Altersblindheit -
das gefährliche Volksleiden

AMD endlich an die Kette gelegt?

 NEON HERZ

 

Altersblindheit - AMD - was ist das eigentlich?

Nun, bei der AMD - auch altersbedingte Makuladegeneration genannt, handelt es sich um eine Erkrankung der zentralen Netzhaut und der unter ihr liegenden Aderhaut. Der Name Makula bedeutet grundsätzlich "kleiner Flecken", beim Auge steht er jedoch als Begriff für das Zentrum des schärfsten Sehens. Damit wird verständlich, warum die AMD oder Altersblindheit so gefährlich ist - weil sie das Zentrum des schärfsten Sehens unwiederbringlich zerstört.


Eine weitere Heimtücke dieser Erkrankung liegt im Befall der Menschen jenseits von fünfzig - Tendenz steigend. Das bedeutet, dass die Menschen - je älter sie werden, zunehmend an AMD erkranken können. Die Gründe dafür liegen zum einen darin, dass die Menschen immer älter werden und an Krankheiten leiden, die vor Hundert Jahren noch nicht das Thema waren, so Darmkrebs oder Diabetes, weil die Menschen nur halb so alt wurden. Zum anderen tragen Umweltverschmutzung, Stress und falsche Ernährung wesentlich dazu bei, dass es zum Ausbruch einer AMD kommt. Besonders nachteilig wirkt sich das Rauchen aus, denn das Nikotin und alle anderen Giftstoffe machen den sogenannten "freien Radikalen" den Weg frei für ihre zerstörerische Arbeit. Die Ablagerung von Schlacken ist schließlich das Ergebnis. Auch erbliche Faktoren sind dabei nicht auszuschließen. Letztlich kann sogar die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Volksgruppe ihren Teil zur Erkrankung beitragen. Auch der "übermäßige Genuss" von Sonnenlicht stellt mit zunehmendem Alter eine Gefahr für die Augen dar, weil das Auge des älteren Menschen die einfallenden energiereichen Lichtstrahlen nicht mehr ausreichend absorbieren kann. Aus diesem Grund ist das Tragen einer guten Sonnenbrille nicht nur im Alter angeraten. Last but not least - ein gesundes Herz, ein gesunder Kreislauf und ein normaler Blutdruck tragen das ihre dazu bei, eine mögliche Erkrankung an AMD im Alter zu verhindern. Fest steht jedenfalls eines: untherapiert führt die AMD zur Erblindung - daran geht kein Weg vorbei. Sie sehen, dass Sie viel tun können für Ihre Allgemeingesundheit zum einen und für den Erhalt Ihrer Sehschärfe und des Augenlichts im Alter zum anderen. Denn gerade im letzten Lebensabschnitt bietet sich dem Menschen heute eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten und anderen Aktivitäten, wie sie vor Hundert Jahren noch völlig undenkbar waren. Es wäre doch jammerschade, wenn Sie auf Grund einer Sehbehinderung darauf verzichten müssten. Übrigens: mit dem Amsler-Test können Sie in wenigen Augenblicken selbst feststellen, ob Sie zu den Risikopatienten gehören oder sogar schon erkrankt sind. Dabei fixieren Sie mit jeweils einem Auge(das andere wird zugehalten) einen Punkt inmitten eines Gitternetzes. Sollten sie verbogene oder verkrümmte Linien wahrnehmen, dann ist es höchste Zeit für einen Arztbesuch.


In Berlin kamen auf Einladung des Deutschen Grünen Kreuzes namhafte Mediziner und Fachjournalisten zusammen, um über dieses ungemein wichtige und ernste Thema zu referieren und zu diskutieren. Bei der AMD wie sie in den westlichen Industrienationen auftritt, handelt es sich um die häufigste Ursache für Erblindung. Damit liegt sie noch vor den Glaukom oder Starerkrankungen. Dabei unterscheiden die Mediziner zwei Krankheitsbilder - das der trockenen AMD und das der feuchten AMD. Letztere ist die weitaus gefährlichere, weil sie schnell und dramatisch fortschreitet und krankhafte Blutgefäße im Bereich der Netzhaut bildet, die wie ein Wurzelwerk nach oben wuchern und die Netzhaut abheben. Durch die Minderwertigkeit der Blutgefäße erklärt sich ihre Undichtigkeit, wodurch es zu mehr oder weniger starken Blutungen kommen kann, die das Sehvermögen rapide mindern. Daher die Bezeichnung feuchte AMD. Das Krankheitsbild der trockenen AMD resultiert aus der Ablagerung von Schlacken an den Photorezeptoren (lichtempfindliche Zapfen, welche über den Sehnerv die Lichtsignale an die Sehrinde im Gehirn weiterleiten) die dadurch absterben. Dieser Prozess schreitet relativ langsam voran, wobei der Fleck abgestorbenen Netzhautgewebes im Laufe der Jahre größer wird. Im Gegensatz zur feuchten AMD ist die trockene nicht therapierbar.


