Tourismusanalyse 2021 – Corona ändert(e) fast alles

 

 

Die Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie prägten das abgelaufene Reisejahr. Nur noch 37 Prozent der Bundesbürger – und damit rund 40 Prozent weniger als noch 2019 – sind 2020 wenigstens 5 Tage verreist. In der modernen Geschichte des Reisens hat es einen solchen Einbruch noch nicht gegeben, selbst zu Zeiten der Golfkriege, der Terroranschläge am 11. September oder der Wirtschafts- und Finanzkrise verreiste stets die Mehrheit der Bundesbürger.


Supermarkt statt Spanien

Vor zwölf Monaten war die Welt des Reisens noch in Ordnung. Zwar gab es erste Berichte über ein neues Virus in China, aber die meisten Bundesbürger planten und buchten trotzdem ihren Urlaub. Im Laufe weniger Wochen ging es dann sehr schnell: Berichte über das Coronavirus bestimmten die Schlagzeilen, die Unsicherheit stieg, Buchungen wurden storniert, Grenzen geschlossen, Einreiseverbote verhängt und Rückholaktionen gestartet. Ende April sprach das Auswärtige Amt dann eine weltweite Reisewarnung aus und appellierte an die Bundesbürger, zuhause zu bleiben.



Erst im Juni wurden diese Einschränkungen dann teilweise wieder aufgehoben und die Hoffnung auf einen halbwegs normalen Sommerurlaub stieg. Während ausländische Destinationen versuchten, mit Rabatten und zusätzlichen Schutzmaßnahmen (z.B. Maskenpflicht im Flugzeug und zahlreichen Einrichtungen, strenge Hygieneregeln) deutsche Urlauber zu gewinnen, waren zahlreiche inländische Hotels bereits restlos ausgebucht.


Im Spätsommer kündigte sich jedoch die zweite Welle an und Diskussionen über Beherbergungs- und Reiseverbote wurden schnell Wirklichkeit.


All dies prägte das Reisejahr 2020 und entsprechend zurückhaltend zeigten sich die Bundesbürger beim Thema Reisen. Nur gut jeder Dritte (37%) war 2020 wenigstens fünf Tage im Urlaub. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um rund 40 Prozent (2019: 61%).


Urlaub vor der eigenen Haustür

Über die Hälfte aller Urlaubsreisen fand 2020 in Deutschland statt – so viele wie zuletzt in den 1970er Jahren. Allerdings war die Anzahl der Reisenden insgesamt geringer, sodass die Anzahl der Ankünfte in Deutschland in etwa gleichblieb. Betrachtet man allein die Marktanteile, so wuchs der Anteil an Inlandsreisenden – im Vergleich zum Vorjahr – um über 20 Prozentpunkte auf 56 Prozent. Bayern, Niedersachen und Baden-Württemberg konnten ihre Marktanteile dabei jeweils in etwa verdoppeln.



Neben den traditionellen Ferien-Bundesländern im Norden und Süden des Landes wurden 2020 auch andere Feriengebiete massenhaft besucht. So verbrachten beispielsweise doppelt so viele Bundesbürger ihren Haupturlaub in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen wie in der Türkei. In Brandenburg waren mehr Urlauber als in Kroatien und in Hamburg urlaubten genauso viele wie in ganz Frankreich.


Österreich erobert Spitzenplatz

Erstmals seit etwa 50 Jahren war Österreich wieder das beliebteste Auslandsreiseziel der Bundesbürger. Genau wie Anfang der 1970er Jahre folgten Italien und Spanien auf den nächsten Plätzen.



Im 10-Jahres-Vergleich zeigt sich ein uneinheitliches Bild: Während Flugreiseziele wie Spanien und die Türkei nur noch einen Bruchteil ihrer Gäste willkommen heißen konnten, war der Rückgang in Italien, Frankreich oder Kroatien nicht ganz so hoch. Ein wesentlicher Grund hierfür war die Möglichkeit, diese Feriengebiete mit dem eigenen Auto erreichen zu können sowie unterschiedliche Reisewarnungen.


