Prävention in der Gastroenterologie

Welche Vorsorgeuntersuchungen und -maßnahmen sind sinnvoll?

- Operieren, endoskopieren und...
- Symptome Durchfall
- Chronisch entzündliche...
- Schäden an Speiseröhre...





Prof. r. med. H. KoopProfessor Dr. med. Herbert Koop, Tagungspräsident Viszeralmedizin 2009; Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II, Gastroenterologie am HELIOS Klinikum Berlin-Buch, Berlin

Darmkrebs ist die häufigste Krebsart in Deutschland und rangiert bei den Todesfällen nach Lungenkrebs an zweiter Stelle. Da sich die Mehrzahl der Tumoren auf dem Boden von Polypen entwickelt, die über viele Jahre gutartig im Dickdarm wachsen, besteht die Möglichkeit, sie in diesem Stadium zu entfernen und somit der Krebsentstehung vorzubeugen.

Nachdem sich in vielen Studien gezeigt hatte, dass der Nachweis von verborgenem Blut (sogenannter Hämoccult-Test) kein verlässlicher Suchtest für Polypen (und selbst für Darmkrebs) darstellt, wurde 2002 die Darmspiegelung als Vorsorgemaßnahme ab dem 55. Lebensjahr im Bereich der GKV eingeführt. Ziel der Koloskopie ist es, alle identifizierten Polypen zu entfernen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2012 ca.

30% der anspruchsberechtigten Bevölkerung von dem Angebot Gebrauch gemacht haben werden. Polypen werden bei ca. jedem 3. Patienten gefunden, bösartige Tumoren in knapp 1% und diese in der Mehrzahl in frühen Tumorstadien mit entsprechend verbesserten Heilungschancen. Das Programm wird wissenschaftlich begleitet u. a. vom Zentralinstitut. Zwar kann die Darmspiegelung unangenehm sein, eine Sedierung ("Schlafspritze") vermag aber die Beschwerden weitgehend zu verhindern. Die Komplikationsraten sind ausgesprochen gering und treten meist in Zusammengang mit der Entfernung überwiegend großer Polypen auf.

Erste Modellschätzungen lassen erwarten, dass bei stabiler Inanspruchnahme der Vorsorgekoloskopie durch die Bevölkerung und sorgfältiger Nachbeobachtung der Patienten mit fortgeschrittenen Polypen die Zahl der Darmkrebserkrankungen um ca. 13% (Männer) bzw. 16% (Frauen) zurückgehen wird.

Da die konventionelle Koloskopie wegen der aufwendigen Abführmaßnahmen und der möglichen untersuchungsbedingten Beschwerden bei vielen Menschen noch auf Vorbehalte trifft, werden alternative Verfahren diskutiert. Eine dieser Methoden ist die virtuelle Koloskopie: mittels Computertomographie (CT) wird der Verlauf des Darmes bildlich rekonstruiert und in der Darmlichtung ("virtuell") nach Polypen gesucht. Dieses Verfahren hat aber Nachteile: die Strahlenbelastung ist beim CT erheblich und bei Anwendung an der gesunden Bevölkerung als problematisch einzustufen. Zudem muss der Darm gleichermaßen gut gereinigt werden wie bei der konventionellen Koloskopie. Farbunterschiede, die bei der direkten Betrachtung der Schleimhaut gesehen werden, können bei der virtuellen Koloskopie nicht erkannt werden.

Bei Auffinden von Polypen muss sich der betreffende Patient ohnehin erneut einer konventionellen Koloskopie unterziehen, also doppelt untersucht werden. Kleine und vor allem flache Polypen können der Erkennung bei der virtuellen Koloskopie entgehen. Dies lässt – trotz entsprechender Werbung für das Verfahren durch Radiologen – den Einsatz der virtuellen CT-Koloskopie für Vorsorgemaßnahmen allenfalls in Ausnahmefällen gerechtfertigt erscheinen, ein genereller Einsatz ist dagegen abzulehnen.

Große Erwartungen wurden in die Kapselendoskopie gesetzt, bei der eine kleine Miniaturkapsel verschluckt wird; diese sendet dann während der Darmpassage kontinuierlich Bilder vom Darminneren an einen Datenspeicher. Der Vergleich von Kapselendoskopie des Dickdarms mit der konventionellen Koloskopie hat aber gezeigt, dass ca. 30% der Polypen nicht erkannt werden. Daher ist das Verfahren als Suchtest für die Auswahl der Patienten, bei denen dann eine Koloskopie zur Polypentfernung anzuschließen wäre, (noch?) nicht geeignet – von den hohen Kosten ganz abgesehen.

Neuerdings wird ein neuer Stuhltest als vermeintlich hochempfindliches Verfahren propagiert: Im sogenannten M2-PK-Test wird ein Isoenzym der Pyruvat-Kinase (PK), das von Tumorzellen gebildet wird, im Stuhl nachgewiesen. Zwar erreicht der Test bei bereits manifesten Karzinomen deutlich bessere (aber insgesamt immer noch unbefriedigende) Ergebnisse im Vergleich zum Stuhltest auf okkultes Blut, für eine Aufdeckung von gutartigen Polypen sind die Studiendaten aber enttäuschend. Der Test wird zudem von den Krankenkassen nicht erstattet. Er kann derzeit als Suchtest im Darmkrebs-Screening nicht empfohlen werden.

Zusammenfassend stellt die Vorsorgekoloskopie das bevorzugte Mittel in der Darmkrebsvorsorge dar. Es ist unbedingt anzustreben, dass die Akzeptanz nicht sinkt, sondern vielmehr gesteigert wird. Dazu ist weiterhin eine breite Diskussion in den Medien unverzichtbar. Derzeit werden Empfehlungen erarbeitet, wie bei Menschen mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko (z. B. wenn Verwandte ersten Grades an Darmkrebs erkrankt waren) zu verfahren ist. Für Erkrankungen wie die Colitis ulcerosa, bei der das Risiko für Darmkrebs erheblich erhöht ist, bestehen bereits entsprechende Richtlinien. Im Rahmen des Kongresses wird vielfältig über die Methoden und den Nutzen der Darmkrebsvorsorge eingegangen.


Weitere Informationen und das Kongressprogramm finden Interessierte im Internet unter www.dgvs.de und www.dgav.de.



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Textzusammenstellung: © Ermasch - Presse - Service, Schäffler / PDK Aly Peckys
Fotos: © EPS-Schäffler / DGVS + DGAV
Quelle: DGVS + DGAV / Prof. r. med. H. Koop

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