Praxis-Leitlinien: |
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Integrierte Versorgung – das Erfolgsrezept gegen Rückenschmerzen Die Zahl der Leitlinien in der Schmerztherapie steigt – und mit ihr die Desorientierung von Ärzten und Patienten. Denn viele Leitlinien haben Defizite und Schwächen. Darum starten die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) und die Patientenorganisation Deutsche Schmerzliga (DSL) das Projekt »Praxis-Leitlinien«. Ziel ist eine bessere Behandlung von Schmerzpatienten. Die Methodik des Leitlinien-Prozesses wird auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt präsentiert. Priv. Doz. Dr. Michael A. Überall; Barbara Ritzert, Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe; Dr. Horlemann Leitlinien sind einerseits eine gute Sache: Sie sollen »Ärzten und Patienten bei der Entscheidungsfindung für eine angemessene Versorgung in spezifischen Krankheitssituationen unterstützen, um die medizinische Versorgung zu verbessern«. Andererseits bereiten Leitlinien Ärzten Verdruss: »Es gibt inzwischen eine Flut von Leitlinien, auch im Bereich der Schmerztherapie, wobei Quantität nicht Qualität bedeutet«, kritisieren Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident des Deutschen Schmerz- und Palliativtages und seine Kollegen. Vielmehr würden manche Leitlinien, so die Experten, die Versorgung von Schmerzpatienten eher erschweren denn verbessern. So kritisieren die Experten beispielsweise an der »Leitlinie zum Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen« oder der »Nationalen Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz« dass »deren Aussagen weder den praktischen Erfahrungen engagierter Schmerztherapeuten entsprechen, noch die Erwartungen betroffener Patienten berücksichtigen«, formuliert Priv. Doz. Dr. Michael A. Überall, Leiter des Instituts für Qualitätssicherung in Schmerztherapie und Palliativmedizin in Nürnberg. Hinzu kämen, so die Experten weiter, fehlende Transparenz, fehlerhafte Darstellungen und Interpretationen wissenschaftlicher Studien und »eminenzdominierte« Empfehlungen. LEITLINIEN SIND KEINE RICHTLINIEN,also rechtlich nicht bindend und keine Vorgabe für Ärzte. Dennoch werden sie im Einzelfall etwa genutzt bei Auseinandersetzungen vor Gericht, von Standesgremien, wenn es um die Zulassung von Ärzten oder um Arzneimittelregresse geht, oder von Richtern als Ersatz für Gutachten. Nicht zuletzt erwarten sich Politiker durch die Umsetzung von Leitlinien auch finanzielle Einspareffekte im Gesundheitswesen. »Eingesetzt als Orientierungshilfe, die externe, wissenschaftliche Evidenz mit der praktischen Erfahrung von Ärzten und den Erwartungen Betroffener kombinieren, sind Leitlinien sinnvoll und wichtig«, erklärt Überall. Darum haben die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) e.V. und die Patientenorganisation Deutsche Schmerzliga (DSL) e.V. beschlossen, entsprechend diesem Prinzip Praxis-Leitlinien für den Bereich Schmerztherapie zu entwickeln. Diese sollen eine hohe fachliche und methodische Qualität haben und unter Bedrücksichtigung internationaler Empfehlungen zur Leitlinienentwicklung entstehen«, betont Überall, und gleichzeitig den Besonderheiten einer multimodalen Versorgung von Schmerzpatienten in allen Stadien der Schmerzchronifizierung Rechnung tragen.« BACK TO THE ROOTS. Für den Begründer der evidenzbasierten Medizin, den kanadischen Epidemiologen David L. Sackett, ruht die Praxis der EBM auf drei Säulen: auf der externen (wissenschaftlichen) Evidenz, auf der individuellen klinischen Erfahrung eines Arztes und den Erfahrungen und Erwartungen Betroffener. »Genau auf diesen drei Säulen sollen auch die Praxis-Leitlinien von DGS und DSL ruhen«, betont Überall. Das Motto lautet also: zurück zu den Wurzeln. Da die Entwicklung von Leitlinien sehr aufwendig ist, werden die Praxis-Leitlinien von DGS und DSL in Modulen entwickelt. Zunächst werden auf der Ebene 1 Empfehlungen zu einzelnen Wirkstoffen und Medikamente für bestimmte Indikationen und Behandlungssituationen entwickelt, gefolgt von Empfehlungen zu nichtmedikamentösen (Ebene 2) und invasiven/operativen Verfahren (Ebene 3). Auf der höchsten Ebene 4 werden diese Empfehlungen gebündelt und abgewogen. PATIENTEN ALS GLEICHBERECHTIGTE PARTNER. Patienten haben bei der Entwicklung dieser Leitlinien nicht nur eine als »Beratungsrecht« getarnte Alibifunktion wie in anderen Fällen, sondern Stimmrecht. Das macht sie zu gleichberechtigten Partnern der Wissenschaftler und behandelnden Ärzte. So soll die Qualität der schmerztherapeutischen Versorgung flächendeckend verbessert und die Stellung der Patienten gestärkt werden. Beide Organisationen erwarten »eine generelle Effizienzsteigerung der Versorgung schmerzkranker Menschen im Gesundheitswesen.« Internet: www.proscience.com |
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Für Sie entdeckt und zusammengestellt durch ©EPS-Schäffler / D.I.H.T-Verlag G. PlumpTextzusammenstellung: © Ermasch
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