Entgegen dem allgemeinen Trend konnten Skandinavien, Polen, Österreich, die Benelux-Staaten sowie Griechenland ihre Marktanteile bei deutschen Urlaubern erhöhen – wenn auch auf einem niedrigeren Gesamtniveau. Hauptgründe hierfür waren die relativ kurze Anreise sowie eine – zumindest gefühlt – geringere Unsicherheit.


Der Wert für Griechenland hingegen erklärt sich mit der Sondersituation vor zehn Jahren: 2010 führte die Griechenlandkrise zu einem massiven Einbruch bei den Touristenzahlen, die deutlich unter dem Niveau der Vorjahre lagen.


Fernreisemarkt erleidet historischen Einbruch

Nach dem Rekordjahr 2019 folgte für den Fernreisemarkt ein fast schon dramatischer Absturz im Jahr 2020. Lediglich jeder fünfzehnte Urlauber wählte noch eine Feriendestination außerhalb Europas. Urlaubsreisen nach Afrika oder Amerika fanden 2020 fast überhaupt nicht statt. So sank z.B. der Anteil deutscher Urlauber, die in die USA und Kanada, nach Ägypten und Tunesien reisten, um jeweils rund 80 Prozent und auch die Inselparadiese in der Karibik wurden deutlich seltener angeflogen.



Reinhardt: „Im Jahresvergleich muss weit zurückgeschaut werden, um einen so geringen Fernreiseanteil zu finden. Zuletzt verreisten Anfang der 1990er Jahre so wenige Bundesbürger außerhalb der europäischen Grenzen“.


Reiseabsichten 2021 - Zwischen Hoffen und Bangen

Derzeit ist völlig offen, wann Hotels wieder öffnen, Reisewarnungen aufgehoben und Flugzeuge wieder abheben werden. Auch welche Voraussetzungen notwendig sein werden, um überhaupt verreisen zu können, steht nicht fest – von negativen Corona-Tests über Impfnachweise bis hin zu Quarantäneaufenthalten.



Und wenn endlich wieder die Koffer gepackt werden können, wie wird der Urlaub vor Ort dann wohl aussehen? Maskenpflicht am Strand und Pool? Keine Buffets und Barbesuche? Zimmerservice nur einmalig vor der Anreise und Temperaturkontrollen in Geschäften, Museen und Freizeiteinrichtungen? Wie wird es mit Geselligkeit, Flirts, gemeinsamen Feiern oder Ausflügen weitergehen?


Und mit welchem Gefühl werden die Reisenden unterwegs sein? In ständiger Angst, sich zu infizieren, krank zu werden oder gar ärztliche Hilfe zu benötigen? Oder aber wird mit weniger Infizierten, flächendeckenden Impfungen und besserem Wetter die Unbeschwertheit zurückkehren und die Vergangenheit vergessen und verdrängt werden, so wie nach Terrorabschlägen, Naturkatastrophen oder sonstigen Krisen?


Fest steht: Derzeit ist kaum absehbar wann und wie 2021 verreist werden kann. Dennoch plant bereits jetzt fast die Hälfte der Bundesbürger dieses Jahr in den Urlaub zu fahren. Jeder Fünfte möchte sogar mehrmals die Koffer packen. Ein Drittel ist noch unentschlossen und wartet die Entwicklung weiterhin ab. Sich sicher dieses Jahr nicht zu verreisen, ist dagegen lediglich ein knappes Viertel der Bevölkerung.



Jürgen Heuer, Prof. Dr. U. Reinhardt und Marcel Schäffler v.lks.(Archivfoto)



Internet: www.stiftungfuerzukunftsfragen.de


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Quelle: BAT-Stiftung für Zukunftsfragen

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