Sanofi-Aventis

Brustkrebs

Brustkrebspatientinnen stürmen den Gipfel
Wie mit modernen Therapien immer mehr Patientinnen geheilt werden können

Christiane Dierks aus Hamburg hat einen der höchsten Berge der Welt bestiegen, den Mount Aconcagua in Chile. Noch vor vier Jahren schien dies völlig unmöglich: Sie hatte Brustkrebs. Heute führt die 39-Jährige ein ausgefülltes, glückliches Leben.

Kurz vor der Jahrtausendwende kam für die junge Frau der Schock: Ein Knoten in der rechten Brust. Die Mammographie und die anschließende Operation brachten die schreckliche Gewissheit – Brustkrebs. Es folgte der Verlust der Brust und eine Chemotherapie. Eine Schwangerschaft musste unterbrochen werden. Doch die 35-jährige Christiane Dierks gab nicht auf und kämpfte. Sie meisterte ihr Schicksal mit Optimismus und Humor. Und sie nahm die Krankheit zum Anlass, ihr bisheriges Leben zu überdenken, ihren beruflichen Stress auf den Prüfstand zu stellen und sich zu einem mutigen Schritt zu entschließen. Sie besann sich auf ihre eigentlichen Wünsche und Stärken und gründete ihr eigenes Unternehmen: The Image Institute. Heute berät Christiane Dierks Firmen und Einzelpersonen in Image- und Stilfragen und ist sehr erfolgreich.

Und sie stellte sich einer weiteren Herausforderung: Mit acht weiteren ehemaligen Brustkrebspatientinnen aus ganz Europa bestieg sie im Februar 2004 einen der höchsten Berge der Welt: den 6962 Meter hohen Mount Aconcagua in Chile. Mit dieser ambitionierten und Aufsehen erregenden Aktion wollten sie und ihre Mitstreiterinnen anderen betroffenen Frauen zeigen, dass die Krankheit nicht das Ende bedeutet. Brustkrebs darf kein Tabu und kein Stigma sein. Frauen nach Brustkrebs sind genauso leistungsfähig wie vor der Erkrankung. Das Leben verändert sich, aber es geht weiter voran.

Chance auf Heilung im 3. Jahrtausend:

Wirksame Medikamente frühzeitig einsetzen

Möglich wird dies auch durch Fortschritte in der Krebstherapie. Moderne Medikamente bieten heute eine immer bessere Chance auf Heilung. So wurden kürzlich auf dem größten internationalen Brustkrebskongress in San Antonio, Texas, die Ergebnisse der BCIRG 001-Studie (Breast Cancer International Research Group) vorgestellt. Sie zeigen, dass mit dem frühzeitigen Einsatz des Krebsmedikamentes Taxotere (Wirkstoff Doctaxel) im Vergleich zur Standardtherapie die Überlebensraten bei Brustkrebs im Frühstadium deutlich verbessert und die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls nachhaltig reduziert werden können.

Frauen mit befallenen Achsellymphknoten, die nach der Operation Docetaxel erhielten, hatten nach einer Beobachtungszeit von 55 Monaten ein um 28 Prozent geringeres Risiko eines Rückfalls als Frauen, die mit der Standardtherapie behandelt wurden. Für Deutschland bedeutet dies, dass durch eine Docetaxelhaltige Kombinationstherapie pro Jahr zusätzlich etwa 1.700 Patientinnen rückfallsfrei überleben könnten – Frauen wie Christiane Dierks.

Neben der Verringerung des Rückfallrisikos um 28 Prozent ergab die Studie auch, dass durch den Einsatz von Docetaxel die Wahrschein-lichkeit, an der Erkrankung zu versterben, um 30 Prozent gesenkt werden konnte. Dieser Überlebensvorteil ist dabei unabhängig von der Anzahl der befallenen Lymphknoten und unabhängig vom Hormonrezeptor- und HER-2/neu-Status des Tumors.

Über Aventis

Aventis erforscht und entwickelt innovative, verschreibungspflichtige Medikamente zur Behandlung und Prävention von ernsten Erkrankungen sowie Impfstoffe. Im Jahr 2003 erzielte Aventis in seinem Kerngeschäft einen Umsatz von 16,79 Milliarden Euro, investierte 2,86 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung und beschäftigte weltweit rund 69.000 Mitarbeiter. Der Unternehmenssitz ist in Straßburg, Frankreich. Weitere Informationen im Internet: http://www.aventis.com.


Wie immer mehr Frauen den Krebs besiegen
Dr. med. Björn W. Lisboa, Hamburg

Das Mammakarzinom ist in Deutschland mit etwa 50.000 Neuerkrankungsfällen (1998) nach wie vor der häufigste bösartige Tumor der Frau. Die Häufigkeit ist seit den sechziger Jahren deutlich angestiegen, wobei es allerdings keinen schlüssigen Beweis dafür gibt, dass von diesem Trend jüngere Frauen überproportional betroffen wären. Auch bei der Sterblichkeit ist Brustkrebs die häufigste Ursache. Seit kurzem zeigt sich aber auch in Deutschland eine Trendwende, wie sie in den angelsächsischen Ländern schon seit Begin der neunziger Jahre zu beobachten ist: Die Sterblichkeit nimmt ab, was durch eine verbesserte Früherkennung, aber auch durch moderne adjuvante medikamentöse Therapien erklärt wird.

Brustkrebs ist nicht eine isolierte Erkrankung der Brust, sondern eine Erkrankung, die den ganzen Körper betrifft. Schon im frühen Erkrankungsstadium können sich einzelne Tumorzellen vom Primärtumor ablösen und über die Blutbahn oder das Lymphsystem andere Organe im Körper erreichen, um dort Tochtergeschwülste, so genannte Metastasen zu bilden. Deshalb ist es oftmals nicht ausreichend, nur den Tumor aus der Brust operativ zu entfernen.

Die so genannte adjuvante Therapie ist eine medikamentöse Zusatzbehandlung, die darauf abzielt, verstreute Tumorzellen im Körper zu zerstören. Hierdurch kann das Risiko eines Rückfalls (Rezidives) gesenkt, die Heilungschancen somit deutlich verbessert werden. So ist es möglich, bei Frauen, deren Tumor Hormonrezeptor-positiv ist, eine sehr effektive Nachbehandlung mit antiöstrogenen Substanzen durchzuführen. Das wichtigste Medikament ist bisher das Tamoxifen. Über einen Zeitraum von 5 Jahren eingenommen führt Tamoxifen nach 15 Jahren zu einem absoluten Überlebensvorteil von 9 %.

Neben der antihormonellen Therapie hat gerade bei jüngeren Frauen die Chemotherapie einen hohen Stellenwert. Hierbei werden Zellgifte verabreicht, welche im Körper verstreute Tumorzellen zerstören sollen. Ziel jeder adjuvanten Therapie ist die vollständige Heilung der Patientin. Der Gewinn für die Patientin wird in der Regel als relative Reduktion des Risikos eines Rückfalls bzw. Wiederkehr der Erkrankung bezeichnet. Der absolute Gewinn steigt mit zunehmendem Risiko, d.h. in der Regel gilt: Je größer das Risiko, desto größer der Gewinn für die Patientin.

Chemotherapien werden heute als Polychemotherapien gegeben. Es werden also verschiedene Wirkstoffe, die sich gegenseitig ergänzen, kombiniert. Große Therapiestudien haben gezeigt, dass beispielsweise durch die am längsten bekannte Kombinationstherapie CMF eine Senkung der Sterblichkeit um absolut 4,6 % erreicht werden kann. Durch den Einsatz von neueren Substanzen aus der Gruppe der Anthrazykline konnte eine weitere Risikoreduktion in etwa der gleichen Größenordnung erreicht werden. Heute gelten deshalb anthrazyklinhaltige Kombinationstherapien als der Standard in der medikamentösen Zusatzbehandlung.

Seit einigen Jahren stehen mit den so genannten Taxanen Medikamente aus einer völlig neuen Substanzgruppe zur Verfügung. Diese Chemotherapeutika, welche ursprünglich aus der Eibe gewonnen wurden, haben sich in der Behandlung der fortgeschrittenen Brustkrebserkrankung längst bewärt. Nun gibt es seit kurzem auch Daten aus ersten Studien, in welchen diese neuen Substanzen mit der heutigen Standardtherapie verglichen wurden. In einer dieser Studien wurde das Medikament Taxotere in einer Kombinationstherapie mit dem anthrazyklinhaltigem FAC-Standardschema verglichen. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung sowohl hinsichtlich des rezidivfreien, als auch des Gesamtüberlebens bei den Patientinnen, welche die taxanhaltige Therapie erhalten hatten.

Diese viel versprechenden Ergebnisse machen Mut und geben Anlass zu der Hoff-nung, dass sich die Heilungschancen von Brustkrebspatientinnen durch einen frühzeitigen Einsatz von Taxanen in der Primärtherapie des Mammakarzinoms noch weiter verbessern lassen. Für welche Patientinnen diese Therapie besonders sinnvoll sein kann, wird derzeit in mehreren klinischen Studien untersucht.


Backgrounder zur Zytostatikatherapie:
Taxane – Zytostatika aus der Eibe

Einer der Grundpfeiler bei der Behandlung von Brustkrebs (Mammakarzinom) ist neben der Operation die Chemotherapie. Dabei werden so genannte Zytostatika eingesetzt, die als Zellgifte in den Zellzyklus eingreifen und damit verhindern, dass sich die Krebszellen weiter teilen. Mit der Chemotherapie sollen eventuell im Körper verbliebene Krebszellen abgetötet und ein erneutes Wachstum des Tumors (Rezidiv) oder Tochtergeschwülste (Metastasen) verhindert werden. Um möglichst alle Krebs-zellen zu eliminieren, werden heute häufig verschiedene Zytostatika miteinander kombiniert. Damit lässt sich nach den bisherigen Erfahrungen die Wirksamkeit deutlich steigern. Das geht aber nicht selten auf Kosten der Verträglichkeit. Es wird deshalb intensiv an der Entwicklung neuer Wirkstoffe gearbeitet, um eine gezieltere und gleichzeitig verträglichere Chemotherapie anbieten zu können.

Taxane stoppen die Zellteilung und damit zugleich das Tumorwachstum

Bei der Suche nach neuen wirksamen Zytostatika ist die Natur den Forschern zur Hilfe gekommen. Denn es hat sich gezeigt, dass Inhaltsstoffe der Eibe, die so genannten Taxane, in der Lage sind, die Teilung von Zellen zu hemmen. Werden Krebszellen mit diesen Substanzen behandelt, so können sie sich nicht mehr vermehren, der Tumor wird in seinem Wachstum gestoppt.

In vielen Fällen kann durch die Gabe von Taxanen wie dem Wirkstoff Docetaxel (Taxotere®) das Tumorwachstum tatsächlich aufgehalten werden. Seit einigen Jahren wird Docetaxel in der Behandlung von Brustkrebs eingesetzt, entweder allein (Monotherapie) oder auch in Kombination mit herkömmlichen Zytostatika wie bei-spielsweise dem Anthrazyklin Doxorubicin.

Docetaxel-Kombination – schnell und gut wirksam

Bald zeigte sich anhand von Studien, dass die Kombination von Docetaxel und Do-xorubicin eine sehr wirksame Behandlungsform ist und als Standardtherapie in der Erstbehandlung von Frauen mit fortgeschrittener Brustkrebserkrankung, wenn also bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) vorliegen, eingesetzt werden kann.

Aufgrund der Ergebnisse einer großen Untersuchung mit 429 Brustkrebs-Betroffenen hat die europäische Arzneimittelkommission diese neue Kombination für die Therapie der Erkrankung im metastasierten Stadium zugelassen. In der Studie wurde bei 60 % der mit Docetaxel und Doxorubicin behandelten Frauen das Tumorwachstum gestoppt oder der Tumor bildete sich sogar zurück. Bei der herkömmlichen Behandlung war dies jedoch nur bei 47 % der Fall. Auch dauerte es unter dem Taxan im Durchschnitt eindeutig länger als in der Vergleichsgruppe, bis die Erkrankung fortschritt.

Trotz der besseren Behandlungsergebnisse wurden jedoch nicht mehr Nebenwirkungen registriert, die Verträglichkeit der Zytostatika war in beiden Gruppen vergleichbar. Die Behandlung mit Docetaxel hat darüber hinaus für die Frauen einen weiteren Vorteil: Eine Klinikeinweisung ist nicht notwendig, die Therapie kann ambulant durchgeführt und in den normalen Alltag integriert werden.

Heilungsrate gesteigert: Über 30 % weniger Rückfälle und über 50% we-niger Todesfälle

In laufenden Studien wird derzeit geprüft, ob sich die gute Antitumor-Wirkung von Docetaxel möglicherweise dazu nutzen lässt, frühzeitig die Heilungschancen von Frauen mit Brustkrebs zu erhöhen, indem das Zytostatikum schon in frühen Stadien der Erkrankung gegeben wird. Man spricht dann von einer so genannten adjuvanten, also die Operation unterstützenden Chemotherapie.