Therapieformen

Da gab es in den vergangenen Jahren eine Reihe von Ansätzen - so die Strahlentherapie, die Blutwäsche und die Akupunktur, aber keine dieser Therapien konnte sich letztendlich durchsetzen.


Dann hielt der Laser in den medizinischen Alltag ein und es ist unstrittig, das diese Methode durchaus in zahlreichen Segmenten der Medizin Gutes zu leisten imstande ist. Nur bei der Behandlung von AMD Patienten konnte oftmals nicht das zufrieden stellen Ergebnis erzielt werden, da bei der Verödung von krankhaftem Gewebe nicht selten gesundes Gewebe zerstört wurde.


In den Neunziger Jahren ging man in Deutschland zur Photodynamischen Therapie über. Hier wird dem Patienten ein Farbstoff eingespritzt, der hernach im Auge durch eine kurze Laserbehandlung aktiviert wird. Die Aktivierung des Wirkstoffes soll das krankhafte Gewebe verschließen. Leider ist diese Therapie nur bei bestimmten Formen der feuchten AMD wirksam.


Chirurgisch lässt sich eine AMD ebenfalls behandeln. Dabei werden die krankhaften Wucherungen entfernt und die Makula gedreht, das heißt, die komplette Netzhaut wird angehoben und an anderer Stelle auf gesundem Gewebeboden wieder neu befestigt.


Durchbruch mit Macugen (Pegaptanib)

Nun soll mit diesen nur teilweise Erfolg versprechenden Therapien Schluss sein, denn in den USA wurde im Jahre 2004 ein neuartiges Medikament zugelassen - Pegaptanib - in Deutschland seit Mai 2006 unter dem Namen Macugen erhältlich. Dieses Medikament bringt den körpereigenen Wachstumsfaktor VEGF 165 zum Stillstand, ein enormer Fortschritt im Hinblick auf die bisherigen Therapien. Dem Patienten wird der Wirkstoff mittels Spritze direkt in den Augapfel an die betroffene Stelle gespritzt. Dabei wird das Auge zuvor lokal betäubt und seine Umgebung desinfiziert. Durch diese punktgenaue Maßnahme wird die Entstehung neuer krankhafter Gefäße verhindert und damit der Verlust des Augenlichtes gestoppt. In der praktischen Anwendung bedeutet das für den Erkrankten: je früher AMD erkannt wird, um so besser. Die Behandlung wird alle sechs Wochen wiederholt, und schon nach einem Jahr tritt in den meisten Fällen eine Festigung des Sehvermögens ein. Nur bei einem Teil der Patienten muss die Therapie noch ein weiteres Jahr fortgeführt werden, bis auch bei diesen Betroffenen der gewünschte Erfolg eintritt. Eine Nachricht wird alle Patienten besonders freuen - das Medikament hat praktisch keine Nebenwirkungen.


