- Alarmstufe Rot - |
||
In Hamburg trafen sich Fachmediziner, Betroffene und Fachjournalisten zur ersten nationalen Aktionswoche gegen den Gränen Star, auch Glaukom genannt. Von der schleichenden Erblindung sind in Deutschland rund 2,5 bis 3 Millionen latent Menschen betroffen, wovon in jedem Jahr rund 1300 Betroffene Neuerblinden. Doch was macht diese Krankheit so gefährlich? Dr. Ingolf Dürr, Mitarbeiter von Deutschen Grünes Kreuz, leitete die Veranstaltung und bat kompetente Berufskollegen um ihre Einschätzung zur Lage. Grüner Star (Glaukom) Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine sehr gefährliche Augenerkrankung, die unbehandelt zur völligen Erblindung des Menschen führt. Ursache dafür ist eine zunehmende Erhöhung des Augenkammerdrucks, der den Sehnerv im wahrsten Sinne des Wortes abquetscht und zerstört. Diese Prozess zieht sich über Jahre hin, langsam, meist völlig schmerzfrei und schleichend. Das Gesichtsfeld des Betroffenen engt sich langsam aber unaufhörlich bis zur vollständigen Erblindung ein. Gesundung oder Reparatur ausgeschlossen. Besonders gefährdet sind die Menschen ab dem 40. Lebensjahr, die mindestens einmal jährlich eine Glaukom Untersuchung durchführen lassen sollten. Dabei wird nicht nur der Augendruck im Inneren gemessen, sondern der behandelnde Arzt untersucht auch noch den Augenhintergrund sowie den Sehnervenkopf. Ist das Glaukom früh erkannt, ist es durch die moderne Medizin sehr gut behandelbar. Nur in besonders schweren Fällen kann eine Operation notwendig werden. Primäres Ziel ist es, den Augeninnendruck auf ein normales Maß zu senken, um so Schäden am Sehnerv abzuwenden. Dabei kommen grundsätzlich alle drucksenkenden Medikamente zur Anwendung (Augentropfen), da diese am besten auf das erkrankte Auge einwirken. Dr.Uwe Kraffel führte in seinem Referat weiter aus, dass in Deutschland rund 800 Tausend Menschen am chronischen Offenwinkelglaukom leiden, wovon wiederum die Hälfte nicht weiß, dass sie ein Glaukom haben. Früherkennung ist hier im wahrsten Sinne die Mutter der Porzellankiste. Tückisch ist besonders, dass ein Großteil der Erkrankten keinen erhöhten Augendruck hat, so dass eine Betrachtung des Augenhintergrundes und des Sehnervenkopfes von herausragender Bedeutung ist. Leider sehen die Krankenkassen keine Notwendigkeit die Kosten dieser Untersuchung zu tragen. Mithin ist der Patient gehalten das Honorar an den Arzt selbst zu zahlen (z.Zt. 16€). Im Hinblick auf die schwere der Erkrankung und ihre schrecklichen Folgen sollte jedem Menschen ab 40 Jahre sein Augenlicht diese einmalige jährliche Ausgabe wert sein. Die moderne Therapie des Glaukoms "Wir sind auf dem Weg in die Zweiklassenmedizin. In Deutschland gibt es kein Gesundheitswesen, sondern ein Krankheitswesen. Erst wenn der Patient halb tot ist, bekommt er Top-Medikamente und Intensivbehandlung. Das ist mit der Hauptgrund für die fatale Finanzlage der Krankenkassen und des bevorstehenden Zusammenbruchs des Gesundheitssystems in Deutschland." So der niedergelassene Augenarzt Dr. Andreas Bayer vor den Fachjournalisten in Hamburg. Das Durchschnittsalter in Deutschland verschiebt sich immer mehr nach hinten - heißt, immer mehr Menschen werden immer älter. Das bringt - so ketzerisch das auch klingen mag, enorme Belastungen für alle sozialen Systeme, denen sich niemand entziehen kann. Wenn man bedenkt, dass der überwiegende Teil der stationär behandelten Patienten in Deutschland zwischen 45 und 50 Jahre alt ist kann man sich leicht ausrechnen, welchen enormen Anspannungen das Gesundheitssystem ausgesetzt ist. Andererseits