Ergebnisse zum Prostata-, Nierenzell-, Harnblasenkarzinom und Hodentumor
Prostatakarzinom |
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Anti-androgene Therapie plus Radiotherapie beim lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom – einer neuer Therapiestandard? Auf dem ASCO 2010 wurden gleich zwei Studien vorgestellt, die den Benefit einer Kombinationstherapie aus anti-androgener Therapie plus Radiotherapie belegen. Warde et al. randomisierten über 1.200 Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom, von denen die eine Hälfte anti-androgen behandelt wurde, die andere Hälfte zusätzlich auch eine Radiotherapie erhielt. In der kombinationstherapeutisch behandelten Gruppe sank das Mortalitätsrisiko signifikant (p=0,033). Mottet et al. verglichen in ihrer randomisierten Multicenterstudie an einem ähnlichen Patientenkollektiv den Effekt von Radiotherapie vs. Radiotherapie plus anti-androgener Therapie hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens. Unter Kombinationstherapie war das Risiko der klinischen Progression der Erkrankung signifikant geringer. Die Autoren beider Studiengruppen schlussfolgerten, dass die Kombinationstherapie bei diesem Patientenkollektiv als neuer Therapiestandard gelten sollte. Sofortige oder verzögerte radikale Prostatektomie? "Active surveillance", also die aktive Überwachung mit selektiver, verzögerter Intervention, gilt als eine adäquate Behandlungsoption bei Patienten mit risikoarmen Prostatakarzinom. Trock et al. untersuchten, ob eine zeitlich verzögerte radikale Prostatektomie das pathologische Outcome und damit die Heilungschancen möglicherweise verschlechtern. In der bislang größten Kohortenstudie zu dieser Fragestellung konnte diese Annahme widerlegt werden. Patienten des "active surveillance"-Programms, die sich erst verzögert dem Eingriff unterzogen, wiesen keine schlechtere Histologie des Prostatektomiepräparates ("adverse pathology") auf als die Patienten, die sich sofort der Prostatektomie unterzogen hatten. Cabazitaxel in Kombination mit Prednison verbessert Überleben bei metastasiertem, hormontherapierefraktären Prostatakarzinom Die auf dem ASCO vorgestellte "TROPIC"-Studie von de Bono et al. zeigte, dass Cabazitaxel in Kombination mit Prednison gegenüber einer aktiven Kombinationschemotherapie mit Mitoxantron plus Prednison das Gesamtüberleben von Patienten mit einem metastasiertem, hormontherapierefraktären (kastrationsresistenten) Prostatakarzinom, das nach einer docetaxelbasierten Chemotherapie weiter fortgeschritten war, signifikant verbesserte. Unter Prüftherapie sank das Mortalitätsrisiko signifikant. Außerdem profitierten die so behandelten Patienten hinsichtlich der Zeit bis zur Progression der Erkrankung ("time to progression") und hinsichtlich der Therapiean-sprechrate. ASCEND2: Schlechtes Studienergebnis wegen wöchentlicher Docetaxel-Gabe? Die ASCEND2-Studie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit der Kombination aus Docetaxel plus DN-101 (=hochdosiertes Calcitriol) bei Patienten mit metastasierendem, hormonrefraktärem Adenokarzinom der Prostata. Primäres Studienziel war das Gesamtüberleben. 