Eine Aufsehen erregende Botschaft des internationalen Krebskongresses in den USA (Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology; ASCO) im Mai 2002 war zweifellos das von Experten bereits erwartete Ergebnis nach einer dreijährigen Nachbeobachtungs-Phase der breit angelegten internationalen BCIRG 001-Studie unter Leitung von Professor Jean Marc Nabholtz, Los Angeles/Kalifornien, USA. Das Ziel der Studie war, die Rückfall-Häufigkeit und das Heilungspotenzial einer Kombi-nationsbehandlung mit Docetaxel zu untersuchen und mit der derzeit üblichen Standardtherapie zu vergleichen. 1.491 Patientinnen aus 20 Ländern und weltweit 111 Kliniken nahmen an der Studie teil.

Die Ergebnisse belegen eindrucksvoll, dass eine Chemotherapie mit Docetaxel im Frühstadium des Mammakarzinoms das Risiko eines Rückfalls gegenüber der stan-dardmäßig durchgeführten Chemotherapie um 32 % senkt. Mit der Docetaxel-Kombination ließe sich also jeder dritte Rückfall verhindern. Auf Deutschland übertragen könnten etwa 2.800 Brustkrebs-Patientinnen mehr durch den konsequenten Einsatz einer solchen Therapie geheilt werden.

Chemotherapie vor der Operation – Tumorrückbildung und Erhalt der Brust

Auch der Einsatz von Docetaxel vor der Operation wird geprüft (neoadjuvante oder primär systemische Chemotherapie). Die in Deutschland durchgeführte GEPARDUO-Studie (German Preoperative Adriamycin Docetaxel-Studie) konnte belegen, dass die präoperative Behandlung mit der Docetaxelhaltigen Kombinati-onstherapie 10 % mehr brusterhaltende Operationen ermöglicht als herkömmliche Therapieformen: bei 76 % der Patientinnen musste die betroffene Brust nicht amputiert werden. In 90 % der Fälle bildete sich der Tumor zurück und bei mehr als 20 % verschwand er völlig. Die Nachfolge-Studie GEPARTRIO läuft derzeit, eine Teilnahme ist noch möglich. Weitere Informationen unter www.gabg.de).


Die Andenexpedition hat mir gezeigt, wie stark ich bin
Christiane Dierks, Hamburg
Meine Krankengeschichte

Im Dezember 1999 ertastete ich einen Knoten in meiner rechten Brust. Bei der Mammographie im Januar 2000 wurden drei Tumore gefunden, die eine Woche später entfernt wurden. Vier Tage darauf wusste ich, dass ich schwanger war. Weitere vier Tage später wurde mir die rechte Brust abgenommen, wobei direkt ein Expander für den späteren Wiederaufbau der Brust eingesetzt wurde. An die Operation schlossen sich vier Zyklen einer Chemotherapie mit einem Anthrazyklin an, meine Schwangerschaft musste abgebrochen werden.

Die Expedition zum Mount Aconcagua

Die Idee zu dieser ungewöhnlich mutigen und ambitionierten Expedition hatte eine Radioredakteurin aus Belgien, die in ihrem persönlichen Umfeld mehrfach mit der Erkrankung Krebs konfrontiert worden war. Sie wollte zeigen, dass Frauen, die den Brustkrebs überstanden haben, genauso leistungsfähig sind wie andere Menschen. Sie wollte Vorurteile abbauen und Mut machen. Sie suchte und fand den Kontakt zu neun Frauen aus ganz Europa, die mit ihr das vermeintlich Unmögliche wagen wollten. Im August 2003 trafen wir uns zu einem Vorbereitungstraining in den Schweizer Hochalpen.

Die eigentliche Expedition startete am 5. Februar 2004. In den folgenden zwei Wochen bestiegen wir gemeinsam mit Bergführern und unserem Expeditionsarzt den Mount Aconcagua in Chile. Er ist 6.962 Meter hoch. Der Aufstieg führte uns alle bis an unsere Grenzen, doch wir haben unser Ziel erreicht: Wir haben gezeigt, dass Frauen nach Brustkrebs leistungsfähig sind, dass der Krebs uns nicht besiegt hat. Wir wollen anderen betroffenen Frauen Mut machen: Das Leben ist nicht zu Ende, es geht weiter und hält große Herausforderungen und Triumphe bereit. Weitere Informationen zur Expedition unter: www.beyondthewhiteguard.org.

Mein beruflicher Neuanfang

Doch der Krebs hat noch mehr bei mir bewirkt: Eine neue Definition von Glück und Erfolg. Ich habe mich beruflich verändert und endlich selbst verwirklicht. Im Jahr 2002 gründete ich „The Image Institute“ in Hamburg und gebe als Imageberaterin erfolgreich Seminare und Einzelcoachings für Firmen und Privatpersonen (www.the-image-institute.de).

Soll ich mein heutiges Leben und meine Gefühle kurz zusammenfassen, würde ich sagen: Gestern Brustkrebs. Heute gesund und glücklich!


Backgrounder bei gesicherter Diagnose:
Der Ernstfall – Die Diagnose Brustkrebs ist gesichert

Die Zeit zwischen den verschiedenen Untersuchungen, das Warten auf den Befund – Momente des Hin- und Hergerissenseins zwischen Hoffnung und Angst, Verzweiflung und Mut beherrschen viele betroffene Frauen.

Und dann der Schock: Der Verdacht auf Brustkrebs hat sich bestätigt, die Diagnose steht zweifelsfrei fest, die schlimmsten Befürchtungen sind eingetreten, sind auf einmal real.

Jede Frau verarbeitet die Diagnose anders. Angst vor der Operation, Angst davor, ein wesentliches Attribut der Weiblichkeit zu verlieren, Angst vor einer lebensbedrohlichen Erkrankung werden bei den meisten der von Brustkrebs Betroffenen im Vordergrund stehen.

Sicherlich ist es ratsam, wenn die Betroffene ein wenig Abstand gewonnen hat und der erste große Schock einigermaßen überwunden ist, erneut mit ihrem betreuenden Arzt oder ihrer Ärztin spricht. Sie können Möglichkeiten zeigen, mit der Diagnose umzugehen, wie es den persönlichen Bedürfnissen entspricht. Die Familie, Freunde und Bekannte und auch der Kontakt zu anderen betroffenen Frauen in Selbsthilfegruppen sind mögliche Begleiter auf diesem Weg. Viele Krebspatienten berichten von der Erfahrung, dass ihr Leben unter dem Eindruck der Erkrankung intensiver wurde. Es werden Kräfte mobilisiert, von denen man vorher gar nichts wusste.

Die Diagnose annehmen und das Leben aktiv neu gestalten

Erfahrungsgemäß kommen Frauen mit Brustkrebs auf lange Sicht betrachtet besser mit der Erkrankung zurecht, wenn sie die Diagnose annehmen und sich aktiv an der Bekämpfung der Krankheit beteiligen. Im Idealfall ist die Patientin Partnerin des Arztes im Kampf gegen den gemeinsamen Feind „Brustkrebs“ und nicht nur gleichgültiger „Fall.“

Erster Schritt auf diesem sicherlich manchmal steinigen Weg ist die umfassende Information über die geplante Behandlung, deshalb der Appell an alle Betroffenen: „Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben – kurz: werden Sie Expertin und Ihre eigene Verbündete.“


Backgrounder zur Diagnose:
Brustkrebs – Jeden ertasteten Knoten abklären lassen

Ob ein Knoten in der Brust selbst ertastet wird oder die Veränderung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung durch die Ärztin oder den Arzt aufgespürt wurde: Die erste Reaktion ist Angst, Angst vor Brustkrebs – in der Fachsprache Mammakarzinom genannt. Brustkrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Frauen, in Deutschland erkranken pro Jahr etwa 50.000 Frauen. Aber: Brustkrebs ist heilbar, wenn er früh genug er-kannt und richtig behandelt wird.

Keine wertvolle Zeit verstreichen lassen und den Weg zum Arzt nicht scheuen, heißt die Devise, wenn ein Knoten getastet wurde. Sehr häufig sind die Sorgen unbegründet, denn die meisten Knoten in der Brust – etwa 80 Prozent – sind gutartig und kein Krebs. Um das jedoch einwandfrei feststellen zu können, müssen einige Untersuchungen durchgeführt werden.

Zentrale Bedeutung: Mammographie

Heute gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit denen sich auch im frühen Stadium die Diagnose Brustkrebs sichern oder weitestgehend ausschließen lässt. Die wichtigste Untersuchungsmethode bei einer verdächtigen Veränderung der Brust ist derzeit die Mammographie, also die Röntgenuntersuchung der Brust. Am besten wählen Sie für die Durchführung der Mammographie eine große Röntgenpraxis oder die Röntgenabteilung einer Klinik, um sicher zu gehen, dass die Mammographiebilder von erfahrenen Ärzten beurteilt werden.

Bei dieser Untersuchung werden beide Brüste nacheinander für einige wenige Se-kunden zwischen zwei strahlendurchlässigen Plexiglasscheiben möglichst flach zu-sammengepresst. Das ist zwar für einen Moment unangenehm, aber wichtig, denn je flacher die zu durchleuchtende Gewebeschicht ist, desto besser sind die Qualität und Aussagekraft der Röntgenbilder.

Im Mammographiebild kann ein getasteter Knoten besser beurteilt werden: So gibt es verschiedene Zeichen, die Hinweise für eine bösartige Veränderung sein können. Aber auch noch nicht tastbare Knoten lassen sich entdecken: Mit den heutigen Geräten können Tumore erkannt werden, die kleiner als ein Zentimeter, also in etwa in Reiskorngröße, sind (Grenze derzeit 5 Millimeter). Und bei den heute verwendeten modernen Mammographiegeräten ist die Strahlenbelastung nur gering.

Wertvolle Unterstützung: Die Ultraschalluntersuchung

Das Brustgewebe kann auch mit Hilfe der Ultraschall-Untersuchung – medizinisch Sonographie genannt – sichtbar gemacht werden. Dabei werden keine Röntgen-strahlen, sondern Ultraschallwellen eingesetzt, die von einem Schallkopf ausgesandt werden. Der Arzt führt den Schallkopf über die Brust und die dabei vom Gewebe zu-rück geworfenen Schallwellen werden vom Computer ausgewertet und erscheinen als Bild auf dem Monitor.

Die Ultraschall-Untersuchung erlaubt eine erste Darstellung eines Knotens oder einer Zyste – einem mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum – und ist auch geeignet für eine erste Beurteilung der Brust bei jüngeren Frauen, bei denen das Brustdrüsengewebe oft sehr dicht ist und bei der Mammographie eventuell nicht ausreichend durchleuchtet werden kann. Das Verfahren ist nicht schmerzhaft, eine Strahlenbelastung besteht nicht, weshalb die Sonographie beliebig oft wiederholt werden kann. Sie liefert jedoch nur ergänzende Informationen, ihre Aussagekraft ist geringer als diejenige der Mammographie, weshalb sich die Sonographie auch nicht als alleinige Methode zur Abklärung eines getasteten Knotens eignet.

Nur begrenzte Aussagekraft: die Kernspintomographie

Die Kernspintomographie ist ein aufwändiges Verfahren, mit dem sich das Brustgewebe über Magnetfelder scheibchenweise darstellen lässt. Die Kernspintomographie kann jedoch keine sicheren Anhaltspunkte dafür geben, ob ein Knoten gut- oder bösartig ist. Zudem ist sie zeitaufwändig und teuer, so dass dieses Verfahren nur bei speziellen Fragestellungen eingesetzt wird.

Gewissheit verschafft die Biopsie

Wenn die Ergebnisse von Mammographie und Ultraschalluntersuchung den Verdacht auf Brustkrebs erhärtet haben, wird Ihr Arzt zu einer Gewebeuntersuchung, der so genannten Biopsie, raten. Nur damit kann letztendlich sicher festgestellt werden, ob ein Knoten tatsächlich gut- oder bösartig ist.

Heute werden dafür schonende, so genannte minimal invasive Verfahren gewählt, die man in der Regel in lokaler Betäubung und ambulant durchführt. Mit einer sehr dünnen Hohlnadel wird dabei unter Ultraschall- oder Mammographiekontrolle aus dem verdächtigen Herd Gewebe entnommen und an den Pathologen zur Beurteilung durch das Mikroskop geschickt. In der Regel dauert es einige Tage, bis das Ergebnis vorliegt.

Durch die Kombination der verschiedenen Untersuchungsmethoden lässt sich nicht nur die Diagnose eines Brustkrebses ausschließen oder sichern, es wird im Falle eines Falles auch bestimmt, in welchem Stadium sich der Tumor befindet. Dies ist entscheidend für die Therapieplanung und es ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren für die Heilungschancen bei Brustkrebs.