sind diese Probleme größtenteils hausgemacht, denn der konsequente Einsatz hochwertiger Medikamente schon im Frühstadium einer Erkrankung, fällt fast immer dem Rotstift der Kassen - sprich der Budgetierung zum Opfer, der alle niedergelassenen Ärzte in Deutschland sowie die Krankenhäuser unterworfen sind. Sparen auf Kosten der Gesundheit - von staatlicher Stelle verordnet; das ist die Realität im deutschen Gesundheitswesen. Dr. Bayer führte in seinem Vortrag die Bedeutung der Früherkennung aus, wonach durch einen erhöhten Innendruck pro Jahr rund 5000 Nervenfasern des Sehnervs absterben. Da der Sehnerv über mehr als 1,1 Millionen Fasen verfügt, wird die Ausbreitung des Grünen Stars über Jahre hinweg vom Betroffenen nicht bemerkt. Inzwischen ist jedoch bekannt, das alle Krankheiten des Auges durch Behandlung des Augendrucks therapierbar sind. Dennoch weigern sich die Kassen für die Innendruckmessung mit Untersuchung des Augenhintergrundes und Sehnervkopfes die Kosten zu übernehmen. Erst wenn der Patient schwerst geschädigt ist, kommt alle Top-Technik und Hochpreismedizin zum Einsatz - meist vergeblich. Das führt dazu, dass in Deutschland des Jahres 2003 die Medizin der 70er Jahre gepflegt wird, was unweigerlich zu größten Problemen führt. So steht Deutschland bei den Verschreibungszahlen neuer Glaukom Medikamente an letzter Stelle. Zudem werden hierzulande mehr "Trabbi Medikamente" statt "Mercedes Medikamente" verschrieben. Das führt dazu, dass die Vorbeugung vernachlässigt wird. Erst wenn die Patienten auf der Intensivstation liegen, werden Unsummen ausgegeben. Noch heute werden Betablocker in Massen verschrieben, obwohl deren Nebenwirkungen bei Risikopatienten bekannt und bessere Medikamente auf dem Markt zu haben sind. Bei den falschen Patienten führen Betablocker nicht selten zum Tode. Außerdem schaffen sie Depressionen, führen zu sexueller Armut und arterieller Hypotonie. So sind diese Medikamente in den USA längst verschwunden. Mithin bleibt festzustellen, dass Betablocker in die Hand des Internisten gehören und nicht in die Hand des Augenarztes - weil; es gibt wesentlich optimalere Medikamente zur Glaukombehandlung. Die Initiative Glaukom e.V. Diese Initiative wurde 1998 als ein gemeinnütziger Zusammenschluss von Betroffenen, Ärzten und Wissenschaftlern ins Leben gerufen. Zur Zeit gehören diesem Verein rund 1300 Mitglieder an. Die Initiative Glaukom e.V. ist der größte Glaukompatienten-Selbsthilfeverband Deutschlands. Ziel der Initiative ist die Aufklärung der Bevölkerung über das Krankheitsbild des Grünen Stars, auch Glaukom genannt. Vorrangig ist die Information über neuartige Behandlungsmethoden und Medikamente. Zudem steht der Verein den Menschen mit Rat und Tat zur Seite. Frau Dr. Gudrun von Thun und Hohenstein-Blaul, niedergelassene Augenärztin und Vorsitzende der Initiative Glaukom e.V., klärte die Zuhörenden über die Arbeit des Vereins auf. Die Hauptbeschäftigung der Vorsitzenden ist die telefonische und/oder schriftliche individuelle Beratung und Information von Patienten und deren Angehörigen. Weiterhin sucht Frau von Thun und Hohenstein-Blaul den intensiven Kontakt zur Presse und Politik, zu Krankenkassen und Ärzten, wobei sie stets nach neuen Mitgliedern Ausschau hält. Stolz ist die Vorsitzende darauf, dass der Verein einen entscheidenden Beitrag zum derzeit besseren Kenntnisstand der Bevölkerung im Hinblick auf das Glaukom geleistet hat. Die Initiative Glaukom e.V. setzt sich außerdem für den Sonderservice "Glaukom plus" ein, ein besonderes jährliches Untersuchungsprogramm für Betroffen in den