Dr. Gerste machte in seiner Einführung deutlich, welche verheerenden Folgen eine unbehandelte AMD für den Patienten nach sich zieht. Es ist ja nicht nur der zunehmende Verlust der Sehkraft, sondern einhergehend damit erfolgt auch eine fortschreitende Isolation und Vereinsamung der Be troffenen, deren Selbstwertgefühl rapide abnimmt. Der Verlust der Lesefähigkeit ist schrecklich genug. Hinzu kommt die Aufgabe der Selbständigkeit in Verbindung mit dem Verlust des Führerscheins. Der Patient kann sich im wahrsten Sinne des Wortes kein Bild mehr von seiner Umwelt machen, sondern bewegt sich nur noch in bizarren Bildstrukturen, die ihm keinerlei Zuordnung mehr möglich machen. Derzeit - so Gerste, sind mehr als 4,5 Mio. Menschen in Deutschland von AMD betroffen. Der Horror der AMD - so der Mediziner, ist nichts Angenehmes oder irgend eine Erscheinung, an die man sich mit der Zeit gewöhnen kann. Vor Hundert Jahren noch, so Gerste, war die AMD eher eine Randerscheinung, da die Menschen eine Lebenserwartung deutlich unter 50 Jahren hatten. An dieser Erwartung hat sich bis heute viel geändert, und das Durchschnittsalter liegt in Deutschland mittlerweile bei 78-80 Jahren. Dementsprechend hoch ist die Anzahl der Menschen, die an AMD erkranken. Mit zunehmender Lebenserwartung wird die Zahl derer die an AMD leiden weiter steigen, führte Gerste aus. Vorbeugen könnte der Einzelne auch durch eine gesunde Lebensweise - also das Rauchen einstellen, viel Rohkost verzehren und reichlich grünen Tee über den Tag trinken.


Prof. Dr. med. Michael H. Foerster von der Augenklinik der Charité in Berlin machte deutlich, dass es sich bei der AMD um eine klinische und gesellschaftliche Herausforderung handelt, die zwar schon 1854 in Berlin beschrieben wurde, in ihrer wirklichen Dimension und Gefährlichkeit jedoch erst im zwanzigsten Jahrhundert erkannt und medizinisch fixiert wurde. Allerdings - so fügte Foerster hinzu, sei die AMD mit einem Gesundheitssystem der jetzigen Form nicht in den Griff zu bekommen. Dazu müssten grundsätzliche Änderungen durchgeführt werden, die schon frühzeitig die Prävention und die Anwendung der möglichen Therapien einschließen. Foerster verwies bei der Behandlung von AMD auf die Kombinationstherapie PDT plus Anti VEGF 165. Hier wird gleichzeitig ein Kontrastmittel gespritzt, wodurch die Anwendung von Macugen noch effizienter und genauer erfolgen kann. Mit der neuen Therapie profitieren gegenüber früher (4% der Patienten) heute zwischen 25 und 30% der Erkrankten von dieser Maßnahme.


Prof. Dr. med. Michael W. Ulbig von der Augenklinik München führte in seinem Referat aus, dass die Vorbeugung in jedem Fall die beste Therapie vor allen anderen sei, denn regelmäßige Augenarztbesuche können von vorneherein eine Erkrankung durch AMD ausschließen oder sie frühestmöglich erkennen, so dass große Erfolge bei einer rasch eingeleiteten Therapie zu erwarten sind. Von großer Bedeutung ist hier die Mitarbeit des Patienten, der alle Veränderungen seines Sehvermögens umgehend dem Augenarzt mitteilt. Denn nur schnelles Handeln bewahrt den Patienten vor irreparablen Schäden, die bis zur Erblindung führen können.


Dr. med. Peter P. Kaupke vom Bundesverband augenärztlicher Diagnostik Centren e.V. (BADC) Berlin machte deutlich, dass die überwiegende Anzahl der Patienten entweder zu spät oder gar nicht ihren Augenarzt zur Behandlung aufsuchen. Das liegt ganz sicher nicht am fachlichen Können der Ärzte - nein, so Kaupke, der Grund dafür liegt in der mangelnden Information der Menschen. Nur ein Bruchteil der in Frage kommenden Altersgruppen ist über die Bedrohung durch Altersblindheit überhaupt informiert, geschweige denn in der Lage genau einzuordnen, um welche spezifische Bedrohung des Sehvermögens es sich handelt. Hier hat die Presse - so Kaupke eine wirkliche Informationspflicht gegenüber allen Menschen im Lande. Wichtig ist, so der Mediziner, dass die Patienten regelmäßig ihren Augenarzt aufsuchen - also nicht nur dann wenn es brennt. Hier bieten die Augen-Diagnostik-Center bundesweite Hilfe in derzeit 105 Niederlassungen an. Mehr als 1100 Augenärzte sind diesem Verband angeschlossen, so dass die konzentrierte Zusammenfassung der Auswertung aller Befunde in kürzester Zeit garantiert ist. Letztlich wies Kaupke darauf hin, dass es sich bei der Makuladegeneration unbestritten um eine Volkskrankheit handelt.