Backgrounder zur Prophylaxe:
Brustkrebs – Früherkennung ist entscheidend

Brustkrebs – mit dieser schicksalhaften Diagnose werden seit Jahren mehr und mehr Frauen konfrontiert. Mittlerweile ist Brustkrebs, der Mediziner spricht vom Mammakarzinom, der häufigste Tumor bei Frauen. Seine Heilungschancen sind, wie bei den meisten anderen Karzinomen auch, umso besser, je früher der Tumor erkannt wird. Gerade bei Brustkrebs haben die Frauen gute Möglichkeiten, durch aktive Vorsorge selbst zur Früherkennung beizutragen.

Dazu gehören die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt und die monatliche Selbstuntersuchung der Brust. Internationalen Studien zufolge können mehr als 90 % der Frauen, bei denen der Tumor tatsächlich im Frühstadium entdeckt wurde, geheilt werden.

Selbstuntersuchung: den Tastsinn trainieren

Zwar steigt das Risiko mit zunehmendem Alter, dennoch ist der Brustkrebs keinesfalls auf ältere Frauen beschränkt. Auch schon in jungen Jahren ist daher die Selbstuntersuchung der Brust von entscheidender Bedeutung. Wenn die Frau sich nach erlernter Technik regelmäßig untersuchen, wird sie Ihr Brustgewebe mit der Zeit gut kennen und Normales von Verdächtigem unterscheiden können. Die Erfahrung zeigt, dass Frauen, die ihre Brust regelmäßig selbst untersuchen, Knoten bereits von etwa zwei Zentimetern Durchmesser, also doppelter Kirschkerngröße, erkennen. Zum Vergleich: Frauen ohne Erfahrung der regelmäßigen Untersuchung ertasten einen Knoten erst bei einer Größe von rund 3,5 Zentimeter, was der Größe einer Walnuss entspricht. Fazit: Übung trainiert den Tastsinn. Mit einer „professionellen“ Selbstun-tersuchung in Ergänzung zur Vorsorgeuntersuchung durch den Frauenarzt lässt sich Brustkrebs im Frühstadium gut erkennen.

Immer zum gleichen Zeitpunkt im Monat untersuchen

Am besten untersuchen Frauen ihre Brust einmal im Monat acht bis zehn Tage nach dem ersten Tag der Monatsblutung. Dann nämlich ist das Brustgewebe besonders weich, und Veränderungen lassen sich leichter tasten. Das gilt auch für Frauen in den Wechseljahren, die eine Hormonbehandlung erhalten und bei denen die Regelblutung regelmäßig auftritt. Wenn sie keine Hormone einnehmen und keine Periode mehr haben, untersuchen sie ihre Brust am besten zu einem festgelegten Termin ebenfalls einmal im Monat.

Praktisch ist dabei die Untersuchung nach einer fest gelegten Reihenfolge:

1. Beginnen Sie vor dem Spiegel, in dem Sie Ihre Brust kritisch betrachten und zwar mit gesenkten wie auch mit erhobenen Armen und ein weiteres Mal mit in die Hüften gestemmten Armen und angespannter Brustmuskulatur. Es sollte kontrolliert werden, ob sich die Brust verändert hat, ob eine Seite größer ist oder höher sitzt als die andere, ob die Haut Dellen aufweist oder die Brustwarzen sich in Form oder Farbe verändert haben oder voneinander unterscheiden.

2. Auf diese kritischen Blicke auf die Brust folgt die Tastunteruntersuchung im Stehen oder Sitzen und im Liegen. Dazu streckt man am besten die Hand der Brustseite, die untersucht werden soll, nach hinten oder legt sie hinter den Kopf. Mit der anderen Hand wird die Brust mit gerade und geschlossen gehaltenen Fingern durch leichte, kreisende und tastende Bewegungen Zentimeter für Zentimeter systematisch abgetastet: einmal vom Brustbein zur Brustmitte hin, danach von außen zur Brustmitte. Anschließend sollte parallel von unten nach oben und von oben nach unten abgetastet werden. Zum Schluss werden die mittleren Bezirke um den Warzenhof separat untersucht, ebenso wie das Gewebe zwischen Brust und Achselhöhle und diese selbst.

Bei der Untersuchung im Sitzen oder Stehen bietet es sich an, mit einer Hand die Brust leicht anzuheben und mit der anderen Hand die Untersuchung leicht streichend und tastend durchzuführen und abschließend zu testen, ob sich möglicherweise durch sanften Druck Absonderungen aus der Brustwarze heraus drücken lassen.

Im Zweifelsfall kann man zusätzlich den Frauenarzt zu Rate ziehen und sich die beste Technik in der Praxis zeigen lassen. Ergeben sich bei der Selbstuntersuchung Auffälligkeiten, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Regelmäßig zur Krebsvorsorge

Unabhängig von der Selbstuntersuchung sollte jede Frau ab dem 30. Lebensjahr die vom Gesetzgeber vorgesehenen Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen wahrnehmen. Dabei wird der Frauenarzt nicht nur per Abstrich und klinischer Untersuchung nach einem Tumor im Bereich der Gebärmutter fahnden. Auch das sorgfältige Abtasten der Brüste sowie der Achselhöhlen gehört dazu.

Eine Röntgenuntersuchung, die so genannte Mammographie, ist generell angezeigt, wenn der Tastbefund auffällig ist, wenn also durch die Frau oder Ihren Frauenarzt ein Knoten in der Brust aufgespürt wurde. In solchen Fällen dient die Mammographie, eventuell ergänzt durch die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) zur Abklärung des Befundes.

Unabhängig davon ist die Mammographie ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre zur Früherkennung empfehlenswert. Denn in der Mammographie lassen sich bereits Tumore erkennen, die Reiskorn groß sind, also einen Durchmesser von weniger als einem Zentimeter haben. Die durch die Mammographie bedingte Strahlenbelastung ist gegenüber ihrem Nutzen zu vernachlässigen, so die Meinung der Experten.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Mammographie in folgenden Fällen:

• wenn ein Knoten getastet wurde und der Verdacht auf Brustkrebs besteht.
• wenn Verwandte – Schwester oder Mutter – bereits an Brustkrebs erkrankt sind.

Ein „privates“ Screening, also wenn frau selbst auf Nummer Sicher gehen will und eine Mammographie durchführen lassen möchte, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen derzeit noch nicht.


Backgrounder zur Therapie:
Behandlung bei Brustkrebs

Jede Brustkrebserkrankung ist anders. Hinter dem Begriff Brustkrebs verbergen sich verschiedene Arten von Tumoren und Krankheitssituationen. Und je nachdem wie groß der Tumor ist, welche besonderen Eigenschaften er aufweist und in welchem Gesundheitszustand die Patientin sich befindet, wird eine individuell für ihre Bedürfnisse „maßgeschneiderte“ Behandlung zusammengestellt.

Zunächst den “Feind“ genau analysieren

Dafür müssen die Ärzte zunächst ein genaues Profil des Tumors erarbeiten, denn je genauer sie den Tumor kennen, desto besser und gezielter können sie ihn bekämpfen. Diese Analyse nennt man „Klassifizierung“. Dafür sind verschiedene spezielle Untersuchungen notwendig, bei denen zunächst verschiedene biologische Eigenschaften des Tumors untersucht werden. Wichtig sind dabei vor allem die folgenden Fragen:

• Wie ist das Wachstumsverhalten der Krebszellen?

o Sogenanntes Grading ? G1 = langsam wachsend
? G2 = mittelschnell wachsend
? G3 = schneller wachsend

• Besitzen die Krebszellen Bindungsstellen für weibliche Hormone? o Östrogen/Gestagen-Rezeptor negativ oder –positiv

• Besitzen die Krebszellen Bindungsstellen für bestimmte Wachstumsfaktoren?

Der zweite wichtige Punkt für die Klassifizierung ist die Frage, wie groß der Tumor ist und wie weit sich die Erkrankung im Körper ausgebreitet hat, also in welchem Stadium sich der Brustkrebs befindet. Weltweit hat man sich dabei auf eine international anerkannte Einteilung, die so genannte TNM-Klassifikation, geeignet. Dabei werden folgende Faktoren erfasst:

1. Tumorgröße (T)
2. Der Befall benachbarter Lymphknoten (N von lat. Nodus = Knoten)
3. Vorhandensein von Tochtergeschwülsten (Metastasen) im Körper (M)

Tis = Der Tumor befindet sich in seinem frühsten Stadium. Es wird auch Carcinoma in situ genannt.
T1 = Der Primärtumor ist kleiner als 2 cm.
T2 = Der Primärtumor ist 2 – 5 cm groß.
T3 = Der Primärtumor ist bereits größer als 5 cm.
T4 = Tumor jeder Größe mit direkter Ausdehnung in der Nachbarschaft (Brustwand oder Haut).

N0 = Es sind keine Lymphknoten befallen.
N1 = Metastasen in Lymphknoten der Achselhöhle nachweisbar.
N2 = wie N1, aber untereinander oder in der Nachbarschaft fixiert.
Mx = Eine Beurteilung über das Vorhandensein von Metastasen ist nicht möglich.
M0 = Kein Nachweis von Metastasen.
M1 = Fernmetastasen nachweisbar.

Es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten

Rasante medizinische Fortschritte haben die Palette der Behandlungsmöglichkeiten bei Brustkrebs enorm erweitert. Prinzipiell unterscheidet man dabei vier Arten:

• Lokale, örtliche Therapie o Operation o Strahlentherapie

• Systemische, im gesamten Körper wirkende Therapie o Chemotherapie o Hormontherapie

In den letzten zwanzig Jahren hat man viel über das Wesen der Brustkrebserkrankung gelernt. Früher dachte man, Brustkrebs betrifft nur die Brust selbst und es genügt, den Tumor durch eine Operation zu entfernen. Heute herrscht jedoch unter Experten einhellig die Meinung, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die den ganzen Körper, das ganze „System“ betrifft. Denn auch wenn der Tumor in der Brust noch klein ist, können kleinste, nicht nachweisbare Krebszellen bereits im Körper verstreut sein (Tochtergeschwülste, so genannte Mikro-Metastasen).

Diese Erkenntnis führte zu einem grundlegenden Wandel in der Behandlung. Die Operation ist zwar nach wie vor einer der wichtigsten Pfeiler in der Therapie, aber allein nicht ausreichend, da sie nur lokal, also örtlich auf den Tumor begrenzt wirkt. Heute bekommen fast alle Patientinnen im Anschluss an die Operation eine so genannte systemische Chemotherapie, die im gesamten Körper wirkt. Damit sollen möglicherweise bereits verstreute Krebszellen abgetötet werden.

Die Operation: bei zwei Drittel der Patientinnen brusterhaltend

In praktisch jedem Fall wird zunächst eine Operation notwendig sein, bei der der Tumor möglichst umfassend entfernt wird. Da heißt nicht zwingend, dass die gesamte Brust entfernt werden muss (Mastektomie). Bei über zwei Dritteln der betroffenen Frauen kann heute auf die gefürchtete Brustamputation verzichtet werden, der Anteil so genannter brusterhaltender Operationen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

Bei solchen Eingriffen wird nur der Tumor selbst sowie seine unmittelbare Umgebung und die benachbarten Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt. Die brusterhaltende Operation kommt allerdings nur in Frage, wenn der Tumor nicht zu groß und nicht auf die Brustwand übergegangen ist, ein ausgewogenes Brust/Tumorgrößenverhältnis besteht und das schonendere Vorgehen die allgemeinen Heilungsaussichten nicht schmälert. In der Regel schließt sich hier eine Strahlentherapie, und – je nach Tumorcharakteristika – eine Chemo- und/oder Hormontherapie an.

Handelt es sich um einen speziellen Tumor, der noch auf die oberflächliche Auskleidung der Drüsengänge beschränkt ist (Carcinoma in situ), also ein regelrechtes Frühstadium, so reicht unter Umständen die alleinige Entfernung des tumorösen Gewebes aus. Eine Chemotherapie ist in solchen Fällen nicht unbedingt notwendig, doch wird meist sicherheitshalber das umgebende Gewebe bestrahlt (Strahlentherapie), um eventuell restliche, nicht sichtbare Tumorzellen sicher zu zerstören.

Bei fortgeschrittener Brustkrebserkrankung wird der Arzt zur Entfernung der Brust raten. Diese so genannte Mastektomie wird heute aber so durchgeführt, dass im Anschluss daran der Aufbau einer neuen Brust möglich ist (Brustrekonstruktion).

