Schöne Zähne um fast jeden Preis?

Spagat zwischen medizinischer Notwendigkeit und modischem Zeitgeist



Wenn es um Zähne geht, ist das Kuratorium perfekter Zahnersatz die kompetente Ansprech- und Beratungsinstitution. So auch in diesem Jahr auf der Herbstpressekonferenz in Hamburg, wo Zahnärzte vor zahlreichen Fachjournalisten über das Thema Zahnästhetik referierten. Neue Zähne – sprich Prothesen und/oder Implantate sind eine Sache, ein schönes und ästhetisch ansprechendes Gebiss eine andere. Die Schönheits- und Wellnesswelle macht auch vor den Zahnarztpraxen nicht halt. Die Patientinnen und Patienten treten mit den unterschiedlichsten Wünschen und Vorstellungen hinsichtlich der Gestaltung und des Aussehens ihrer Zähne an den behandelnden Arzt heran. Aktuelle modische Aspekte bestimmen dabei nicht selten die Gedankengänge der Patienten. Hier hat der Mediziner nicht nur eine fachkundige, optimale Rundum Information sondern auch noch psychologische Betreuung zu leisten. Über seine Erfahrungen mit dem Wunsch nach noch mehr "Weiße" auf den Zähnen sprach Prof. Dr. med. dent. Jürgen Setz, Universitätspoliklinik für Zahnärtzliche Prothetik in Halle.

Unbestritten ist der fast schon dramatisch zu nennende Fortschritt in der Zahnheilkunde während der vergangenen 20 Jahre. Sei es die Zahngesundheit bei Kindern, die Entwicklung in der Implantologie oder die zunehmende Bedeutung der "ästhetischen" Zahnmedizin. Gesunde Zähne bedeuten Wohlbefinden, denn sie sorgen dafür, dass wir unsere tägliche Nahrung "mundgerecht" zerkleinern und dem Organismus zuführen. Gesunde und gepflegte Zähne bedeuten weniger Zahnarztbesuche und signalisieren dem Partner und den Mitmenschen, dass wir unsere Mundhygiene ernst nehmen. Gepflegte und schöne Zähne verbreiten eine positive Aura, die zum einen anziehend auf Außenstehende wirkt, zum anderen der betreffenden Person in der Tat ein Glücksgefühl beschert.

Es ist mehr als angenehm in den Spiegel zu schauen und dort sein Gesicht mit makellosen Zähnen zu sehen. Schon aus der Antike sind uns eine Vielzahl an Abhandlungen bekannt aus denen hervorgeht, dass die Menschen zu jener Zeit nicht minder darauf bedacht waren ihren Körper und auch ihre Zähne zu pflegen, soweit dies mit den damaligen Mitteln möglich war.

Allerdings hatten meist nur die reichen oder adligen Personen die Möglichkeit sich kostspielige Behandlungen ihres Körpers zu erlauben. Dennoch überdauerte die Vorstellung vom gesunden Geist in einem gesunden Körper alle Wirren der Zeit, und das natürliche Empfinden des Menschen gegenüber seinem äußeren Erscheinungsbild und seine Vorstellung von "Schönheit" hat sich nachweislich in der Antike etabliert. Ästhetik findet darüber hinaus ihren Ausdruck in philosophischer und künstlerischer Betrachtung, wobei sie auch stets Gegenstand von Zeitgeist und Mode ist. Gleichwohl ist die Ästhetik essentieller Bestandteil der zahnärztlichen Prothetik.

Bei allem Wünschen und dem Streben nach äußerer Vollkommenheit sollten wir die Kirche im Dorf lassen und nicht nur danach fragen was machbar ist, sondern auch den Sinn nach der Notwendigkeit erforschen. Oftmals werden heuer die Vorbilder für schöne, gepflegte und vor allem weiße Zähne in den Reihen der Film- und Modestars gesehen, die jedoch bei näherer Betrachtung gar nicht so makellose und gepflegte Zähne besitzen, wie es auf den ersten Blick scheint. Ungeachtet dessen – so Prof. Setz, frisst sich der Wunsch nach geraden und weißen Zähnen wie ein Buschfeuer durch die Vorstellung der Patienten "ich möchte Zähne wie ein frisch geweißter englischer Gartenzaun", wobei sich ein großes Problem auftat.