Priv.-Doz. Dr. med. Nicole Eter von der Universitäts-Augenklinik Bonn referierte über die "neue Waffe" im Kampf gegen AMD. Sie schloss sich den Ausführungen ihrer Kollegen an, dass sowohl Laser Therapie als auch die Photodynamische Therapie in Zusammenarbeit mit der Lasertherapie keine 100-prozentigen Erfolge garantieren können. Das sogenannte Restrisiko bleibt in jedem Fall erhalten, mithin ein bestimmter Prozentsatz Patienten, denen eben nicht geholfen werden könnte. Auch die chirurgische Therapie führe nicht immer zum gewünschten Ergebnis, gleichwohl ist sie aber die kostenintensivste von allen. Geradezu genial nehme sich dagegen die neue Therapie aus, bei der durch eine Spritze das entsprechende Medikament direkt in den Augapfel an die betroffene Stelle gespritzt wird. Diese Behandlung bedarf keiner großräumigen OP Anlagen, sie kann ambulant oder von Augenärzten mit entsprechender Praxiseinrichtung durchgeführt werden. Eter machte zudem deutlich, dass die VEGF - Formen nicht unbedingt schädlich sind, da sie ja für das Gefäßwachstum benötigt würden; allein das Übermaß an VEGF und damit Wachstum führt zur Gefäßdegeneration und zum Tumor. VEGF fördert mithin nicht nur das Größenwachstum sondern auch die Leckage. Macugen ist eine synthetisch hergestellte Substanz, die nach Injektion wie ein Antikörper an die VEGF andockt. Dadurch wird verhindert, das VEGF an seinen Rezeptor (Sehzelle) nicht andocken kann. In mehreren Studien wurde die Wirksamkeit von Macugen (Pegaptanib) hinlänglich bewiesen. Bei Macugen handelt es sich somit um das derzeit einzige in Deutschland zugelassene Medikament, das zur Therapierung von AMD erfolgreich eingesetzt werden kann und das Wachstum von AMD verhindert. Die Eigenanteil-Kosten für eine Injektion (eine Behandlung) liegen bei rund 300,00 Euro. Für die Betroffenen und besonders für den Arzt wäre es wichtig, dass diese Leistung von den Kassen übernommen wird, so Eter. Und noch etwas sollten sich die Patienten klarmachen; Macugen hält ein Fortschreiten der Krankheit auf, kann sie jedoch nicht völlig ausheilen. Es sei schon ein sehr großer Fortschritt, dass man jetzt in der Lage sei diese Krankheit zu stoppen, sie quasi einzufrieren. Eine Verbesserung der Sehkraft sei daher nur bei einer geringen Anzahl Patienten zu erwarten, wenngleich die mittlere Sehschärfe nach einer Behandlung über zwei Jahre durchaus zunehmen kann.


Informationen

Deutsches Grünes Kreuz e.V.
Stichwort AMD
Postfach 1207
35002 Marburg
Internet: www.dgk.de

Bundesverband augenärztlicher Diagnostik Centren e.V.
BADC
Meinekestraße 13
10719 Berlin
Internet: badc.de

Weitere Informationen unter:
Internet: www.feuchte-amd.de

Initiative Auge e.V.
Glaukom + AMD
Im Klostergarten 2
67161 Gönnheim
Internet: www.initiative-auge.de

Bund zur Förderung Sehbehinderter e.V.
Selbsthilfe für Sehbehinderte
Internet: www.sehbehinderung-bayern.de

Selbsthilfegruppe für PXE-Erkrankte
Deutschlands 1999 e.V.
Bismarckweg 21
57258 Freudenberg
Internet: www.pxe-groenblad.de

ProRetina Deutschland e.V.
Vaalser Straße 108
5074 Aachen

DBSV-Geschäftsstelle
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
Rungestraße 19
10179 Berlin

Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE e.V.
Kirchfeldstraße 149
40215 Düsseldorf





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Text: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler/ H. J. Rech
Fotos: © EPS-Schäffler, Deutsches Grünes Kreuz
Quelle: Deutsches Grünes Kreuz

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