Neue Ära in der Krebsbehandlung des Nierenzellkarzinoms

Multi-Kinase-Hemmer von Beyer verbessert das progressionsfreie Überleben und zeigt positiven Trend in der Gesamtüberlebenszeit

Bayer Health Care


Bisher größte Studie an Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom

Das fortgeschrittene Nierenzellkarzinom ist eine sehr schwer zu behandelnde Bernhard Escudier MDErkrankung. Doch mit innovativen gezielten Therapieansätzen beginnt jetzt eine neue, viel versprechende Ära. So konnte in einer Phase-III-Studie mit dem oralen Multi-Kinase-Inhibitor von Beyer das progressionsfreie Überleben der Patienten deutlich verbessert werden. Dies sagte Dr. Bernhard Escudier, Institut Gustave Roussy, Villejuif, Frankreich, auf dem von Bayer HealthCare ausgerichteten Symposium „Multi-targeted Drugs vs. Multi-drug Targeting" in Berlin.

In der bisher größten randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Multizenterstudie an 903 Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom fiel einer vorläufigen Analyse zufolge das progressionsfreie Überleben (PFS) unter diesem neuen Medikament so gut aus, dass eine Änderung des Studienprotokolls vorgenommen wurde, um auch den Patienten in der Placebogruppe das neue Medikament geben zu können.

Eine zweite Analyse mit Datenschnittpunkt zum 31. Mai 2005 ergab daher eine signifikante Verlängerung der PFS-Dauer im Vergleich zu Placebo (5,5 vs. 2,8 Monate, Hazard Ratio 0,51). Die Hazard Ratio (HR) wird als das Risiko definiert, im Vergleich zu Placebo unter der neuen-Therapie ein Fortschreiten des Tumors zu entwickeln oder zu versterben.

Dieses Risiko wird jetzt in der -Therapie halbiert. Der Vorteil der Therapie mit dem Multi-Kinase-Hemmer war in allen Patienten-Untergruppen in der Studie zu beobachten, betonte Escudier.

84 Prozent so behandelten Patienten erreichten ein Ansprechen oder eine Stabilisierung ihrer Erkrankung, in der Placebogruppe dagegen nur 55 Prozent. „Und was besonders wichtig ist: Dadurch wurde eine 39-prozentige Verlängerung der Gesamtüberlebens zeit erreicht", führte Escudier weiter aus. Die Hazard Ratio betrug beim Gesamtüberleben 0,72. Die bisher ausgewerteten Daten haben eine Irrtumswahrscheinlichkeit von p=0,018. In dieser Auswertung weist die HR von 0,72 auf einen eindeutig positiven Trend hin.

Dem Functional Assessment of Cancer Therapy Kidney Cancer Symptom Index (FKSI)~10 Score zufolge beeinträchtigte die Lebensqualität der Patienten nicht. Atemwegssymptome und die Möglichkeit, das Leben zu genießen, wurden im Vergleich zu Placebo verbessert. Das neue Medikament wurde allgemein gut vertragen, die Nebenwirkungen waren gut beherrschbar.

Die Wirksamkeit und Sicherheit in einer Kombinationstherapie und als Erstlinientherapie beim Nierenzellkarzinom werden derzeit klinisch geprüft. Der Multi-Kinase-Hemmer in Kombination mit der Standardtherapie Interferon zeigte erste vorläufige, viel versprechende Ergebnisse, schloss Escudier.


Neue Therapieoptionen für bisher nicht behandelbare Patienten notwendig

Das metastasierende Nierenzellkarzinom ist eine unheilbare Erkrankung mit einer Martin Gore MDmittleren Überlebenszeit von zehn Monaten, sagte Dr. Martin Gore, Royal Marsden Hospital, London, Großbritannien. Es spricht in der Regel nicht auf eine Chemo- und Hormontherapie an, jedoch erreichen etwa fünf Prozent der Patienten mit einer hochdosierten, relativ toxischen Interleukin-2-Therapie eine dauerhafte komplette Remission. In randomisierten Studien konnte für Interferon-a ein signifikanter, aber relativ limitierter Vorteil hinsichtlich der Gesamtüberlebenszeit nachgewiesen werden. Dieser Effekt ist laut Gore jedoch wahrscheinlich nur bei Patienten mit einer guten Prognose zu erzielen.

Deshalb sind neue Therapieoptionen notwendig. Zielgerichtete Medikamente wie der Multi-Kinase-Inhibitor von Beyer gehören zu den Ansätzen, die am meisten erhoffen lassen. Und wirken auf zwei Kinase-Klassen, die am Tumorwachstum und an der Angiogenese (Versorgung des Tumors mit Blut und Nährstoffen) mitwirken und wichtige Voraussetzungen für das Krebswachstum sind. Dazu gehören die RAF Kinase, VEGFR-2, VEGFR-3, PDGFR-ß, KIT und FLT-3.

Laut Gore müssen nun verschiedene Kombinationsstrategien geprüft werden. Bei der vertikalen Strategie werden Substanzen eingesetzt, die mehrere Schritte in der Abfolge eines einzigen Signalwegs hemmen; bei der horizontalen Strategie sollen Kombinationen in mehrere unterschiedliche Signalwege eingreifen.

