Graubünden


Urlaub im Land der Verheißung

Graubünden verlockt zu ausgedehnten Litera-Touren

Chur, Mai 1999 "Mir ist, als wäre ich im Lande der Verheißung.... Hier will ich lange bleiben." Also sprach nicht Zarathustra, wohl aber Friedrich Nietzsche während seiner ersten Reise ins Engadin im Sommer 1879. Der Philosoph suchte eben die höchsten Höhen und tiefsten Abgründe im realen Leben genauso wie im geistigen. Überhaupt scheint die klare Luft Graubündens das Dichten und Denken ungemein zu fördern. Denn die Gästeliste des Kantons liest sich wie ein Who is who der europäischen Geistesgeschichte. Insbesondere Literaturfreunde stoßen überall auf die Spuren großer Autoren und ihrer Werke. Mit der Broschüre "Dichtung und Wahrheit in Graubünden", zu beziehen bei Graubünden Ferien, steht jetzt ein zuverlässiger Führer für ausgedehnte Litera-Touren zur Verfügung.

Theodor Fontane erholte sich in Graubünden, ebenso Gottfried Keller, James Fenimore Cooper, Marcel Proust und Rainer Maria Rilke. Heilung suchten Robert Louis Stevenson, Christian Morgenstern, Robert Musil und Kurt Tucholsky, der das Kurhaus von Scuol-Tarasp ironisch als "Salatorium" verewigte. Hans Christian Andersen schwärmte von dem "herrlichen Bergland", Hermann Hesse lobte dessen "wuchtig, ernste Schönheit", Stefan Zweig meldete "restloses Zufriedensein", Marcel Proust war "hingerissen von der Kraft der Luft, dem Geruch nach Heu und dem Geräusch der Quellen." Thomas Mann stellte kurz und bündig fest: "Dieses Oberengadin ist der schönste Aufenthalt der Welt".

Und im Goethe-Jahr 1999 darf es natürlich nicht unerwähnt bleiben: Auch der Geheimrat aus Weimar kam, sah - und malte. Auf dem Heimweg aus Italien reiste er im Mai 1788 über den Splügenpaß und durch die Via Mala. Die Landschaft beeindruckte Goethe so sehr, daß er sie in mehreren Federzeichnungen festhielt und noch 40 Jahre später einer Freundin vorschwärmte: "Der Weg über den Splügen ist unbeschreiblich schön, die Via Mala ist der schauerlichste Felsenpaß in der ganzen Schweiz."

Die Liste der Dichter und Denker, die Graubünden in den vergangenen 200 Jahren bereist und - fast immer begeistert - geschildert haben, ließe sich endlos fortsetzen. Die meisten kamen als Ferien- oder Kurgäste, manche als Durchreisende, wieder andere - wie Arthur Schnitzler - um in stiller Abgeschiedenheit auf den Pfaden der Liebe zu wandeln. Sir Arthur Conan Doyle, Sherlock Holmes` geistiger Vater, machte 1892 nicht als Schriftsteller sondern als Avantgardist des alpinen Skilaufs und als erster Golfspieler von Davos von sich reden. Viele Dichter empfanden die erfrischende Bergluft aber auch als ideale Arbeitsatmosphäre.

Nietzsche etwa gehört zu diesen Fleißigen. "Hierauf ging Zarathustra wieder zurück in das Gebirge und in die Einsamkeit seiner Höhle und entzog sich den Menschen." So beginnt der zweite Teil von "Also sprach Zarathustra", den der Philosoph im Sommer 1883 in seinem "geliebten Sils Maria im Engadin" niederschrieb. Der Grundgedanke dieses Werks, die Idee der Ewigen Wiederkunft, war Nietzsche bei einem Gang um den Silvaplaner See gekommen. Offenbarungen hat die Region um Sils ihren Gästen auch heute noch zu bieten, zum Beispiel die Wanderung durch das zauberhafte Val Fex. Und Nietzsches "Höhle" ist ebenfalls einen Besuch wert: Das Nietzsche-Haus in Sils Maria hütet viele Erinnerungsstücke an den Propheten des Übermenschen.

Nicht von der Arbeit lassen konnte auch der spätere Urwalddoktor Albert Schweitzer. Während der Sommerferien 1907 in Mulegns und in Celerina bei St. Moritz legte er letzte Hand an die deutsche Ausgabe seiner großen Bach-Biographie. Der Schotte Robert Louis Stevenson beendete "Die Schatzinsel" während einer Kur in Davos. Der größte Teil des Südseeabenteuers entstand 1881/82 in den winterlichen Bergen Graubündens. Auch das bekannteste literarische Werk, das mit dem Kanton verknüpft ist, geht auf einen Kuraufenthalt zurück: Thomas Mann begleitete 1912 seine erkrankte Frau Katja auf den "Zauberberg" nach Davos. Eher unfreiwillig griff Hermann Hesse zur Feder: Nach einem Skiunfall außer Gefecht gesetzt, machte er sich 1928 in Arosa an die Überarbeitung seines Romans "Narziß und Goldmund".