Da die gewünschte Zahnfarbe in der Natur beim Menschen nicht vorkommt, mussten neue, besonders weiße Zahnfarben in die Zahntechnik und Zahnmedizin eingeführt werden. Das natürliche Ideal wird auf diese Weise durch ein virtuelles ersetzt. Darüber hinaus unterliegen Zähne nicht selten modischen Phantasien in der Art, dass der gesunde Zahn zum Träger von künstlichen oder echten Diamanten degradiert wird.

Der gesunde Zahn wird mittels Bohrer oder Fräser angebohrt und so zur Fassung für einen Edelstein umfunktioniert. Hier handelt es sich nicht mehr um Zahnmedizin sondern um Kosmetik, die sogar die Zahngesundheit gefährden kann. Prof. Setz wies jedoch darauf hin, dass die ästhetische Restauration fest in der Zahnmedizin und Zahntechnik verankert ist. Vorhandene Zähne sind nach Möglichkeit zu restaurieren und zu erhalten. Denn ein eigener gesunder Zahn ist immer noch der beste Garant für ein gutes Gebiss. Auf diesem Gebiet verfügt die deutsche Zahnmedizin und Zahntechnik über mehr als 100 Jahre Erfahrung. Die Einführung entsprechender Werkstoffe gibt dem Zahnarzt wie dem Zahntechniker heute die Möglichkeit zur hervorragenden Imitation von Zahnersatz, der in Aussehen und Farbgebung ein Höchstmaß an Natürlichkeit erreicht.

Prof. Setz machte deutlich, dass das Zahnweißen seit den 20er Jahren zahnmedizinisch praktiziert wird. Allerdings führt das "Bleichen" der Zähne zu neuen, unnatürlichen Farben und – zur Vereinheitlichung der Gebissfarben, mithin zur Uniformität. Der Trend zur virtuellen Ästhetik, zum Schaffen von etwas völlig Neuem, ist zu einem globalen Phänomen geworden. Zahn- und Mundschmuck sowie Ästhetik spiegeln den modischen Zeitgeist in Sachen Gebissschmuck wider. Piercing – im Mund- und Lippenbereich vor Jahren noch die Ausnahme, hat sich zu einem regelrechten Kult entwickelt, der auch vor anderen Körperregionen nicht halt macht. Prof. Setz wies in diesem Zusammenhang auf die Tatsache hin, dass Zahnärzte in Zukunft Mitteilung an die Krankenkassen machen sollen, wenn Folgeschäden durch vorgenannte "modisch motivierte" Maßnahmen entstehen.

Diese werden dann nicht die Solidargemeinschaft sondern die betreffende Person selbst belasten. Möglich wird dies durch den vom Bundeskabinett beschlossenen Paragrafen 294 a im Gesetz zur Pflegeversicherung. Demnach sind Krankenhäuser und Ärzte verpflichtet solche Erkrankungen an die Kassen zu melden, die durch eigenes Dazutun entstanden sind – also aufgrund von Piercing, Tattoo, Schönheitsoperation oder Veränderungen der Zähne, die mit der eigentlichen Zielsetzung – nämlich der Erhaltung der Kaufunktion des Gebisses, nichts zu tun haben. Zahnästhetik und farblich angepasste Zähne grundsätzlich ja, aber nur da, wo es aus ärztlicher Sicht ästhetisch und ethisch vertretbar ist. Da wird es noch reichlich Diskussionen und hitzige Debatten geben, denn der Ärztestand befürchtet eine Aushöhlung der Schweigepflicht und beharrt nachdrücklich auf seinem verbrieften Recht zur Schweigepflicht, die letztlich elementare Basis des Vertrauensverhältnisses zwischen Patient und Arzt ist.