Arztpraxen. Vor zwei Jahren nahm das erste AugenDiagnostikCentrum in München seine Arbeit auf, Inzwischen gibt es rund 51 dieser Einrichtungen in Deutschland. Weitere 57 sind gegründet. Insgesamt bieten 1200 Augenärzte diesen Service ihren Patienten an. Für einen fest bestimmten Beitrag erhält der Glaukomkranke dort zusätzliche Untersuchungen mit Geräten der Spitzenklasse, die für mehr Sicherheit beim Erhalt des Augenlichtes sorgen. Hilfestellung leistet hier der "Glaukom-Plus" Schutzbrief, etwa vergleichbar mit dem ADAC Schutzbrief. Dieser Schutzbrief ist gegen eine einmalige Gebühr von 82,00 Euro pro Jahr inklusive Mitgliedschaft im verein zu haben. Ein besonders wichtiger Bestandteil der Initiative Glaukom e.V., so Frau von Thun und Hohenstein-Blaul, stellen die Selbsthilfegruppen dar, die sich wegen der sehr aktiv Betroffenen - Frau Huser und Frau Bühler, überwiegend in Baden-Württemberg befinden. Die Aufbauarbeit in den anderen Bundesländern nimmt gottlob erfreuliche Konturen an. Inzwischen ist auch das Bundesgesundheitsministerium aufgewacht und sucht die Hilfe der Initiative Glaukom e.V. Das Wachrütteln der "Gesundheitspolitiker?" gehört mithin zu den primären Aufgaben des Vereins. Glaukomkranke haben nicht nur Anspruch auf ein langes Leben wie andere auch, sondern auch auf ein Leben in Würde im Alter, sagte Frau von Thun und Hohenstein-Blaul zum Abschluss. Worte die Betroffen machen Frau Hilde Huser, die 2.Vorsitzende der Initiative Glaukom e.V. schilderte in bewegenden Worten ihre Erfahrungen, die sie mit der Erkrankung am Grünen Star gemacht hat und noch macht. Bei Frau Huser war die Krankheit angeboren. Mit 13 Jahren wurde sie das erste Mal operiert, weil sie keine Gesichter mehr erkennen konnte. Sie bekam eine Starbrille und erduldete bis zu ihrem 26 Lebensjahr insgesamt sechs Operationen an ihren Augen, wobei ihr Linsen eingepflanzt wurden. In den ersten Jahren geriet sie durch die Möglichkeit zu sehen in regelrechte Panik, sie fühlte sich nach eigenen Worten wie King Kong, auf den die Häuser und Bauwerke nur so einstürzen. Die Ärzte verordneten ihr Beta Blocker. Das Fazit: mehrmals täglich kollabierte die Patientin, wurde zunehmend müder, depressiv und litt unter starker Übelkeit. Es folgte eine weitere Steigerung durch zusätzliche Medikamente pro Tag, was eine rapide Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes verursachte. Ich trocknete im wahrsten Sinne des Wortes aus, begann zu stinken, die Vorstufe der Verwesung. Ich trank zwölf Flaschen Wasser pro Tag, was aber den Vorgang nicht stoppen konnte. Ich entschloss mich einen anderen Arzt aufzusuchen der mir empfahl, das Medikament ganz wegzulassen. Nach einigen Tagen ging es mir spürbar besser und mein Lebenswille kehrte zurück. Trotz der medikamentösen Behandlung werden weitere Operationen nötig sein, so Frau Huser in ihren Ausführungen, was eine psychisch übermenschliche Belastung darstellt. Die Betroffene kann nicht so leben wie andere Menschen, wenn auch ihre Sinne (Hören, Riechen, Schmecken) durch das eingeschränkte Sehvermögen geradezu "animalisch" geschärft wurden. Frau Huser legt allen Menschen aus der eigenen leidvollen Erfahrung heraus die Augen-Vorsorge beim Augenarzt ans Herz. Früherkennung sorgt hier im wahrsten Sinne des Wortes für glasklaren Durchblick - auch im Alter. Damit Ihnen auch Morgen noch die Sonne lacht und Sie den Mondschein genießen können. Informationen: |
||
Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / Körner / RechText:© Ermasch - Presse - Service / Schäffler / Hans Joachim Rech; Deutsches Grünes Kreuz |