durch zu spätes Erkennen und damit verzögerter Behandlung zum Problem". Aber ausser Malaria-Mücken lauern in den Tropen noch ganz andere Tücken. Die Hamburgerin Monica Berg watete an ihrem Hotelstrand auf der Antillen-Insel Antigua (Karibik) durch fusstiefes Wasser, umgeben von anderen Gästen, darunter auch Kindern. "Plötzlich fühlte ich einen stechenden Schmerz im rechten Fuss, der bis unter die Schädeldecke sprang. In Minutenschnelle schwoll der Fuss zu einem dicken Klumpen an." Ein Einheimischer diagnostizierte sofort: Monika war auf einen daumenlangen Skorpionfisch getreten, dessen Stacheln ein oft tödliches Gift bergen. Nur schnell verabreichte Antihistamin-Spritzen retteten sie.
...Badeschuhe bieten einen gewissen Schutz, in fremden Gewässern, besonders vor Seeigeln bzw. deren Stacheln. Verletzt man sich dennoch, hier ein Eingeborenen-Rezept aus Kenia: ein paar Tropfen der weissen Milch einer jungen Papayafrucht lösen den Stachel sofort auf. Überhaupt sollte in den Tropen keine Bissverletzung durch ein Tier oder Insekt unbeachtet bleiben. Selbst Lederwaren, die aus unzureichend behandelten Häuten hergestellt werden, können Milzbrandsporen enthalten und ernsthafte Hauterkrankungen verursachen.
Erste Hilfe bei allen Verletzungen : Auswaschen mit Seife oder einem Antiseptikum. Wird es schlimmer, dann gleich zum Arzt.
...In stehenden Tropengewässern sollte man überhaupt nicht baden, auch wenn sie noch so verlockend aussehen. Hier lauert die Bilharziose, an der weltweit bereits 200 Millionen Menschen leiden.
Die häufigste Todesursache auf Reisen sind Verkehrsunfälle, die häufigste Erkrankung (bei 50 bis 80 % aller Reisenden) ist Durchfall. Also Vorsicht beim Essen und Trinken! Als Daumenregel gilt: nichts essen, was man nicht kochen oder schälen kann. Milch und Wasser abkochen, oder kohlensäurehaltiges Mineralwasser (auch zum Zähneputzen !) verwenden. Zunge weg von Eiskrem und Eiswürfeln ! Wenn`s einen trotzdem erwischt: viel Mineralwasser oder Tee trinken, mit einer Prise Salz.
Immer mehr aktuelle Informationen über Gesundheitsrisiken und Gesundheitsvorsorge bei Fernreisen bietet das Internet. Hier einige Adressen:
"UrlaubsSpass.de" und dort auf der Startseite den Menüpunkt "Reise und Gesundheit" anklicken. Es erscheint eine Liste aller Länder. Zielland anklicken.
Das Zentrum für Reisemedizin baut unter der Marke Travel-Med ein bundesweites medizinisches Informationsnetz auf, dem bereits 1.400 Apotheken und mehr als 620 Arztpraxen angehören.
www.fit-for-travel.de vom Tropeninstitut München liefert in Zusammenarbeit mit der WHO und einem Pharmakonzern aktuelle Gesundheitsinformationen über 230 Länder.
"Keine Angst vor Auslandsreisen - Medical Helpline Worldwide" Zitzelbergstrasse 3, 81476 München.
Deutscher Fachverband Reisemedizin e.V.
Geschäftsstelle Hansaallee 321, 40549 Düsseldorf
Tel.: 0211 - 90 429-12
Ausser Krankheiten droht Urlaubern zunehmend die Gefahr, Opfer von Bürgerkriegen, religiösem Fanatismus und Gewaltkriminalität zu werden. Das Auswärtige Amt versah im Sommer 2000 insgesamt 58 Staaten mit entsprechenden, so genannten Sicherheitshinweisen. Aktuelle Auskünfte:
Auswärtiges Amt, Tel.: 0 18 88/17 0 oder www.auswaertiges-amt.de
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