Prof. Dr. med. Dent. Daniel Edelhoff, leitender Oberarzt an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Ludwig-Maximilians-Universität München, ging in seinen Ausführungen auf die Maßnahmen "Bleichen – Kaschieren – Schmücken" ein, erteilte wie sein Vorredner der Zahnarztpraxis als Schönheitssalon eine klare Absage. Nicht alles was der Patient/die Patientin sich wünscht und vorstellt oder was machbar erscheint, sollte realisiert werden.

Die Natürlichkeit gesunder und gepflegter Zähne ist "modischen Trenderschei-nungen" in jedem Fall vorzuziehen, daran ließ Prof. Edelhoff keine Zweifel aufkommen. Der Mediziner beschrieb ästhetische Zähne als "Türöffner" sozialer Kontakte. Keine Frage, denn ein Mensch mit erfrischendem Lächeln, der dazu seine Zähne "funkeln" lässt, versprüht Selbstsicherheit und eine positive Lebenseinstellung.

Doch ästhetische Zähne allein sind nur die halbe Miete, wenn es um langlebige Funktionalität geht. Heute garantieren sowohl das Bleichen (Aufhellung verfärbter Zähne) als auch das Kaschieren der Zähne, z.Bsp. mit keramischen Schalen, hervorragende Ergebnisse. Hinzu kommt in der Anwendung auch durch CAD/CAM –Computergefertigter Zahnersatz und Implantate. So gehört das Bleichen zu der Maßnahme, die Minimalinvasiv bei Zahnverfärbungen angewandt wird.

Durch schonendes Bleichen werden aufwendige und kostenintensive Behandlungsvorgänge vermieden. Allerdings sollte die Anwendung der Chemikalien nur in der Zahnarztpraxis erfolgen, um unerwünschte Nebenwirkungen auszuschließen. Hingegen wehrt sich Prof. Edelhoff gegen eine Zulassung der Säure-Ätztechnik in den Zahnarztpraxen, wo durch Aufbringen von Säure "eine Mulde" in den Zahn geätzt wird, um anschließend einen "Edelstein" mittels Kleber zu implantieren. Dann wäre tatsächlich der Schritt von der zahnärztlichen Praxis zum Schönheitssalon getan.

Das Kaschieren (überdecken von Verfärbungen oder Defekten) hat durch die nachhaltige Entwicklung von zahnärztlichen Materialien in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte erzielt. Durch Spezialkleber sind Zahnärzte heute in der Lage zahnfarbenen Ersatz zuverlässig und dauerhaft am Gebiss des Patienten zu etablieren. Auf diese Weise können Verfärbungen oder Defekte viel besser abgedeckt werden. Besonders der Vorderzahnbereich verlangt da vom behandelnden Arzt Fingerspitzengefühl, eine sehr gute Ausbildung und viel Einfühlungsvermögen. Haben die Zahnschäden allerdings einen erheblichen Umfang erreicht, bleibt als Lösung oftmals nur die Anfertigung von Brücken oder Kronen, die im Zahntechnischen Labor vollkeramisch gefertigt werden.

Für die erfolgreiche Anbringung von Keramikschalen muss erheblich weniger Zahnhartsubstanz abgetragen werden als bei einer metallkeramischen Krone, was zu beeindruckenden Vorteilen führt – sowohl beim Patient wie beim Arzt. So reduzieren sich mögliche Schwierigkeiten nachhaltig, die Anpassung gestaltet sich einfacher und die Behandlung ist für den Patienten weniger belastend. Prof. Edelhoff machte deutlich, dass befriedigende Resultate in Sachen Zahnästhetik und Restauration nur durch die nachhaltige Zusam-menarbeit von Zahntechniker, Zahnarzt und Patient erreicht werden. Das "Schmücken" von Zähnen erachtet Prof. Edelhoff als nicht vonnöten, es wird nicht wirklich gebraucht. Die Zukunft wird sicher eine weitere Zunahme von Computeranimationen in Sachen Zahnersatz und Zahnästhetik bringen, aber es wird niemals ohne das Erfahren eines Zahnprovisoriums in der praktischen Anwendung gehen.

