Beim Essener Energiekonzern RWE befindet sich offenbar alles im grünen Bereich. Ein zufriedener Vorstandsvorsitzender und ein nicht minder zufriedener Finanzvorstand trugen auf der Pressekonferenz in Essen die neuesten Zahlen, Entwicklungen und Zukunftsstrategien vor.
"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Der RWE-Konzern hat im Geschäftsjahr 2004 die gesteckten Ziele erreicht und sogar übertroffen. Nun ist das Unternehmen voll auf das Kerngeschäft Energie und Wasser fokussiert." So der Vorstandsvorsitzende Harry Roels.
Die
Rahmenbedingungen in Deutschland haben sich nicht wesentlich verbessert.
Von der deutschen Wirtschaft gehen keinerlei Impulse aus, und auch der
politische Entscheidungswirrwarr trägt nicht unbedingt zur Investitionsfreudigkeit
der Unternehmen in Deutschland bei. Dennoch gelang es dem RWE-Konzern
hervorragende Ergebnisse zu erzielen. So liegt das operative Ergebnis
deutlich über dem Vorjahr 2003 und konnte um 8% auf rund 6 Mrd.
Euro gesteigert werden. Bereinigt um die Entkonsolidierungen (Consol
und Heidelberger Druckmaschinen
sowie Wechselkurseffekte) erreichte das betriebliche Ergebnis sogar
10% mehr als in 2003. Beim EBITDA hielt RWE mit 8,4 Mrd. Euro ungefähr
den Vorjahreswert. Das Nettoergebnis hat sich gegenüber 2003 deutlich
verbessert und liegt zum Ende des Geschäftsjahres 2004 bei 2,1
Mrd. Euro. Der Vorjahreswert wurde durch die planmäßigen
Firmenwertabschreibungen um 10% übertroffen. Das Ergebnis je Aktie
stieg von 3,45 Euro auf 3,80 Euro.
Aktionäre freut euch, denn im Hinblick auf diese Ergebnisentwicklung werden Vorstand und Aufsichtsrat der RWE-Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2004 eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie vorschlagen. Gegenüber 2003 bedeutet das einen Anstieg von 20%. Die Ausschüttungsquote liegt damit nur knapp unter der 50% Marke. Für das Geschäftsjahr 2006 hat der Vorstand eine Ausschüttungsquote von 50% als Ziel markiert. Beim ROCE konnte der Konzernwert deutlich gesteigert werden, denn er lag bei 12,8 % und damit weit über den Kapitalkosten von 9%. Damit hat das Unternehmen bereits die Zielmarke von 2005 in 2004 erreicht. Der operative Erlös wuchs nach Bereinigung von Sondereffekten und Wechselkursveränderungen um 6%. In 2004 erwirtschaftete der RWE-Konzern einen Außenumsatz von 42,1 Mrd. Euro.
Das im Jahr
2000 eingeleitete Kostensenkungsprogramm wurde auch in 2004 erfolgreich
weitergeführt. Das jährliche Kostenniveau senkte sich dabei
um 2,6 Mrd. Euro. Im Mittelpunkt stand die deutsche Stromerzeugung.
Allerdings
will man noch bis Ende 2006 durch zwei noch laufende Programme rund
700 Mio. Euro einsparen, wovon 500 Mio. Euro auf Restrukturierungen
entfallen. Im Bereich der Nettoverschuldung wurden die Finanzlasten
auf 12,4 Mrd. Euro gedrückt. In einem Zeitraum von nur zwei Jahren
wurden 11 Mrd. Euro Miese gut gemacht. Der operative Cash Flow betrug
4,9 Mrd. Euro, was ein Minus von 7% gegenüber 2003 bedeutet. Berücksichtigen
muss man jedoch dabei zum einen den Ausstieg bei Consol sowie Steuernachzahlungen
aus früheren Geschäftsjahren. Wenn man diese Beträge
herausnimmt, bewegt sich der Cash Flow ein wenig über dem von 2003.
Der Free Cash Flow (das ist der Cash Flow abzüglich der Sachinvestitionen)
aus der laufenden Geschäftstätigkeit erreichte 1,5 Mrd. Euro
und liegt damit deutlich über dem Ergebnis, das für die Dividende
notwendig ist. Der Rückgang beim Personal ist in erster Linie auf
den Verkauf von Unternehmen zurückzuführen. Derzeit beschäftigt
der RWE Konzern weltweit 97.777 Mitarbeiter. Durch Abgabe verschiedener
Unternehmen aus dem Konzern schieden 24469 Mitarbeiter aus. Größter
Brocken war die Entkonsolidierung von Heidelberger Druckmaschinen. Hier
schieden allein 22036 Mitarbeiter aus dem RWE-Konzern aus.