Warum sich gerade Dichter in Graubünden so wohl fühlen? Das hat vielleicht auch damit zu tun, daß es der mit Abstand polyglotteste aller Schweizer Kantone ist. Denn hier sind gleich drei Sprachen zu Hause - mindestens: Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch, das sich wieder in fünf völlig unterschiedliche Dialekte gliedert. Bertold Brecht hat sich sehr für die Sprachenvielfalt interessiert und - wie auch sonst - genau auf Volkes Stimme gehört. Der Dramatiker feierte im Februar 1948 seinen 50. Geburtstag in Chur, während er am Stadttheater die "Antigone" von Sophokles inszenierte. Das Stück hielt sich allerdings nicht lange auf dem Spielplan. Wahrscheinlich kollidierte die Strenge von Brechts Inszenierung mit der fast schon mediterranen Leichtigkeit Churs.

Auf die Spur solcher Geschichten um große Literaten führt die Broschüre "Dichtung und Wahrheit in Graubünden". In 12 reich bebilderten Kapiteln schildert sie den Kanton einmal aus ganz anderer Perspektive - nicht von der Höhe seiner Berge, sondern von der Höhe des Geistes herab. Der Leser geht zum Beispiel mit James Fenimore Cooper dem Autor des "Lederstrumpf", auf Entdeckungsreise zu den Quellen des Rheins. Theodor Fontane und Conrad Ferdinand Meyer führen ihn durch die Via Mala und über den Splügen. Mit Stefan Zweig und Friedrich Nietzsche besucht er das Engadin, mit Rainer Maria Rilke das Bergell und mit Marcel Proust das Valposchiavo. Über die ganz Großen der Weltliteratur werden aber auch die ganz Kleinen unter den Lesern nicht vergessen. Denn schließlich ist die weltweit bekannteste Bündnerin eine Figur aus einem Kinderbuch. Mit Johanna Spyri lernen die jüngsten Feriengäste Maienfeld kennen, die Heimat von Heidi, Alpöhi und Geißenpeter.

Neben den Hinweisen auf Literarisches in Graubünden enthält die Broschüre eine Übersichtskarte und viele nützliche Reisetips: Informationen über Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen, Wandertouren, kulinarische Spezialitäten, Brauchtum und Folklore. Kulturbeflissene Urlauber können sich im Sommer 1999 zum Beispiel auf das Openair-Kinofestival in Chur, auf das 14. Internationale Musikfestival in Davos oder auf Wanderungen über den Kulturweg durch das Hinterrheintal und über den Sentiero Storico durch das Bergell freuen. Abwechslung gibt es in Graubünden mit seinen 615 Seen, 150 Tälern und drei Sprachen mehr als genug. Da kann es nicht schaden, einige der größten Dichter und Denker als Reiseführer zu haben.

Malerisches aus den Bündner Bergen

Graubünden lockt 1999 mit kulturellen Genüssen

Chur, Mai 1999 Diese Besucher lockte ausnahmsweise nicht die malerische Landschaft nach Graubünden. Vielmehr sollten die Truppen Kaiser Maximilians I. die Bündner unter habsburgische Herrschaft zwingen. Die zeigten sich davon wenig begeistert und schlugen die Invasoren im Sommer 1499 an der Calven, der engsten Stelle des Münstertals, zurück. So sicherten sie vor genau 500 Jahren ihre Unabhängigkeit. Inzwischen hat sich das Verhältnis der Bünder zu Besuchern von außerhalb merklich entspannt. In diesem Jahr laden sie ihre Gäste nicht nur ein, das historische Jubiläum mit ihnen zu feiern, sondern verwöhnen sie obendrein mit kulturellen - vor allem malerischen - Genüssen. Dazu gehören eine Angelika Kauffmann-Retrospektive, die Wiedereröffnung des Segantini Museums und das 1. Engadiner Ethno-Festival.

Banadetg - sprich: Banadetsch - Fontana fiel 1499 in der Schlacht an der Calven und gilt seither als Nationalheld Graubündens. Der Vogt der Burg Rätia-Ampla bei Riom im Surses-Tal war einer der Anführer der Mannen, die den Kaiserlichen damals zeigten, was ein Bündner Harke ist. Rund um seine Burg wird in diesem Sommer ein ganzes Feuerwerk an Jubiläumsfeiern gezündet.

Gleichfalls im Frühsommer zündet Chur ein kulturelles Glanzlicht an, um eine Frau zu ehren, die hier 1741 zur Welt kam. Auf die Kantonshauptstadt trifft zur Zeit zu, was schon 1781 ein Verehrer der Malerin Angelika Kauffmann schrieb: "Die ganze Welt ist nach Angelika verrückt."