Auf Nummer sicher gehen: Die Strahlentherapie

Mit der Strahlentherapie — medizinisch Radiotherapie genannt — sollen Krebszellen vernichtet werden, die durch die Operation nicht erfasst worden sind. Damit will man vor allem die Gefahr verringern, dass der Tumor im unmittelbaren Bereich in der operierten Brust wiederkehrt oder sich neu bildet; es soll also ein so genanntes Lokalrezidiv verhindert werden.

Die hoch energetischen Strahlen durchdringen dabei den Körper und schädigen sowohl gesunde Zellen als auch die Krebszellen. Aber gesunde Zellen können sich zwischen den Bestrahlungen wieder erholen, während Tumorzellen nach und nach absterben. Deshalb wird die Bestrahlung in viele einzelne Sitzungen mit jeweils geringer Strahlendosis aufgeteilt (fraktioniert), damit sich die gesunden Zellen zwischendurch wieder „reparieren“ können.

Die Strahlentherapie muss immer durchgeführt werden, wenn brusterhaltend operiert wurde. Nach den Ergebnissen verschiedener Studien weiß man nämlich heute, dass bei Patientinnen ohne Strahlentherapie der Tumor wesentlich häufiger wiederkehrt (Rezidiv). Es gibt darüber hinaus weitere Situationen, in denen der behandelnde Arzt eine Strahlentherapie empfehlen wird.

Durch moderne Geräte und dank einer genauesten Vorbereitung ist die Strahlentherapie heute sehr viel verträglicher geworden. Nach dem Motto „so stark wie nötig und so schonend wie möglich“ können heute die eingesetzten Strahlen genau dosiert und gesteuert werden, so dass nur der betroffene Bereich bestrahlt und umliegendes gesundes Gewebe weitestgehend geschützt werden kann.

Im Allgemeinen beginnt man mit der Strahlenbehandlung, wenn die Operationswunde gut verheilt ist, also in der Regel vier Wochen nach dem Eingriff, spätestens zehn Wochen danach. Sie wird meist ambulant im Krankenhaus oder einer spezialisierten radiologischen Praxis durchgeführt. Die meisten Frauen können danach ganz normal wieder arbeiten, zu den häufigsten Nebenwirkungen gehört jedoch die Müdigkeit, so dass die Patientin sich in der Zeit – so weit es möglich ist – ein wenig schonen und ausruhen sollte.

Die gesamte Strahlendosis wird in viele kleine Dosierungen aufgeteilt, weil sie so verträglicher ist. Bestrahlt wird daher im Allgemeinen täglich für wenige Sekunden bis Minuten über einen Zeitraum von fünf bis sechs Wochen.

Kampf gegen den Krebs an jeder Stelle des Körpers: Die Chemotherapie

Mit der Chemotherapie sollen noch nicht erkennbare, kleinste im Körper verstreute Krebszellen (Tochtergeschwülste, Mikro-Metastasten) vernichtet werden. Dies geschieht durch so genannte Zellgifte, die Zytostatika. Sie greifen in den Zellzyklus ein und verhindern damit, dass sich die Zellen weiter teilen. So kann das Tumorwachstum und das Auftreten von Tochtergeschwülsten gestoppt werden.

Die Chemotherapie kann prinzipiell zu verschiedenen Zeitpunkten gegeben werden:

1. Vor der Brustoperation (primär systemisch) Damit will man den Tumor so verkleinern, dass brusterhaltend operiert werden kann.

2. Nach der Brustoperation (adjuvant, die Operation unterstützend) Hierbei sollen eventuell im Körper verstreute und versteckte Krebszellen vernichtet werden. Das Ziel der Therapie ist die Heilung.

3. Bei Metastasen (palliativ = lindernd) In diesem Fall sollen durch die Chemotherapie Beschwerden gelindert und das Überleben verlängert werden.

Ob eine Chemotherapie notwendig ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Allgemein wird heute so gut wie allen Patientinnen im Anschluss an die Operation eine adjuvante Chemotherapie empfohlen, da man weiß, dass die Brustkrebserkrankung den ganzen Körper betrifft und damit auch entsprechend systemisch behandelt werden muss. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass durch diese adjuvante Chemotherapie deutlich mehr Frauen geheilt werden können. Meistens werden dabei mehrere Zytostatika miteinander kombiniert, da man weiß, dass die Kombination wirksamer ist als eine Substanz alleine.

Behandelt wird nach einem bestimmten Schema, dem so genannten Protokoll, in dem die Menge der eingesetzten Zytostatika und die zeitlichen Abstände genau festgelegt sind. Einen Behandlungsabschnitt nennt man Zyklus, die genaue Anzahl der Zyklen hängt von der jeweiligen Chemotherapie ab. Zwischen den einzelnen Zyklen liegen Pausen von meist zwei bis vier Wochen, damit die Medikamente wirken und der Körper sich erholen kann. Die meisten Zytostatika werden in Form von Infusionen über eine Vene gegeben, einige können Sie auch als Tablette einnehmen.

Heute werden moderne Zytostatika eingesetzt, die sorgfältig dosiert viel besser vertragen werden als früher. Trotzdem kann es durch das Wirkprinzip der Zytostatika zu Nebenwirkungen kommen. Denn diese Substanzen zerstören leider nicht nur die sich teilenden Krebszellen, sondern auch verschiedene andere, gesunde und sich rasch teilende Zellen des Körpers wie zum Beispiel Haarwurzelzellen und Zellen der Mund und Darmschleimhaut. Das erklärt die typischen Nebenwirkungen wie zum Beispiel Haarverlust, Entzündungen der Mundschleimhaut und Durchfall. Die von den meisten Patientinnen besonders gefürchteten Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen kann man heute durch die Gabe von speziellen Medikamenten so gut in den Griff bekommen, dass sie nur noch sehr selten auftreten.

Behandlung durch Östrogenentzug: die Hormontherapie

Man weiß heute, dass das Wachstum von Brustkrebszellen in den meisten Fällen unter dem Einfluss von weiblichen Hormonen angeregt wird, also Östrogenabhängig ist. Ob das der Fall ist, kann durch den Nachweis von Hormonbindungsstellen – auch Hormonrezeptoren genannt – im Tumor festgestellt werden, an denen das Östrogen anbindet. Besitzt der Tumor diese Bindungsstellen, spricht man von einem hormonrezeptor-positiven Tumor, trifft dies nicht zu, ist der Tumor Hormonrezeptor-negativ.

Bei etwa zwei Dritteln der an Brustkrebs erkrankten Frauen liegt ein homronrezeptor-positiver Tumor vor. Damit bietet sich eine zusätzliche Chance, über eine Hormonbehandlung Einfluss auf das Tumorwachstum zu nehmen. Das wichtigste Ziel ist dabei, die Hormone unwirksam zu machen, um dem Tumor den Wachstumsreiz zu entziehen. Eine Hormonbehandlung ist also genau genommen eine Hormonentzugsbehandlung.

Dafür gibt es prinzipiell zwei Ansätze:

1. Behandlung mit Anti-Östrogenen

Anti-Östrogene wie die Wirksubstanz Tamoxifen binden an den Östrogen-Hormonrezeptor der Tumorzelle, entfalten aber nicht dessen Wirkung; die Tumorzelle wird damit nicht mehr zum Wachstum angeregt.

2. Ausschalten der körpereigenen Öströgenbildung

Früher erfolgte dies durch die operative Entfernung der Eierstöcke. Heute werden dazu Medikamente verordnet, die dem Hormon ähnlich sind, das die Östrogenproduktion der Eierstöcke regelt. Man nennt diese Substanzen GnRH-Analoga (Gonadotropin Releasing Hormon): Auch sie binden an die entsprechenden Bindungsstellen an, werden aber nicht selbst aktiv, so dass die Eierstöcke ihre Arbeit einstellen und keine Hormone mehr bilden;

oder eine körpereigene Substanz – das Enzym Aromatase – hemmen, die für die Bildung von Östrogenen notwendig ist. Aromatasehemmer blockieren das Enzym, so dass kein Östrogen mehr produziert werden kann.

Ob eine Hormonbehandlung in Frage kommt, hängt von den persönlichen Umständen ab. Wichtig ist dabei, ob die Patientin vor oder nach Eintritt der Wechseljahre an Brustkrebs erkrankt sind und ob der Tumor Hormonrezeptor-positiv ist.


GLOSSAR

Adjuvante Therapie

Adjuvant bedeutet unterstützend. Eine adjuvante Therapie ist jede unterstützende Behandlungsform, die nach einer bereits vorangegangenen Therapie – etwa dem chirurgischen Entfernen des Tumors – eingesetzt wird, um zu verhindern, dass die Erkrankung erneut auftritt. Adjuvant behandelt wird beispielsweise mit Hormonen (adjuvante Hormontherapie), mit zellteilungshemmenden Medikamenten, so genannten Zytostatika (adjuvante Chemotherapie) oder mit Strahlen (adjuvante Radiotherapie).


Altern

Das Lebensalter gilt als wichtiger Risikofaktor für das Entstehen von Krebs: Je älter ein Organismus ist, desto wahrscheinlicher werden fehlerhafte Zellteilungen. Aus fehlerhaft abgelaufenen Zellteilungen gehen häufig genetisch veränderte Zellen hervor, die zu einem Tumor heranwachsen können. Ein Grund für die Zunahme von genetischen Fehlern ist, dass die Fähigkeit der Zelle Erbgutschäden zu beseitigen, altersbedingt nachlässt.


Angiogenese

Die Neubildung von Blutgefäßen. Wenn ein Tumor bis zu einer Größe von etwa zwei Millimetern herangewachsen ist, muss er sich an das Blutgefäßsystem anschließen, damit er Sauerstoff und Nährstoffe erhält und weiter wachsen kann. Die entarteten Zellen selbst locken neue Blutgefäße zu ihrer Versorgung an. Die Angiogenese entscheidet also mit darüber, ob aus einer winzigen Ansammlung genetisch veränderter Zellen eine große, bösartige Wucherung heranwächst. Krebsforscher prüfen derzeit intensiv Substanzen, die die Angiogenese hemmen. Gelänge es, die Neubildung von Blutgefäßen und damit die Versorgung des Tumors zu unterbinden, könnten Geschwülste idealerweise in frühen Stadien „ausgehungert“ oder in ihrem Wachstum gebremst werden.


Antikörper

Körpereigene Abwehrproteine, die von bestimmten Zellen des Immunsystems, den B-Zellen, gebildet werden, um Krankheitserreger oder andere gefährliche Fremdkörper aufzuspüren und unschädlich zu machen. Nach dem Vorbild der Natur hat die Wissenschaft mittlerweile spezielle Antikörpermoleküle, so genannte monoklonale Antikörper, konstruiert, die sich gegen Krebszellen richten und sie zerstören sollen. Um die Schlagkraft dieser Antikörper gegen Krebszellen zu verbessern, wird versucht, sie mit starken Giften oder strahlenden Substanzen zusätzlich „aufzurüsten“. Damit das Abwehrsystem des Körpers die fremden Antikörper nicht schnell eliminiert, werden ihre Proteinstrukturen außerdem mithilfe gentechnischer Methoden weitestgehend „vermenschlicht“.


Apoptose

Entartete Zellen scheinen auf die natürlichen Signale des Körpers, die sie zur Apoptose – zum programmierten Zelltod – auffordern, nicht mehr zu reagieren. Sie verweigern gleichsam Selbstmord zu begehen. Von der Erforschung dieses jeder Zelle eingebauten, von Genen gesteuerten Selbstmordprogramms erhoffen sich die Experten neue Ansatzpunkte für Medikamente. Mittlerweile ist bekannt, dass zahlreiche der bereits vorhandenen Medikamente, die sich gegen Krebszellen richten (Chemotherapeutika), deshalb wirken, weil sie das Selbstmordprogramm der entarteten Zelle anschalten. Im Laufe der Zeit widerstehen die Krebszellen jedoch der zellzerstörenden Kraft von Chemotherapeutika. Diese „Chemoresistenz“ beruht in vielen Fällen darauf, dass die Krebszellen Strategien entwickeln, mit denen sie das mit Hilfe der Chemotherapeutika in Gang gesetzte Apoptose-Programm wieder stoppen können. Eine fehlgesteuerte Apoptose ist nicht allein für das Entstehen von Krebs, sondern auch für andere Krankheiten, etwa den Schweregrad eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls, bedeutend. Normalerweise ist die Apoptose jedoch kein krank machender Prozess. Es handelt sich vielmehr um ein biologisches Basisprogramm, ohne das sich kein Organismus entwickeln kann. Ein Beispiel dafür, wie maßgeblich die Apoptose die Entwicklung vielzelliger Lebewesen beeinflusst, ist die Metamorphose der Kaulquappe zum Frosch: Der Schwanz der Kaulquappe wird mittels Apoptose bauplangerecht eingeschmolzen. Auch während der menschlichen Embryonalentwicklung findet programmierter Zelltod statt: Mit Hilfe der Apoptose sorgt die Natur dafür, dass sich die zunächst mit „Schwimmhäuten“ ausgestattete Handpaddel in fünf wohlgestaltete Finger auftrennt.