Was bringt 2005 ?
Bei RWE hat
man sich zum Ziel gesetzt, das betriebliche Unternehmensergebnis weiter
zu verbessern. Entkonsolidierung von Heidelberger und RWE Umwelt sowie
Währungseffekte lassen einen Zuwachs
im einstelligen Bereich erwarten. Allerdings werden diese Ergebnisse
wahrscheinlich durch höhere Steinkohlekosten und der beginnenden
Regulierung am deutschen Markt beeinflusst. Preiserhöhungen beim
Endkunden sind demnach denkbar. Nie zuvor in der Energiewirtschaft wurden
angemeldete Preiserhöhungen so energisch von der Energiebehörde
durchleuchtet und abgeklopft. Die Anhebung der Preise wird sich zwischen
4% und 6% bewegen. Nicht zuletzt der Anteil der Nutzungsentgelte (30%)
und die Beschaffung der Rohstoffe am Wholesale-Markt mit deutliche gestiegenen
Preisen sorgen für einen Preisauftrieb beim Endkunden. Dagegen
stehen erfreulicherweise positive Entwicklungen im europäischen
Energiegeschäft, aber auch im britischen Wassergeschäft stehen
die Lichter auf Grün. Für das Geschäftsjahr 2006 peilt
der RWE-Konzern einen ROCE von 14% an.
Mit Blick auf
die Zukunft will der Konzern bei den Investitionen in gewohnter Weise
klotzen. So
soll das Londoner Wassernetz über einen Zeitraum von fünf
Jahren erweitert und modernisiert werden. Das Volumen beläuft sich
dabei auf 4,4 Mrd. Euro. Die dicksten Brocken investiert RWE in die
Zukunft der Energieversorgung und Energiesicherheit. Für die nächsten
15 Jahre sind Ausgaben in Höhe von 12 Mrd. Euro vorgesehen. Dazu
gehören neue Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland und Wales
(England). Insgesamt will RWE Sachinvestitionen im Zeitraum 2005 bis
2009 in der Größenordnung von rund 20 Mrd. Euro tätigen.
Dagegen wurde eine Abkehr von der nicht mehr nachvollziehbaren Förderung
des Windradunsinns gefordert. Deutschland steht in den kommenden Jahren
vor gigantischen Investitionen. Der RWE-Konzern will seinen Teil dazu
beitragen.
Zur gesetzlich-politischen
Verantwortung fanden die Vorstandsmitglieder klare Worte. Die Regulierungen
dürfen nicht zur Zwangsjacke und zum Würgeknebel der deutschen
Energielieferanten werden. Die deutsche Politik muss berechenbar bleiben
- und zwar auf lange Sicht. Der RWE-Konzern erwartet eine klare energiepolitische
Linie. Energiepreise müssen bezahlbar bleiben, wobei Risiko und
Nutzen des jeweiligen Energieträgers nüchtern und objektiv
analysiert werden müssen. 2005 wird für die Stromerzeuger
und Gaslieferanten das erste Jahr mit staatlicher Netzregulierung werden.
Für die kommenden Jahre geht man bei RWE von negativen Auswirkungen
aus, denen mit Effizienz hebenden Maßnahmen begegnet werden soll.
Kritik wurde auch laut bei der Einsetzung von 16 Regulierern statt einem,
wie von der EU gefordert. Hier wird Föderalismus zum wirklichen
Hemmschuh. Die Verbraucher wollen Energiesicherheit und bezahlbare Preise.
Der Konzern will seine Investitionen für Jahrzehnte tätigen
- und dementsprechend müssen sie sich rechnen. Das geht nur mit
verlässlichen Zusagen und einer berechenbaren Politik.
Der Vorstand stellte das Geschäftsjahr 2005 unter das Motto:
"Viele Wege - ein Ziel: immer besser werden"
Das
bedeutet in erster Linie die eigenen Stärken zu intensivieren,
auszubauen, um sie optimal am Markt einzusetzen. Dagegen sind die erkannten
Schwächen noch rigoroser zu beseitigen. Mithin will der Konzern
seine bestehende gute Positionierung einsetzen, um das Beste mit allen
Mitarbeitern zu erreichen. Der Energiekoloss RWE steht auf einem soliden
Fundament und wird sich den vor ihm liegenden Herausforderungen mit
Entschlossenheit, Weitsicht und Verantwortung stellen. Er hat sich so
im Markt platziert, dass der optimale Erfolg garantiert ist.
Internet: www.rwe.com |