Alzheimer-Demenz

– Epidemiologie, Krankheitsbild und die Therapieoption Memantine



Hintergrundinformationen
Dr. med. Jürgen Rieke - Ergebnisse der Anwendungsbeobachtung
PD Dr. Pasquale Calabrese - Memantine im klinischen Alltag
Prof. Dr. Alexander Kurz - Im Spannungsfeld zwischen Klinik und Praxis

Die Ergebnisse der Anwendungsbeobachtung und ihre Bedeutung in der neurologischen Spezialpraxis


Dr. med. Jürgen RiekeDie Wirksamkeit und Verträglichkeit des NMDA-Rezeptorantagonisten Memantine konnte in verschiedenen kontrollierten klinischen Studien (Reisberg et al. 2003, Winblad & Poritis 1999) gezeigt werden. Das zu untersuchende Patientenklientel in Plazebo-kontrollierten klinischen Studien sollte in den jeweiligen Gruppen vergleichbar sein.
Das bedeutet, dass die Patienten bezogen auf Co-Morbidität, Begleitmedikation etc. stark selektiert sind. Patienten, die in der täglichen Praxis diagnostiziert und therapiert werden, sind jedoch nicht so stark selektiert, d.h. sie sind meist multimorbide und erhalten aufgrund dessen häufig zahlreiche andere Medikamente. Daher ist es besonders wichtig, dass neben klinischen Studien auch Anwendungsbeobachtungen (AWBs) unter naturalistischen Bedingungen durchgeführt werden.

Diese geben Aufschluss über die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Substanz auch bei oben dargestellten heterogenen Patientengruppen, wie sie in der täglichen Praxis gesehen werden. In eine Spezialpraxis kommen meist Angehörige und Patienten, die schon in einem fortgeschrittenerem Stadium der Erkrankung sind, d. h. dann, wenn die ersten Verhaltensauffälligkeiten auftreten und dadurch eine Alzheimer-Demenz (AD) deutlicher zu Tage tritt. Wichtig ist es, neben der Diagnose und vor Einleitung der Therapie gemeinsam mit Angehörigen und Patienten mögliche Therapieziele zu besprechen. Heute allgemein bei der Behandlung der AD anerkannte und mit den zur Verfügung stehenden therapeutischen Optionen erreichbare Therapieziele sind eine Verbesserung der Symptomatik, eine Progressionsverzögerung und damit ein möglichst langer Erhalt der noch verbleibenden Fähigkeiten. Darüber hinaus sind der lange Verbleib in der vertrauten Umgebung und die Entlastung der Angehörigen durch eine Erleichterung der Pflege wichtig.

In Plazebo-kontrollierten klinischen Studien wurde gezeigt, dass Memantine sowohl die Kognition als auch die Alltagskompetenz der Patienten verbessert bzw. stabilisiert. Eine Reduktion der Heimeinweisung und Zeitersparnis bei der Pflege konnten ebenfalls bewiesen werden (Wimo et al. 2003). Die Ergebnisse der kontrollierten Studien konnten mit einer kürzlich durchgeführten AWB auch für die Situation in der Praxis bestätigt werden. In dieser AWB wurde die Wirksamkeit von Memantine (20 mg/Tag) anhand des Mini-Mental-Status Tests (MMST), der Nurse’s Observation Scale for geriatric patients (NOSGER), dem Explorationsmodul Demenz (EMD) und durch eine Globalbeurteilung des Patienten durch den Arzt gezeigt. Weiterhin wurde Memantine in diesem heterogenen Patientenkollektiv, in dem knapp 75 Prozent der Patienten mindestens eine Begleiterkrankung hatten, gut bis sehr gut vertragen.

Die Ergebnisse der AWB zeigen damit, dass dem behandelnden Arzt mit Memantine ein Medikament zur Verfügung steht, mit dem auch unter Bedingungen der täglichen Praxis die bei der Alzheimer-Demenz relevanten Therapieziele erreicht werden können: Neben der Wirksamkeit auf Kognition, Alltagskompetenz und klinischen Gesamteindruck hat die AWB eine gute Verträglichkeit belegt, die gerade für das heterogene Patientengut in der täglichen Praxis von entscheidender Bedeutung ist.


Kontakt:
Dr. med. Jürgen Rieke
Neurologische Gemeinschaftspraxis
Frankfurter Straße 22-24
35392 Gießen


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Fotos: © EPS-Schäffler / GCI Healthcare
Quelle: Dr. med. Jürgen Rieke

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Layout und Gestaltung: Andreas Schefisch 05.05.2009