Ballaststoffe

Für den Menschen unverdauliche Nahrungsbestandteile in Obst und Gemüse. Sie wirken jedoch anregend auf die Darmperistaltik und sind deshalb für die Verdauung wichtig. Eine weitere wichtige Funktion der Ballaststoffe ist, dass sie Krebs erregende Abbauprodukte binden können. Eine ballaststoffreiche Kost kann vor Krebserkrankungen des Verdauungstraktes schützen.


Behandlung

Die drei klassischen Säulen der Behandlung von Krebs sind Operation, Strahlenbehandlung und die medikamentöse Therapie mit zellwachstumshemmenden Substanzen (Zytostatika). Die älteste und nach wie vor wichtigste Behandlungsmethode ist die Operation, während der der Tumor möglichst vollständig aus dem Körper entfernt wird. Die Strahlentherapie wird häufig ergänzend zur Operation eingesetzt. Eine Behandlung mit Krebsmedikamenten – eine Chemotherapie – ist im Gegensatz zu Operation und Bestrahlung nicht auf einen Körperbereich beschränkt, sondern erfasst den ganzen Organismus (so genannte systemische Therapie). Wie die Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung vorgehen, richtet sich in erster Linie nach der Art der Krebserkrankung und danach, ob und wie weit sie sich im Körper ausgebreitet hat. Die Behandlungsplanung erfolgt stets individuell. Oft werden verschiedene Behandlungsweisen miteinander kombiniert – als ein so genanntes multimodales Behandlungskonzept.


Bestrahlung

Für die Strahlenbehandlung nutzt man energiereiche Strahlen. Diese zerstören die Krebszellen oder hemmen sie in ihrem Wachstum. Eine der wichtigsten Effekte der Strahlen betrifft die Erbsubstanz: Sie können das Erbmolekül DNS so schwer schädigen, dass die Zelle stirbt. In den vergangenen Jahren hat sich die Strahlentherapie in großen Schritten weiterentwickelt. Zahlreiche Neuerungen – vor allem die Einführung der Computertechnik in die Bestrahlungsplanung – erlauben es heute, Tumoren präzise zu treffen und gesundes Gewebe vor der Strahlenwirkung weitestgehend zu verschonen.


BRCA 1 und 2

BRCA ist die englische Abkürzung für Brustkrebs (Breast Cancer). BRCA 1 und 2 sind zwei wachstumsregulierende Gene. Defekte dieser beiden Gene werden für die meisten Fälle von erblichem Brustkrebs verantwortlich gemacht. Etwa fünf bis maximal zehn Prozent aller Brustkrebserkrankungen sind erblich bedingt.


Brustkrebs

Die häufigste Krebserkrankung von Frauen in den industrialisierten Ländern: Bei etwa jeder zehnten Frau wird im Laufe ihres Lebens Brustkrebs festgestellt. Doch auch Männer können, wenn auch sehr selten, von Brustkrebs betroffen sein. Die meisten Brustkrebs-Patientinnen erkranken „spontan“, das heißt, es kann keine einzelne Ursache benannt werden, die für das Entstehen der Krankheit verantwortlich ist. Lediglich fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebserkrankungen sind auf erbliche Faktoren zurückzuführen. Die meisten bösartigen Tumoren – rund 60 Prozent – wachsen im oberen äußeren Quadranten, also in jenem Teil der Brust, der der Achselhöhle am nächsten liegt. Heute ist es möglich, nahezu jeden Brustkrebs brusterhaltend zu operieren. Nur in seltenen Fällen muss noch eine „radikale Mastektomie“ erfolgen, bei der die Brust komplett entfernt wird.


Chemotherapie

Die jüngste Waffe gegen Krebs: Das erste Chemotherapeutikum – eine chemische Substanz, die Krebszellen zerstört oder in ihrem Wachstum hemmt – wurde in den 1940er Jahren entwickelt. Seither kamen zahlreiche weitere wirksame Substanzen hinzu. Mittlerweile gibt es über 50 verschiedene zellteilungshemmende Medikamente (Zytostatika), zahlreiche weitere Substanzen werden derzeit klinisch erprobt. Das Ziel einer Chemotherapie ist, auch diejenigen Krebszellen zu erreichen, die sich eventuell im Körper ausgebreitet haben. Die meisten Chemotherapeutika entfalten ihre Wirkung in der Steuerzentrale der Zelle, dem Zellkern. Sie schädigen dort das Erbmolekül. Infolgedessen stirbt die Zelle, oder sie ist nicht mehr fähig, sich zu teilen. Die Wirkung der Chemotherapeutika ist nicht allein auf Krebszellen beschränkt. Sie schädigen auch normale Körperzellen, die sich oft teilen, beispielsweise die Zellen der Schleimhäute, der Haarwurzeln oder des Knochenmarks. Daraus ergeben sich die häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie: Störungen im Verdauungstrakt, Haarausfall und veränderte Blutwerte. Zwischenzeitlich können viele Nebenwirkungen durch Medikamente oder andere Gegenmaßnahmen gelindert oder ganz verhindert werden. Ein Beispiel sind neuere Medikamente, die gegen Übelkeit und Erbrechen wirken.


Chromosomen

Die in jedem Zellkern enthaltenen Strukturen aus DNS (Desoxyribonukleinsäure) und Eiweißen. Auf dem Erbmolekül DNS sind hintereinander die Gene aufgereiht, die Eiweiße „verpacken“ die Gene und regulieren ihre „Zugänglichkeit“. Menschliche Körperzellen enthalten zwei Chromosomensätze à 23 Chromosomen. Je ein Chromosomensatz stammt von jedem Elternteil. Insgesamt sind in den Körperzellen also 46 Chromosomen. In Krebszellen werden häufig veränderte Chromosomen gefunden: Ursache solcher „Aberrationen“ können beispielsweise eine Fehlverteilung der Chromosomen während der Zellteilung, der Verlust einzelner Chromosomenabschnitte oder das unsinnige Vervielfältigen chromosomaler Regionen sein.


Cisplatin

Eine anorganische Schwermetallverbindung, die häufig als zellteilungshemmendes Medikament (Chemotherapeutikum) verwendet wird, um Krebs zu behandeln.


Dulbecco, Renato

Italienisch-amerikanischer Biologe und Nobelpreisträger, der das weltweite Projekt zur Entschlüsselung des menschlichen Erbguts (Genoms) mit dem Argument vorantrieb, dass man das Rätsel Krebs nur lösen könne, wenn man sich auf die Gene konzentriere und deren komplexes Zusammenspiel begreife.


Eibe

Aus Teilen der Eibe stammen wichtige Medikamente zur Therapie von metastasiertem Brust- und Lungenkrebs. Die Medikamente wirken, indem sie die Zellteilung gleichsam arretieren: Sie blockieren die so genannten Mikrotubuli, kleine kontraktile Röhrchen, die benötigt werden, um die Chromosomen während der Teilung der Zelle auf die beiden entstehenden Tochterzellen zu ziehen.


Epidemiologie

Die Krebsepidemiologie ist ein wichtiges Forschungsgebiet, das sich mit der Häufigkeit und Verteilung von Krebserkrankungen befasst. Typische Fragen von Epidemiologen sind: Wie viele Menschen erkranken jährlich an Krebs? Welche Krebsarten treten besonders häufig auf? Welche sind seltener geworden? Gibt es Regionen, wo bestimmte Krebsarten gehäuft auftreten? Aufgabe der Epidemiologie ist nicht allein die statistische Bestandsaufnahme. Mit ihren Forschungsarbeiten wollen die Wissenschaftler auch Ursachen von Krebs aufzeigen und eine bessere Vorsorge und Früherkennung ermöglichen.


Ernährung

Eine falsche Ernährungsweise – zu viel, zu fett, zu wenig Vitamine und Mineralien, zu wenig Ballaststoffe aus frischem Obst und Gemüse – machen die Experten mittlerweile für 25 bis 40 Prozent aller Krebsfälle verantwortlich. Eine falsche Ernährung ist damit ein ähnlich großer – und vermeidbarer – Risikofaktor wie das Rauchen.


Früherkennung

Ziel der Früherkennung ist es, Tumoren in frühen Stadien zu erkennen, noch ehe erste Symptome auftreten. Denn je rechtzeitiger Krebs erkannt wird, desto besser sind die Aussichten auf Heilung. An neuen Techniken, um selbst Vorstufen von Krebs zu erkennen, wird derzeit intensiv gearbeitet. Ein Beispiel sind so genannte Gen-Chips, mit denen sich früheste molekulare Veränderungen, etwa die Überaktivität bestimmter Gene, in Krebszellen nachweisen lassen. Männer ab dem 45. Lebensjahr sollten einmal jährlich die Prostata von einem Arzt abtasten und die äußeren Genitalien sowie die Haut untersuchen lassen. Frauen ab dem 20. Lebensjahr wird empfohlen, einmal jährlich das innere und äußere Genitale untersuchen sowie einen Abstrich von Gebärmutterhals und Gebärmuttermund durchführen zu lassen. Zusätzlich vom 30. Lebensjahr an sollte einmal jährlich eine medizinische Tastuntersuchung der Brust und der Achselhöhlen sowie eine jährliche Inspektion der Haut stattfinden. In Deutschland beispielsweise haben alle Versicherten vom 50. Lebensjahr an einen Anspruch auf eine Tastuntersuchung des Enddarms sowie den Test auf verborgenes Blut im Stuhl. Ab dem 55. Lebensjahr sollte die Darmspiegelung als Vorsorge-Untersuchung folgen.


Gene

Ein Gen ist ein Abschnitt des Erbmoleküls DNS (Desoxyribonukleinsäure), der die Information für die Konstruktion eines Proteins trägt. Das menschliche Erbgut besteht aus schätzungsweise 30.000 Genen. Für die Wachstumsregulation einer Zelle sind vor allem zwei Gengruppen – die „Onkogene“ und die „Tumorsuppressorgene“ – verantwortlich. Wenn Vertreter dieser beiden wichtigen Genfamilien Schaden erleiden, kann eine Zelle aus ihrem Wachstumsgleichgewicht geraten und Krebs entstehen.


Gentherapie

Der Versuch, mit Genen zu heilen: Funktionstüchtige Gene sollen gegen funktionslos gewordene Gene ausgetauscht und so Krankheiten, die auf fehlerhaften Erbanlagen beruhen, kuriert werden. Die Gentherapie von Krebs ist bislang nicht aus ihren experimentellen Ansätzen hinausgekommen.


Haarausfall

Eine häufige Nebenwirkung der Behandlung mit krebszellzerstörenden Medikamenten (Zytostatika). Die Medikamente greifen nicht nur Krebszellen an, sondern auch normale Zellen, die sich rasch teilen. Dazu zählen auch die Zellen der Haarwurzel. Infolge der Schädigung dieser Zellen können die Haare vorübergehend ausfallen.


Herceptin

Ein neues Medikament, um Brustkrebs zu behandeln. Es handelt sich um einen Antikörper, der die Bindungsstelle (Rezeptor) für einen Wachstumsfaktor blockiert. Dieser Rezeptor – er wird fachsprachlich mit dem KürzelHER2 bezeichnet – kommt auf der Oberfläche von Zellen vor. Auf einem Teil bösartiger Brusttumorzellen ist dieser Rezeptor häufiger als auf gesunden Zellen zu finden. Der Antikörper kann das Wachstum derjenigen Brustkrebszellen verlangsam helfen, die den Rezeptor in großer Anzahl als Oberflächenmerkmal tragen. Derzeit ist Herceptin zugelassen, um Patientinnen zu behandeln, deren Brustkrebs Tochtergeschwülste gebildet hat.


Hippokrates

Lebte um 460 bis 375 v. Chr., gilt als Stammvater der antiken Medizin sowie als Begründer des ärztlichen Ethos. Er war der erste, der medizinische Erfahrung und Beobachtungsgabe mit wissenschaftlichem Denken verband. Er benutzte als Erster den Begriff Krebs (griechisch „carcinoma“) für die Erkrankung, über die er sich häufig geäußert hat, unter anderem mit folgendem Satz: „Alle, die an verborgenen Krebsschäden leiden, lässt man am besten unbehandelt; denn behandelt gehen sie rasch zu Grunde; unbehandelt hingegen bleiben sie noch lange Zeit am Leben“.


Histologie

Werden Gewebe mikroskopisch untersucht, sprechen Fachleute von einer histologischen Untersuchung; werden einzelne Zellen inspiziert, von einer zytologischen Untersuchung (Zytologie). Die Diagnose Krebs kann erst dann gestellt werden, wenn der Pathologe bei der mikroskopischen Untersuchung einer Gewebeprobe Tumorzellen entdeckt.