Es besteht auch die Möglichkeit, vollkommen unterschiedliche Behandlungsstrategien zusammenzuführen, so beispielsweise Tyrosin-Kinase-Hemmer und Immuntherapien.

Zu den großen Herausforderungen zählt, solche Studiendesigns zu kreieren, in denen die Wirksamkeit von Dr. Walter StadlerKombinationsschemata mit Tyrosin-Kinase-Hemmern, Zytokinen und Zytostatika beim Nierenzellkarzinom (NCC) geprüft und verglichen wird, so Dr. Walter Stadler von der Universität Chicago in seinen Ausführungen. Das NCC ist ein heterogenes Krankheitsbild mit sehr unterschiedlicher individueller Prognose.

Zum Wirksamkeitsvergleich ist daher eine einheitliche Definition der Ansprechrate einer Therapie gefordert. „Wenn der Haupteffekt einer Therapie darin besteht, das Wachstum des Tumors zu verhindern, dann muss das Ziel darin bestehen, noch genauer den Nutzen für den individuellen Patienten abschätzen zu können", so Stadler. Zudem erfordern Kombinationsstudien zumeist einen Vergleich mit Kontrollgruppen, um zu klären, ob die Kombination gegenüber einem Monotherapeutikum irgendeinen Vorteil bietet.


Gezielte Hemmung von Tumorgenen

Das Nierenzellkarzinom hat bei allen Krebserkrankungen zwar nur einen Anteil von Dr. Axel-Rainer Hanauskezwei bis drei Prozent, es gibt jedoch Belege dafür, dass die Anzahl der Neuerkrankungen kontinuierlich ansteigt, sagte Dr. Axel-Rainer Hanauske, Krankenhaus St. Georg, Hamburg.

Die höchste Inzidenz tritt in Skandinavien und Nord-Amerika auf. Untersuchungen haben ergeben, dass über 50 Prozent der Nierenzellkarzinome Mutationen in dem von-Hippel-Lindau-Gen (VHL-Tumorsupressorgen) aufweisen.

Bei Personen mit der Erbkrankheit VHL-Syndrom ist das Nierenzellkarzinom die häufigste Todesursache. Die Inaktivierung des VHL-Gens führt zu einer Überexpression des Gefäßwachstumsfaktors VEGF, der ein lokales Tumorwachstum und die Bildung von Metastasen fördert. Wird beim metastasierten Nierenzellkarzinom die Bildung von VEGF mit Medikamenten unterdrückt, kann laut Hanauske das Tumorwachstum gezielt gehemmt werden.

Ein anderer bedeutender Risikofaktor ist das Rauchen. Dadurch erhöht sich das relative Risiko etwa um den Faktor 2,7. Weitere Risikofaktoren sind Übergewicht, die Einnahme von Diuretika und täglicher Kaffeekonsum. Auch über eine berufliche Exposition mit Chemikalien in der Lederindustrie, Cadmium, Asbest und Petroleum enthaltenden Produkten wird berichtet. Zur Hochrisikogruppe gehören Patienten mit Niereninsuffizienz, die nach mehreren Jahren Dialyse mit einer Wahrscheinlichkeit von sechs Prozent ein Nierenzellkarzinom entwickeln.


Bayer goes Oncology

Der Multi-Kinase-Hemmer wurde Ende 2005 in den USA für die Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms zugelassen; in Europa wird die Zulassung im zweiten Halbjahr 2006 erwartet. Es ist das erste Medikament, das Bayer im Bereich Onkologie auf den Markt bringt. Gegenwärtig laufen Phase-III-Studien an Patienten mit Leberkrebs, metastasiertem Melanom und dem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom. Bisher wurde das Medikament an fast 8000 Patienten in über 20 Tumorarten getestet.

Zur weiteren Entwicklung von Krebsmedikamenten hat Bayer in West Haven, Connecticut / USA ein globales Forschungszentrum etabliert. Dort arbeiten über 300 Wissenschaftler an der Entdeckung von Onkogenen, an Mechanismen der Krebsentstehung sowie an Proteinen und kleinen Molekülen zur Behandlung. Bayer verfügt über ein ausgewogenes und reichhaltiges Forschungs- und Entwicklungsportfolio. Die wissenschaftlichen Arbeiten konzentrieren sich darauf, die Prozesse und Mechanismen der Tumorentstehung und Metastasierung aufzudecken und durch gezielt angreifende Wirkstoffe zu verhindern.

Gegenwärtig wird an unterschiedlichen soliden Tumoren der Brust, der Nieren, der Eierstöcke, der Leber, des Magens sowie am nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom und Hautkrebs geforscht. Das Credo für die Mitarbeiter des Bereiches Onkologie heißt: „Combining Passion with Purpose -Innovationen schaffen, um das Leben von Krebspatienten nachhaltig zu verbessern".

Kontakt:


Bayer HealthCare AG
Corporate Communications
51368 Leverkusen

http://www.bayerhealthcare.com/

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Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler / K. Fruh
Text: Beyer Health Care
Fotos: © EPS-Schäffler / Beyer Health Care
Quelle: Beyer Health Care

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