Ergebnisse zum Ovarial- und Zervixkarzinom
OVARIALKARZINOM |
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Haben wir einen neuen Standard für die Primärtherapie des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms?
Die amerikanische Studiengruppe GOG stellte die mit viel Spannung erwarteten ersten Ergebnisse der Studie zur Rolle der Bevacizumab-Erhaltungstherapie beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom vor. Durch eine 1-jährige Behandlung mit Bevacizumab im Anschluss an die Chemotherapie mit Carboplatin/Paclitaxel konnte das progressionsfreie Überleben um nahezu 30% verbessert werden (Burger et al). In der Studie wurde nachgewiesen, dass Frauen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs im Median 14,1 Monate ohne Fortschreiten ihrer Erkrankung lebten, wenn sie als erste Behandlung nach einer Operation Bevacizumab zusammen mit einer Chemotherapie (Paxlitaxel und Carboplatin) und anschließend weiter Bevacizumab insgesamt über bis zu 15 Monate erhielten. 1.873 Patienten im medianen Alter von 60 Jahren mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom mit primären Befall des Bauchfells oder der Eileiter waren in diese Studie eingeschlossen worden. Erstmals konnte in dieser Patientenpopulation ein Benefit einer antiangiogenetischen Therapie nachgewiesen werden. Ob sich damit ein neuer Therapiestandard (Bevacizumab plus Chemotherapie, nachfolgend Bevacizumab in Monotherapie) für die Behandlung des Eierstockkrebses durchsetzt, bleibt offen und wird sicher noch in weiteren Studien überprüft werden müssen – in jedem Fall sind diese Ergebnisse sehr vielversprechend und zeigen eine neue Therapiemöglichkeit für diese schwer behandelbare Erkrankung mit hoher Mortalität auf. Gesamtüberleben ist wichtigstes Kriterium für die Patientinnen
Doch es wird zu überprüfen sein, ob diese Therapie nicht nur das progressionsfreie Überleben, sondern im Endeffekt auch das Gesamtüberleben günstig zu beeinflussen vermag. Denn das Gesamtüberleben erklärten die Patientinnen als das wichtigste Ziel, wie die auf dem ASCO vorgestellte Auswertung der NOGGO Expression 2 Studie an über 600 Patientinnen eindeutig zeigte (Oskay-Özcelik et al). Diese Erhebung mittels Fragebogen brachte aber noch weitere interessante Einsichten hinsichtlich der Wünsche und Erwartungen der Patientinnen. So gaben 46% der Befragten an, dass die behandelnden Ärzte sich mehr Zeit für die Beratung und Erklärungen nehmen sollten und 35% der Patientinnen wünschten sich eine Therapie ohne die Folge Haarausfall. Bleibt der Einfluss der Tumorfreiheit bei der Primäroperation auf das Gesamtüberleben auch bei der Rezidivoperation signifikant und relevant? Diese Frage untersuchte eine Analyse der AGO-Ovar an über 3.000 Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom, die auf dem ASCO präsentiert wurde (Mahner et al). Die Bedeutung der tumorfreien Operation für die Prognose ist bei der Primäroperation eines fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms seit langem bekannt. Nun untersuchte erstmals eine Studie, ob die Tumorfreiheit nach Rezidivoperation ebenfalls signifikant das Gesamtüberleben verbessern kann. Es zeigte sich, dass dieses der Fall ist und eine tumorfreie Operation auch bei Rezidivoperation die Aussichten der Patientinnen deutlich verbessert. Individualisierung der Therapie des Ovarialkarzinom-Rezidivs?
Die Zahl der "targeted therapeutics", die Wirksamkeit beim Ovarialkarzinomrezidiv zeigen, nimmt Jahr für Jahr zu, ein immer grösser werdendes Problem stellt allerdings die Auswahl der richtigen Therapie für die individuelle Patientin dar. Daher richtet sich das Augenmerk auf die Entwicklung prädiktiver Faktoren, die ein Therapieansprechen frühzeitig erkennen können. Auch bei der Chemotherapie stellt die individuelle Substanzauswahl für jede Patientin einen wichtigen Faktor dar. Neben Wirksamkeit spielt hier jedoch auch die Toxizität der Behandlung eine entscheidende Rolle. Eine erste Analyse der HeCTOR-Studie, einer gemeinsam von der AGO1 und NOGGO2 initiierten Studie, wurde nun auf dem ASCO 2010 publiziert (Meier et al.). Verglichen wurde in dieser Analyse die Sicherheit zweier Therapieregimes - Topotecan plus Carboplatin versus der Standardtherapie mit Paclitaxel plus Carboplatin oder Gemcitabine plus Carboplatin oder Carboplatin plus Pegylated Doxorubicin. Die Analyse bestätigte die Sicherheit des experimentellen Studienarms (Topotecan plus Carboplatin). ZERVIXKARZINOM
Seit Jahren gibt es mit der Radiochemotherapie einen unumstrittenen Standard in der lokalen Behandlung des ‚high-risk’ Zervixkarzinoms. Auf dem ASCO wurden die Effektivitätsdaten der NOGGO-Zervixstudie im Rahmen einer mündlichen Präsentation vor 5.000 Zuhörern vorgestellt. In der präsentierten Studie wurde die Standardtehrapie mit einem sequentiellen Konzept aus vier Zyklen Carboplatin/Paclitaxel gefolgt von Radiatio verglichen (Sehouli et al). Zwar zeigte sich im experimentellen Therapieregime kein Benefit hinsichtlich des Patientinnenüberlebens, wohl aber hinsichtlich der Toxizität und Verträglichkeit der Therapie. Möglicherweise wird diese vielbeachtete deutsche Studie den Therapiestandard beim Zervixkarzinom beeinflussen. Internet: www.noggo.de Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / DIHT-Verlag Günter PlumpTextzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler / DIHT-Verlag Günter Plump |