Hormone

Botenstoffe des Körpers, die in geringsten Konzentrationen wirken. Auf die von Hormonen übermittelten Signale reagieren nur Organe, deren Zellen „Aufnahmestationen“ (Rezeptoren) für Hormone tragen. Von der Zelloberfläche wird die Hormonbotschaft bis zum Zellkern weitergeleitet. Manche Hormone regen Zellen dazu an, sich zu teilen. Brustkrebs ist häufig „hormonabhängig“: Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen regt das Wachstum der Krebszellen an. Es gibt mittlerweile verschiedene medikamentöse Möglichkeiten, die wachstumsstimulierende Wirkung von Östrogenen auf Brustkrebszellen zu beeinflussen. Dazu werden beispielsweise Anti-Östrogene verwendet oder Substanzen, die verhindern, dass Östrogen gebildet wird.


Humangenomforschung

Von der genauen Kenntnis aller Gene des menschlichen Erbguts (humanes Genom), ihres Zusammenspiels und ihrer Funktion (welche Proteine entstehen nach den Anweisungen der Gene und welche Aufgaben erfüllen die Proteine im menschlichen Organismus) erhoffen sich die Forscher ein tiefes Verständnis der molekularen Krebsentstehung und neue Ansätze, um die Erkrankung zielgerichtet und besonders schlagkräftig anzugehen.


Hyperthermie

Eine Behandlungsmethode, bei welcher der ganze Körper oder Körperteile überwärmt werden. Sie wird teils eingesetzt, um die Wirkung von Chemo- oder Strahlentherapie zu steigern. Der Hyperthermie liegt die Laborbeobachtung zu Grunde, dass Krebszellen auf Temperaturen über 42,5 Grad Celcius besonders sensibel reagieren und absterben.


Immuntherapie

Eine Behandlungsform, für die Botenstoffe oder Zellen der körpereigenen Abwehr genutzt werden. Mit ihrer Hilfe soll eine Abwehrreaktion des Körpers gegen Krebszellen in Gang gesetzt werden. Es handelt sich um eine experimentelle Therapie; gewisse Erfolge zeigten sich bislang bei Lymphomen (Krebserkrankungen, die von lymphatischen Zellen ausgehen), Dickdarm- und Brustkrebs.


Impfstoffe

Einen Impfstoff gegen Krebs zu finden, ist ein sehr altes Ziel der Forscher. Bereits vor über 100 Jahren wurden erste Impfstoffe erprobt, doch Erfolge blieben aus. Heute hoffen die Impfstoff-Experten auf das Vorbeugen von Krebserkrankungen, die mit Infektionen in Verbindung stehen. So haben sich in Ländern mit hoher Leberkrebsrate Impfungen gegen das Hepatitis-B-Virus als erfolgreich erwiesen. Möglicherweise werden in den kommenden Jahren Impfstoffe gegen den Gebärmutterhalskrebs verfügbar sein. Erste Tests mit Impfstoffkandidaten verliefen viel versprechend.


Karzinogene

Substanzen, von denen nachgewiesen ist, dass sie Krebs auslösen oder ihn begünstigen. Sehr viele Karzinogene sind im Tabakrauch enthalten, darunter starke wie Nitrosamine, Benzol oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.


Karzinogenese

Das schrittweise Entstehen von Krebs. Der mehrstufige Prozess beginnt mit einer genetisch veränderten Zelle und wird von verschiedenen „inneren“ (genetische Disposition) und „äußeren“ Einflüssen (beispielsweise Umweltkarzinogene) begünstigt. In den veränderten Zellen sammeln sich immer mehr genetische Defekte an, worauf sie natürliche Wachstumsgrenzen missachten, sich immer mehr auf Kosten gesunder Zellen vermehren und im Körper ausbreiten.


Killerzellen

Spezielle Zellen des menschlichen Immunsystems, die von Viren befallene und bösartige Zellen direkt zerstören und weitere Abwehrmaßnahmen in Gang setzen. Die Wissenschaftler arbeiten derzeit an neuen Methoden, mit denen die Aufmerksamkeit dieser körpereigenen „Scharfrichter“ gezielt auf Tumorzellen gelenkt werden soll. Dazu nutzen sie beispielsweise monoklonale Antikörper, die Krebszellen so auffällig präsentieren, dass sie von den Killerzellen nicht mehr „übersehen“ werden können.


Klinische Prüfungen

Wenn sich eine Substanz in Laborversuchen und in Untersuchungen mit Tieren als wirksam erwiesen hat, folgen klinische Prüfungen, die unter Beweis stellen sollen, dass sie auch beim Menschen wirkt. Erst dann erteilen die Behörden die Zulassung für das neue Medikament. Klinische Prüfungen müssen strengen gesetzlichen und wissenschaftlichen Anforderungen genügen. Die Teilnahme an einer solchen Studie ist freiwillig; Teilnehmer können jederzeit aus einer laufenden klinischen Studie ausscheiden. Erfahrungsgemäß gelangt lediglich ein Zehntel der tierexperimentell geprüften Substanzen in die Klinik.


Kombinationstherapie

Der Einsatz mehrerer Verfahren, etwa die Kombination von Chemo-, Strahlen- und chirurgischer Therapie, um das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erzielen.


Krebsarten

Die Medizin unterscheidet rund 200 verschiedene Krebsarten. Trotz dieser Vielfalt gehen die meisten Krebserkrankungen auf eine gesunde Zelle zurück, die sich in einem mehrstufigen Prozess in eine Krebszelle umgewandelt hat. Je nachdem, welche Zellen sich zu Tumorzellen verändern, entstehen sehr unterschiedliche Krankheiten, die unterschiedlich verlaufen und unterschiedlich behandelt werden müssen.


Krebsforschung

Interdisziplinär ausgerichtete Forschung, um die Ursachen und das Entstehen von Krebserkrankungen zu verstehen und neue Ansätze für eine bessere Diagnose und Therapie zu finden. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts konnte die Forschung beispielsweise wachstumsstimulierende und -unterdrückende Gene identifizieren, die bei der Krebsentstehung eine Rolle spielen. Das National Cancer Institute (NCI) der Vereinigten Staaten nennt als Hauptgebiete, auf denen künftig wegweisende Entwicklungen zu erwarten sind: die Genomforschung und Genetik, die molekulare Epidemiologie, die Zellbiologie, die Immunbiologie, die Immuntherapie und die Bioinformatik.


Lacks, Henrietta

Im Jahr 1949 erlag die Amerikanerin Henrietta Lacks ihrem Tumorleiden, einem Gebärmutterhalskrebs. Dem Tumorgewebe wurden damals Zellen entnommen und erstmals in Zellkultur vermehrt. Diese Zellen zeichnen sich durch eine bislang unbegrenzte Fähigkeit aus, sich zu teilen. Sie sind gleichsam unsterblich. Die Nachkommen der Zellen aus dem Tumorgewebe von Henrietta Lacks werden im Laborjargon He-La-Zellen genannt. Sie zählen zu den Standardsystemen für biochemische und molekularbiologische Untersuchungen.


Mammographie

Eine Röntgenuntersuchung der Brust. Sie kann Knoten sichtbar machen, die durch Abtasten nicht zu entdecken sind. Frauen über 40 Jahren sollten zur Früherkennung von Brustkrebs alle zwei Jahre eine Mammographie vornehmen lassen. Ein positiver Mammographie-Befund bedeutet aber nicht zwangsläufig Krebs, sondern macht weitere Untersuchungen notwendig.


Metastasen

Tochtergeschwulste des ursprünglichen Tumors in einem anderen Organ. Während eine gutartige Geschwulst auf ihr Ursprungsgewebe beschränkt bleibt und sich deshalb relativ leicht entfernen lässt, durchbrechen bösartige Tumoren die Grenzen zu benachbarten Geweben und verbreiten sich dann über die Blut- oder Lymphbahnen im Körper. Das Vorhandensein oder Fehlen von Metastasen ist ein entscheidender Faktor für die Heilungs- bzw. Überlebenschancen eines Krebspatienten. Schon vor der Diagnose sind oft Krebszellen des Primärtumors als Metastasen abgewandert. Oft ruhen sie zeitweise oder gar für immer unentdeckt in anderen Organen – werden aber sehr gefährlich, wenn sie sich zu teilen beginnen. Metastasen können manchmal operativ entfernt werden, etwa in Lunge und Leber. In anderen Organen, etwa im Gehirn oder in den Knochen, müssen sie durch Bestrahlung bekämpft werden. Haben sich Metastasen schon an vielen Stellen des Körpers gebildet, dann bleibt nur die Behandlung mit den Medikamenten, die auch gegen den Primärtumor wirken. Darmkrebsmetastasen werden dann mit Darmkrebsmedikamenten behandelt, unabhängig davon, wo sie sich im Körper angesiedelt haben. Metastasierte Krebserkrankungen sind oft nicht mehr vollständig zu heilen. Die Behandlung ist dann darauf ausgerichtet, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Symptome zu lindern.


Mistel

Schon die keltischen Druiden schrieben der Mistel Heilkraft zu. Daran knüpfte Rudolf Steiner an. Der Begründer der Anthroposophie empfahl die Mistel entsprechend der antiken Signaturlehre für die Krebstherapie, weil sie als Schmarotzer auf Bäumen lebe und damit dem Krebs ähnlich sei. Wie und ob Mistelextrakte zur Behandlung von Krebs geeignet sind, ist heftig umstritten. Die Befunde in der Fachliteratur, die nicht immer wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, reichen von hochwirksam bis völlig wirkungslos. Einzelne Inhaltsstoffe der Mistel scheinen aber wirksam zu sein. Insbesondere den Lektinen wird eine Hemmung der Metastasierung zugeschrieben, die jedoch nicht bewiesen ist.


Mutationen

Veränderungen der Erbinformation, die entweder ein Gen, ein ganzes Chromosom oder Teile des gesamten Genoms betreffen. Mutationen können spontan (z.B. durch Fehler bei der Zellteilung) oder durch exogene Einflüsse (z.B. Chemikalien oder UV-Strahlen) entstehen. Mutationen in Keimzellen werden vererbt – an der Entstehung von Tumoren sind aber meist somatische Mutationen einzelner Gene in normalen Körperzellen beteiligt. Dabei wird die Reihenfolge der vier Basenbuchstaben, in denen die Erbinformation codiert ist, verfälscht. Das kann beim Abschreiben und Übersetzen der Erbinformation zum Bau falscher Proteinprodukte führen – und ein harmloses Wundheilungsprotein in einen hemmungslosen Wachstumsfaktor verwandeln. Gesunde Zellen erkennen eine Mutation in der Regel rechtzeitig und beheben den Fehler in routinemäßigen Reparaturverfahren. Eine Mutation allein macht noch keinen Krebs – sie ist nur eine von vielen möglichen Stufen auf dem Weg der Krebsentstehung.


Naturheilverfahren

Ein anerkanntes Teilgebiet der Medizin. Naturheilverfahren beruhen auf jahrhundertealten Erfahrungen in der Anwendung von Methoden, die die körpereigenen Heilkräfte anregen sollen. Diese bedienen sich – auf der Grundlage einer ganzheitlichen Sicht des Menschen – bevorzugt natürlich vorkommender Mittel (Licht, Luft, Erde, Wasser, Wärme, Kälte, Nahrung, Pflanzen). Die klassischen naturheilkundlichen Verfahren sind: Hydro-Thermotherapie, Ernährungstherapie und Fasten, innere und äußere Behandlung mit Pflanzen und Pflanzenextrakten, Bewegungstherapien und Massageformen sowie Ordnungstherapie und Entspannungsmethoden. Weitere naturheilkundliche Methoden finden sich in der traditionellen chinesischen Medizin und der traditionellen indischen Medizin (Ayurveda). In der Krebsmedizin werden Naturheilverfahren häufig als Ergänzung zur Standardtherapie angewandt. Vorsicht ist aber immer dann geboten, wenn naturheilkundlich ausgerichtete Therapeutinnen und Therapeuten behaupten, ihre Methode sei die einzig wahre und mache schulmedizinische Standardtherapien überflüssig. Wer sich nach einer Krebsdiagnose auf ein solches unbewiesenes Verfahren einlässt, läuft große Gefahr, die Bekämpfung seines Tumors mit Methoden von bewiesener Wirksamkeit verspätet zu beginnen – oft zu spät.


Nuklearmedizin

Nutzt radioaktive Substanzen zur Diagnose oder Therapie. In der Krebsdiagnostik setzt sie etwa die Positronenemissionstomographie ein, die die Verteilung radioaktiv markierter organischer Stoffe im Körper schichtweise darstellt. Bei Schilddrüsentumoren wird die Radiojodtherapie angewandt. Denn die Schilddrüse nimmt das radioaktive Jod auf und wird dadurch von innen bestrahlt.