953 Patienten wurden randomisiert und erhielten im Interventions-Arm Docetaxel wöchentlich + Dexamethason + DN-101 und im Kontrollarm Docetaxel dreiwöchentlich + Dexamethason + Prednison täglich. Die Erwartungen an das neue Therapieschema wurden enttäuscht: Im Interventionsarm war das Gesamtüberleben der Patienten signifikant geringer. Die Autoren der Studie (Scher et al.) schlussfolgerten, dass dieses mit der wöchentlichen Gabe von Docetaxel zu erklären sei, die sich bereits in der TAX-Studie (NEJM 2004) gegenüber der dreiwöchentlichen Gabe als unterlegen erwiesen hatte. Kein Vorteil durch Bevacizumab beim metastasierendem hormontherapierefraktärem Prostatakarzinom Eine Phase III-Studie (Kelly et al.) mit 1.050 Patienten verglich die Standardtherapie (Docetaxel und Prednison) mit der Standardtherapie plus den Angiogenesehemmer Bevacizumab. Obwohl im Bevacizumab-Studienarm das progressionsfreie Überleben leicht verbessert war, hatte die anti-angiogenetische Zusatztherapie keinen positiven Einfluss auf das Gesamtüberleben – im Gegenteil, in diesem Studienarm waren Mortalität und Morbidität erhöht. Verheißungsvoll: Tasquinimod beim metastasierendem hormontherapierefraktärem Prostatakarzinom Eine placebokontrollierte Studie (Pili et al.) untersuchte an 206 Chemotherapie-naiven Patienten mit metastasierendem hormontherapierefraktärem Prostatakarzinom den Effekt von Tasquinimod (TASQ), einem Quinoline-3-Carboxamid-Derivat mit anti-angiogenetischen und möglicherweise auch anti-neoplastischen Eigenschaften. Die Substanz erwies sich als verheißungsvoll: Im Interventionsarm war die Erkrankungsprogression signifikant verlangsamt und das progressionsfreie Überleben verlängert. Nun wird eine große Phase III-Studie zu dieser Fragestellung geplant. Nierenzellkarzinom
Ist eine Kombinationstherapie aus Temsirolimus und Bevacizumab sinnvoll? Sowohl Temsirolimus als auch Bevacizumab sind zur Therapie des Nierenzellkarzinoms zugelassen. Die Studie (Escudier et al.) überprüfte, ob die Kombination dieser beiden Präparate einen stärkeren progressionshemmenden Effekt haben könnte. 171 Patienten wurden 2:1:1 randomisiert – der Interventionsarm erhielt die Kombinationstherapie, Studienarm B Sunitinib oder Bevacizumab in Monotherapie und Studienarm C Bevacizumab plus a-Interferon. Es zeigte sich, dass die Patienten des Interventionsarms von der Kombinationstherapie nicht profitierten – im Gegenteil: das Toxizitätsprofil war höher als erwartet, aber der erhoffte synergistische Effekt hinsichtlich der Wirksamkeit blieb aus. Harnblasenkarzinom
Nach Harnblasenresektion: Adjuvante Chemotherapie oder Abwarten? Die Prognose von Patienten mit fortgeschrittenem Harnblasenkarzinom ist nach wie vor schlecht. Ca. die Hälfte der Patienten verstirbt innerhalb von drei Jahren nach Harnblasenresektion. Die auf dem ASCO vorgestellte randomisierte Phase III-Studie untersuchte, ob eine kombinierte Chemotherapie (Paclitaxel/Gemcitabine/Cisplatin) hinsichtlich des krankheitsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens gegenüber des Abwartens/Beobachtens ("observation") überlegen ist. Es zeigte sich, dass die Patienten deutlich von der adjuvanten Therapie profitieren, Gesamtüberleben und krankheitsfreies Überleben signifikant höher sind. Die Autoren (Paz-Ares et al.) raten daher dringend zu adjuvanten Therapie bei Patienten mit Hochrisiko-Blasenkrebs. Hodentumor Erhöht die Radiotherapie bei Seminomen langfristig das Risiko von Zweittumoren? Seit langem gilt die Orchidektomie und die adjuvante infra-diaphragmatische Radiotherapie als Therapiestandard bei testikulären Seminomen im Stadium I. Nun zeigte eine Kohortenstudie, dass bei bestrahlten Patienten signifikant häufiger Zweittumoren (Magen, Pankreas, Blase) als Spätfolge auftreten. Die Autoren (Horwich et al.) fordern daher eine Überarbeitung der Therapieleitlinien. Internet: www.noggo.de Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch EPS-Schäffler / DIHT-Verlag Günter PlumpTextzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler / DIHT-Verlag Günter Plump |