Die Veranstaltungen in Chur stellen nicht nur eine herausragende Malerin vor, sondern auch eine der ungewöhnlichsten Frauen ihrer Zeit. Als malendes Wunderkind gefeiert, ebenso musikalisch wie sprachbegabt verkehrte sie mit den Geistesgrößen ihrer Zeit. Kaiser und Könige drängten sich danach, von ihr porträtiert zu werden. Ihre Historiengemälde wiesen einem ganzen Genre den Weg. Und da zur musischen auch noch die geschäftliche Begabung kam, zierten Reproduktionen ihrer Werke um Ende des 18. Jahrhunderts kunsthandwerkliche Gegenstände ohne Zahl. Die Ausstellungen bieten auch eine hervorragende Gelegenheit, Chur kennenzulernen, die älteste und eine der malerischsten Städte der Schweiz.

Malerisch geht es in diesem Sommer auch in St. Moritz zu. Nach seiner Renovierung öffnet am 12. Juni das Segantini Museum wieder seine Tore. Der Maler Giovanni Segantini, 1858 in Arco bei Trient geboren, zog 1886 nach Graubünden. Fern vom etablierten Kulturbetrieb Mailands fand er hier - in Savognin, Soglio und Maloja - seine Themen: die Natur, die Bauern und Hirten. Und er fand das klare Licht der Berge. Seine Werke im Stil des Symbolismus - zum Beispiel "Das Pflügen" oder "Ave Maria bei der Überfahrt" - machten ihn zu einem gefeierten Maler in ganz Mitteleuropa. Am 28. September 1899 starb er - erst 41 Jahre alt - auf dem Schafberg bei Pontresina. Bilder Segantinis hängen in den großen Gemäldegalerien der Welt zwischen San Francisco, Wien, Rom und Berlin. Die bedeutendste Sammlung aber, mit über 40 Werken, beherbergt das Segantini Museum in St. Moritz. Der Kuppelbau aus dem Jahr 1908 ist zum 100. Todestag des Malers grundlegend renoviert worden. Die Gemälde - etwa das monumentale Alpentriptychon "Werden, Sein, Vergehen" - kommen nun besser zur Geltung denn je. Die Wiedereröffnung des Museums bildet den Auftakt zum Gedenkjahr und zu einer großen Jubiläumsausstellung. Darüber hinaus macht eine ganze Reihe weiterer Veranstaltungen mit dem Werk des Künstlers vertraut.

Einen ganz unmittelbaren Zugang bietet zum Beispiel der Sentiero Segantini. Dieser Wanderweg rund um Maloja verbindet 15 Stationen, die für Segantinis Schaffen von Bedeutung waren. Wer zuerst die Ausstellung besucht und dann die Plätze, an denen der Maler seine Staffelei aufgestellt hat wird eines erfreut feststellen: Die grandiosen Bergpanoramen des Bergell und des Oberengadin haben sich nicht verändert, seit sie vor über 100 Jahren Giovanni Segantini Modell gestanden haben.

Auch von Bergün im Albulatal aus kann man wieder auf den Pfaden der Kunst wandeln. Im Rahmen der 6. Kunst-Wanderwochen von 5. Juni bis 9. Oktober führen kleine bis mittelgroße Touren zu den kunsthistorischen Schätzen Graubündens. Musikalische Beiträge ergänzen das Besichtigungsprogramm und machen die stressfreien Wanderungen zu Erfahrungen für Körper, Geist und Seele.

Ganz ähnliche Erfahrungen warten auch auf die Besucher des 1. Engadiner Ethno-Festivals vom 1. - 3. Oktober. Dabei präsentieren sich in St. Moritz und fünf weiteren Oberengadiner Gemeinden sechs Volksfeste aus dem Alpen- und Voralpenraum. "Masken" lautet das Thema dieses ersten Festivals. Und wer Spaß an buntem Treiben hat, darf dieses Ereignis nicht verpassen. Denn wo sonst bietet sich schon die Gelegenheit die Basler Fasnacht, den Karneval von Venedig oder das Imster Schemenlaufen aus Tirol gleichzeitig zu erleben? Das Festival, das regelmäßig am ersten Oktoberwochenende stattfinden soll, umfaßt auch attraktiven Begleitveranstaltungen, wie z.B. Folkloreabende.

Einmal mehr stellen die Bündner in diesem Jahr unter Beweis, daß sich die Kultur bei ihnen auf ebenso hohem Niveau bewegt wie die Landschaft. Und die Teilnahme der Imster Schemenläufer am Engadiner Ethno-Fetival zeigt, daß 500 Jahre nach der Schlacht am Calven auch die habsburgtreuen Tiroler gern gesehene Gäste sind.



Internet: www.graubuenden.ch


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