Aus seiner Erfahrung und Sichtweise des Zahntechnikers berichtete Zahntechnikermeister Ernst A. Hegenbarth aus Bruchköbel. Demnach bestimmen heutzutage die Attribute Attraktivität und körperliche Fitness den Lebensrhythmus vieler Menschen, wobei sich die Altersgrenzen dynamisch verwischt haben. Die Medien und die Werbung "bearbeiten" den Bürger und führen ihm seine scheinbar eigene "Unvollkommenheit" durch das Gegenstellen gestylter Models und Modellathleten vor Augen. Diese Entwicklung macht auch vor den Zähnen nicht halt. Die Zahnheilkunde des 21. Jahrhunderts dient längst nicht mehr nur der medizinischen Bedarfserfüllung. Sie muss sich nicht nur nach ästhetischen sondern auch nach ethischen Aspekten ausrichten und ist somit wesentlich mehr als "nur Kosmetik" am Gebiss. Hegenbarth brachte es auf den Punkt als er sagte, dass schöne Zähne nicht nur einfach Zahnersatz auf hohem Niveau sind, sondern auch der Befriedigung eines Bedürfnisses dienen. Daher sieht Hegenbarth den Zahntechniker als wichtigsten Partner des Zahnarztes an. In diese Zusammenarbeit eingebunden ist der Patient, dessen Vertrauen mit einer optimalen Information über die realen Möglichkeiten einer ästhetischen Zahnbehandlung gewonnen werden muss.

Sowohl der Zahnarzt als auch Zahntechniker und Patient sind dem primären Ziel ihres Berufes verpflichtet – nämlich der Wiederherstellung der Kaufunktion des Gebisses. Hegenbarth bedauerte es nachdrücklich, dass ein Zahntechniker nur selten die Menschen zu Gesicht bekommt oder gar mit ihnen redet, für die er Zahnersatz anfertigt. Allenthalben stehen heute die Bedürfnisse des Patienten im Vordergrund – der Zahntechniker muss nur um diese Bedürfnisse wissen. Eine klare Absage erteilte Hegenbarth den Billiglohnimporten aus China oder anderen Ländern. Diese Zahnprothetik kann den in Deutschland angesetzten hohen Qualitätsstandards nicht gerecht werden. Nicht umsonst genießen die heimischen zahntechnischen Labors weltweit einen ausgezeichneten Ruf, und die in diesen Labors produzierte Qualität ist der Garant für langlebigen und hochwertigen Zahnersatz.

Für ihre Analyse zu Überlebenszeiten teleskopverankerter Teilprothesen unter dem besonderen Aspekt der Folgekosten erhielt Dr. med. dent. Andrea Weber, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik in Gießen, den Dissertationspreis vom Kuratorium perfekter Zahnersatz überreicht. Dr. Weber wies in ihrer Abhandlung die Hochwertigkeit und Langlebigkeit der vorgenannten Prothesen nach. Von insgesamt 554 untersuchten Teilprothesen waren nach durchschnittlich 6,4 Jahren noch 90 % der ursprünglichen Prothesen vorhanden. Nach 9,34 Jahren im Mittel lag der Prozentsatz noch bei satten 50%. Die höchsten Folgekosten entstanden im Jahr eins nach der Implantierung, verursacht sowohl durch Fehler bei der Fertigung des Zahnersatzes als auch durch Anpassungsprobleme der Patienten. In den Folgejahren gingen die Folgekosten auf rund 55 Euro pro Jahr zurück.


Information:

www.kuratorium-perfekter-zahnersatz.de

www.zenline-dental.com
www.zahnersatz-spezial.de


Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / Körner / M. v. Buenau

Text: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler / Hans Joachim Rech
Fotos: © EPS-Schäffler / Hans Joachim Rech
Quelle: Kuratorium perfekter Zahnersatz, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik Ludwig-Maximilians-Universität München, ZTM Dentale Technologie GmbH Bruchköbel, A. Weber Gießen

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Layout und Gestaltung: Schefisch 04.05.2009