Onkogene

Geschwulst erzeugende Gene, deren Produkte die Zelle unter bestimmten Bedingungen zu unkontrolliertem, krebsartigem Wachstum treiben. Das erste Onkogen „Src“ wurde 1970 entdeckt. Onkogene werden durch die Mutation oder Stimulation von harmlosen und sogar lebenswichtigen Vorstufen aktiviert, die der Organismus zum Wachstum und für die Wundheilung braucht.


p53

Das Tumorsuppressor-Gen p53 ist der wichtigste Knotenpunkt im Netzwerk der körpereigenen Krebsabwehr. Normalerweise ist das p53-System abgeschaltet oder allenfalls im Stand-by-Betrieb. Es wird erst dann innerhalb einer Zelle aktiviert, wenn diese übermäßig gestresst oder geschädigt ist. Denn dann besteht die Gefahr von Genmutationen, die den Zellzyklus stören und zu ungehemmter Teilung führen. Schon ein einziger Bruch im DNS-Strang reicht aus, um p53 zu aktivieren. Das p53-Protein wird exprimiert und eilt wie ein Notfallhelfer in den Zellkern, um dort an bestimmten Stellen der DNS die Expression von Proteinen einzuleiten, die die unkontrollierte Zellteilung stoppen oder den programmierten Zelltod (Apoptose) auslösen. Die Notfallfunktion von p53 ist so wichtig, dass es als „Wächter des Genoms“ bezeichnet wird. Eine Störung dieses Notfallsystems markiert den Beginn von 50 Prozent aller Krebserkrankungen – im Falle von Lungenkrebs sogar von 95 Prozent.


Palliative Therapie

Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „palliare“ – „mit einem Mantel bedecken“ – ab. Im Gegensatz zur kurativen Therapie bezeichnet er eine Behandlung von unheilbaren Krebserkrankungen, bei der die Linderung von Schmerzen und anderen Symptomen im Vordergrund steht, um dem Patienten noch ein halbwegs angenehmes Leben zu ermöglichen.


Pott, Percival

Britischer Arzt, der 1775 zum ersten Mal Krebs als eine Berufskrankheit beschrieb. Er führte die hohe Hodenkrebsrate unter Londoner Schornsteinfegern darauf zurück, dass sie sich regelmäßig an mit Ruß vollgesogenen Stricken in die Kamine abseilten. Weil viele erkrankte Männer seit ihrer Kindheit nicht mehr als Schornsteinfeger gearbeitet hatten, schloss Pott auf eine lange Latenzzeit zwischen dem Einwirken des krebserregenden Stoffes und dem Ausbruch der Erkrankung.


Prävention

Jeder Mensch kann an Krebs erkranken. Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz vor der Krankheit. Dennoch steht es jedem Menschen frei, sein Leben so zu gestalten, dass sein Krebsrisiko deutlich sinkt. Die wichtigsten Regeln der Krebsvorbeugung, wie sie im „Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung“ formuliert sind, lauten: Rauchen Sie nicht! Trinken Sie nur mäßig Alkohol! Essen Sie täglich viel frisches Obst, Gemüse und ballaststoffreiche Getreideprodukte! Bewegen Sie sich ausreichend und hüten Sie sich vor Übergewicht! Setzen Sie sich nicht übermäßiger Sonnenstrahlung aus! Schützen Sie sich vor dem Kontakt mit Krebs erregenden Stoffen, indem Sie alle Sicherheitsvorschriften einhalten! Nehmen Sie an Früherkennungsuntersuchungen teil und gehen Sie rechtzeitig zum Arzt, falls sie ungewöhnliche Schwellungen oder andauernde Beschwerden feststellen! Durch die Befolgung dieser Regeln, so schätzen Experten, könnte die Mehrzahl aller Krebserkrankungen vermieden werden.


Proteinkinasen

Besetzen wichtige Schlüsselpositionen in der intrazellulären Kommunikation. Als Enzyme ermöglichen sie die Verknüpfung anderer Proteine oder Proteinkinasen mit Phosphatgruppen. Dadurch werden diese aktiviert. Die Hemmung bestimmter Proteinkinasen, die in manchen Krebszellen das Tumorwachstum fördern, ist ein Ziel der Suche nach neuen Krebsmedikamenten.


Psychoonkologie

Krebs kann, so wird vermutet, durch seelische Belastungen mit verursacht werden – andererseits ist eine Krebserkrankung eine enorme seelische Belastung, für die Betroffenen wie für Angehörige, Ärzte und Pflegepersonal. Mit beiden Problemen befasst sich die wissenschaftliche Disziplin der Psychoonkologie. Reproduzierbare Beweise für die Bedeutung psychischer Belastungen für die Entstehung von Krebs gibt es bis heute nicht. Zu verschieden sind die individuellen Möglichkeiten, psychische Krisen zu verarbeiten. Zu hoch ist für die exakten Wissenschaften auch die Hürde, die vereinzelt immer wieder beschriebene Beziehung zwischen seelischer Not und Krebs objektiv nachzuvollziehen. Aus Fallstudien, mögen sie noch so prägnant sein, lassen sich keine generellen Aussagen ableiten. Mit Sicherheit lässt sich jedoch sagen, dass aus einer psychischen Krise allein kein Krebs entstehen kann. Die Seele steuert allenfalls einen Faktor zum Krebsgeschehen bei, etwa über eine Schwächung der Immunabwehr. Wichtiger für die praktische Krebsmedizin ist die zweite Säule der Psychoonkologie. Sie kann dazu beitragen, allen Betroffenen bei der Bewältigung der Belastungen zu helfen, die eine Krebserkrankung mit sich bringt. Das gilt nicht zuletzt für die Ärzte und Pflegekräfte im Krankenhaus, die täglich mit dem Schrecken der Krankheit Krebs konfrontiert sind und dabei weder ihre Sensibilität für die Patienten noch ihre Belastbarkeit verlieren dürfen.


Radiologie

Strahlenheilkunde; Fachgebiet der Medizin, das sich mit der Anwendung verschiedener Strahlungsarten beschäftigt. Die Radiologie hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte in drei Teilgebiete aufgefächert: die Röntgendiagnostik, die Strahlentherapie (vor allem zur Behandlung von Tumoren) und die Nuklearmedizin.


Rauchen

Keine andere Ursache von Krebs ist gleichzeitig so eindeutig bewiesen und so weit verbreitet wie das Rauchen. Fast ein Drittel aller tödlichen Krebserkrankungen weltweit sind Folgen des Rauchens. Nicht allein Lungenkrebs wird durch Rauchen verursacht. Auch für Tumoren der Leber, des Magens, des Kehlkopfes, der Speiseröhre, der Bauchspeicheldrüse, der Blase und der Gebärmutter sind Raucherinnen und Raucher stärker empfänglich als Nichtraucher. Im Vergleich zu diesen verkürzen Raucher – auch durch Herz-Kreislauf-Krankheiten – ihr Leben um bis zu 25 Jahre. Während das Nikotin süchtig macht, sind die direkt krebserzeugenden Stoffe in Rauch, Teer und Kondensat verborgen.


Rezeptoren

Molekulare Antennen in der Oberfläche von Zellen. Sie nehmen die Signale extrazellulärer Botenstoffe auf und vermitteln sie ins Innere der Zelle. Auch die Befehle zum Wachstum und zur Teilung von Zellen werden über Rezeptoren vermittelt. Koppelt sich eine Zelle von dieser Befehlskette ab, um ihr Wachstum selbst zu bestimmen, kann dies der Beginn einer Krebserkrankung sein.


Rezidiv

Rückfall; Wiederauftreten eines Tumors entweder am ursprünglichen Ort oder an anderer Stelle im Körper.


Risikofaktoren

Die Häufigkeit vieler Krebsarten variiert zwischen verschiedenen Ländern um weit mehr als das Zehnfache – und jede Krebsart ist irgendwo auf der Welt selten. Genetische Ursachen dafür sind so gut wie ausgeschlossen, denn das Krankheitsbild von Einwanderern passt sich dem Krebsmuster ihrer neuen Heimat schnell an. Daraus folgern Epidemiologen, dass die meisten Krebserkrankungen prinzipiell zu vermeiden sind, wenn die entsprechenden Risikofaktoren ausgeschaltet werden. Wenn auch die globale Variation mancher Krebsarten bisher nicht eindeutig bestimmten Risikofaktoren zugeordnet werden kann, so gelten die drei Hauptrisikofaktoren für viele Krebsarten doch längst als gesichert: Rauchen, Übergewicht und einige onkogene Viren, wobei das Rauchen der weitaus gefährlichste Risikofaktor ist. Würden in den Vereinigten Staaten alle gegenwärtigen Raucher aufhören zu rauchen, dann fiele die künftige Krebstodesrate dieser Gruppe um 60 Prozent.


Rous, Peyton

Der amerikanische Pathologe (1879–1970) zeigte 1911 als erster Forscher, dass Krebs auch durch Viren ausgelöst werden kann. Das später nach ihm benannte Virus – Rous Sarcoma Virus – hatte in seinen Versuchen bei Hühnern Sarkome entstehen lassen. 1966 – als 87-Jähriger – erhielt Rous für seine Entdeckung den Nobelpreis für Medizin.


Schimmelpilze

Sie enthalten Aflatoxine, die einer der stärksten natürlichen Krebserreger sind. Schimmelpilze befallen bevorzugt Lebensmittel wie Nüsse, Getreide oder geräucherten Schinken. Sie können durch den Befall von Futtermitteln auch in Milch und deren Produkte gelangen. Sie sind hitzeresistent und für den Verbraucher von Nahrungsmitteln häufig nicht feststellbar.


Schmerzen

Krebserkrankungen sind heimtückisch, weil sie sich mit wenigen Ausnahmen nicht rechtzeitig durch Schmerzen bemerkbar machen. So wird Krebs oft zu spät diagnostiziert. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit sind starke Schmerzen dagegen meist das beherrschende Symptom. Je größer der Tumor wird, desto mehr presst er auf das umliegende Gewebe, das sich entzündet und Schmerz auslösende Substanzen freisetzt. Auch Verwachsungen nach Strahlentherapie oder Operation können den Schmerz auslösen. Besonders ausgeprägt ist der Krebsschmerz wegen der hoch empfindlichen Knochenhaut bei Knochenmetastasen. Krebsschmerzen erfordern eine dauerhafte Behandlung, für die die Weltgesundheitsorganisation einen Dreistufenplan empfiehlt: Zunächst nicht-opioidhaltige Mittel, die am Ort des Schmerzes wirken, dann leichte opioidhaltige Präparate, die die Schmerzempfindung im Gehirn dämpfen, und schließlich starke Opiate wie Morphium.


Schwere Ionen

Die Bestrahlung von Tumoren mit schweren Ionen befindet sich noch im Stadium der Erprobung. Ionen sind elektrisch geladene Atome. Schwer sind sie dann, wenn sie relativ mehr wiegen als Wasserstoffionen. Während elektro-magnetische Strahlung nicht weit genug ins Gewebe eindringen kann, um tief liegende Tumoren zu treffen, bahnen sich schwere Ionen wie die von Kohlenstoff und Neon leichter den Weg. Dazu müssen sie vorher auf einer Kreisbahn beschleunigt worden sein. Dann geben sie im Tumorgewebe mehr Energie ab als herkömmliche Strahlen. Auch die Größe des Bestrahlungsfeldes lässt sich zielgenauer festlegen und steuern, was empfindliche Gewebe im Umkreis schont. Hirntumoren und Tumoren in der Nähe des Rückenmarks sind deshalb die bevorzugten Behandlungsziele dieser Bestrahlungsart.


Stress

Obwohl es naheliegend ist, die Entstehung von Krebs auch mit übermäßigem Stress in Verbindung zu bringen, konnte dieser Zusammenhang bis heute nicht direkt nachgewiesen werden. Indirekt könnte Stress aber sehr wohl an der Entstehung von Krebs beteiligt sein: Denn unter übermäßigem Stress achten viele Menschen nicht auf ihre Gesundheit: Sie essen zu viel, sie trinken zu viel, sie rauchen zu viel – und setzen sich damit einem erhöhten Krebsrisiko aus.


Taxane

Eine neuartige Klasse von Krebsmedikamenten, die seit Anfang der 90er Jahre vor allem gegen Eierstock-, Brust- und Lungenkrebs eingesetzt werden. Ihr Wirkstoff wurde in einem Naturstoffscreening des amerikanischen Krebsforschungszentrums NCI in der Rinde der pazifischen Eibe entdeckt. Weil die Rinden der Bäume den wachsenden Bedarf nicht decken können, werden die Taxane Docetaxel und Paclitaxel heute halbsynthetisch aus den schneller nachwachsenden Nadeln anderer Eiben gewonnen. Taxane haben einen einzigartigen Wirkmechanismus: Sie fördern den Aufbau der Eiweißfäden (Mikrotubuli), die bei der Zellteilung die identischen Chromosomenpaare auseinanderziehen – und verhindern dann deren Abbau. So wird die Zelle mitten in der Teilung blockiert und stirbt ab. Wie alle Chemotherapeutika haben auch Taxane schwere Nebenwirkungen. Der Nutzen durch ihre hohe Wirksamkeit wiegt diese Risiken aber auf.


