Markus Kemper, Chef der IMT GmbH, und sein Marken-Botschafter Horst Janson an dem Öl-Dialyse-Gerät für Lkw. Der Produktionsstart wurde am Donnerstag in Roßlau vollzogen.
Als die 50-Grad-Marke erreicht ist, wird das Brummen lauter. "Hören Sie?" Markus Kemper, Geschäftsführer der im Oktober 2008 gegründeten Roßlauer IMT GmbH, weist auf die metallische Platte des großen blauen Kastens. "Jetzt beginnt die Dialyse."
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Vor Kemper steht ein "Patient", der ein paar Jahre alt ist, einige Tonnen wiegt, mehrere zehntausend Kilometer auf dem Tacho hat - und dringend einen Ölwechsel braucht. Bislang musste der Lkw für den Komplettaustausch in die Werkstatt gefahren werden.
Jetzt steht das Fahrzeug auf dem Hof der Roßlauer Karl-Liebknecht-Straße und bekommt sein Öl abgelassen und außerhalb des Motors "gewaschen". Wasser, Ruß und kleine Metallpartikel - die störenden Fremdstoffe - werden gezielt herausgefiltert - und das wieder schmierfähige Öl zurück in den Motor geleitet und um das herausgefilterte Öl aufgefüllt. "Das System ist vergleichbar mit der Dialyse beim Menschen", sagt Kemper. "Allerdings ist das Blut viel schwieriger zu reinigen."
Drei Jahre Forschungsarbeit

Drei Jahre hat Kemper intensiv an der Öl-Dialyse gearbeitet - und eine siebenstellige Summe investiert. "Es war ein harter und steiniger Weg bis hierher", räumt der Unternehmer ein. Auf dem ehemaligen Gelände des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums Roßlau erfolgte gestern der offizielle Produktionsstart für den "OD 2000", der in den nächsten zwei Jahren exklusiv von der Hagener Firma Europart vertrieben wird.
Das 1948 gegründete Familienunternehmen ist spezialisiert auf den Handel mit Lkw-Verschleißteilen und Werkstattbedarf, hat 170 Standorte in 29 Ländern, 1 500 Mitarbeiter und wird 2010 nach eigenen Angaben einen Umsatz von 400 Millionen Euro machen. Europart soll die Öl-

Dialyse zum Erfolg machen. Die Allianz Versicherung sichert das Projekt ab - und versichert durch Öl-Dialyse gereinigte Motoren. "Dass es solch große Partner gibt", sagt Joachim Hantusch, der Dezernent für Wirtschaft und Stadtentwicklung, "ist enorm wichtig, um den Durchbruch auf dem umkämpften Markt zu schaffen."
500 000 Tonnen Altöl fallen jedes Jahr in Deutschland an. 300 000 Tonnen davon stammen aus Motoren. "Mit unserer Methode lässt sich davon die Hälfte sparen. Mindestens", benennt der Erfinder, Entwickler und Initiator Kemper den entscheidenden Vorteil. "Wir brauchen weniger Neu-Öl und lassen weniger Alt-Öl entstehen." Vier Dialysen garantiert Kempers Firma bislang je Öl. "Wir arbeiten intensiv daran, dass die Intervalle länger werden."

Hugo Junkers war es, der den Junkers-Fan Kemper vor einigen Jahren nach Dessau gelockt hat. "Ich habe mich in diese Stadt verliebt", gesteht der Unternehmer, der vor Ort viele Partner fand. Trotz anfänglicher Skepsis hat die Stadtverwaltung Kemper bei der Ansiedlung unterstützt. "Vielleicht hat die Dialyse die Qualität der Junkersschen Kalorimeter-Erfindung?", hofft Oberbürgermeister Klemens Koschig. Begleitet von den Motoren-Experten des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums in Roßlau, hat die Stadt ihren Lkw-Fuhrpark bei der Dessauer Verkehrsgesellschaft, beim Stadtpflegebetrieb und der Feuerwehr schon auf die Öl-Dialyse umgestellt. "Die Erfahrungen", so Koschig, "sind positiv."

All das und die Aussicht auf vorerst zehn neue Arbeitsplätze hat auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsministerium überzeugt, die IMT GmbH zu unterstützen. "Sachsen-Anhalt fehlt es an jungen Start-Ups, an innovativen Unternehmen", sagte Wirtschaftsminister Reiner Haseloff, freut sich über "das neue Signal aus dem Land der erneuerbaren Energien" und sieht die Skepsis der etablierten Motorenöl-Hersteller an der Öl-Dialyse nur positiv. "Alles andere wäre verwunderlich. Hier geht es knallhart um Marktanteile."
"Die Ressource Öl ist endlich." Diese Tatsache ist es, die Kemper zuversichtlich macht, dass sich seine Idee durchsetzt. Mit der Öl-Dialyse könne jeder etwas für den Umweltschutz tun - und sparen. Pro Ölwechsel und Lkw 50 bis 100 Euro. Doch natürlich geht es sowohl Kemper als auch Alexander Pederzani, Chef von Europart, auch um das eigene Geschäft.
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Der Schauspieler Horst Janson ("Steiner - Das eiserne Kreuz", "Forsthaus Falkenau", "Soko 5113") wurde als Marken-Botschafter verpflichtet. Europart selbst hat acht Leute speziell für die Öl-Dialyse ausgebildet. "Wir glauben an das Thema", sagt Pederzani. Anfangs werden seine Leute deutschlandweit mobil unterwegs sein, um den Firmen die neue Technik nahe zu bringen. Als Einstieg ist es möglich, den "OD 2000" zu leasen. "Ab der zehnten Dialyse im Monat rechnet sich das", sagt Pederzani. Später wird es das Dialyse-Gerät auch zum Kauf geben. "Wir hatten schon erste Anfragen aus dem Tschad."
Pläne für Pkw und Schiffe

Vorerst können nur Lkw die Öl-Dialyse nutzen. "Für Pkw existiert aber schon ein Prototyp, der Mitte nächsten Jahres marktreif sein soll", ist Kemper optimistisch und voller Pläne. Seine Firma, die IMT GmbH, hat gerade das ehemalige Junkers-Verwaltungsgebäude auf dem Junkalor-Gelände in Dessau gekauft, will das Haus und die Flächen drum herum entwickeln.
Denn Kemper denkt groß. Richtig interessant wird die Öl-Dialyse bei Schiffsmotoren. Die haben ganz andere Dimensionen. Die Dialyse-Geräte dann auch.
Internet:
www.oel-dialyse.de