Tomographie

Normale Röntgenbilder sind für die Krebsdiagnostik oft zu undeutlich, weil sich auf ihnen verschiedene Körperschichten überlagern. Die Computertomographie ermöglicht es dagegen, eine Schicht nach der anderen aufzunehmen – der Brustraum wird für eine Gesamtdiagnose zum Beispiel in 40 Schichten von je acht Millimetern Dicke dargestellt. Der Patient wird dazu in millimetergenauen Schüben liegend durch den Tomographen bewegt. Die Röntgenröhre bewegt sich kreisförmig um seine Längsachse. Von allen Seiten treten fächerförmige Strahlen durch die jeweilige Schicht und münden in einen gegenüberliegenden Empfänger. Der Computer errechnet für jeden Strahl den Energieverlust beim Durchtritt und setzt aus den Daten ein schwarzweißes Bild des jeweiligen Körperquerschnitts zusammen. Tomographien sind besonders gut für die Krebsdiagnostik im Gehirn sowie im Brust-, Bauch- und Beckenraum geeignet.


Tumor

Sammelbegriff für eine örtlich umschriebene Zunahme des Gewebevolumens, der auch für gutartige Schwellungen wie Ödeme und Entzündungen gilt. Speziell wird der Begriff für Krebsgeschwulste verwendet, also für ein ungezügeltes und unumkehrbares Überschusswachstum von körpereigenem Gewebe, bei dem dieses meist seine spezifische Funktion einbüßt.


Tumormarker

Biochemische Substanzen, die als Erkennungszeichen für bestimmte Tumoren gelten können. Meist handelt es sich um Zucker-Eiweiß-Moleküle, die bei Krebserkrankungen im Blut oder in anderen Körperflüssigkeiten nachweisbar sind. Tumormarker sind insgesamt nur von eingeschränkter Bedeutung in der Onkologie. Für die Früherkennung von Krebs gibt es mit zwei Ausnahmen (Leberzellkrebs bei vorgeschädigter Leber, Prostatakrebs) keine Tumormarker. Zur Verlaufskontrolle einer Krebstherapie und zur Früherkennung eines Rückfalls werden Tumormarker besonders bei Dickdarmkrebs, Eierstockkrebs, Prostata- und Hodenkrebs und beim kleinzelligen Lungenkarzinom eingesetzt. Mit einer gemeinsamen Bestimmung der Tumormarker CEA und CA 15-3 kann eine Metastasierung bei Brustkrebs zum Beispiel mit über 80-prozentiger Sicherheit erkannt werden. Beim Dickdarmkrebs steht die Höhe des CEA-Wertes in Beziehung zum Tumorstadium. Seine Bestimmung ist daher für die Nachsorge von Bedeutung.


Tumorsuppressor-Gene

Enthalten Bauanleitungen für Proteine, die die Umwandlung von Körperzellen in Tumorzellen verhindert. Eines der bekanntesten Tumorsuppressor-Gene ist p53. Verliert eine Zelle durch Mutation die Schutzfunktion bestimmter Tumorsuppressor-Gene, kann sie über mehrere Stufen zu einer Tumorzelle entarten.


Tyrosinkinase

Eine Gruppe der Proteinkinasen, die andere Proteine (oder sich selbst) durch das Anhängen von Phosphatgruppen an Tyrosinreste aktivieren. Sie bilden auch den intrazellulären Teil des Tyrosinkinaserezeptorsystems, über das bevorzugt Signale von Wachstumsfaktoren einlaufen. Das macht sie zu einem begehrten Ziel der Forschung nach neuen Krebsmedikamenten.


Überlebenschancen

Definitionsgemäß wird ein an Krebs erkrankter Mensch als geheilt angesehen, wenn er die Diagnose seiner Krankheit um mindestens fünf Jahre überlebt hat. Dementsprechend beträgt nach den jüngsten Daten des amerikanischen Krebsforschungszentrums NCI die durchschnittliche Überlebensrate von Krebspatienten in den Vereinigten Staaten 62 Prozent. Diese Zahl überdeckt aber die enormen Unterschiede zwischen den einzelnen Krebsarten. Die Chancen, eine Brustkrebsdiagnose um 5 Jahre zu überleben, liegen in den Vereinigten Staaten bei weit über 80 Prozent – von den Lungenkrebspatienten leben dagegen fünf Jahre nach der Diagnose nur noch rund 15 Prozent. Bei den meisten Krebsarten ist die Überlebenschance umso größer, je früher der Tumor diagnostiziert wurde.


Ultraschall

Untersuchungen mit Ultraschallwellen (Sonographie) werden in der Krebsdiagnostik bevorzugt an weichen Organen wie Leber oder Niere vorgenommen, die nicht von Knochen verdeckt sind. Denn Knochen lassen überhaupt keinen Schall durch. Lebermetastasen sind im Ultraschallbild sehr gut zu entdecken.


Umweltgifte

Bei der Entstehung von Krebs können Umweltgifte eine Rolle spielen, die aber vermutlich geringer ist als ursprünglich angenommen. Zwar enthalten z.B. Abgase Krebs fördernde Substanzen, die meisten Krebsarten werden aber nicht primär durch Umweltbelastungen verursacht. Das gilt nicht, wenn Menschen an ihrem Arbeitsplatz über lange Zeit mit Karzinogenen wie Schwermetallen, Dioxinen, Asbest oder radioaktiven Strahlen in Kontakt gekommen sind.


Unkonventionelle Methoden

Alle Behandlungsformen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nicht bewiesen ist oder die nicht der klinischen Norm entsprechen, gelten als unkonventionell oder alternativ. Das bedeutet nicht, dass alle diese Behandlungsformen unwirksam oder unseriös sind. Viele Krebspatienten – Tendenz steigend – nutzen unkonventionelle Methoden als Ergänzung zur Standardtherapie. Dabei laufen sie aber auch Gefahr, Scharlatanen in die Hände zu fallen. Andererseits halten unkonventionelle Methoden auch Einzug in die Schulmedizin: So empfiehlt die amerikanische Gesundheitsbehörde NIH seit 1997 die Akupunktur zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen nach einer Chemotherapie. Das amerikanische Krebsforschungsinstitut NCI unterstützt derzeit klinische Studien mit Haifischknorpel zur Behandlung von fortgeschrittenem Brust- und Darmkrebs.


Vektoren

In der Gentherapie – die sich noch immer im experimentellen Stadium befindet – der Begriff für die Transportmittel bzw. „Genfähren“, mit deren Hilfe funktionstüchtige Gene in defekte Gewebe eingeschleust werden. Häufig werden „entschärfte“ Viren benutzt, von denen man hofft, dass sie kranke Zellen mit gesunden Genen gleichsam anstecken können.


Virchow, Rudolf

Bedeutender deutscher Pathologe und Politiker (1821–1902). Er begründete die Zellularpathologie, die er auch auf Krebserkrankungen bezog. Demnach stammen alle Zellen eines Tumors von einer entarteten Vorläuferzelle ab. Diese Theorie schien damals revolutionär, war aber richtig und legte den Grundstein für die moderne Krebsforschung, die Krebs als eine Krankheit der Zelle ansieht.


Virusforschung

Ein Virus ist im Gegensatz zu einem Bakterium kein Lebewesen, sondern nur ein Stück Erbinformation in einer Eiweißhülle. Ein Virus kann sich nicht selbstständig vermehren, sondern muss dazu eine Wirtszelle überfallen und sie zu seiner Vermehrung zwingen. Virusbefallene Zellen können sich in Krebszellen verwandeln. Der detaillierten Beobachtung dieser Umwandlung – und der Identifikation entsprechender Tumor-Viren – hat die Krebsforschung des 20. Jahrhunderts entscheidende Fortschritte zu verdanken, etwa bei der Entdeckung von Onkogenen. Heute gilt als sicher, dass Viren weltweit an der Entstehung von etwa 15 Prozent aller Krebserkrankungen beteiligt sind. Jedoch erkrankt nur ein Bruchteil aller Infizierten später an Krebs – und zwischen der Ansteckung mit dem Virus und dem Auftreten einer Krebserkrankung liegt ein Zeitraum von 30 bis 50 Jahren! Zu den Viren, die beim Menschen an der Entstehung von Krebs beteiligt sind, gehören: Das Epstein-Barr-Virus aus der Gruppe der Herpes-Viren (Pfeiffer’sches Drüsenfieber, verschiedene Lymphome); die Humanen Papillom-Viren (Gebärmutterhalskrebs) und Hepatitis-Viren (Leberzellkrebs). In all diesen Fällen ist die Virusinfektion jedoch nur eines von mehreren Ereignissen in den betroffenen Zellen, die für die Entstehung von Krebs auftreten müssen.


Vitamin C

Vitamine können, so wird vermutet, manche Krebs erzeugenden Substanzen, die der Körper aufnimmt, unschädlich machen, bevor diese die Erbsubstanz angreifen. Von Vitamin C weiß man, dass es vor Nitrosaminen schützt und freie Radikale schnell abbauen kann. Für eine gewisse Schutzwirkung der Vitamine A, C und E vor einigen Krebserkrankungen, etwa des Magens und der Atemwege, gibt es statistische Anhaltspunkte in epidemiologischen Studien. Bei anderen Krebserkrankungen hingegen, etwa der Brust oder der Prostata, scheinen Vitamine gar keine Rolle zu spielen. Vitamine sollten nach einhelligen Empfehlungen von Experten normalerweise nicht als Tabletten geschluckt, sondern nur über die natürliche Nahrung aufgenommen werden. Obst, Gemüse und Getreideprodukte enthalten nämlich noch mehr Schutzstoffe als nur Vitamine. Weil Vitamin C wasserlöslich ist, helfen hohe Dosen ohnehin wenig: Der Überschuss wird vom Körper gleich wieder ausgeschieden.


Wachstum

Die Fähigkeit lebender Zellen, die eigene Substanz durch Umwandlung aufgenommener Stoffe zu vermehren. Krebszellen wachsen oft wurzelförmig in umliegende Gewebe ein. Dieses invasive Wachstum macht sie bösartig, weil es operativ nur schwer zu entfernen ist. Gutartiges Wachstum ist dagegen expansiv, indem es umliegendes Gewebe verdrängt.


Zellabstrich

Entnahme von Zellen mithilfe eines Spatels oder Watteträgers zur mikroskopischen Untersuchung. Ein Zellabstrich vom Muttermund und Gebärmutterhalskanal ist eine zuverlässige Untersuchungsmethode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Die Methode zur Untersuchung der abgestrichenen Zellen ist der Pap-Test.


Zellkern

Er enthält vor allem die Erbsubstanz DNS und trennt sie mit einer doppelten Membran vom Cytoplasma, in dem die meisten Stoffwechselreaktionen der Zelle stattfinden. Zellen, die einen Zellkern enthalten, heißen eukaryote Zellen. Bakterien sind dagegen prokaryot und ohne Zellkern.

Zellskelett

Ein Netzwerk aus Proteinfäden (Actin-Filamente und Mikrotubuli), das das Innere von eukaryoten Zellen kreuz und quer durchspannt. Es gibt der Zelle sowohl Halt als auch Beweglichkeit. Ohne die Mikrotubuli wäre die Zellteilung nicht möglich – denn sie bilden den Spindelapparat, der die Chromosomen gleichmäßig auf die Tochterzellen verteilt. Dieser Spindelapparat ist der Angriffspunkt der Taxane, einer neuartigen Gruppe von Krebsmedikamenten.


Zellteilung

Trennung einer Zelle in zwei Tochterzellen. Der Teilung des Kerns und seiner DNS-tragenden Chromosomen (Mitose) folgt die Teilung des Cytoplasmas (Cytokinese). Die Zellteilung ist ein äußerst präzise gesteuerter Vorgang, der bei Krebserkrankungen außer Kontrolle gerät.


Zytostatika

Eine Gruppe von Chemotherapeutika, die das Wachstum von Krebszellen stoppen sollen, indem sie, an jeweils verschiedenen Stellen, die Synthese von Bausteinen der Erbinformation und von Proteinen blockieren. Zytostatika attackieren bevorzugt schnell wachsende Zellen – und damit nicht nur Tumorzellen, sondern auch die Zellen des Blut bildenden Systems, des Immunsystems und des Haut- und Haarepithels. Das erklärt ihre Nebenwirkungen.




Internet: http://www.aventis.com



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Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler
Fotos: © EPS-Schäffler / Sanofi-Aventis
Quelle: Sanofi-Aventis

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